Eine kleine Geschichte der kaiserlichen Marine - 3. Teil

Einjährig-Freiwilliger als Seesoldat. Originales KAB um 1890. Fotograf: Carl Schmalfeld/ Kiel.
Seesoldat in feldmarschmäßiger Montierung. Fotograf: Vahlendick/ Lockstedter Lager. 1911.
Einjährig-Freiwilliger als Seesoldat in Ausgehuniform. Fotograf: Ferdinand Urbahns/ Kiel. Um 1910.

Geschichte der Marine-Infanterie

Der Ursprung der Marineinfanterie geht auf das Jahr 1849 zurück1. Das Marinierkorps hieß ab 1852 Seebataillon. 1889 wurde es in das 1. und 2. Seebataillon geteilt. 1897 entstand das spätere 3. Seebataillon. Das 1. und 2. See-Bataillon (Kiel bzw. Wilhelmshaven) umfassten jeweils 4 Kompanien, 1 Festungstelegraphen- und 1 Maschinengewehrzug Vom 3. Seebataillon standen nur 2 Kompanien und die Stammbatterie in Cuxhaven, der Rest befand sich beim Ostasiatischen Marinedetachement (im Schutzgebiet Kiautschou).

Offizier aus einem Seebataillon im Dienstanzug. Originale CDV. Um 1900.
Offizier aus einem Seebataillon (links) und württembergischer Offizier (rechts). Studioaufnahme aus dem Jahre 1911. Fotograf: Ludwig Holl/ Mergentheim-Wertheim.

Zweckbestimmung der Seebataillone und Anforderungen an den Ersatz

Ursprünglich waren die Seebataillone primär für eine Verwendung an Bord der Panzerschiffe vorgesehen. Die neueren Kriegsschiffe (ab Ende der  90iger Jahre) erhielten aber keine Detachements an Marineinfanterie mehr zugeteilt, vielmehr wurden sie z. B. als Besatzungstruppe der Kolonie Kiautschou (1898) oder zum Schutz der Gesandschaft in Skutari (1913) eingesetzt.

Originales offizielles Foto von Seesoldaten in Übersee, ersichtlich auf dem afrikanischen Kriegsschauplatz. Um 1904. Die Soldaten tragen Khaki-Drell und Tropenhelme.

Das III. Seebataillon im Schutzgebiet bzw. Pachtgebiet Kiautschou (ergänzender Text)

Seesoldat aus dem III. See-Bataillon im Khakay-Anzug in feldmarschmäßiger Montierung. Fotograf: Yung Fang/ Tsingtau. Vor 1914.
Angehöriger der berittenen Feldbatterie im blauen Rock mit weißen Abzeichen sowie gelben Litzen und dem typischen Tschako der Marine-Infanterie (Seebataillone). Fotograf: Yung Tai/ Tsingtau. Die Angehörigen der Feldbatterie hatten auch eine einflammige Granate auf den Schulterklappen.
Angehöriger der berittenen Feldbatterie im Khakay-Anzug mit Tropenhelm. Fotograf: T. Takahashi/ Tsingtau. Vor 1914.

Das III. Seebataillon im Schutzgebiet bzw. Pachtgebiet Kiautschou. Szenen aus dem dortigen Dienstbetrieb.

Jährlich zweimal hielten die Seebataillone Übungen auf Truppenübungsplätzen ab. Der Ersatz durfte nicht kleiner als 1,67 m sein und musste ein tadelloses polizeiliches Führungszeugnis haben. Die Marineinfanterie kam bei den Aufständen in Südwestafrika (1904) und in Ostafrika (1905) zum Einsatz.

Seesoldaten in Litewka und mit verschiedenen Kopfbedeckungen, u. A. Tropenhelme und Strohhüte. Lockstedter Lager im Jahre 1904.
Gruppenfoto von angehenden Reservisten nach dreijähriger Dienstzeit bei der Marineinfanterie. Fotograf: Atelier Fr. Kloppmann/ Wilhelmshaven. 1907.
Besatzungsmitglieder und Angehörige des 3. See-Bataillons auf dem Torpedoboot S 90 in Tsingtau. Zeitgenössisches Foto.

Text zum vorangehenden Foto

Im Ersten Weltkrieg wurde Tsingtau ab Anfang September des Jahres 1914 von japanischen und britischen Truppen belagert. Das Torpedoboot S 90 versuchte am 17.10.1914 aus dem Hafen auszubrechen. In der Folge versenkte S 90 den japanischen Geschützten Kreuzer Takachiho, konnte jedoch dann nicht entkommen und versenkte sich anschließend selbst.

Die Entwicklung der Marineinfanterie im Weltkrieg

Mit Kriegsausbruch wurde die Marineinfanterie stark vermehrt, es entstanden das IV-VII. Seebataillon. Sie wurden zunächst in den Seefestungen Kiel und Wilhelmshaven eingesetzt. Bereits ab August 1914 wurde aus den vorhandenen Seebataillonen eine Marineinfanterie-Brigade mit 2 Regimentern gebildet. Zu den Regimentern gehörten auch je eine Maschinengewehr-, 1 Radfahrerkompanie und 1 Telefonzug.  In den Standorten verblieben Ersatz-Seebataillone.

Matrose einer Matrosen-Werft-Division infanteristisch ausgerüstet. und im Mantel. Die Feldmütze hat einen feldgrauen Überzug. Um 1916.

Die Marineinfanterie kämpfte vor allem in Flandern und stellte z. B. die Besatzung von Antwerpen bzw. besetzte Stellungen bis zur Kanalküste.

1915 wurde das 2. Marineinfanterie-Regiment bei Ypern eingesetzt. I

n der Folge wurden die beiden Marineinfanterie-Regimenter um Westende stationiert. Hier sollte die Marineinfanterie – mit Unterbrechungen - die ausgebauten Stellungen bis zum Frühjahr 1918 verteidigen und halten, auch Küstenschutz gehörte zu den Aufgaben der Brigade. 

Ende 1915 entstand das 3. Marine-Infanterie-Regiment. Schwere Abwehr-Kämpfe fanden im Herbst 1916 statt, die Verluste werden mit etwa 3000 Mann angegeben.

Nach Auffrischung wurden die Regimenter ab Oktober 1916 getrennt in der Somme-Schlacht verwandt. Einsätze an der Front und die Verwendung als Eingreif-Divison wechselten einander ab.

Ab März beteiligte sich die Marineinfanterie an der so genannten Großen Schlacht in Frankreich, teilweise in der Front (z. B. bei Cambrai), teilweise als Reserve.

Vorbeimarsch eines Matrosen-Regiments. Originale undatierte Fotokarte.

Anfang November begann der planmäßige Rückzug zunächst in die Antwerpen-Maasstellung, ab dem 14. November Richtung Heimat.   

Angehöriger eines Matrosen-Regiments in feldgrauer Montur (Feldbluse mit verdeckter Knopfleiste). Originale Fotokarte aus 03/1917.
Angehörige des 3. Matrosen-Regiments feldmarschmäßig. Originale Fotokarte. Februar 1915. Die 1. Division unterstand dem Marinekorps Flandern. Ihre Aufgabe war der Küstenschutz, ferner hatte sie aber auch die Stadt Brügge sowie der Bereiche Stene, Zandvoorde, Ostende, Bredene, Klemskerke, Vlissegem, Stalhille, De Haan, Wenduine, Uitkerke, Nieuwmunster, Zuienkerke, Houtave, Meetkerke, Lissewege, Heist, Knokke, Ramskapelle, Westkapelle und Hoeke zu sichern.

Das Marinekorps Flandern

Das Marinekorps Flandern hatte ab Herbst 1914 die Deckung der nördlichen Flanke der Westfront übernommen2.

Seine Aufgabe war der Schutz der belgisch-flandrischen Küste und der Aufbau und die Sicherung eines starken Stützpunktes für Seeoperationen gegen Großbritannien.

Mit Befehl vom 15.11.1914 wurde bestimmt, dass das Marinekorps Flandern aus 2 Divisionen bestehen sollte, später (1917) schied die Marine-Infanterie als 3. Division zur besonderen Verwendung aus dem Korps aus. 

Angehörige des Kaiserlichen Marinekorps feldmarschmäßig im Mantel. 06/1916.

Gliederung der Marine-Brigaden

      1. Marine-Brigade

o    1. Matrosen-Regiment

o    2. Matrosen-Artillerie-Regiment

 

      2. Marine-Brigade

o    2. Matrosen-Regiment

o    2. Matrosen-Artillerie-Regiment

o    1. Landwehr-Eskadron 

o    I. Landwehr-Feldartillerie-Abteilung

o    2. Marine-Pionier-Kompanie

Angehörige eines Matrosen-Regiments in feldgrauer Litewka mit Ärmelabzeichen. Originale Fotokarte, undatiert (um 1915).

Neben dem Schutz der Küste besetzte das Marinekorps Flandern auch einen Landabschnitt um Ostende. Schwere Kämpfe gab es um den Ort Lombardzyde.

Nach vier  Jahren Stellungskrieg wurden der flandrische Küstenabschnitt und die anschließenden Landfronten aufgrund des Korpstagesbefehl vom 16.10.1918 geräumt. 

Die Luftabwehr erlangte mit steigender Luftüberlegenheit des Gegners auch beim Marinekorps Flandern zunehmende Bedeutung.

Matrosen vor einem durch Sandsäcke geschützten Unterstand. Originale Fotokarte 04/1916.

Das Korps hatte auch eigene Luftstreitkräfte, die dem Kommando des Luftfahrtwesens des Marinekorps einheitlich unterstanden. 

Matrose einer Marine-Flieger-Abteilung. Fotograf: H. Beier/ Grimma.

Das Marineflugwesen

Bei der Marine wurden vor dem Kriege die Luftschiffe bevorzugt, deshalb war das Marineflugwesen zu Beginn des 1. Weltkrieges kaum entwickelt. Erst im Kriege nahm diese Sparte eine enorme Entwicklung, da man seine Bedeutung insbesondere für die Aufklärung erkannt hatte. Aber auch Aufgaben wie der Angriff auf Seekriegskräfte wurden im Laufe der Zeit von den Marinefliegern wahrgenommen. Zunächst mangelte es an einem tauglichen Seeflugzeug. 1914 gab es nur eine kleine Marine-Flieger-Abteilung mit etwa 200 Mann und 20 ausgebildeten Piloten. Die Flugstationen waren in Putzig und Kiel- Holtenau sowie in Wilhelmshaven und auf Helgoland.

Deutsches Wasserflugzeug. Originales Foto, umseitig datiert: 26.12.1914.

In rascher technischer Entwicklung wurden taugliche Seeflugzeuge entwickelt, die seetüchtig sein mussten und später auch eine Funkausrüstung bekamen. Ferner wurden Seekampfein- und -zweisitzer entwickelt. Die ab 1915 aufgestellten Torpedostaffeln waren – da zu schwer - nicht erfolgreich. Hauptaufgabe blieb die Aufklärung in der Nordsee zum Schutze vor Überraschungsangriffen insbesondere der britischen Flotte. Einen Flugzeugträger hatte die deutsche Marine nicht, aber einige Schiffe wurden zu Flugzeugmutterschiffen umgebaut.

Besatzungsmitglieder des Hilfskreuzers Wolf. Das Foto zeigt im Hintergrund das berühmte Flugzeug "Wölfchen", welches auf dem Kreuzer "Wolf" an verschiedenen Fahrten 1916-18 im Atlantik, im großen und im Indischen Ozean und in der Südsee teilnahm. Der Kreuzer kaperte und zerstörte viele Schiffe (14 Schiffe genommen, 19 durch Minen versenkt, 3 durch Minen schwer beschädigt, insgesamt 214000 Brutto-Register-Tonnen) und kehrte – mit dem Flugzeug – im Februar 1918 in die Heimat zurück.

An der Spitze des Seeflugwesens stand der Marineflugchef in Berlin. Zum Kriegsende zählten die Marineflieger insgesamt etwa 18000 Mann in den 32 Stationen. Die Marineflieger waren auch in Bulgarien und in der Türkei tätig. Berühmt geworden sind die Abenteuer des Fliegers von Tsingtau, die Günther Plüschow in seinen viel gelesenen Erinnerungen festgehalten hat (erstmalige Auflage:  Berlin 1916).

Motor-Kursus bei einer Marine-Flieger-Abteilung. 1917.
Angehörige einer See-Flieger-Abteilung. Orginales Foto um 1917.
Deutsche Wasserflugzeuge auf der Mole von Brügge. Originales Foto aus Mai 1915.
Angehörige der Marine-Landflieger-Division. Originale Fotokarte.

Text zum vorstehenden Bild: Zu Beginn (August 1914) des Ersten Weltkrieges war ein Freiwilliges Marinefliegerkorps begründet worden. Es garnisonierte in der von Berlin Joachimsthal. Im Folgejahr war geplant, dieses Korps in eine Abteilung für Wasser- und in eine Abteilung für Landflieger aufzuteilen. Im Herbst dieses Jahres wurde allerdings eine anderweitige neue Struktur für die Marineflieger gewählt. Die Piloten der Wasserflieger traten zu den Marine-/ Seefliegerabteilungen und die Piloten der Landflieger zu den Marinefeldfliegerabteilungen über. Letztere gehörten zum Marinekorps Flandern. Es verblieb in Joachimsthal eine Marinelandfliegerabteilung. In Wilhelmshaven gab es eine Festungsflugstation. Diese soll 1917 nach Insel Wangerooge verlegt worden sein.

Deutsches Wasserflugzeug startet. Originales Foto aus dem Jahre 1918.

Die operativen Planungen zum Einsatz der Hochseeflotte im Weltkrieg

Für die Führung des Seekrieges sah der Operationsplan vom 30.06.1914 für die Nordsee das Nachfolgende vor:

  1. Ziel der Operationen soll sein, die englische Flotte durch offensive Vorstöße gegen die Bewachungs- und Blockadestreitkräfte der Deutschen Bucht sowie durch eine bis an die britische Küste getragene rücksichtslose Minen- und wenn möglich U-Boot-Offensive zu schädigen.

  2. Nachdem durch diese Bereitschaft und Zusammenfassung ein Kräfteausgleich geschaffen ist, soll nach Bereitschaft und Zusammenfassung aller Kräfte versucht werden, unsere Flotte unter günstigen Bedingungen zur Schlacht einzusetzen. Bietet sich schon vorher günstige Gelegenheit zum Schlagen, so muss diese ausgenützt werden.

  3. Handelskrieg ist gemäß Prisenordnung zu führen; in welchem Umfang er in den heimischen Gewässern zu betreiben sit, ordnet der Chef der Hochseeflotte an. Die für den Handelskrieg in außerheimischen Gewässern bestimmten Schiffe sind so früh als möglich hinausbringen.

    Zitiert nach: Heinz Neukirchen, Seemacht im Spiegel der Geschichte, Berlin 1982, S. 334.

Für die Führung des Seekrieges sah der Operationsplan vom 30.06.1914 für die Ostsee das Nachfolgende vor:

  1. Die Hauptaufgabe der Kriegführung ist, die etwaige Offensive der Russen soviel als möglich zu stören. Daneben ist die Kieler Bucht gegen englische und russische Seestreitkräfte zu sichern und der feindliche Handel in der Ostsee zu schädigen.

  2. Minenunternehmungen gegen die russische Küste sind möglichst bald nach Kriegsausbruch anzusetzen.

  3. Die vorübergehende Entsendung von Teilen der Hochseeflotte zur Führung eines Schlages gegen die russische Flotte bleibt nach Maßgabe der Kriegsereignisse vorbehalten.

Zitiert nach: Heinz Neukirchen, Seemacht im Spiegel der Geschichte, Berlin 1982, S. 336.

Trotz der relativ kampfstarken Hochseeflotte waren die operativen Planungen der deutschen Seekriegsführung eher verhalten und sahen auch keine Zusammenarbeit mit dem Landheer vor. Man wollte die gegnerische Flotte durch offensive Vorstöße in der Nordsee schädigen und nach einem erreichten Kräfteausgleich die Schlacht suchen, ferner war ein Handelskrieg nach Prisenordnung geplant. Da aber auch der britische Operationsplan in erster Linie auf eine (Fern-)Blockade abzielte, kam es im Seekrieg nur zu kleineren Operationen.  Die Skagerrakschlacht im Jahre 1916 war zu mindestens mit Blick auf das Ausmaß der am 31.05./01.06. beteiligten Seestreitkräfte unbeabsichtigt3.

Deutsche Kriegsschiffe in Kiellinie.Originales Foto vor 1914.

Der Einsatz der deutschen Auslandskreuzer zeigte das Dilemma der deutschen Flottenpolitik, es mangelte an geeigneten Standorten in Übersee. Das ostasiatische Kreuzergeschwader unter Vizeadmiral Reichsgraf von Spee hatte mangels Versorgungsmöglichkeiten gegen den übermächtigen keine Chance und kam auch über einen Anfangserfolg vor dem chilenischen Cap Coronel nicht hinaus4. Hierzu findet sich bei Winston Churchill folgende Beurteilung: "Der Chef des deutschen Kreuzergeschwaders hatte keinen Mangel an Zielsetzung für seine Operationen. Er brauchte sich nur zu verbergen und schlagartig aufzutreten. Die ungeheure Größe des pazifischen Ozeans und die Herrschar der Inseln boten ihm Schutz genug. Nachdem die Schiffe einmal in den Weiten des Ozeans verschwunden waren, wer konnte dann sagen, wann und wo sie wieder auftauchen würden? Natürlich waren die Aktionen des deutschen Geschwaders durch zahlreiche Faktoren beschränkt, die eine zwar unbestimmte, aber dennoch sichere Begrenzung seines Überlebens bildeten. Nach der Blockade Tsingtaus waren die deutschen Einheiten von ihrem einzigen Stützpunkt in jenem Teil der Welt abgeschnitten. Sie beassen hinfort keinerlei Möglichkeit zum Eindocken der Schiffe oder zur Durchführung größerer Reparaturen von Schäden, die infolge von Gefechten oder Abnutzung während der langen Kreuzfahrten etwa auftraten, und die Abnutzungserscheinungen an modernen Kriegsschiffen sind ja beträchtlich. Diese Schwierigkeiten an modernen Kriegsschiffen sind ja beträchtlich. Diese Schwierigkeiten vervielfachen sich mit jedem Monat nach einer Werftinspektion. Die Fahrten mit hoher oder forcierter Geschwindigkeit für längere Zeit auf der Suche nach Beute oder bei militärischen Operationen mussten die Lebensdauer dieser Einheiten schnell verkürzen. Die deutschen Schiffe waren wie Schnittblumen in einer Vase: Schön anzusehen, aber doch zu einem baldigen Tode beurteilt, wenn das nährende Wasser nicht ständig erneuert wird"....

Deutsche Kriegsschiffe in voller Fahrt. Originales Foto vor 1914.

"Darüber hinaus war die Kohlebeschaffung für die deutschen Einheiten mit außerordentlich großen Schwierigkeiten und Gefahren verbunden. Die umfangreiche Organisation der britischen Admiralität wachte in jedem Hafen genauestens über jede Tonne Kohle und Bewegungen von Kohledampfer....." wird fortgesetzt

Der Kleine Kreuzer SMS Breslau im Jahre 1912 in Swinemünde. Originales Foto.

Text zum vorstehenden Foto: Die SMS Breslau war ursprünglich ein Kleiner Kreuzer der Kaiserlichen Marine und gehörte vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges zur Mittelmeerdivision. Im Jahre 1914 ging das Schiff in den Dienst der osmanischen Marine über und hieß nun Midilli. Es war gemeinsam mit der SMS Goeben offiziell an die Türkei verkauft worden. Die SMS Breslau sank im Januar des Jahres 1918 nach mehreren Minentreffern vor Imbros. Die türkische Flotte war in ein Minenfeld geraten.

Die teilweise beachtlichen Erfolge einzelner Kreuzer5 (Karlsruhe, Emden6 und Hilfskreuzer (Möwe, Wolf, Seeadler) und waren nicht kriegsentscheidend, führten aber zeitweise zu ziemlichen Irritationen und Unterbrechungen der alliierten Schifffahrt.  

Die tatsächliche Rolle der Hochseeflotte im Weltkrieg

Die Hochseeflotte spielte in erster Linie eine passive Rolle, umso mehr als die ersten Gefechtsberührungen z. B. im Gefecht bei Helgoland am 28.08.1914 mit der britischen Flotte negativ verliefen. Zwar kam es nach einem Führungswechsel und einer offensiveren Präsenz zu dem ersehnten großen Schlagabtausch am Skagerrak, allerdings konnte der taktische Sieg strategisch nicht zu Gunsten der deutschen Hochseeflotte verwertet werden.

Da sich die britische Flotte nach wie vor zurück hielt, versuchte man durch einen uneingeschränkten U-Bootkrieg eine Kriegswende herbei zu führen. Die durchaus beachtlichen Erfolge der deutschen U-Boote konnten aber die alliierte Handelsschiffstonnage auf Dauer nicht ernsthaft reduzieren, vor allem weil insbesondere die wirtschaftlichen Kapazitäten der USA die Verluste ausgleichen und das eingeführte Konvoi-System durch die deutschen U-Boote erfolgreich reduzieren konnten. Insgesamt war auch die Anzahl der U-Boote vor Ort stets zu gering.. Der politisch umstrittene uneingeschränkte U-Bootkrieg hatte allerdings eine handfeste Konsequenz, nämlich den Kriegseintritt der USA am 06.04.1917.

Bewertung

Letztlich erfüllte die kaiserliche Marine aufgrund der Verkennung der ungünstigen geopolitischen Rahmenbedingungen und einer verfehlten Seekriegsführung (Fleet in beeing) nicht die in sie gesetzten Erwartungen und wurde sogar durch die Meutereien im Jahre 1917 und 1918 ursächlich für die Revolution und den Zusammenbruch des Kaiserreiches. An dem Einsatzwillen und der persönlichen Tapferkeit sowie an der guten Qualität des Materials und dem hohen Ausbildungsniveau bestehen aber im Rückblick keine Zweifel. Insgesamt verlor die deutsche Marine 35000 Leute. Duppler urteilt abschließend: „Damit ist der erste Weltkrieg wie 20 Jahre später in noch stärkerem Maße der Zweite  Weltkrieg in erster Linie ein Seekrieg gewesen, den die noch nicht fertige Seemacht Deutschland verlor“7.   

Empfohlene Beiträge