Der Verlauf des Ersten Weltkrieges (1916)

Das Kriegsjahr 1916

Am 04.01.1916 beschloss die OHL Verdun anzugreifen. Beabsichtigt war keine Durchbruchsschlacht, sondern begrenzte deutsche Kräfte sollten an dieser prestigeträchtigen Stelle der Westfront starke feindliche Truppen binden und den Gegner durch hohe Verluste nachhaltig  schwächen. Am 21.02. begann die Armee des deutschen Kronprinzen mit dem Angriff und  erzielte anfängliche Erfolge. So konnte bereits am 25.02. das Fort Douaumont erobert, am 02.03. das Dorf Douaumont und am 08.03. das Dorf Vaux besetzt werden. Am 14.03. wurde die Höhe „Toter Mann“ erstürmt.

Karte zu den Angriffsplänen auf Verdun.
Der Kommandant (Commandant Sylvain Eugène Raynal ) des französischen Forts Vaux geht in Gefangenschaft. Originales Foto aus dem Jahre 1916. Das Fort Vaux gehörte zur ersten Phase der Verstärkung des Festungsgürtels um Verdun in den Jahren 1881 bis 1884. Das Fort wurde nicht von der französischen Besatzung (etwa 400 Mann) geräumt, sondern - anders als das Fort Douaumont - äußerst konsequent und hartnäckig verteidigt. Nach langen - vor allem für die deutschen Angreifer verlustreichen Angreifen - kapitulierte das Fort am 07.06.1916 vor allem wegen Wassermangel, aber auch wegen Erschöpfung.

Das Ziel des deutschen Armeeoberkommandos des Ausblutens der französischen Armee erfüllte sich aber nicht, da die Kämpfe auf beiden Seiten enorme Verluste kosteten. Im September wurde deshalb die aussichtslose Offensive eingestellt. Bereits ab dem 25.06. hatten die britische (und französische) Kräfte – auch zur Entlastung der französischen Truppen - im Frontabschnitt um Verdun im Gebiet der Ancre und der Somme mit einer Durchbruchsschlacht begonnen. Nach einem mehrtägigen Trommelfeuers und monatelanger Kämpfe konnte die deutsche Front zwar auf einer Breite von ca. 40 km Breite und 12 km Tiefe eingedrückt werden, allerdings wurde ein Durchbruch – trotz deutlicher  Materialüberlegenheit der Briten und Franzosen - nicht erzielt. Die Kämpfe um Verdun und die Sommeschlacht hatten wieder gezeigt, dass sich regelmäßig der Verteidiger in der besseren Position befand. Eine Rückkehr zum Bewegungskrieg wurde trotz gewaltigen Materialeinsatzes und Massenangriffen nicht erreicht. Die Verluste, allein in der Sommeschlacht beidseitig 750000 Tote, rechtfertigen die geringfügigen Korrekturen des Frontverlaufs nicht. In den Materialschlachten gerieten die beteiligten Soldaten im übrigen an die Grenze der psychischen Belastbarkeit. Die besonderen Anforderungen der Materialschlacht schufen einen neuen Soldatentypus, es entstand die Notgemeinschaft des Schützengrabens jenseits hierarchischer und ständischer Unterschiede. Die Kluft zwischen den im Frontbereich eingesetzten Einheiten und der Etappe wurde zusehends größer.

Karte zum Angriff auf Verdun.
Französische Soldaten in der Stellung. Undatiertes originales Foto.

Während aus Sicht der Entente und der Mittelmächte die Entscheidung an der Westfront stattfinden sollte, versuchten die Italiener den Durchbruch in den Alpen. Die ersten 5 Isonzoschlachten (zuletzt: 15.-20.03.)  hatten nur geringen Raumgewinn gebracht. Die nächsten vier Schlachten im August (04.-16.), September (14.-17.) und Oktober (09.-12., 29.-31.) entwickelten sich zu wechselseitigen Abnützungskämpfen mit großen Verlusten für beide Seiten.

Französische Gefangene werden bei Verdun nach hinten zurück geführt. Originale Fotokarte um 1916.

Im Osten wurden die Mittelmächte durch russische Massenangriffe überrascht. Im Rahmen der sogenannten Brussilow-Offensive (04.06. – 07.12.)  erreichten die Russen enorme Einbrüche in die südliche Ostfront und fügten den österreichischen Truppen eine bedeutsame Niederlage zu. Die Mittelmächte, durch die heftigen Kämpfe an der Westfront und in den Alpen stark engagiert, mussten reagieren und erst die deutschen Gegenangriffe unter General von Linsingen erreichten die Einstellung der erfolgreichen russischen Offensive.

Während aus Sicht der Entente und der Mittelmächte die Entscheidung an der Westfront stattfinden sollte, versuchten die Italiener den Durchbruch in den Alpen. Die ersten 5 Isonzoschlachten (zuletzt: 15.-20.03.)  hatten nur geringen Raumgewinn gebracht. Die nächsten vier Schlachten im August (04.-16.), September (14.-17.) und Oktober (09.-12., 29.-31.) entwickelten sich zu wechselseitigen Abnützungskämpfen mit großen Verlusten für beide Seiten. Im Osten wurden die Mittelmächte durch russische Massenangriffe überrascht. Im Rahmen der sogenannten Brussilow-Offensive (04.06. – 07.12.)  erreichten die Russen enorme Einbrüche in die südliche Ostfront und fügten den österreichischen Truppen eine bedeutsame Niederlage zu. Die Mittelmächte, durch die heftigen Kämpfe an der Westfront und in den Alpen stark engagiert, mussten reagieren und erst die deutschen Gegenangriffe unter General von Linsingen erreichten die Einstellung der erfolgreichen russischen Offensive.

Truppentransport auf der Donau bei Braila. Originales Foto aus dem Jahre 1916.

Am 27.08. erfolgte die Kriegserklärung Italiens an Deutschland, im August trat  Rumänien aufgrund seiner engen Beziehungen zu Russland auf Seiten der Entente in den Krieg ein. Es folgte ein Angriff der Mittelmächte auf Rumänien, seit Anfang September (01.09.) durch Bulgarien unterstützt. Bis März 1916 war bereits Mazedonien von den Mittelmächten besetzt worden, im Januar und Februar waren die Österreicher in Albanien einmarschiert. Unter dem Oberbefehl von Generalfeldmarschall von Mackensen wurden deutsche, österreichische, bulgarische und türkische Truppen gegen Rumänien offensiv und konnte die rumänische Armee bis auf Reste niederkämpfen. Letztere wichen in Richtung russische Front aus. Im Zuge des Balkanfeldzuges hatte die neu gebildete deutsche 9. Armee unter General von Falkenhayn die Rumänen aus Siebenbürgen völlig verdrängt. Falkenhayn hatte nach der erfolglosen Offensive auf Verdun am 29.08. den Oberbefehl an das erfolgreiche Führungsduo Hindenburg/ Ludendorff abgeben müssen. Hindenburg wurde Chef des Generalstabes und Ludendorf übernahm die Funktion eines Ersten Generalquartiermeisters. Die Abnützungsstrategie Falkenhayns war im Westen gescheitert, er erhielt jedoch auf dem Balkon die Chance zur Rehabilitierung.

General v. Falkenhayn im Gespräch mit Soldaten an der Front in Rumänien. Originales offizielles Foto.

Ab Februar/ März wurde der Handelskrieg durch deutsche U- Boote fortgesetzt, allerdings sollte der Seekrieg nach wie vor eingeschränkt geführt werden. Lediglich bewaffnete Hilfskreuzer hatten bisher den Handelskrieg – auch in Übersee – weiter geführt. Vom 31.05. – 01.06. fand die größte Seeschlacht rangierter Flotten am Skagerrak zwischen der britischen Flotte unter Admiral Jellicoe und der deutschen Flotte unter den Admiralen Hipper und Scheer statt.

Deutsche Schiffe im Skagerrak. Undatiertes originales - zeitgenössisches - Foto.

Der zu mindestens von deutscher Seite unbeabsichtigte Schlachtabtausch zwischen der deutschen Hochseeflotte und der Royal Navy  endete mit geringeren Verlusten für die deutschen Schiffe, ca. 6000 Briten und ca. 2500 Deutsche fanden den Tod. Der britische Befehlshaber Jellicoe hatte mehrfach die Möglichkeit, die Entscheidung zu erzwingen, aber durch geschickte Aktionen entzog sich die deutsche Flotte rechtzeitig der Vernichtung. Letztlich endete der Kampf zwischen 151 englischen und 99 deutschen Schiffen mit einem taktischen Erfolg der deutschen Hochseeflotte, deren Besetzungen und Schiffe sich bewährten. Eine entscheidende Bedeutung hatte die Schlacht nicht. Der britische Admiral Jellicoe wurde im November durch Admiral Beatty abgelöst.

Das 1. Geschwader in Kiellinie bestehend aus der SMS Barbarossa, S;S Kaiser Karl d. Gr., SMS Wettin, SMS Wittelsbach, SMS Zähringen, SMS Mecklenburg, SMS Schlesien, SMS Hannover. Originales Foto (01.05.1909).
Karte zur Seeschlacht am Skagerrak.
Foto der SMS Kaiserin. Die SMS Kaiserin gehörte zum III. Geschwader. Dieses fuhr in der Schlacht von Skagerrak voraus. Die SMS Kaiserin blieb unbeschädigt, traf aber die gegnerische HMS Warspite. Später gehörte das Schiff zum IV. Geschwader.

In Übersee streckten am 18.02. die Reste der deutschen Kolonialtruppe im Kamerun die Waffen.

Im Verlauf des Jahres 1916 wurde der Einfluss des Krieges auf die inneren Zustände der beteiligten Staaten zunehmend offenbar. Alle Staaten mussten den Notwendigkeiten des Kriegs Tribut zollen. Die Materialüberlegenheit der Entente wurde bereits in der Sommeschlacht drückend spürbar, in Deutschland wurden aufgrund der fehlenden Importe erste Versorgungs- und Ernährungsprobleme sichtbar (Steckrübenwinter 1916/17). Schon ab 1915 kam es zur Rationierung von Lebensmitteln.  Das Wirtschaftsleben musste immer mehr staatlich reguliert und die Verwendung von Rohstoffen organisiert werden. Mangel zwang zu Ersatzbeschaffungen. Die militärische Führung erhielt immer mehr Einfluss auf die Außen- und Innenpolitik, es entstanden zentrale Stellen für die Verwaltung aller Rohstoffe und eine Ausrichtung der gesamten Wirtschaft auf die Belange des Krieges. Der freie Handel wurde durch eine Art Zwangswirtschaft ersetzt,  die staatlichen Zwangsmaßnahmen des so genannten Hindenburg-Programms erfaßte beinahe alle wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereiche. Im Mai gab es erste Hungerdemonstrationen in Leipzig. Am 02.12. wurde ein Gesetz zum Vaterländischen Hilfsdienst angenommen. Damit wurden große Teile der Wirtschaft zum Zwecke der Rüstungsproduktion militarisiert. Arbeiter konnten nun zwangsverpflichtet werden. Die Kriegsziele der Mittelmächte verhinderten realistische Friedensbemühungen, ein Sonderfrieden mit Russland kam (noch) nicht zu Stande.   

Das Jahr 1916 hatte für Deutschland politisch eine tiefe Krise gebracht. Die enorme Zahl an Gefallenen und die schwierige Ernährungssituation führte innenpolitisch zu Spannungen. Das große Prestige von Hindenburg und Ludendorff sollte militärisch die Wende bringen, allerdings gab es nach drei Kriegsjahren eine Reihe von Friedensbemühungen. Im Dezember 1916 hatte der amerikanische Präsident Wilson einen 14 Punkte umfassenden Plan zur Beendigung des Krieges allen kriegsführenden Staaten vorgelegt. Schon am 12.12.1916 hatte es nach dem Sieg über Rumänien ein Friedensangebot der vier Mittelmächte an die Alliierten gegeben. Sie wollten aus einer Position der Stärke zu einem Ausgleich kommen, jedoch war die Antwort der Entente eindeutig negativ. Auch die amerikanische Friedensinitiative scheiterte. Am 04. und 07.01. beschlossene die Alliierten in Rom die zukünftigen Operationen besser aufeinander  abzustimmen. Nachdem ein Ende des Krieges nach den Vorstellungen Deutschlands zum jetzigen Zeitpunkt offensichtlich nicht erreicht werden konnte, sollte noch einmal die militärische Entscheidung gesucht werden.

Französische Gefangene. Nach einem originalen Foto aus dem November des Jahres 1916.

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