Szenen des Krieges - Verpflegung der Soldaten
Das deutsche Heer im Felde hatte einen enormen Verpflegungsbedarf, der wöchentliche Bedarf an Hauptnahrungsmitteln ist wie folgt übermittelt: 27 085 000 kg Brot, 59 485 000 kg Kartoffeln, 7 913 500 kg Fleisch. sowie 904 600 kg Salz, 614 800 kg Zucker und 900 600 kg Kaffee. Dazu kam der Bedarf an Fett, Hafer, Heu und Stroh. Analog zu den in den Ernährungs- und Versorgungsproblemen in der Heimat - bereits ab Herbst 1915 erfolgte hier die Rationierung aller wichtigen Nahrungsmittel – wurde die Verpflegungsbasis auch an der Front immer schmaler.
Der elsässische Infanterist Dominik Richert berichtet aus seiner Dienstzeit im Infanterie-Regiment Nr. 332 im Osten im Jahre 1917: "Plötzlich gab`s pro Mann und Tag statt wie bisher 1 ½ nur noch 1 Pfund Brot. In Deutschland und den eroberten Gebieten war der Bestand der Lebensmittel aufgenommen worden; dabei stellte sich heraus, dass das Brot unmöglich bis zur neuen Ernte ausreichen könne. Daher wurde uns täglich ein halbes Pfund abgezogen. Kartoffeln hatten wir bereits seit 4 Monaten überhaupt keine mehr zu sehen, noch viel weniger zu essen bekommen, da im Herbst 1916 die Kartoffelernte sehr schlecht ausgefallen war. Nach und nach stellte sich bei allen Soldaten ein derartiger Hunger ein, dass man sich nicht mehr zu helfen wusste. Die Verpflegung bestand morgens und abends aus schlechten schwarzen Kaffee, aus Kaffee-Ersatz gebraut, ohne Zucker, 1 Pfund Brot pro Tag, dass jeder gleich am Morgen zum Kaffee gegessen hätte. Dann gab es noch abwechselnd Butter, Marmelade oder eine Leberwurst, ein graues Fett, "Affenfett" genannt, jedoch nur wenige Gramm pro Kopf – was hingereicht hätte, eine junge Katze zu ernähren, aber nicht junge, ausgehungerte Soldaten. Dabei gab es jetzt drei fleischlose Tage pro Woche. Das Mittagessen bestand aus 1 Liter dünner Suppe, hauptsächlich Grieß- oder Dörrgemüsesuppe." (Beste Gelegenheit zum Sterben, S. 242/243).
Über die Verpflegungssituation im Felde berichtet Schulz in seiner Regimentsgeschichte des Infanterie-Regiments Graf Bülow von Dennewitz (6. Westfälisches) Nr. 55 im Weltkriege (Detmold 1928) wie folgt: "Im Allgemeinen herrschte in den Abendstunden reges Leben in den Gräben, verursacht durch das Heranschaffen und die Verteilung der Baustoffe, durch das Essenholen und die in der Dunkelheit zu leistenden Arbeiten. Ruhiger wurde es dagegen in den Morgenstunden wenn der Materialtransport und die Nachtarbeit beendet wurden. Die Hauptmahlzeit des Tages, Kaffee und Tee wurden in den Feldküchen der Ruhequartiere bereitet. Die Feldküchen fuhren in der Dämmerung nach Ligny le Petit vor und gaben dort an die Essenholer die Portionen aus. Da das Heranschaffen des Essens in Kochgeschirren der Mannschaften umständlich und beschwerlich war und zahlreiche Träger erforderte, waren im Laufe der Zeit größere Kessel beschafft worden. Das Essen hielt sich darin längere Zeit warm. Auch genügten einige wenige Träger. Trotzdem aber rauchten in der Stellung auch Schornsteine, denn Kaffee und Tee mussten am Tage wieder aufgewärmt werden, und mancher Feldgraue bereitete sich je nach seinem Geschmack aus dem gelieferten Essen und aus Zutaten, die er in der Kantine erstand, ein Sondergericht" (S. 120).