Das deutsche Reichsheer im Weltkrieg - Gliederung und Organisation - Feldgeistliche
Bereits im Frieden war für die religiöse Betreuung gesorgt.
Zum Reichsheer gehörten 1914 an evangelischen Geistlichen: 1 Feldprobst, 21 Militär-Oberpfarrer, 101 Militärpfarrer und 98 Küster, an katholischen Geistlichen 1 Feldprobst, 9 Militäroberpfarrer, 60 Militärpfarrer und 54 Küster.
Die Militärgeistlichen hatten den Status von Militärbeamten.
Ferner gab es 1914 30 jüdische Feldrabbiner.
Die genannten Militärgeistlichen wurden dann in der Folge durch freiwillige Geistliche ergänzt, damit alle Divisionen entsprechend ausgestattet werden konnten.
Im Jahre 1915 kamen auf einen Geistlichen ca. 1600 Soldaten.
1918 gab es im deutschen Heer etwa 3500 Feldgeistliche, darunter auch die erwähnten Feldrabbiner auf freiwilliger Basis.
Noch im 1. Weltkrieg war die Religion auf beiden Seiten ein wichtiger moralischer Faktor, allerdings konnten aus dem krassen Gegensatz zwischen christlichen Werten und dem Frontalltag auch schwerwiegende Gewissenskonflikte entstehen.
Für die Militärgeistlichen wurde im Jahre 1913 in Preußen, Württemberg, Sachsen und schließlich auch in Bayern die feldgraue Bekleidung eingeführt.
Typisch für sie war der runde Filzhut mit rechts aufgeschlagener Krempe und der feldgraue Überrock. Der Hut wurde durch ein violettes Hutband geschmückt.
Getragen wurde aber auch eine feldgraue Mütze, die der üblichen Offziersmütze glich. Auch hier war der Besatz violett. Die Mütze zeigte neben der Reichskokarde auch ein weißes Kreuz bestehend aus Emaille.
Sowohl evangelische als auch katholische Militärgeistliche trugen ein Amtskreuz, welches aber für beide Konfessionen unterschiedlich gestaltet war.
Das evangelische Feldspektorale war ganz versilbert, das katholische schwarz mit silbernen Rand und aufgelegtem Corpus.
Die katholischen Geistlichen legten zu bestimmten Anlässen auch eine violette Stola an.
Im Jahre 1915 wurde eine neue Felduniform eingeführt, hierbei gab es auch für die Militärgeistlichen kleinere Änderungen. Die Feldmütze erhielt 1915 einen feldgrauen Schirm.
Feldgottesdienste und Beerdigungen gehörten zum Alltag des Soldaten. Dies galt für alle Konfessionen, auch für jüdische Soldaten.
Die Militärgeistlichen taten auch Dienst in den Lazaretten und kümmerten sich um die Kriegsgefangenen. Sie spendeten die Sakramente und leisteten Sterbenden, Verwundeten oder Kranken Beistand.
Insofern hatten sie eine humanitäre und soziale Funktion.
Nicht zu leugnen ist der Spannungsbogen zwischen der religiösen Aufgabe und der auch vorhandenen Kriegsbegeisterung bzw. dem Patriotismus. Davon zeugen überlieferte Predigten. Letztlich hatten die Militärgeistlichen Offiziersrang und waren eingebunden in die militärische Hierarchie. Sie wirkten mit Blick auf die Moral der Truppe durchaus stabilisierend.
Die verschiedenen Konfessionen wirkten angesichts der Dramatik des Kriegsgeschehens zwangsläufig zusammen.
Die durch Truppenbefehl angeordneten Feldgottesdienste fanden aber in der Regel getrennt nach Konfessionen statt. Die Feldgottesdienste fanden auch zwangsläufig häufig im Freien statt.