Szenen des Krieges - Hygiene
Im Frieden oblag die Gesundheits- und Krankenpflege den Sanitätsoffizieren, die von Krankenwärtern unterstützt wurden. Um ansteckbare Krankheiten möglichst vorzubeugen, mussten die Unterkunftsräume in den Kasernen regelmäßig untersucht werden, ebenso das Trinkwasser und die Lebensmittel. Die Mannschaften sollten vor Beginn größerer Märsche – z. B. zur Manöverzeit - auf ihre Belastbarkeit hin untersucht werden. In den Kasernen gab es Revierkrankenstuben, in den Garnisonen existierten Lazarette. Für Unteroffiziere und Gemeine wurden bei den verschiedenen Armeekorps Genesungsheime errichtet. Im Kriege herrschten andere Rahmenbedingungen, dennoch war das Sanitätswesen des deutschen Heeres auf einem vergleichsweise hohem Stand. 1914-18 fielen verhältnismäßig wenig deutsche Soldaten Seuchen zum Opfer, so sollen im Kriege an Pocken 21, an Typhus 11723, an Ruhr 8646, an Cholera 1693, an Malaria 452, an Grippe 999 und an Fleckfieber 1345 deutsche Soldaten gestorben sein.
In den beengten Verhältnissen im Schützengraben waren nicht nur die ständige Feuchtigkeit, sondern auch die Ratten und die Läuse problematisch. An dieser Stelle folgt ein Zitat aus dem wohl bekanntesten Roman zum Ersten Weltkrieg: Im Westen nichts Neues: "Es ist beschwerlich, die einzelne Laus zu toeten, wenn man Hunderte hat. Die Tiere sind etwas hart, und das ewige Knipsen mit den Fingernägeln wird langweilig. Tjaden hat deshalb den Deckel einer Schuhputzschachtel mit Draht über einem brennenden Kerzenstumpf befestigt. In diese kleine Pfanne werden die Läuse einfach hineingeworfen - es knackt, und sie sind erledigt. Wir sitzen rundherum, die Hemden auf den Knien, den Oberkörper nackt in der warmen Luft, die Hände bei der Arbeit. Haie hat eine besonders feine Art von Läusen: sie haben ein rotes Kreuz auf dem Kopf. Deshalb behauptet er, sie aus dem Lazarett in Thourhout mitgebracht zu haben; sie seien von einem Oberstabsarzt persönlich Er will auch das sich langsam in dem Blechdeckel ansammelnde Fett zum Stiefelschmieren benutzen und brüllt eine halbe Stunde lang vor Lachen über seinen Witz" Ausgabe Ulm/ Donaus,S. 1975). Der Autor war selbst Kriegsteilnehmer.
Zur Rattenplage findet sich in dem vorgenannten Roman folgende Passage: "Wir müssen auf unser Brot achtgeben. Die Ratten haben sich sehr vermehrt in der letzten Zeit, seit die Gräben nicht mehr in Ordnung sind. Die Ratten hier sind besonders widerwärtig, weil sie so groß sind. Es ist die Art, die man Leichenratten nennt. Sie haben scheußliche, bösartige, nackte Gesichter, und es kann einem übel werden, wenn man ihre langen, kahlen Schwänze sieht. Sie scheinen recht hungrig zu sein. Bei fast allen haben sie das Brot angefressen. Kropp hat es unter seinem Kopf fest in die Zeltbahn gewickelt, doch er kann nicht schlafen, weil sie ihn über das Gesicht laufen, um heranzugelangen. Detering wollte schlau sein; er hatte an der Decke einen dünnen Draht befestigt und sein Bündel mit Brot darangehängt. Als er nachts seine Taschenlampe anknipst, sieht er den Draht hin und her schwanken. Auf dem Brot reitet eine fette Ratte.
Schließlich machen wir ein Ende. Die Stücke Brot, die von den Tieren benagt sind, schneiden wir sorgfältig aus; wegwerfen können wir das Brot ja auf keinen Fall, weil es morgen sonst nichts zu essen haben. Die abgeschnittenen Scheiben legen wir in der Mitte auf dem Boden zusammen. Jeder nimmt seinen Spaten heraus und schlagbereit hin. Detering, Kropp und Kat halten ihre Taschenlampen bereit.
Nach wenigen Minuten hören wir das erste Schlurfen und Zerren. Es verstärkt sich, nun sind es viele kleine Füße. Da blitzen die Taschenlampen auf, und alles schlägt auf den schwarzen Haufen ein, der auseinanderzischt. Der Erfolg ist gut. Wir schaufeln die Rattenteile über den Grabenrand und legen uns wieder auf die Lauer.
Noch einige Male gelingt uns der Schlag. Dann haben die Tiere etwas gemerkt oder das Blut gerochen. Sie kommen nicht mehr. Trotzdem ist der Brotrest auf dem Boden am nächsten Tage von ihnen weggeholt...." (S..77).