Der Verlauf des Ersten Weltkrieges (1914)
Das Kriegsjahr 1914
Ab dem 02.08.1914 besetzte das VIII. deutsche Armeekorps Luxemburg. Am 3./4.08. überschritten deutsche Truppen die belgische Grenze. Lüttich wurde beschossen und erobert. Den Niederlagen des kleinen belgischen Heeres folgen in der 2. Hälfte des Monats August deutsche Siege über die Franzosen in Lothringen. Namur wurde erobert. Die Franzosen zogen sich aufgrund der deutschen Offensive zurück, das britische Expeditionskorps wurde bei Mons geschlagen (23./ 24.08.) und ging auf die Kanalküste zurück. Es folgte die Schlacht an der Mass (24.-29.08.). Longwy und Montmedy wurden von den Deutschen erobert und am 05.09.1914 überschritt die 3. deutsche Armee die Marne.
In der Marneschlacht versuchten die Franzosen mit neu aufgestellten Armeen die deutsche Umfassung zu verhindern. Unter dem Oberkommando des Generals Joffre ging der französische Rückzug in eine Gegenoffensive über. Bei dem raschen deutschen Vormarsch war zwischen der 1. und 2. deutschen Armee eine Lücke entstanden, die nun von flankierenden gegnerischen Kräften bedroht wurde. Um einen Durchbruch zu verhindern, gingen zuerst die 2., dann auch die übrigen deutschen Armeen zurück und bezogen Stellungen zwischen Compiegne und Clermont bzw. Verdun entlang der Aisne.
Damit war der strategische Ansatz des „Schliefen-Planes“ (1905) gescheitert, das deutsche Heer geriet im Westen in die Defensive. Was folgte, war der Wettlauf zur Kanalküste, doch weder den Deutschen noch den Briten bzw. Franzosen gelang eine Überflügelung der gegnerischen Front. Den Deutschen gelang bereits im Oktober die Eroberung von Lille, Gent, Brügge und Ostende. Auch die Festung Antwerpen fiel nach Belagerung am 09.10.
Zur Marneschlacht heißt es im Vorwort des Werkes "Das Wunder an der Marne" von Sebastian Haffner und Wolfgang Venohr Bergisch-Gladbach, 1982): "Unstreitig ist, dass mit dem Rückzug der 1. und 2. deutschen Armee von der Marne (9. September 1914) - nach einem beispiellosen Sturmlauf der deutschen Armeen durch Belgien und Nordfrankreich - und dem daran anschließenden Rückzug des gesamten Nordflügels des deutschen Westheeres (11. September 1914) der deutschen Feldzugsplan gegen Frankreich und damit der gesamte deutsche Kriegsplan scheiterte, der darin bestanden hatte, Frankreich - bei gleichzeitiger Defensive im Osten - in einem Blitzfeldzug auszuschalten, um sich dann, nach gewonnener Rückenfreiheit, mit ganzer Macht gegen Russland wenden zu können. Unstreitig ist zweitens, dass dieser Rückzug nicht vom Gegner erzwungen, sondern freiwillig (und zwischen den deutschen Armeeführern umstritten) war. Die Marneschlacht wurde nicht bis zur letzten Entscheidung durchgekämpft, sondern vor ihrem Höhepunkt angebrochen" (S. 12/13).
Damit war der strategische Ansatz des „Schliefen-Planes“ (1905) gescheitert, das deutsche Heer geriet im Westen in die Defensive. Was folgte, war der Wettlauf zur Kanalküste, doch weder den Deutschen noch den Briten bzw. Franzosen gelang eine Überflügelung der gegnerischen Front. Den Deutschen gelang bereits im Oktober die Eroberung von Lille, Gent, Brügge und Ostende. Auch die Festung Antwerpen fiel nach Belagerung am 09.10.
Es folgten heftige Kämpfe in Flandern ( z. B. in der Ypernschlacht bis 11.11.). Westlich von Langemarck verbluteten unzureichend ausgebildete deutsche Reserve-Regimenter im britischen Abwehrfeuer. Der „Heldentod“ deutscher freiwilliger Studenten und Schüler wurde zum Mythos und insbesondere von den Nationalsozialisten instrumentalisiert, doch die überhastet aufgestellten Verbänden rekrutierten sich nur zu einem kleinen Teil aus dieser Gruppe. Nun reichten die Fronten von der Nordsee bis in den Elass. Die Westfront erstarrte im Stellungskrieg, die wiederholten alliierten Versuche durchzubrechen im November und Dezember 1914 scheiterten.
Während im Westen von den Deutschen im Jahre 1914 letztlich nur ein Patt erreicht wurde, gelangen im ersten Kriegsjahr gegen die Russen bedeutende militärische Erfolge, so über die russische Narew-Armee bei Tannenberg (23.-31.08.) und die russische Njemen-Armee bei den Masurischen Seen (5.-15.09.). Damit wurde die russische Offensive in Ostpreußen abgeschlagen. Hierbei handelte es sich um vollständige deutsche Siege gegenüber versagender russischer Führung und Organisation, die den legendären Ruhm des militärischen Führungsduos Paul von Hindenburg und Erich Ludendorf begründeten. Auch die Österreicher errangen zunächst Anfangserfolge gegenüber den Serben und Russen, mussten aber bald Rückschläge hinnehmen (Schlacht um Lemberg, Aufgabe von Galizien und Polen) und bedurften der massiven deutschen Unterstützung. Przemysl wurde von den Russen belagert, von den Deutschen und Österreichern entsetzt und im November von den Russen erneut belagert. Die Deutschen bildeten in Oberschlesien eine 9. Armee, Hindenburg wurde zum Oberbefehlshaber Ost ernannt. Unter Generaloberst August von Mackensen beteiligte sich die 9. deutsche Armee an den Operationen in Polen (03.10.-17.12.). Es folgten heftige Kämpfe in Polen und Galizien, die vereinten Deutschen und Österreicher stießen dabei bis zur Weichsel vor. Bei Warschau und bei Lodz fanden Schlachten statt. Im November begann die große russische Offensive gegen Schlesien und Posen, die russischen Angriffe wurden aber abgewehrt. In Serbien wechselte Belgrad wiederholt den Besitzer. Das Kampfgeschehen endete im Osten und auf dem Balkan im Stellungskrieg.
Der Seekrieg begann mit Teilerfolgen des deutschen Ostasien-Kreuzergeschwaders bei Coronel (01.11.), allerdings ereilte die deutschen Auslands-Kreuzer bereits am 08.12. das Schicksal vor den Falklandinseln in Gestalt britischer Großkampfschiffe, nur die Emden und die Dresden entgingen (zunächst) dem Desaster.
Die deutsche Mittelmeerdivision wagte den Durchbruch bei Konstantinopel und führte den verbündeten Türken die deutschen Schiffe Goeben und Breslau zu. Einen frühen Rückschlag erlitt die deutsche Flotte in der Nordsee beim Vorstoß britischer Schiffe in die Helgoländer Bucht und den Verlust einiger Kreuzer bzw. Torpedoboote (28.08.), allerdings gelang U 9 am 22.09. die Versenkung von drei englischen Panzerkreuzern.
Am Ende des Jahres 1914 konnten die Deutschen an keiner Front eine Kriegsentscheidung erzwingen, dies galt aber auch für deren Gegner. Allerdings waren die deutschen Planungen gescheitert, den Zweifrontenkrieg zu mindestens an einer Front rasch zu beenden. Die Nachwelt bewertete insbesondere den Ausgang der Marneschlacht als maßgeblich für letztendliche deutsche Niederlage.