Der Verlauf des Ersten Weltkrieges (1917)
Das Kriegsjahr 1917
Am 19.01. erfolgte ein deutsches Bündnisangebot an Mexiko. Dies führte zwangsläufig zu Spannungen mit Nordamerika. Am 01.02. kündigte Deutschland den uneingeschränkten U-Boot-Krieg an. Die Forderung nach einem solchen massiven Handelskrieg kam auch aus den Reihen des Reichstages und setzte den Reichskanzler Bethmann Hollweg unter Druck.
Ziel war es, vor allem Großbritannien innerhalb weniger Monate zu erschöpfen und zwar bevor der erwartete Kriegseintritt Nordamerikas in Europa Wirkung zeigte. Die deutsche Admiralität hatte hierbei eine monatliche Versenkungsziffer von 600000 Tonnen als notwendig errechnet. Hierfür standen 105 U-Boote zur Verfügung. Die Entscheidung für den uneingeschränkten U-Bootkrieg implizierte das sichere Risiko eines Krieges mit Nordamerika und so kam es auch. Bereits am 03.02. wurden die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und den USA abgebrochen. Am 06.04. erfolgte die amerikanische Kriegserklärung. Obwohl die deutschen U-Boote erfolgreich agierten - sie versenkten in der Zeit vom 01.02. bis zum 31.12.1917 insgesamt 6 141 000 BRT – stach die letzte Karte der OHL nicht, der prognostizierte Zusammenbruch der britischen Widerstandskraft trat nicht ein.
Im Westen überraschte das neue militärische Führungsduo Hindenburg/ Ludendorff die Gegner durch die Rückverlegung der deutschen Front auf die befestigte Siegfriedstellung zwischen Arras und Soissons. Damit wurde die Front um ca. 170 km verkürzt und die Fronttruppen wechselten von widrigen Bedingungen in den schlecht ausgebauten und verschlammten Schützengräben in gute Dauerstellungen. Das aufgegebene Gelände wurde systematisch zerstört. Der Rückzug unterminierte die Kampfmoral der deutschen Soldaten aufgrund des Vertrauens in die neue militärische Führung nicht. Die Briten und Franzosen reagierten auf die deutsche Absetzbewegung zögerlich, versuchten aber dann mit Massenageriffen den Durchbruch, so ab dem 02.04. im Artois, ab dem 16.04. an der Aisne, ab dem 07.05. am Winterberg usw. und ab dem 09.05. in der Champagne. Die französischen Angriffe wurden blutig abgeschlagen, es kam zu umfassenden Meutereien in der französischen Armee. Diese war für einen gewissen Zeitraum nicht mehr einsatzfähig. Auch die britischen Angriffe vor allem in Flandern scheiterten bzw. erreichten nur Teilerfolge, so z. B. in der Tankschlacht bei Cambrai vom 20.11. bis zum 05.12. Schon am 15.09.1915 hatte die britische Armee in der Schlacht an der Somme erstmalig Tanks = Panzer (49) eingesetzt, damit betrat eine neue Waffengattung das Schlachtfeld. Sie würde die Kriegsführung revolutionieren, allerdings ließ der Anfang eine solche Folgewirkung nicht unbedingt erwarten. Die betroffenen deutschen Einheiten waren zunächst ohnmächtig gegenüber der neuen Waffe, allerdings hatten nur 32 britische Tanks überhaupt den Gefechtsraum erreicht. 9 Tanks wurden nach Überwindung des ersten Schocks niedergekämpft, teilweise mit Direktbeschuss durch die Artillerie. Einige Tanks fuhren sich in Granatrichtern fest, einige hatten Motorpannen, nur 9 Tanks kehrten von dem ersten Panzerangriff der Kriegsgeschichte in ihre Ausgangsstellungen zurück. Am 20.11.1917 war. die britische Tankwaffe erfolgreicher, dieses Mal waren 400 Tanks beteiligt. Es wurden große Einbrüche in die „Siegfried-Stellung“ erzielt, die von den Deutschen nur mit großer Mühe abgeriegelt werden konnten. Trotz der gelungenen Abwehr des Tankangriffs hatten dessen anfängliche Erfolge der britischen Führung gezeigt, dass das Aufbrechen der seit Jahren im Stellungskrieg erstarrten Fronten durch Massenangriffe von Tanks möglich geworden war. Deutsche Reserveeinheiten verhinderten aber ein Desaster und in einer Gegenoffensive ab dem 30.11. konnte beinahe das gesamte verlorene Terrain zurück erobert werden.
Die letzten großen Angriffe der Briten in Flandern erfolgten im Oktober bzw. November, gleichzeitig versuchten die Franzosen Entlastungsangriffe vor Verdun, am Chemis des Dames und an der Laffauxecke. Die neue französische Heerführung – General Petain hatte General Nivelle Ende Mai abgelöst - hatte die existenzielle Krise in der französischen Armee überwunden.
An der Italienfront gelang der deutsch-österreichischen 14. Armee unter General Otto von Below bei Flitsch und Tolmein der Durchbruch, die Italiener wurde zum Rückzug bis hinter den Piave gezwungen. Dort endete die Verfolgung. General Diaz organisierte hier mit Unterstützung der Briten und Franzosen als Nachfolger des geschlagenen Generals Cadorna den Widerstand. Folge war, dass die Alliierten endlich ein gemeinsames Oberkommando etablierten, um die kriegerischen Anstrengungen zu koordinieren. Die Italiener hatten 40000 Verluste, 2650000 Gefangene und ca. 3000 Geschütze verloren, dennoch gelang es noch einmal, die italienische Armee innerlich zu festigen. Den Österreichern sollte das 5. Kriegsjahr Verderben bringen, ihre Armee war schon lange nur noch mit massiver deutscher Unterstützung den Belastungen des Krieges gewachsen.
Die Ost- und Balkanfront sah im Januar Verfolgungskämpfe gegen die Rumänen in der Ostwalachei, am 04.01. wurde Braila besetzt. Ab Februar wurde es aber aufgrund der russischen Revolution an der Ostfront für Monate ruhiger. Der Zar dankte am 02.03. ab, aber die nachfolgende provisorische bürgerliche Regierung bzw. die späteren Koalitionsregierungen unter A. F. Kerenski wollten den Kampf gegen die Mittelmächte weiterführen. Es kam deshalb zu weiteren Kämpfen an der russischen Südwestfront und in Ostgalizien. Am 03.09. besetzten deutsche Truppen Riga.
Im Oktober wurden die baltischen Inseln Ösel, Moon und Dagö im Rahmen des bisher größten Landungsunternehmens mit ca. 23000 Mann und 3000 Pferden besetzt. Es war eine gelungene gemeinsame Operation von Marine und Heer. Mit Billigung Deutschlands gelangte Lenin aus dem Schweizer Exil nach Russland und griff – wie von deutscher Seite geplant - nachhaltig in die innenpolitischen Machtkämpfe ein. Während noch am 03. und 04.07. die amtierende Regierung unter Kerenski oppositionelle Demonstrationen in Petersburg zusammen schießen ließ, gelang in der sogenannten Oktoberrevolution die Machtübernahme durch die Bolschewiken. Lenin übernahm in der Folge die Macht als Präsident des Rats der Volkskommissare. In Russland war die Versorgungslage katastrophal, die Bolschewiken wollten den Krieg beenden. Am 15.12. kam es zu einem Waffenstillstand zwischen Russland und den Mittelmächten für einen Zeitraum von 28 Tagen, am 22.12. begannen entsprechende Friedensverhandlungen.
Im Nahen Osten befanden sich die deutsch-türkischen Truppen auf dem Rückzug, am 09.12. besetzen die Briten Jerusalem.
Die Reste der deutschen Schutztruppe marschierten unter Lettow-Vorbeck durch Portugiesisch-Ostafrika (November bis September 1918). Die Kämpfe im Orient bzw. in Afrika waren aber nur unbedeutende Nebenkriegsschauplätze.
In Deutschland nahmen 1917 die innenpolitischen Konflikte zu, es kam es im April zu Massenstreiks. Die SPD hatte sich 09.11.04. in Gotha auf gespalten. Folge war eine weitere Radikalisierung der deutschen Innenpolitik. Am 13.07. wurde unter dem Druck der militärischen Führung der Reichskanzler Bethmann Hollweg durch Dr. Michaelis ersetzt, diesem folgte am bereits am 01.11. der bayerische Ministerpräsident Georg Graf von Hertling als neuer Reichskanzler nach. Die bedrohliche innenpolitische Entwicklung in Russland und die zunehmende Unzufriedenheit in der Bevölkerung motivierte zu verspäteten politischen Reformen. Diese sollten den Parlamentarismus vorbereiten und den Obrigkeitsstaat zum Volksstatt entwickeln. Es waren aber nur halbherzige Versuche. Der Reichstag stimmte über eine vom Zentrumsabgeordneten Matthias Erzberger vorgetragene Friedensresolution ab, die ausdrücklich auf territoriale Eroberungen verzichtete. Die militärische Führung reagierte auf die mit Mehrheit angenommene Erklärung mit Empörung.