2. Westfälisches Feldartillerie-Regiment Nr. 22

Zur ständigen Besatzung der Garnison Münster gehörte auch das 2. Westfälische Feldartillerie-Regiment Nr. 22.

Das 2. Westfälisches Feldartillerie-Regiment Nr. 22[1] wurde am 24.10.1872 gestiftet.

Die Formation entstand durch Teilung des zur 7. Artillerie-Brigade gehörenden Westfälischen Feldartillerie-Regiments und erhielt am 07.05.1874 die Bezeichnung: 2. Westfälisches Feldartillerie-Regiment Nr. 22.

Das Regiment stand seit 1872 in Münster.

Zwei Abteilungen garnisonierten aber zeitweise in Minden, und zwar die II Abteilung 1872 – 1899 und die IV. Abteilung 1893 - 1899. 

Im Jahre 1899 entstanden aus diesen beiden Abteilungen das FAR 58.

1914 hatten die Feldartillerie-Regimenter 2 Abteilungen mit je 3 fahrenden Batterien.

Feldartilleristen zu Pferde mit Ausbilder auf dem Gelände der neuen Kaserne an der Grevener Str.. Originale Fotokarte: Fotograf C. Dülberg/ Münster.

Die frühere Kaserne der Reitenden Artillerie war die Bergkaserne am Buddenturm. Dazu kamen weitere Standorte und Ställe in der Stadt.

Dazu waren noch ein Labor in der Johannis-Kommende und eine Artillerieschule sowie seit 1818 ein Artillerielabor an der Kreuzschanze vorhanden. Letzteres wurde 1889 bzw. 90 aus der Innenstadt an den Stadtrand verlagert.

An der Steinfurter Str. befand sich ein Artillerie-Depot.

Ab 1894 wurde die neue Kaserne an der Grevener Str. bezogen.

Parade des FAR 22 vor dem Schloss in Münster. Die Soldaten tragen Mäntel und präsentieren die Säbel.

Das Regiment gehörte zur 13. Division und bildete dort mit dem Mindenschen Feldartillerie-Regiment Nr. 58 die 13. Feldartillerie-Brigade.

Im kaiserlichen Heer wurde zwischen der Feld- und Fußartillerie unterschieden, letztere umfasste im Grunde die schwere Artillerie. Erstere umfasste fahrende und reitende Batterien, und zwar - ab 1887 - je Regiment neun und ab Beginn der neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts zwölf Batterien[2].

Der letzte Kommandeur des FAR 22 in feldgrauer Uniform mit seinem Adjutanten. 1914.

Die Kommandeure der Einheit waren im Wandel der Zeit: Minameyer (1872), Mertens (1873), Herrfahrdt (1879), Bleckert (1881), Richter v. Steinbach (1883), v. Preffentin (1889), v. Haenel (1894), Frhr. Schuler v. Senden (1897), Mühlmann (18899) und Hoffmann (1901).

Der letzte Kommandeur im Frieden (vom 22.04.1912 bis zum 31.10.1914) war Oberst Zunker.

Frühe Aufnahmen von Kanonieren aus dem FAR 22

Die Kanoniere des 2. Westfälisches Feldartillerie-Regiments Nr. 22 trugen einen dunkelblauen Waffenrock mit schwarzen Kragen und ebensolchen schwedischen Ärmelaufschlägen nebst roter Vorstöße.

Vorher hatte der Waffenrock sogenannte brandenburgische Ärmelaufschläge gehabt.

Die Knöpfe waren vom Tombak (gelb).

Die dunkelblaue Mütze (Krätzchen genannt) hatte einen schwarzen Besatzstreifen mit roten (ponceauroten) Vorstößen (um den Deckelrand und um die Ränder des Besatzstreifens).

Die Reit- bzw. Tuchhose war dunkelblau-meliert und hatte einen roten Vorstoß. Erstere hatte einen schwarzen Lederbesatz.

Kanoniere des FAR 22 im Dienstanzug.

Zum Dienstanzug gehörte der schwarz-lackierte Lederhelm mit gelbem Beschlag. Als Helmschmuck diente der heraldische Adler. Typisch für die Artillerie war im Übrigen ein Kugelaufsatz.

Zum Helm wurden metallene Schuppenketten getragen.

Das Lederzeug war weiß.

Feldartilleristen mit Unteroffizier (mittig). Die Eigentumsröcke sind von hellerer Farbe. Die Kanoniere tragen das Krätzchen mit der preußischen und der Reichskokarde.
Gefreiter in Ausgehuniform mit Schießauszeichnung und Winkerabzeichen nebst weißen Handschuhen.
Umtrunk von Angehörigen des FAR 22. Originale Fotokarte. Fotograf: C. Dülberg/ Münster.

Mannschaften des FAR 22 im Drillich

Unteroffiziere des FAR 22

Offiziere des FAR 22

Bei der Feldartillerie war neben der Bedienung am Geschütz auch die Ausbildung im Reiten und Fahren erforderlich. Die Ausbildung im Reiten ähnelte der Praxis bei der Kavallerie.

Die Fahrer mussten in der Lage sein, ein bespanntes – sechsspänniges – Geschütz in allen Gangarten und bei allen Bodenverhältnissen zu beherrschen, sie mussten das Gespann zum Auf- und Abprotzen wenden und Hindernisse überwinden können. Bei den fahrenden Batterien saßen die Bedienungsmannschaften auf, bei den reitenden Batterien folgten diese den Geschützen zu Pferde.

In der Exerziervorschrift der Fußartillerie hieß es, dass diese im Verein mit der Feldartillerie der Infanterie den Weg zum Siege bahnen sollte. Hauptaugenmerk sollte deshalb auf gutes Schießen gelegt werden. Als Voraussetzungen hierfür galten Beherrschung des Geschützes, Beweglichkeit der Truppe und taktisches Verständnis der Führer.

Richtübungen und Schulschießen waren bei der Artillerie zwangsläufig Voraussetzungen für gutes Schießen, zudem musste Feuerleitung und die Übermittlung von Nachrichten sowohl bei der Feld-, als auch bei der Feld-Artillerie trainiert werden.

Die Feld-Artillerie konnte die Truppenübungsplätze häufiger wechseln, da sie beweglicher als die Fuß-Artillerie war.

Dienstbetrieb beim FAR 22

Reservistenfoto aus dem Jahre 1893.

Seit 1907 war die feldgraue Uniform als Anpassung an die Rahmenbedingungen des modernen Krieges eingeführt worden.

Die Merkmale der feldgrauen Uniform waren bei der Feldartillerie folgende:

Die Mütze bestand aus feldgrauem Tuch mit einem schwarzen Besatzstreifen und ponceauroten Vorstößen um den Rand des Deckels und um die Ränder des Besatzstreifens.

Der feldgraue Waffenrock hatte vorn herunter und hinten an den Taschenleisten ponceauroten Vertrauen.

Der Klappkragen hatte eine schwarzen Vorstoß.

Die Ärmelaufschläge waren wie bei der Friedensuniform schwedisch und hatten am oberen und unteren Rand einen schwarzem Vorstoß.

Die Schulterklappen waren auch feldgrau und hatten einen Vorstoß in der Farbe der Schulterklappen der Friedensuniform. Das Abzeichen (Nr. und platzende Granate) war rot.

Am Waffenrock wurden Knöpfe von Tombak getragen und zeigten eine Krone.

Die feldgraue Reithose hatte einen ebensolchen Reitbesatz.

Die feldgraue Tuchhose hatte ponceaurote Seitennäthe an den Seitennähten.

Am Mantel wurden die Schulterklappen vom Waffenrock geführt.

Angehörige des FAR 22 in feldgrauer Uniform

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges gingen aus dem 2. Westfälisches Feldartillerie-Regiment Nr. 22 weitere Formationen hervor, so u. A. die 2. Abteilung des Reserve-Feldartillerie-Regiments Nr. 14. Hier (wohl auf der Kinderhausener Heide) angetreten bzw. aufgefahren.
Ausbildung am Geschütz (in der Heimat). Undatierte originale Fotokarte.
Rekruten für das FAR 22 im Jahre 1918. Erinnerung an die Ausbildungszeit vom 12.03. bis zum 15.05.1918 in Münster.

Denkmäler nach 1918

Für das 2. Westfälische Feldartillerie-Regiment Nr. 22 wurde im Schlosspark im Jahre 1923 ein entsprechendes Kriegerdenkmal errichtet.  Der Entwurf stammte von dem Künstler Alexander Frerichmann und zeigte bzw. zeigt eine etwa lebensgroße Figur eines Artilleriefahrers auf einem Postament. Beide Hände sind auf einem Säbel gestützt. Die vordere Seite schmückt ein eisernes Kreuz mit Lorbeer umkränzt. Seitlich findet sich ein umkränzter Stahlhelm.

Die Inschriften beinhalten einen verpflichtenden Aufruf zu permanenter Kampfbereitschaft und sind von dem Revanchegedanke getragen.

Das Denkmal ist den Gefallenen der vorgenannten Einheit und ihrer Tochterformationen gewidmet. Die Namen der Gefallenen sind im Innern des Denkmals aufbewahrt.

Das 2. Westfälische Feldartillerie-Regiment Nr. 22 hatte 52 gefallene Offiziere und 343 tote Unteroffiziere bzw. Mannschaften zu beklagen.

Foto des des Denkmals des FAR 22 im Schlßgarten. Zu sehen ist eine lebensgroße Figur auf einem Postament. Das Denkmal wurde von dem Künstler Alexander Frerichmann geschaffen und am 05./06.05.1923 eingeweiht.

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