Die Einführung und Entwicklung der feldgrauen Uniform des deutschen Heeres (1907 - 18) - Ein Überblick
Noch bis zum Jahre 1914 präsentierte sich das deutsche Reichsheer in prächtigen - traditionsgeleiteten - Friedensuniformen, die dem Träger ein hohes Selbstgefühl vermittelten und einen unverminderten Reiz auf weite Kreise der Bevölkerung ausübten. Doch die aus der modernen Kriegsführung folgenden Sachzwänge deuteten bereits vor Ausbruch des 1. Weltkrieges das Ende der bunten Uniformierung an.
Während im Zeitalter der Vorderlader die Uniform auffällig sein musste, damit die eigenen (und gegnerischen Linien) im Pulverrauch zu erkennen waren, stellte sich mit der Erfindung des rauchschwachen Pulvers bald das Problem der Tarnung. Die Diskussion um die Optimierung der Felduniform erhielt vor allem durch Großbritannien die entscheidenden Impulse, da es in verschiedenen Kolonialkriegen mit teilweise extremen klimatischen Bedingungen zu tun hatte und die Truppe vor Ort von selbst geeignete Kleidungsstücke für den Dienst zu suchen begann. Auf solche Eigeninitiative ging um die Mitte des 19. Jahrhunderts die Entdeckung des Khakis in Indien zurück. Bis gegen 1880 entstanden hier die Grundelemente der modernen Dienstuniform, doch die offizielle Einführung dieser schmucklosen Bekleidung ließ lange auf sich warten. Da sie sich aber dann in den Kämpfen in Übersee (z. B. im Burenkrieg 1880 – 81, 1899 – 1902) bewährte, wurden die anderen europäischen Mächte aufmerksam. Auch in anderen Staaten begann man mit Versuchen, wobei es lediglich Frankreich, obwohl Kolonialmacht, versäumte, rechtzeitig vor Kriegsausbruch 1914 die bunten Uniformen vom Schlachtfeld zu verbannen.
Auch in Deutschland begann bereits vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges der Abschied von der farbigen Uniform. Bereits ab 1892 verdeckten im Manöver Überzüge die Kopfbedeckungen. Die ab 1901 gebildeten Maschinengewehr-Abteilungen erhielten von Anfang an feldtaugliche – nämlich graugrüne – Uniformen, allerdings noch mit roten Kragen und Ärmelaufschlägen. Die aus den Meldereitern entstandenen Jäger zu Pferde erhielten ab 1899 graugrüne Koller mit hellgrünem Kragen und ebensolchen schwedischen Ärmelaufschlägen. Die Uniformen der Schutztruppen orientierten sich an dem khakifarbenen britischen Vorbild. Die Heimatuniform war hellgrau mit – je nach Schutzgebiet - verschieden farbigen Abzeichen. Das aufgrund der chinesischen Unruhen im Jahre 1900 gebildete Ostasiatische Expeditionskorps wurde bereits nach modernen Grundsätzen eingekleidet und hatte eine Sommeruniform aus Khakidrell und eine Winteruniform aus feldgrauem Tuch.
Mit A.K.O. vom 14.02.1907 (Bekanntgabe am 25.02.1907) wurde in der preußischen Armee die feldgraue Bekleidung nach einer Reihe von Versuchen für die Mannschaften der Fußtruppen eingeführt. Bayern (22.03.2007), Sachsen (21./ 22.03.1907) und Württemberg (23.05.1907) folgten. In erster Linie wurden die Grundfarben der Bekleidung und der Ausrüstung geändert. Aber auch der Schnitt wurde lockerer und bequemer. Grundsätzlich wurden die Abzeichen der verschiedenen Armeekorps, Truppengattungen usw. der bisherigen Uniformierung übernommen. Die neue Bekleidung war in den Farben feldgrau und graugrün und trat zunächst neben die bisherige bunte Uniformierung. Die ersten Proben wurden im April des Jahres 1907 ausgegeben1.
Der Waffenrock mit Klappkragen (Stehumfallkragen) wurde von den Fußtruppen2, von den Maschinengewehr-Abteilungen, von der Artillerie und den Formationen des Trains getragen. Er war aus feldgrauem, bei den Jägern, Schützen und den Maschinengewehr-Abteilungen aus graugrünem Tuch (nicht in Bayern). Unterhalb der Taille hatte er auf jeder Seite eine schräg gestellte Tasche. Am Hinterschoß befanden sich schräg gestellte Taschenleisten. Die Knöpfe am Waffenrock waren flach gewölbt und matt. Aus Tombak oder Nickel gefertigt, zeigten sie in Preußen eine geprägte Krone, in Bayern den heraldischen Löwen usw.. Der Waffenrock hatte vorn herunter und hinten an den Taschenleisten farbige Vorstöße, und zwar ponceaurot bei der Infanterie, den Maschinengewehr-Abteilungen, den Pionieren, den Verkehrstruppen, der Feld- und Fußartillerie und dem Train und hellgrün bei den Jägern und Schützen.
Die Farben der Vorstöße am Klappkragen variierten. Die Ärmelaufschläge entsprachen der Friedensuniformierung und wiesen ebenso farbige Vorstöße auf. Diese entsprachen stets den Vorstößen am Klappkragen. Die abnehmbaren Achselklappen hatten farbige Vorstöße, an denen man das entsprechende Armeekorps bzw. die entsprechende Waffengattung erkennen konnte. Ferner zeigten sie die verschiedenen Regimentsabzeichen, also die Regiments-/ bataillonsnr. bzw. Namenszüge usw..
Auch die Kavallerie3 erhielt (später) eine neue Feldbekleidung. Die Waffenröcke der Dragoner bzw. Ulankas der Ulanen gingen auf die durch das Kriegsministerium am 23.03.1908 befohlenen Proben zurück, am 23.02.1910 wurden für die Kürassiere Waffenröcke statt der bisherigen Koller eingeführt.
Die Garde-Regimenter behielten ihre Litzen. Der Attila der Husaren wurde am 25.11.1909 eingeführt. Der Waffenrock der Kürassiere und Dragoner war von feldgrauem und der Jäger zu Pferde aus graugrünem Tuch. Die Metallknöpfe waren matt und Tombak oder Nickel. Die Vorstöße verliefen vorn herunter und am unteren Rand des Rockschoßes sowie an den Taschenleisten und zeigten bei den Kürassieren und Dragonern die Abzeichenfarbe des jeweiligen Regiments, bei den Jägern zu Pferde waren sie jedoch ausschließlich hellgrün. Die Ärmelaufschläge waren schwedisch aus feldgrauem bzw. hellgrünem Tuch. Nur die der Kürassiere und Dragoner zeigten oben und hinten Vorstöße in der Regimentsfarbe. Die Kürassiere, Jäger zu Pferde und Stabsordonnanzen hatten am Stehkragen und den Ärmelaufschlägen Borten aus Kamelgarn, bei den Offizieren waren diese aus Seide. Der Bortenbesatz der Kürassiere war feldgrau mit weißen Außenstreifen und farbigen Innenstreifen. Letzterer war in der jeweiligen Regimentsfarbe gehalten4. Die Borten der Jäger zu Pferde waren hellgrün und hatten in der Mitte einen breiten Streifen in der Regimentsfarbe mit gelben Rändern. Die Achselklappen konnte man abnehmen. Sie hatten farbige Vorstöße und zeigten die Regimentsnummer bzw. das jeweilige Regimentsabzeichen, z. B. die Regimentsnummer oder den jeweiligen Namenszug usw.
Die Ulanka mit Stehkragen war von feldgrauem Grundtuch und hatte geschweifte Brustklappen. Die linke wurde über die rechte Brustklappe geknöpft. Die flach gewölbten Metallknöpfe waren von Tombak oder Nickel. Auch die Ärmelaufschläge der Ulanka waren feldgrauem Tuch und verbeiterten sich auf der äußeren Ärmelseite nach oben und endeten dort in einer Spitze. Die Vorstöße an der Ulanka liefen um den Stehkragen, die Brustklappen und am oberen Rand der Ärmelaufschläge, am unteren Schoßrand, an den Rückennähten, an den hinteren Ärmelnähten und an den geschweiften Taschenleisten. Die abgerundeten Achselklappen konnte man abnehmen. Sie waren feldgrau und zeigten die Regimentsnummer oder den jeweiligen Namenszug in roter Farbe. Die Vorstöße orientierten sich den Feldern der Epauletten zur Friedensunform. Auch an der Ulanka wurden Litzen getragen, wenn solche auch schon an der Friedensuniform getragen wurden. Allerdings zeigten dann die Ärmelaufschläge nur noch ein senkrechte Litze.
Der Attila war ebenso feldgrau und hatte einen abgerundeten Stehkragen. Der typische Schnurbesatz in fünf Reihen auf der Brustseite bestand aus feldgrauer Plattschnur. Diese fasste auch den oberen und unteren Kragenrand, die Kanten der Brustseiten und die Schoßränder ein. Die Besatzschnur markierte auch auf den Ärmeln entsprechende Aufschläge und endete dort jeweils in einem Schnurknoten. Auf dem Rücken des Attilas befand sich der Schnurbesatz auf den Rückennähten und auf den Schoßrändern.
Der Attila wurde mit Knebelknöpfen geschlossen und hatte keine Achselklappen, sondern farbige doppelte Achselschnüre, die sich an die Farben der Friedensuniform orientierten und die metallenen Nummern oder Namenszüge der Einheiten trugen. Für das Leibgarde- und das 1. Leib-Husarenregiment galten Besonderheiten.
Die Feldhose bestand bei den Jägern, Schützen, Maschinengewehr-Abteilungen (und den Jägern zu Pferd und den Stabsordonnanzen) aus graugrünem Tuch, alle anderen Truppengattungen trugen feldgraue Tuchhosen. Deren Vorstöße waren rot, bei den Jägern, Schützen (und den Jägern zu Pferd und den Stabsordonnanzen) allerdings hellgrün. Hierzu gab es aber - bei einigen Regimentern der Kürassiere, Dragoner, Husaren - einige Ausnahmen. Daneben gab es Reit- und Stiefelhosen. Die letzere war bei den Maschinengewehrabteilungen von graugrünem Tuch und hatte ponceaurote Vorstöße. Die Reithose der Husaren hatte Bortenbesatz aus grauer Wolle.
Die Schwalbennester der Spielleute waren aus feldgrauem Grundtuch, der Besatz bestand aus Borten und Tressen. Die Unteroffiziere wurden nach wie vor durch Tressen am Klappkragen und an den Ärmelaufschlägen kenntlich gemacht. Feldwebel bzw. Wachtmeister hatten - wie gehabt - oberhalb der Ärmelaufschläge eine zweite Tresse.
Das Lederzeug war naturfarben, im Felde sollte es geschwärzt werden, dies galt insbesondere für weiter verwendetes weißes Lederzeug.
Für die Offiziere wurde die feldgraue Uniform vom 23.02.1910 festgesetzt. Sie hatten Uniformen in gleicher Farbe wie die der Mannschaften zu tragen, vor allem sollte sie nicht heller sein. Entsprechende Ausführungsbestimmungen datieren vom 18.03.1910. Der Waffenrock sollte bequem sitzen, damit noch Unterzeug darunter getragen werden konnte. Er bestand aus Tuch oder Döskin und war von feldgrauer (bei den Jägern und Schützen von graugrüner) Farbe. Er wurde vorn von 8 matten (Kronen)knöpfen geschlossen, die vergoldet bzw. versilbert waren. Die Ärmel hatten Ärmelschlitze. Die Ärmelaufschläge bzw. Patten waren aus dem Grundstoff des Waffenrockes und entsprachen im Schnitt dem der Friedensuniform. Der Kragen wurde mit 2 Haken oder Ösen geschlossen, für die Kürassiere, Dragoner und Jäger zu Pferde sollte er als Stehkragen ausgebildet werden.
Wies bereits die Friedensuniform Stickereien auf, zeigte auch der feldgraue Waffenrock farbige Kragenpatten. Die Farben der Kragenpatten differierten. Gehörten zur Mannschaftsuniform Litzen, wurden diese von den Offizieren auch auf den Kragenpatten und den Ärmelaufschlägen getragen. Auch die Ulanka und der Attila war von demselben Schnitt wie für die Mannschaften. Die Feldhosen der Offiziere bestanden aus Trikot von feldgrauer Farbe, für die Jäger, Schützen, Maschengewehrabteilungen und Jäger zu Pferde waren die Feldhosen graugrün.
1910 ergingen auch Anzugsbestimmungen, die festlegten, wann welche Uniform zu tragen war. Die Friedensuniform wurde vor 1914 bei Paraden, beim Garnison-Wachdienst, Kirchgang, Ordonanzdienst und als Ausgeh- und Gesellschaftsanzug getragen, die Felduniform hingegen bei allen Gefechtsübungen gegen einen nicht nur markierten Gegner und außer bei den o. g. Anlässen bei allen anderen Gelegenheiten, wenn dies bestimmt wurde. Im Krieg wurden die bunten Friedensuniformen insbesondere von den Ersatzformationen aufgetragen.
Bereits seit 1892 wurde der Helm mit seinem blanken Beschlag bzw. Zierrat durch schilffarbene Überzüge getarnt. Die Helmüberzüge der Linieninfanterie zeigten auf der Vorderseite in rot die Regimentsnummer. Die Überzüge der Reserve- und der Landwehr-Infanterie-Regimenter waren ergänzend mit einem großen lateinischen R bzw. L versehen. Der Landsturm führte - ab März 1915 - das Landwehrkreuz. Die Garde und weitere einzelne Formationen (Nr. 89, 109, bay. Leibregiment) hatten gar keine Abzeichen auf der Helmkappe. Schon im ersten Feldzugsjahr (15.08.) wurden die Kennzeichnungen auf den Helmüberzügen grün, um später ganz wegzufallen (27.10.1916). Lediglich das Landwehrkreuz wurde beibehalten.
Zu Beginn des Stellungskrieges hatte die Pickelhaube die Spitze verloren, da sie leicht zum Verräter wurde oder beim Überwinden von Hindernissen hinderlich war. Für den Helm mit abnehmbarer Spitze (M 1915) wurde auch ein eigener Überzug eingeführt.
Die verstärkte Neuformierung und Heeresvermehrungen, sowie zunehmender Rohstoffmangel ließen in der Folge neben dem üblichen Lederhelm mit Überzug vielerlei Varianten als Behelfe treten, zum Teil aus Pappmache, Filz, Kork oder Metall (Stahlblech).
Diese Ersatzhelme waren mit allen Beschlägen aus Aluminiumbronze versehen und entsprachen damit fast vollständig dem vorschriftsmäßigen Lederhelm. Auch hier waren die Spitzen abnehmbar (oder fehlten ganz). Für den serbischen Feldzug wurden 1916 Filzhelme ohne Helmzierat oder mit einer Metallnummer nebst einem großen Nackenschutz eingeführt.
Die Jäger und Schützen sowie die Maschinengewehrabteilungen, Telegraphen-, Flieger- und Luftschiffertruppe führten den Tschako, eine Kopfbedeckung aus schwarz lackiertem Leder mit flachem Deckel.
Die sächsischen Jäger und Schützen hatten ein besonderes Modell.
Auch die Landwehr und der Landsturm trugen Tschakos, teilweise ältere Modelle.
Auch hier gab Ersatzfertigungen, teilweise in einem Stück aus Filz oder aus Wachstuch gefertigt.
Die Landwehrformationen trugen die Uniform des aufstellenden Regimentes, allerdings mit eigener Regimentsnummer (in rot) auf den Schulterklappen. Am Helmadler wurde das Landwehrkreuz getragen, auf dem Helmüberzug ein L über der Regimentsnummer. Einige Formationen hatten nur Mannschafts-Litewkas oder Ziviljoppen. Von der Landwehr wurden – auch vor 1914 - Helme oder Tschakos getragen. Innerhalb einer Einheit sollten die Kopfbedeckungen aber gleich sein.
Die Bewaffnung bzw. Ausrüstung der Formationen des Landsturmes wurde im Laufe der Zeit den üblichen Feld-Regimentern angeglichen.
In der Uniformierung des Landsturmes dominierten Wachstuchmützen oder Tschakos mit dem Landwehrkreuz oder Tschakos älterer Modelle sowie Joppen mit verdeckter Knopfleiste und aufgesetzten Taschen.
Mit dieser feldgrauen Uniform und durch Überzüge getarnte Kopfbedeckungen marschierten die Truppenteile des deutschen Reichsheeres im August 1914 aus den Garnisonen an die Front.
Die für den Krieg im Gebirge geschaffenen Schneeschuh- und Gebirgstruppen erhielten eine an ihre spezielle Einsatzsituation angepasste Sonderbekleidung. So trugen sie eine besondere Schneeschuhmütze aus hellgrünem Tuch mit grünem Deckelvorstoß, die an die österreichische Kappe erinnerte. Der Überschlag wurde vorn von zwei Knöpfen aus Hirschhorn gehalten. Der Schirm bestand aus Leder oder Kunststoff. Ab Ende 1915 wurden die Mützen durch Tschakos mit Überzug ersetzt. Anstatt des Feldrockes wurde eine besondere Schneeschuh-Litewka mit zwei großen Brusttaschen und zwei schrägen Seitentaschen getragen. Auf den Kragenpatten wurde ein grün gesticktes S mit der entsprechenden Bataillonsnummer geführt.
Die Litewka der württembergischen Schneeschuhtruppe zeichnete sich durch Schulterwülste aus, die ein Herruntergleiten der Rucksackriemen verhindern sollte. Ab Mitte 1916 wurde die Schneeschuh-Litewka durch Feldrock oder Bluse ersetzt. Zur Sonderbekleidung der Schneeschuh- und Gebirgstruppen gehörten ferner eine besonders weit geschnittene Hose, eine Windjacke und - hose, Skistiefel (ab 1915 Bergschuhe), Rucksäcke, Fausthandschuhe usw. Ferner hielten die Kompanien auch jeweils 30 Paar Kletterschuhe vor.
Auch andere Einheiten trugen Sonderbekleidung, z. B. das Asienkorps oder die Flugzeugbesatzungen oder die Kraftfahrer bzw. Kraftradfahrer. Tropenbekleidung trugen die Truppen (Pascha I + II), welche in Vorderasien (Palästina) zur Unterstützung des türkischen Verbündeten zum Einsatz kamen. Ferner waren auch die Einheiten der sogenannten Kaukasus-Expedition mit der Tropenkleidung ausgestattet (1918). Die Ausstattung des Asienkorps umfasste unter Berücksichtigung der veränderten klimatischen Bedigungen eine Sommer- und eine Winterbekleidung. Die Sommerbekleidung war eine Khakiuniform aus Baumwollstoff. Dazu gehörten auch Tropenhelme, wobei zunächst noch vorhandene Bestände des früheren Ostasiatischen Expeditionskorps (1900/01) verwendet wurden. Der Tropenhelm hatten einen Nackenschleier, es wurden auch Mückenschleier ausgegeben.
Die Offiziere hatten ferner für dieses Einsatzgebiet einen weißen Anzug.
Die Flieger waren mit einem Sturzhelm ausgerüstet. Dieser bestand aus feldgrau gestrichenem Kernrindleder. Über den Scheitel und um den unteren Rand des Helmkopfes verlief ein Wulst gegen Stöße. Die Schutzbrille wurde schon 1913 Bestandteil der Sonderbekleidung der Flieger. Hierzu gehörte auch eine lederne Kopfhaube mit Pelzfutter. Die Piloten trugen ferner halblange Ledermäntel bzw. halblange Mäntel aus Tuch mit Pelzbesatz.
Auch Kraftfahrer trugen überwiegend lange Wettermäntel (tlw. aus Leder). Die Sonderbekleidung der Kraftfahrer bestand im Übrigen - neben der Tuchuniform - aus einem schwarzen Lederanzug. Am Kragen der Litewka wurde als Abzeichen ein aus Zink gepresster Pkw von weißer Farbe getragen. Zur Ausrüstung der Kraftfahrer gehörte auch eine Schutzbrille. Diese bestand aus chromgegerbten Kalblinnenleder und war gefüttert. Die Glasfassungen waren oval und nach außen erweitert. Die Schutzbrille wurde durch ein breites Gummiband mit Druckschnalle gehalten.
Die Hauptwaffe des deutschen Infanteristen war das Mauser-Gewehr 98, mit dem die aktiven und die Reserve-Regimenter im Jahre 1914 an die Front ausrückten. Im Weltkrieg wurde das genannte Gewehrmodell nur geringfügig verändert, z. B. führte man Hilfskorne ein, um im Grabenkrieg die Treffsicherheit zu erhöhen. Ferner stattete man besonders gute Schützen mit Zielfernrohren aus. In der Nacht bzw. Dunkelheit wurden Leuchtvisiere und Leuchtkorne benutzt. Sollten (Infanterie-)Flieger beschossen werden, benutzte man ein Fliegerkorn. Die Gewehrschlösser wurden durch Schützer aus Stoff bzw. später aus Metall vor Feuchtigkeit bewahrt. Ansteckbare Magazine mit je 25 Schuss erhöhten die Feuergeschwindigkeit. Landwehr und Landsturmformationen erhielten zu Kriegsbeginn alte Gewehre M 88 bzw. nur teilweise Mausergewehre M 98. Unteroffiziere führten, soweit sie kein Gewehr führten, Pistolen M 08, so auch MG-Schützen. Offiziere waren mit verschiedenen Pistolenmodellen ausgerüstet. Im Laufe des Krieges wurden Pistolen immer beliebter, da sie im Grabenkampf bzw. bei Stoßtruppunternehmen gute Dienste erfüllten, während hier Karabiner eher hinderlich waren.
Im 1. Weltkrieg wurde die Uniformierung und Ausrüstung unter dem Zwang der Verhältnisse weiter modifiziert, insbesondere wurde die Kleidung kriegstauglicher und die Rangabzeichen immer weniger sichtbar.
1915 wurde die Pickelhaube zumeist ohne Spitze getragen und bestand häufig (vor allem bei den neu geschaffenen Formationen) aus Filz oder Blech. Der Waffenrock bekam hohe Umschläge ohne Vorstoß.
Die Anforderungen des modernen Krieges beeinflussten die Uniformierung und Ausrüstung des Soldaten. Gefragt war eine praxistaugliche Kleidung, die den Erfordernissen des Stellungskrieges und der Materialschlacht Rechnung trug.
Im Jahre 1915 wurde auch eine neue funktionale Felduniform eingeführt5. Diese bestand aus einer steingrauen Hose und einer feldgrauen für alle Waffengattungen einheitlichen Bluse, die einen Umlegekragen und schräge Taschen hatten.
Die 1915 eingeführte so genannte Feldbluse löste den Waffenrock M 10 und wies eine verdeckte Knopfleiste auf. Die schlichte Feldbluse war für alle Kontingente und Waffengattungen einheitlich und zeigte keine Verzierungen mehr.
Die Regimenter mit Litzen an den alten Uniformen hatten nur noch graue Litzen (teilweise mit gelbem Spiegel). Die Waffengattung war lediglich an den Vorstößen der Achselklappen sichtbar, z. B. für die Infanterie weiß. Die Knöpfe waren matt und aus Nickel oder Tombak.
Die Unteroffiziere zeichneten sich durch hellgraue Borten am Außenrand des Kragens aus.
Die Offiziere bekamen mattfarbene Achselklappen und ein dunkelbraunes Koppel aus Leder mit einem Bronzeverschluss. Die Schirmmütze hatte einen feldgrauen Lederschirm und einen Kinnriemen.
Ferner wurde ein für Offiziere und Mannschaften identischer Einheitsmantel eingeführt.
Auch die verschiedenen Gattungen der Kavallerie verloren ihre unterschiedlichen Röcke. Die Vereinheitlichung der Felduniform betraf alle Waffengattungen, auch die Kavallerie. Ab 1917 verloren viele Kavallerie-Regimenter - bedingt durch die Gegebenheiten des Stellungskrieges und allgemeinen Pferdemangel - ihre Pferde, und wurden zukünftig als Kavallerieschützen infanteristisch eingesetzt. Mit Blick auf die zukünftige Verwendung wurden die Kavallerieschützen mit der üblichen Ausrüstung des Infanteristen ausgestattet. Als Bewaffnung dienten nun Karabiner M 98. Obwohl auch für die Kavallerie die Feldbluse verbindlich wurde, behielten viele Kavalleristen ihre alte Oberbekleidung bei und so konnte man noch lange die traditionellen (nun feldgrauen) Koller, Ulankas und Attilas sehen.
Die augenfälligste Veränderung brachte aber die Einführung des Stahlhelms im Jahre 1916 mit, der die klassische Pickelhaube ablöste. Die Einführung des Stahlhelms veränderte das Äußere des Soldaten nachhaltig. Er wurde zur Standardkopfbedeckung und zeigte teilweise einen Tarnanstrich. Anlass für diese Neuerung war die enorme Zahl von Kopfverletzungen. Ab Sommer 1915 entwickelten zwei bekannte Wissenschaftler einen neuen Helmtyp, der Chirurg Professor Dr. August Bier und der Hauptmann der Artillerie Friedrich Schwerd. Zunächst wurden 400 Versuchshelme produziert, die den ersten Test am 20.11.1915 bestanden. In einer Sitzung im Kriegsministerium am 23.11.1915 wurde die Einführung des Stahlhelms befürwortet, die Vergabe der ersten Aufträge erfolgte ab April 1916. Im 1. Weltkrieg wurden insgesamt 7,5 Millionen Stahlhelme produziert. Der Helm bestand aus hochwertigen Chrom-Nickel-Stahl. und bot ausreichenden Schutz gegen kleinere Granatsplitter und gegen Schrappnell-Kugeln. Im Stellungskampf konnte zum Schutz gegen Direktbeschuss durch Infanterie zusätzlich ein Stirnschild aufgesetzt werden. Das Stirnschild hatte eine Stärke von 5 - 6 mm. Es wurden aber aus Materialmangel nur ca. 50000 Stirnschilde hergestellt. Das Gewicht des Helmes betrug ohne den vorgenannten Aufsatz bereits zwischen 950 und 1350 g. Das Helmfutter bestand drei ledernen Polsterkissen, die mit Rosshaar gefüllt waren. Bereits 1915 hatte sich die Armee-Abteilung-Gaede einen eigenwilligen Kopfschutz zum Schutz vor allem gegen Steinsplitter geschaffen, da sie vor allem in einem felsigen Umfeld kämpfte. Dieser bestand aus einer Stahlkalotte mit einem Naseneisen.
Auch ansonsten wurde die Kleidung den Bedingungen kriegsmäßigen Bedingungen angepasst. An Stelle der Stiefel wurden häufig Wickelgamschen getragen. Zur Ausrüstung gehörten (ab 1915) Gasmasken und Handgranaten. Das Sturmgepäck wurde erleichtert und insbesondere Sturmtrupps reduzierten ihre Ausrüstung auf das unbedingt Nötigste. Für den Postendienst im Schützengraben wurde neben den schon erwähnten Stirnschilden am Stahlhelm auch ein Grabenpanzer geführt, der allerdings bis zu 9 kg wog und deshalb nicht lange getragen werden konnte.
Der typische Frontkämpfer der letzten Kriegsjahre trug Stahlhelm, die Feldbluse, leichtes Sturmgepäck, die gewöhnliche Infanteriehose oder solche mit besonderen Schnitt und Ledereinsätzen und Wickelgamaschen. Gasmaske und Grabendolch vervollständigten die Ausrüstung. Als Kopfbedeckung wurden aber regelmäßig teilweise weiß, ocker oder grün gestrichene Stahlhelme getragen. Ab 1918 wurde ein Tarnanstrich aus scharfeckigen - durch schwarze Linien getrennte - grünen und braunen Farbflecken verbindlich. Für die bessere Tarnung im Winter bei Schnee wurden ab 1917 weiße Stoffüberzüge für den Stahlhelm eingeführt.
Um dem Soldaten einen gewissen Ersatz für den Verlust an schmückenden Elementen zu bieten, wurde 1915 zugleich die Einführung einer Friedensuniform befohlen. Diese ähnelte im Grunde der Friedensuniform von 1914, hatte aber neben den farbigen Abzeichen einen feldgrauen Grundstoff. Vorgesehen als Bekleidung im Frieden, kam sie während des Krieges jedoch kaum noch zur Ausgabe.
Die auffällige farbige Bekleidung des Soldaten hatte mit diesem durch die Realität des modernen Krieges diktierten gravierenden Stilbruch für den Dienstgebrauch ihr Ende gefunden und erlebte mit der Einführung der Friedensuniform im Jahre 1915 (21.09., 27.09.) aufgrund der farbigen Abzeichen nur eine punktuelle Renaissance. Nunmehr war endgültig die feldgraue (Grund-)Farbe für die Uniform im Krieg und im Frieden bestimmend.
Feldgrau in Krieg und Frieden. Uniformtafeln. Verlag Hermann. Das Werk zeigt die neue feldgraue Uniformierung nach der KO vom 21.09.1915.
Fußnoten:
- 1. Vgl. hierzu insbesondere: Die graue Felduniform der Deutschen Armee. Erschienen im Jahre 1901 im Verlag Moritz Ruhl/ Leipzig./ Jürgen Kraus, Die deutsche Armee im Ersten Weltkrieg. Uniformierung und Ausrüstung - 1914 bis 1918, Wien 2004/ Wolfgang Hanne, Das deutsche Heer in Feldgrau 1907 - 1918, Wien 2009.
- 2. Vgl. hierzu insbesondere. Paul Pietsch, Die Formations- und Uniformierungs-Geschichte des preußischen Heeres 1808 - 1914, Band . Fußtruppen (Infanterie, Jäger und Schützen, Pioniere) und deren Landwehr, Hamburg 1963, S. 277 ff.
- 3. Vgl. hierzu insbesondere. ^Paul Pietsch, Die Formations- und Uniformierungs-Geschichte des preußischen Heeres 1808 - 1914, Band 2. Kavallerie, Artillerie, Train und deren Landwehr, Generalität, Generalstab u. a., Hamburg 1966, S. 326 ff.
- 4. Die Mannschaften von K3 hatten ein besonderes Muster.
- 5. Vgl. hierzu insbesondere: Frhr. v. d. Osten-Sacken u. v. Rhein/ Paul Casberg, Deutschlands Armee in feldgrauer Kriegs- und Friedensuniform, 1916.