Szenen des Krieges - Ärzte, Krankenträger, Sanitäter und Lazarette
Text wird ergänzt. Abbildungen folgen.
Im 1. Weltkrieg wurden auf Seiten der Mittelmächte insgesamt 8 388 448 Verwundete gezählt, davon 4 216 058 Deutsche (nach anderer Quelle: 5 686 937). Von Anfang des Krieges bis Ende 1914 waren es schon 540 718 Verwundete, darunter 11519 Offiziere. Durchschnittlich hatte das deutsche Heer 1914/18 jährlich etwa 34,5 v. T an Ausfällen zu beklagen. Von 100 Verwundeten verließen 81 als geheilt das Lazarett, etwa mehr als Hälfte (54) kehrten zur Front zurück. Die meisten tödlichen Verletzungen gingen auf Artilleriewirkung zurück. Etwa 70000 Gasversehrte wurden in den Lazaretten behandelt, hiervon starben etwa 8 %.
Das Sanitätspersonal der deutschen Armee vor dem Weltkrieg bestand aus Sanitätsmannschaften, Krankenträgern, Militärkrankenwärtern, sowie den Sanitäts-Offizieren, -Anwärtern, Militärapothekern und Lazarett-Verwaltungs-Beamten.
Erstere befanden sich bei den einzelnen Formationen und ergänzten sich aus der Mannschaft. Die Krankenträger und Militärkrankenwärter gehörten zum Train.
Krankenträger gab es im Frieden nur bei Übungen und Manövern (bestanden schon 1813).
Die Sanitätsoffiziere waren zugelassene Ärzte mit verschiedenen Rangstufen.
Militärapotheker und Lazarett-Verwaltungs-Beamte gehörten zur Militärverwaltung.
Sanitätsmannschaften galten schon seit 1867 als Kombattanten (Kämpfer), für sie wurde ab 1869 die Rotkreuzbinde am linken Oberärmel vorschriftsmäßig. Sie wurde vermutlich im Feldzug 1866 zum ersten Mal angelegt.
Die Krankenwärter trugen traditionell eine ganz blaue Uniform.
Die Sanitätsmannschaften trugen ab 1913 hingegen die Uniform ihres Truppenteils (mit gelben Äskulapstab auf dem rechten Oberarm).
Im Ersten Weltkrieg stand an der Spitze des Sanitätswesen des deutschen Heeres der Chef des Feldsanitätswesens im sogenannten Großen Hauptquartier.
Der O.H.L. standen nach Cron 11 Lazarett- und 7 Hilfs-Lazarettzüge zur Verfügung.
Bei jedem Armee-Oberkommando befand sich der Armeearzt und bei jeder Etappen-Inspektion der Etappenarzt. Ihm stand ein beratender Hygieniker zur Seite.
Hier befanden sich auch Krankentransport-Abteilungen, Sanitätsdepots usw.
Jedes Generalkommando hatte einen Korpsarzt.
Sanitäter
Zur Organisation des Sanitätswesens an der Front nebst Etappe führt der Autor (Schulz) in der seiner Regimentsgeschichte des Infanterie-Regiments Graf Bülow von Dennewitz (Nr. 55) im Weltkriege (Detmold 1928) das Nachfolgende aus:
""Der Sanitätsdienst in der Stellung lässt sich in zwei Gruppen einteilen, in den Dienst in den Ortskrankenstuben der Ruhequartiere und in den Dienst in der Stellung. In den Ruhequartieren richteten die Bataillone Ortskrankenstuben ein. Dorthin kamen die Leichtkranken, die in kurzer Zeit wiederhergestellt waren und deren Abschub in die Lazarette und Heimat nicht erforderlich war. Der Dienst in der Ortskrankenstube spielte sich in ähnlicher Weise wie der Revierdienst und der Aufenthalt in der Revierkrankenstube in der Heimat ab. Jede Kompanie führte ein Truppenkrankenbuch über alle Angehörigen ihres Bestandes, die ärztlich behandelt wurden.
Daneben wurden Sanitätsunterstände in der Nähe der Bataillonsgefechtsstellen in der Stellung eingerichtet. Das waren die Truppenverbandsplätze. Dorthin wurden alle Verwundeten gebracht und erhielten ihre erste ärztliche Behandlung. Dort wurde entschieden, ob die Verwundeten in die Lazarette oder in die Ortskrankenstuben zurückgeführt werden sollten. Es richtete sich das nach dem Grade ihrer Verwundung.
Außerdem waren in den Sanitätsunterkünften alle Vorbereitungen für eine größere erste Aufnahme von Verwundeten bei Kampfhandlungen getroffen.
Der Regimentsarzt regelte, welche Sanitätsoffiziere mit den Bataillonen in Stellung gingen und welche den Dienst in den Revierstuben wahrzunehmen hatten. In gleicher Weise teilten die Bataillonsärzte die Sanitäts-Unteroffiziere, - Gefreiten und - Mannschaften zu ihrem Dienste ein.
Eien wertvolle Ergänzung des Sanitätsunterpersonals bildeten die vier Krankenträger jeder Kompanie, über die das Bataillon verfügte. Auch sie wurden vorwiegend im Truppensanitätsdienst verwendet. Sie wurden nach Anordnung der Bataillonsärzte abwechselnd zum Sanitätsdienst in der Stellung und zum Dienst in den Ortskrankenstuben herangezogen.
Als Hilfskrankenträger konnten auch die Musiker und Hilfsmusiker verwendet werden. Von dieser Ermächtigung wurde zuerst vor Maubeuge Gebrauch gemacht. Dort wurden die Musiker bis auf die fünf ltesten Hoboisten, die die Musikinstrumente zu bewahren hatten, und einen Hilfshoboisten, der den beigetriebenen Wagen mit den Instrumenten fuhr, als Hilfskrankenträger auf die Bataillone verteilt. o haben auch sie im Feuer gestanden und manchen Verwundeten aus dem feuer nach rückwärts getragen. Vor Reims wurde hierbei der Sergeant und Hoboist Lann schwer verwundet.
An der Lorettohöhe meldete sich auch der brave und allgemein geschätzte Musikdirektor Hubert als Hilfskrankenträger. Seine Bitte wurde genehmigt. Er ging fortan zur Bergung von Verwundeten und Gefallenen mit in Stellung und erhielt als Anerkennung für die im feindlichen Feuer geleisteten Dienste als Hilfskrankenträger das Eiserne Kreuz II. Klasse.
Bereits im November 1914 wurde ein Teil der Musiker aus dem Dienste als Hilfskrankenträger wieder zurückgezogen. Nach der Maischlacht 1915 wurden die letzten Hoboisten wieder in das Musikkorps eingereiht, so dass dieses wieder vollzählig war. Später ist das Musikkorps zu Krankenträgerdiensten nur noch bei großen Verlusten auf besonderen Befehl, wie z. B. im September 1916 an der Somme, herangezogen worden. An Toten hatte es nur einen zu beklagen, der einer Krankheit zum Opfer fiel. Vier Hoboisten wurden verwundet" (S. 127).
Die einzelnen Korps verfügten über 12 Feldlazarette, bei den Reserve-Korps waren es weniger. Jede Division hatte einen Divisionsarzt mit 1 – 2 Sanitätskompanien. Bei den Truppeneinheiten befanden sich ebenso Ärzte, Sanitäts-Soldaten und Hilfskrankenträger . Ab 1916 gehörten zu jeder Division eine Sanitäts-Kompanie und 2 Feldlazarette. Ab April bildete man – teilweise aus erbeuteten Fahrzeugen – Etappen-Sanitäts-Kraftwagen-Abteilungen. Diese wurden später umfirmiert und wurden Armeetruppen.
Lazarette waren (und sind) Einrichtungen, um verwundete Soldaten stationär zu betreuen. Man unterschied im Operationsgebiet Feld- und Kriegslazarette, teilweise mit chirurgischen Abteilungen. In der Etappe gab es ebenso Lazarette und schließlich in der Heimat Reserve-, Vereins- und Heimat-Lazarette. In der Nähe der Front wurden Lazarette für leichtere Fälle eingerichtet, um nach Genesung eine raschere Wiedereingliederung des Soldaten zu ermöglichen und die Fronttruppen nicht unnötig lange zu schwächen.
Sobald es möglich wurde, wurden die Verwundeten weiter nach hinten transportiert, die schwerer Verwundeten mittels Lazarettzügen in die Heimat. Hiervon gab es 258, die zusammen ca. 25000 Fahrten unternahmen. Insgesamt 34000 Betten standen in den Lazarettzügen zur Verfügung. 89 der Züge gehörten der Freiwilligen Krankenpflege an.
In den Lazaretten kamen auch Rotkreuzschwestern zum Einsatz. Diese wurden zur Verwundetenpflege vor allem in der Heimat, aber auch hinter der Front eingesetzt. Mit Kriegsausbruch standen vollausgebildete Schwestern (6000), Hilfsschwestern (1000) und Helferinnen (7000) bereit. Bereits im Jahre 1869 war der Bayerische Frauenverein vom Rothen Kreuz gegründet worden. Auch woanders entstanden entsprechende Vereine, z. B. der im Jahre 1875 von der Gräfin Hedwig Rittberg gegründete Hilfsschwesternverein in Berlin.