Die Entwicklung und Organisation der einzelnen Waffengattungen des Reichsheeres vor dem (Ersten) Weltkrieg

Seit der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde die Infanterie als die Hauptwaffe angesehen. 1688 umfasste die preußische Armee insgesamt 16 Regimenter zu Fuß, 1713 waren es 20, 1740 zählte man 32 und 1786 bereits 55 Feldregimenter der Infanterie1.  Im unheilvollen Jahr 1806 gehörten 60 Infanterie-Regimenter und 24 Füsilier-Bataillone sowie das Feldjäger-Regiment zu Fuß zur altpreußischen Armee2.  In der Konfrontation mit den Truppen des jungen französischen Kaiserreichs gingen  die meisten dieser Einheiten unter, nur die Regimenter Nr. 2, 8, 11, 14, 16, 42, 52 und 58 überdauerten die Katastrophe als geschlossene Truppenkörper. Die im Grunde vollständige Niederlage der altpreußischen Armee war Anlass für eine - eingebettet in grundlegende politische Umwälzungen  - umfassende Heeresreform3. Aus den vorgenannten vor allem ostpreußischen Infanterie-Regimentern  und Resten anderer Einheiten entstanden zunächst 4 ostpreußische, 2 westpreußische und 2 pommersche  Regimenter, später folgten 2 brandenburgische Infanterie-Regimenter und 1 schlesisches Infanterie-Bataillon.  Laut dem französischen Diktat vom 01.01.1809 durfte die preußische Armee nur noch 10 Infanterie-Regimenter mit zusammen maximal 22000 Mann ausschließlich der Garde umfassen. Ungeachtet der teilweisen französischen Besetzung preußischen Staatsgebietes und hoher Reparationszahlungen wurde der Wiederaufbau des Heeres trotz denkbar knappster Mittel vorangetrieben und ermöglichte letztlich den erfolgreichen Befreiungskampf 1813/15 gegen das kaiserliche Frankreich unter Napoleon I.  Das Wehrgesetz vom 03.09.1814 stellte in Fortbildung des Entwurfs zur Ausführung der Konskription in den preußischen Staaten vom 05.02.1810 die allgemeine Wehrpflicht aller Staatsangehörigen ab dem 20. Lebensjahr fest und  strukturierte die bewaffnete Macht in das stehende Heer, die Landwehr des 1. und 2. Aufgebotes und den Landsturm4. Seit dem 25.03.1815 führten die ehemaligen Reserve-Regimenter Nr. 1 bis 12 die Bezeichnung als Infanterie-Regimenter Nr. 13 bis 24 und bis Ende 1815 zählte die Linien-Infanterie - auch durch Übernahme ehemals schwedisch-pommerscher, nassauischer usw. Truppen – insgesamt 36 Regimenter. 1818 (30.03.) entstanden die Regimenter Nr. 33 bis 36 bzw. 1820 (12.02. bzw. 12.03.) teilweise durch Umwandlung die Regimenter Nr. 33 bis 40 zu je zwei Bataillonen5.   Dieser Stand blieb für eine längere Zeit unverändert.

Kaisermöver 1906. Fotograf: Oscar Tellgmann/ Eschwege.

Beim Tode König Friedrich Wilhelms III. (07.06.1840 in Berlin) gehörten zur preußischen Armee das 1. und 2. Garde-Regiment zu Fuß, das Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 und das Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2, das Garde-Reserve-Regiment (später Garde-Füsilier-Regiment) und 40 Infanterie-Regimenter, sowie das Garde-Jäger-Bataillon, das Garde-Schützen-Bataillon und 4 Jäger- und 4 Schützen- Abteilungen6.  Unter dessen Nachfolger – König Friedrich Wilhelm IV. (1795 – 1861) -  stagnierte die Heeresentwicklung, erst mit Übergang der Regentschaft (1858) auf dessen Bruder – den späteren König Wilhelm I. – reagierte man auf die bei den Mobilmachungen der Jahre 1830/31, 1848/49, 1850 und 1859 deutlich gewordenen Defizite (z. B. in der Wehrgerechtigkeit) und reorganisierte das Heer auch gegen den massiven politischen Widerstand des Parlamentes7. Die Landwehr schied aus dem 1. Aufgebot des Feldheeres aus und die Anzahl der aktiven Truppen wurden massiv vermehrt8. Die Reform hatte auch nachhaltigen Einfluss auf den Bestand der Infanterie. Im Jahre 1860 zählte diese Waffengattung 9 Garde-Infanterie-Regimenter, 12 Grenadier-Regimenter, 52 Infanterie-Regimenter (Nr. 13 – 32, 41 – 72), 8 Füsilier-Regimenter (Nr. 33 – 40), 1 Garde-Jäger-Bataillon, 1 Garde-Schützen-Bataillon, und 8 Jäger-Bataillone9.   Mit den ab 1861 abgeschlossenen Militärkonventionen begann die Eingliederung der Kontingente der kleineren Staaten des Norddeutschen Bundes in die preußische Armee, z. B. von Anhalt, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha, Schwarzburg-Rudolstadt, Reuß, Waldeck usw. Die so verstärkte und auch in ihrer Bewaffnung und sonstigen Ausrüstung modernisierte preußische Armee bewährte sich in den Einigungskriegen 1864, 1866 und 1870/71 und wurde in der Folge zusammen mit den anderen - insbesondere den süddeutschen - Kontingenten zum Reichsheer zusammengeführt bzw. umgebildet. 

Aufnahme vom Kaisermanöver in Württemberg im Jahre 1909. Fotograf: Franz Tellgmann/ Mühlhausen in Thüringen). Besuch von Franz Ferdinand von Österreich.

Am 27.01.1888 verlieh Kaiser Wilhelm II. 67 Truppenteilen die Namen historischer Persönlichkeiten10 und betonte damit im besonderen Maße den Gedanken militärgeschichtlicher Traditionslinien als festigendes Element. Der Ausbau des deutschen Heeres in der Friedenszeit wurde durch eine Reihe von Reichsgesetzen festgesetzt, wobei die Verstärkungen jeweils regelmäßig auf eine Reihe von Jahren verteilt wurden11. Die Infanterie einschließlich der Jäger sollte im Laufe der Zeit auf die nachfolgend genannte Anzahl von Bataillone anwachsen: 15.07.1890: 538, 03.08.1893: 538 und 173 halbe, 28.06.1896: 624, 25.03.1899: 625, 15.04.1905: 633, 27.03.1911: 634, 14.06.1912: 651 und 03.07.1913: 66912. Tatsächlich setzte sich die Infanterie des Reichsheeres im Jahre 1914 schließlich wie folgt zusammen:

 

Preußen

166 Regimenter, Lehr-Infanterie-Bataillon, 7 Unteroffizierschulen, Infanterie-Schießschule, sowie eine Gewehrkommission.

Bayern

24 Regimenter, 1 Unteroffizierschule, Militär-Schießschule.

Sachsen

17 Regimenter, 1 Unteroffizierschule.

Württemberg

10 Regimenter. Die württembergischen Unteroffizierschüler besuchten preußische Einrichtungen.

Vorbeimarsch des Kaiser-Franz-Garde-Grenadier-Regiments Nr. 2 (Berlin). Fotograf: Franz Tellgmann/ Mühlhausen in Thüringen.

Zur Friedensstärke der Infanterie gehörten zu diesem Zeitpunkt (einschließlich Offizier- und Unteroffizierkorps) 414508 Mann, darunter 4290 Hilfshoboisten/- hornisten, sowie 3674 Dienstpferde. Dazu kamen noch die Jäger-Bataillone.  

Jedes Infanterie-Regiment bestand aus 3 Bataillonen, die jeweils 3 Kompanien und 1 Maschinengewehr-Kompanie zählten. Die Maschinengewehr-Kompanien und – Abteilungen hatten im Frieden je 6 Gewehre und 3 Munitionswagen. 2 Infanterie-Regimenter bildeten eine Brigade. 2 Brigaden bildeten eine Division. Gute Regimentskommandeure empfahlen sich zum Aufstieg zum Brigade- bzw. Divisionskommandeur. Über Hermann Heinrich von Chappuis (1838 - 1910, Regimentskommandeur vom IR 115) heißt es in einer Beurteilung vom 01.01.1889 durch den kommandierenden General des XI. Armeekorps: "Oberst von Chappuis ist in jeder Beziehung und im vollsten Sinne des Wortes ein guter Soldat. Im Krieg und im Frieden hat er das bewiesen,. Klare Auffassung der Verhältnisse, Energie und Entschlossenheit, zeichnen ihn vorteilhaft aus. Er berechtigt zu sehr hohen Erwartungen   für die Zukunft auch in höheren Stellungen, zu denen er völlig geeignet erscheint"12. Die Funktion des Regimentschefs war lediglich eine Ehrenstellung. Der jeweilige Kommandeur regelte und überwachte die Gleichmäßigkeit der Ausbildung13. Ihm oblagen die Disziplinargewalt und die niedere Gerichtsbarkeit. Ferner war der Regiments-Kommandeur für die Zuteilung des Ersatzes an Menschen und Pferden, die Beförderung und Entlassung der Mannschaften sowie die Ergänzung, Erhaltung und Aufbewahrung von Bekleidung und Ausrüstung verantwortlich. Das Offizierkorps war ihm unterstellt, er erstellte die Beurteilungen der Offiziere und leitete deren ehrengerichtliche Auseinandersetzungen. Über Oberst Theodor Erich Wilhelm Friedrich Gottfried von Netzer (1827 - 1892), Regimentskommandeur vom IR 66, heißt es unter dem 01.01.1878: "Oberst von Netzer ist ein gebildeter Offizier mit angenehmen Formen, voll des regsten Eifers, den Dienst und die Erziehung der Offiziere zu fördern. Ein sehr guter Regimentskommandeur. wird sich auch zu höheren Stellen heranbilden"13.  Oder über Oberst Maximilian Emil Heinrich Hermann Fritsch (1829 - 1894), Kommandeur vom IR 64, unter dem 01.01.1883: " Oberst Fritsch ist ein sehr tüchtiger und kräftiger Kommandeur, welcher das Regiment in jeder Beziehung mit fester und sicherer Hand leitet. In der Vorführung desselben auf dem Exerzierplatz und im Brigadeverband zeigte er sich gewandt. Er ist besonders gewandt auch mit der Feder und ein gutes Vorbild seines Offizierkorps, das sich in guter Ordnung befindet"14. Manche überlieferte Beurteilung klingt allerdings mitunter kurios: "Er hört schlecht, sieht aber für drei und ist brav für sechs" heißt es im Jahre 1876 über Hugo Ludwig von Below (1824 - 1905), Regimentskommandeur des IR 8815.

Offiziere verschiedener Infanterie-Regimenter im Kaisermanöver im Jahre 1904. Fotograf: Oscar Tellgmann/ Eschwege.

Zur Erfüllung seiner Aufgaben war dem Regiments-Kommandeur ein Stab beigegeben. Zum Stab eines Infanterie-Regiments gehörten an Offizieren: 1 Kommandeur, 1 Oberstleutnant, 3 (jüngste) Majore und 1 Adjutant. Das Bataillon umfasste 4 Kompanien (Infanterie und Jäger). Dem Bataillons-Kommandeur oblag die Disziplin und Ausbildung seiner Einheit und er war für den guten Zustand der Bekleidung und Ausrüstung verantwortlich. Auch fertigte er Beurteilungen seiner Offiziere usw. an. Soweit es sich um ein selbständiges Bataillon handelte, z. B. bei den Jägern, hatte er zusätzliche Kompetenzen wie ein Regiments-Kommandeur. Die Kompanie wurde von einem Hauptmann kommandiert. Er war für die Ausbildung der Einheit in allen Dienstzweigen zuständig und in seinem Wirkungskreis für die Disziplin, die Ergänzung und Erziehung der Unteroffiziere und den Zustand von Bekleidung und Ausrüstung verantwortlich. In seiner  Tätigkeit unterstützten ihn die Subaltern-Offiziere.  Über Ernst Eduard Allwiel von Sommerfeld und Falkenhayn (1824 - 1905), Hauptmann im IR 58, urteilte sein Regimentskommandeur: "Bei mehr als gewöhnlicher Fähigkeit ernst und entschieden, richtiges Urteil, scharfe Auffassungsgabe, schneller Orientierungssinn, gewandt mit der Feder, überall zu gebrauchen, eifriger und guter Jäger und Schütze, füllt seine Stelle vollkommen aus"16

Angetretenes preußisches Infanterie-Bataillon bzw. -Regiment. Undatiertes Foto vor 1914.

Die Friedens- und Kriegsstärken der Truppenteile der Infanterie unterschieden sich im Frieden und im Krieg – abgerundet - wie folgt17:

 

Truppenteil

Friedensstärken

 

Offiziere, Ärzte, Beamte

Mannschaften

Pferde

Fahrzeuge

Infanterie-Kompanie

4-5

140-160

1

 

Infanterie-Bataillon

18-22

560-640

7

 

 

Kriegsstärken

Infanterie-Kompanie

5

265

10

4

Infanterie-Bataillon

26

1054

60

19

Infanterie-Division

17000

4000

600, hiervon 72 Geschütze

Hinweis: Die Gefechtsbagage eines Bataillons bestand aus 4 Patronenwagen, 4 Feldküchen, 1 Sanitätswagen und als große Bagage: 1 Stabspackwagen, 4 Kompaniepackwagen, 5 Lebensmittelwagen einschließlich Markedenterwagen, 1 Packwagen für den Regimentsstab und ein Schanzzeugwagen. Die MG-Kompanie hatte als Gefechtsbagage 1 Vorratsswagen, 1 Feldküche und als große Bagage 1 Packwagen und 1 Futterwagen19.

An preußischer Garde-Infanterie existierten 1914 5 Garde-Regimenter zu Fuß, 5 Garde-Grenadier-Regimenter und das Garde-Füsilier-Regiment (Berlin).  Seit 1888 wurden nur noch die 3. Bataillone Füsilier-Bataillone genannt, die taktischen Besonderheiten der Füsiliere waren längst entfallen. Als Gründungsjahre der Gardeinfanterie galten: 1. Garde-Regiment zu Fuß: 1688,  2. Garde-Regiment: 1813, Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 : 1814, Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2: 1814, Garde-Füsilier-Regiment: 1826, 3. Garde-Regiment zu Fuß:  1860, 4. Garde-Regiment zu Fuß: 1860, Königin Elisabeth Garde-Grenadier-Regiment Nr. 3: 1860, Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4: 1860, 5. Garde-Grenadier-Regiment zu Fuß: 1897, Garde-Grenadier-Regiment Nr. 5: 1897, Lehr-Infanterie-Bataillon: 1819.

Das badische Truppenkontingent galt als nicht selbständiger Bestandteil der preußischen Armee. Es war durch Konvention vom 25.11.1870 in die preußische Armee aufgenommen worden. Das Großherzogtum Baden stellte die Infanterie-Regimenter Nr. 109, 110 – 114, 142, 160-170 (XIV. Armeekorps). Nr. 109 und 110 waren Grenadier-Regimenter.

Das hessische Truppenkontingent galt als selbständiger Bestandteil der preußischen Armee. Es war durch Konvention vom 13.06.1871 in die preußische Armee aufgenommen worden. Das Großherzogtum Hessen stellte die Infanterie-Regimenter Nr. 115-118 und 168 (XVIII. Armeekorps).

Die württembergische Infanterie gehörte zum XIII. Armeekorps, nur das 8. Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 126 Großherzog Baden (Straßburg i. E.) war dem XV. Armeekorps zugehörig. Das württembergische Truppenkontingent   gehörte zur preußischen Armee, wies aber uniformkundliche Besonderheiten auf. Zur Infanterie zählten die Regimenter Nr. 119 – 127 und 180. Die Regimenter Nr. 119 und 120 waren schon 1623 errichtet worden.  Ab 1895 konnten übrigens preußische Offiziere problemlos in württembergische Einheiten versetzt werden, vorher waren nur Abkommandierungen möglich.

Das sächsische Kontingent wies eine gewisse Eigenständigkeit auf. Es stellte 2 Armeekorps (XII., XIX.). Die sächsische Infanterie zählte 16 Regimenter: Nr. 100 - 108, 133-134, 139, 177 – 179, 181 – 182. Die ältesten sächsischen Infanterie-Regimenter führten ihre Tradition auf das Jahr 1670 zurück. Das sächsische Infanterie-Regiment Nr. 108 hieß Schützen (Füsilier-) Regiment Prinz-Georg (Dresden) war wie die sächsischen Jäger uniformiert, allerdings mit gelben Tressen, Knöpfen und Tschakobeschlag. Auf dem Koppelschloss war der Namenszug des Prinzen Georg mit Krone zu finden. 

Sächsische Infanterie im Manöver. Fotograf: Franz Tellgmann/ Mühlhausen in THüringen.

Bayern stellte im Reichsheer mit seinen 3 Armeekorps (I.-III.) ein in sich geschlossenes Kontingent mit zahlreichen Besonderheiten. 1914 bestanden 24 bayerische Infanterie-Regimenter, darunter das Infanterie-Leib-Regiment in München. Dieses hatte Garderang.

Schon früh wurden Förster und Jäger als Führer und Scharfschützen  im Heerwesen eingesetzt und im Laufe der Zeit fasste man sie in Bataillone zusammen, sie erhielten aber immer besonderen Ersatz. Im Jahre 1744  (15.06.) errichtete Friedrich der Große in Charlottenburg aus freiwilligen Forstbediensteten ein Feldjäger-Korps, welches zu einem Feldjäger-Regiment zu Fuß und einem Reitenden Feldjäger-Korps ausgebaut wurde. Ersteres wurde 1807 aufgelöst, dessen Reste ins Garde-Jäger-Bataillon und in das Ostpreußische Jäger-Bataillon übernommen wurden.

Vor der Mobilmachung 1914 gab es in der deutschen Armee 18 Jäger- bzw. Schützen-Bataillone, darunter das Garde-Jäger-Bataillon, das Garde-Schützen-Bataillon und 2 sächsische (Nr. 12 und 13), 1 mecklenburg-schwerinsches (Nr. 14) sowie 2 bayerische mit eigener Nummerierung (Nr. 1 und 2)18.

Das Garde-Jäger-Bataillon garnisonierte in Potsdam und knüpfte seine Vorgeschichte an das bereits erwähnte Korps Feldjäger zu Fuß an. Nach dem Untergang der altpreußischen Armee im Jahre 1806/07  wurde es mit Ranzionierten neu gebildet. Seit 1811 führte es die Bezeichnung Garde-Jäger-Bataillon. Diesem Bataillon war die Garde-Maschinengewehr-Abteilung Nr. 1 zugeteilt. Das Garde-Schützen-Bataillon wurde am 19.05.1814 in Neufchatel aus dem von Marschall Berthier errichteten Bataillon und aus angeworbenen Mannschaften aufgestellt. Seit 1815 stand das Bataillon in Berlin.

Die Bataillone gliederten sich jeweils in 4 Jäger- bzw. Schützen-, 1 Maschinengewehr – und 1 Radfahrer-Kompanie. Die Jäger-Bataillone wurden im Krieg allgemein den Kavallerie-Divisionen zugeteilt und sollten die Durchschlagskraft der Kavallerie-Regimenter  verstärken. Einige Jäger-Bataillone – insbesondere Reserveeinheiten – verblieben aber bei den Divisionen der Infanterie und bildeten sogar Jäger-Regimenter.

Seit 1880 führte man Versuche mit mehrläufigen Maschinengewehren durch, diese wurden aber zeitweise eingestellt. Durch die Erfahrungen in den Kriegen zu Beginn des 20. Jahrhunderts änderte sich aber die zunächst zurückhaltende Bewertung der Rolle des Maschinengewehrs für das Infanteriegefecht. Im Oktober des Jahres 1901 bildete man zunächst behelfsmäßig  bei mehren Jäger-Bataillonen Maschinengewehr-Abteilungen. 1914 existierten bereits 2 Garde-, 7 preußische, 1 sächsische und 1 bayerische Linien-Maschinengewehrabteilungen. Ferner gab es 15 Maschinengewehr-Festungsabteilungen (nur in Preußen). Hinzu kamen die bei den einzelnen Infanterie-Regimentern/ Jäger-Bataillonen  vorhandenen Maschinengewehr-Kompanien. Die verschiedenen Maschinengewehr-Abteilungen waren verschiedenen Armeekorps und dort einzelnen Regimentern bzw. Kompanien zugeteilt

Maschinengewehr-Abteilung bei einer Parade. Fotograf: E. Jacobi/ Metz.

Fahrräder fanden schon vor 1914 in der Alten Armee vielfältig Verwendung, so zur Übermittlung von Befehlen und Meldungen, zur Verwendung im Relaisdienst, zur Verbindung zur Infanteriespitze mit dem Vortrupp, als Ersatz für Kavallerie bei allein marschierender Infanterie, zur Verbindung der einzelnen Glieder der Vorposten und als Quartiermacher. Es gab so genannte Kriegsfahrräder und Lernräder. Jedes Regiment verfügte über 6 Fahrräder. Da die Radfahrer aber auf feste Straßen und Wege angewiesen waren, konnten sie Meldereiter nicht – vollständig - ersetzen.

Zu den Jäger- und Schützen –Bataillonen gehörten schon im Frieden (ab 1913) neben den 4 Jäger- bzw.- Schützen-Kompanien 1 Maschinengewehr- und 1 Radfahrerkompanie. Letztere führten auf den Schulterknöpfen des Waffenrockes die Nr. 6.

1914 waren insgesamt 35 Pionier-Bataillone vorhanden, zu je 4 Kompanien. Einige Pionier-Bataillone verfügten über Scheinwerferzüge, andere waren Festungs-Pionier-Bataillone. 2 Bataillone (Nr. 12, 22) gehörten zum sächsischen, 1 zum württembergischen (Nr. 13), 1 zum badischen (Nr. 14) und 4 zum bayerischen (Nr. 1-4) Truppenkontingent. Bei der Mobilmachung 1914 verfügte das deutsche Heer über insgesamt 364 Pionier-Kompanien. 

Vor der Konfrontation der altpreußischen Armee mit dem jungen französischen Kaiserreich im Jahre 1806 zählte die altpreußische Kavallerie 13 Kürassier-, 14 Dragoner-, 9 Husaren. Regimenter (darunter 1 Regiment Towarczys = Lanzenreiter) sowie ein selbständiges Bataillon Towarczys. Den Feldzug mit katastrophalem Ausgang überdauerten nur wenige  der traditionsreichen Regimenter. Nach dem Frieden von 1807 wurden aus den deren Resten 4 Kürassier-, 6 Dragoner – und 6 Husaren-Regimenter, sowie ein Ulanen-Regiment errichtet20. Jedes Kavallerie-Regiment sollte 4 Eskadronen stark sein.

In der Folge wurde die Kavallerie nach und nach ausgebaut, zunächst verhalten, aber mit Ausbruch der Befreiungskriege entstanden zahlreiche Neubildungen. Im Jahre 1815 traten durch AKO vom 07.03. und 25.03. zu den 18 vorhandenen Linien-Kavallerie-Regimentern 14 neue Formationen. Im August 1815 zählte die Kavallerie 117 Schwadronen im stehenden Heer (17622 Mann), 36 Reserve-Schwadronen im stehenden Heer (4536 Mann), 126 Schwadronen Landwehr-Kavallerie (12614 Mann) und 16 ½ Schwadronen der Landwehr-Reserve (2475), zusammen also 37245 Mann21. 1819 wurden 4 Linien-Dragoner-Regimenter in Kürassiere umgeformt. 1821 entstand aus dem Garde-Ulanen- das Garde-Kürassier-Regiment. Nun existierten 6 Garde-Regimenter, 8 Linien-Kürassier-Regimenter, 4 Dragoner-Regimenter, 12 Husaren-Regimenter und 8 Ulanen-Regimenter. Neben den Linien-Formationen existierte noch die Landwehr-Kavallerie. Laut AKO vom 14.06.1827 sollte beinahe die gesamte Kavallerie im Kriegsfall zwei Kavalleriekorps bilden. Die Kriegsstärke eines Regiments sollte 700 Mann und Pferde betragen. Dazu kamen 23 Offiziere. Der Friedensetat umfasste 602 Mann, aber in der Praxis (zunächst) nicht erreicht. Der Etat der Garde-Kavallerie-Regimenter wurde 1849 dem der Linie angeglichen. Bis zur großen Heeresreform des Jahres 1860 gab es an diesem Bestand an Regimentern keine wesentlichen Änderungen. Die Mobilmachung in der Folge der Auseinandersetzung zwischen Österreich und Italien  offenbarte zahlreiche Mängel und der Prinz-Regent durch eine umfassende Heeresreform Beheben wollte. 1860 (15.01. und 26.01.) wurde bei jedem Kavallerie-Regiment die Bildung einer fünfte Schwadron befohlen. Ferner entstand (durch Abgaben) eine Reihe von neuen Regimentern. Nach der siegreichen Konfrontation mit dem österreichischen Rivalen wurden aus den Ersatz-Eskadronen weitere Formationen gebildet. Durch die Übernahme verschiedener norddeutschen Kontingente entstand das oldenburgische Dragoner-Regiment (Nr. 19) und das braunschweigische Husaren-Regiment (Nr. 17).  Nach der Reichsgründung und der siegreichen Beendigung des Deutsch-/ Französischen Krieges wurden verschiedene nicht-preußische – insbesondere badische, hessische, württembergische  - Truppenteile  in die laufende Nummerierung der verschiedenen Kavalleriearten integriert. Ab 1888 (24.07.) entfiel die Einteilung des Regimentes der Garde du Corps in Kompanien. 1895 entstanden dann aus den Meldereiter-Detachements die Jäger zu Pferde als neue Variante der Kavallerie22.

Laut dem Gesetz vom 15.07.1890 sollte die Anzahl der Eskadrons auf 465 anwachsen, laut dem Gesetz vom 03.07.1913 sollten es 550 sein23. 1914 umfasste die preußische Armee 430 Eskadrons in 86 Regimenter zu 5 Eskadrons. Das Reichsheer insgesamt zählte 547 Eskadrons in 110 Regimentern zu 5 Eskadrons, 3 bayerische Regimenter zählten nur 4 Eskadrons24

Zur preußischen Garde-Kavallerie rechneten  zu diesem Zeitpunkt neben dem Regiment der Garde du Corps und dem Garde-Kürassier-Regiment das 1. Garde-Dragoner Regiment Königin Viktoria von Großbritannien und Irland (Berlin), das 2. Garde-Dragoner Regiment Kaiserin Alexandra von Russland (ebenso Berlin), das Leib-Garde-Husaren-Regiment (Potsdam) sowie das 1. – 3. Garde-Ulanen-Regiment (Potsdam bzw. Berlin). Auch Kavallerie-Regimenter anderer Kontingente hatten Garderang.

1914 gab es neben dem Regiment der Gardes du Corps (Potsdam) und dem Garde-Kürassier-Regiment (Berlin) 8 Linien-Kürassier-Regimenter zu je 5 Eskadronen. Das Garde-Kürassier-Regiment entstand am 21.02.1815 und wurde aus der Garde-Ulanen- und Garde-Kosaken-Eskadron des leichten Garde-Kavallerie-Regiments gebildet sowie durch 2 Eskadrons aus den besten Mannschaften des Schlesischen National-Husaren-Regiments ergänzt. Seit der Errichtung stand das Regiment in Berlin. zunächst als Garde-Ulanen-Regiment bezeichnet, führte es ab 1821 die Bezeichnung: Garde-Kürassier-Regiment. Der Kürass gab den Kürassiere nicht nur den Namen, sondern zeichnete sie auch aus Angehörigen der schweren Kavallerie aus und war ein letzter Abglanz des Rittertums.

1914 gehörten zur bayerischen Kavallerie zwei Schwere Reiter-Regimenter, nämlich das 1. Schwere Reiter-Regiment Prinz Karl von Bayern (München) und das 2. Schwere Reiter-Regiment Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este (Landshut). Beide Regimenter waren ursprünglich Kürassiere, im Jahre 1879 erfolgte die Umwandlung in Schwere Reiter.

Zur sächsischen Kavallerie gehörten zwei schwere Regimenter, das Garde-Reiter-Regiment (gestiftet am 31.10.1680) und das Karabinier-Regiment (01.11.1849 gestiftet).

Dragoner waren ursprünglich als berittene Infanterie entstanden. 1914 gab es insgesamt 26 Dragoner-Regimenter, darunter 2 meckenburgische (Nr. 17, 18), 2 hessische (Nr. 23, 24) und 2 württembergische (Nr. 25, 26).

Husaren waren die klassische leichte Reiterei und in Preußen im Jahre 1721 eingeführt worden. 1914 gab es neben dem Leib-Garde-Husaren-Regiment (Potsdam) 20 Linie-Regimenter, davon drei sächsische Einheiten (Nr. 18, 19, 20).

Vor Ausbruch des 1. Weltkrieges gab es 23 Ulanen-Regimenter, darunter 2 bayerische (eigene Nummerierung), 3 sächsische (Nr. 17, 18 und 21) und 2 württembergische (Nr. 19, 20) Formationen.  Charakteristisch für die Ulanen war die Bewaffnung mit der Lanze. Ab 1888 erhielt aber die gesamte deutsche Kavallerie Stahlrohrlanzen. Bayern stellte in der Alten Armee zwei Ulanen-Regimenter, die in Bamberg (Nr. 1) und Ansbach (Nr. 2) garnisonierten. Die 3 sächsischen Ulanen-Regimenter garnisonierten in Oschatz (Nr. 17), Leipzig-Gohlis (Nr. 18) und Chemnitz (Nr. 21).

Die Regimenter Jäger zu Pferde entstanden ab 1905 aus den bestehenden Meldereiter-Detachements bzw. Eskadrons Jäger zu Pferde. Bis 1913 waren 13 Regimenter entstanden, davon allein im Jahre 1913 die Nr. 7 -  13.  Das Regiment Nr. 1 hieß Königs Jäger zu Pferde und stand in Posen. Die Chevaulegers waren im 18. Jahrhundert als leichte Reiter entstanden. Es gab sie in der Alten Armee nur im bayerischen Kontingent, insgesamt 8 Regimenter. Die ältesten Regimenter (Nr. 1 und 2) waren im Jahre 1682 gestiftet worden, wurden aber erst 1790 Chevauleger. Die letzten Regimenter entstanden 1905 (Nr. 7) und 1909 (Nr. 8).

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Im Detail stellten sich die Etatstärken der Kavallerie im Jahre 1913 nach Kontingenten getrennt wie folgt dar25:

 

Preußen

86 Regimenter

Militär-Reitinstitut

Offizier-Reitschulen

Offiziere

2237

18

8

Sanitätsoffiziere

187

2

2

Veterinäre

271

2

2

Ober-/ Zahlmeister

86

1

2

Unterzahlmeister

86

3

-

Waffenmeister

86

-

-

Sattler

86

-

-

Ober-/ Musikmeister

86

-

-

Unteroffiziere

8826

26

23

Gemeine

62437

494

50

insgesamt

74388

546

87

 

Bayern

12 Regimenter

Militär-Reitschule

Offiziere

294

7

Sanitätsoffiziere

24

1

Veterinäre

36

2

Ober-/ Zahlmeister

12

 

Unterzahlmeister

12

 

Waffenmeister

12

 

Sattler

12

 

Ober-/ Musikmeister

12

 

Unteroffiziere

1148

15

Gemeine

7283

127

insgesamt

8845

152

 

Sachsen

8

Regimenter

Militär-Reitanstalt

Offiziere

208

1

Sanitätsoffiziere

16

 

Veterinäre

24

1

Ober-/ Zahlmeister

8

 

Unterzahlmeister

8

 

Waffenmeister

8

 

Sattler

8

 

Ober-/ Musikmeister

8

 

Unteroffiziere

804

7

Gemeine

5896

 

insgesamt

6988

9

 

Württemberg

4 Regimenter

Offiziere

104

Sanitätsoffiziere

8

Veterinäre

13

Ober-/ Zahlmeister

4

Unterzahlmeister

4

Waffenmeister

4

Sattler

4

Ober-/ Musikmeister

4

Unteroffiziere

402

Gemeine

2554

insgesamt

3101

 

Studioaufnahme von Kanonieren aus dem 2. Kurhessischen Feldartillerie-Regiment Nr. 47 (Fulda). Mittiga Unteroffizier im Mantel. Großformatiges Foto vor 1914. Die Kammerstücke der Waffenröcke sind dunkler.

Die deutsche Artillerie zerfiel in die (leichte) Manövrier-(=Feld-) und die (schwere) Positions- (=Fuß-)Artillerie. Erst 1872 war die völlige Trennung der beiden Gattungen erfolgt. Die Feldartillerie zählte im Jahre 1914:  4 Garde- und 96 Linien-Regimenter, darunter 12 bayerische (eigene Nummerierung), 1 hessisches (Nr. 25),  1 mecklenburgisches (Nr. 60), 8 sächsische (Nr. 12, 28, 32, 48, 64, 68, 77. 78) und 4 württembergische (Nr. 13, 29, 49, 65) Regimenter. Mecklenburg - Strelitz stellte die 3. Batterie des Feldartillerie-Regimentes Nr. 24 (Neustrelitz).

Zu den Gardeformationen zählte auch das Lehr-Regiment der Feldartillerie-Schießschule (Jüterbog).

Gruppenfoto von Kanonieren der Feldartillerie im Dienstanzug. In der ersten Reihe mittig ein Offizier im Mantel. Großformatiges Foto um 1910.

Die Fußartillerie war die schwere Artillerie. 1914 existierten das Garde-Fußartillerie-Regiment (Spandau), das Lehr-Regiment der Fußartillerie (Jüterbog), sowie die Versuchsbatterie der Artillerie-Prüfungskommission (Kummersdorf) und 23 Linien-Regimenter der Fußartillerie, darunter 1 sächsisches (Nr. 20 in Dresden) und 3 bayerische (Nr. 1 – 3, eigene Nummerierung).  Die Regimenter gliederten sich in je 2 Bataillone zu je 4 Batterien und 1 Bespannungsabteilung.

Offizierkorps einer preußischen Train-Abteilung bzw. einer Train-Bataillons. Fotograf: Franz Tellgmann/ Cassel.

Am 21.04.1853 wurden die Train-Bataillone Nr. 1 – 8 gestiftet. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es keine Friedensstämme. In den Depots gab es lediglich einige Train-Offiziere. Die im Jahre 1853 entstandenen Friedensstämme wurden in der Regel von einem Artillerie-Offizier kommandiert, die anderen Offiziere waren Landwehr-Offiziere. Das übrige Personal waren abkommandierte Kavalleristen und Infanteristen (Unteroffiziere und Gefreite).  Ab 1862 wurde bestimmt, dass jährlich 1/3 der Kavallerie-Reserve zum Train zu entlassen war. Ab 1914 hießen  die 2-Jahre dienenden Mannschaften Trainreiter, die nur 1 Jahr dienenden Trainfahrer. Im Jahre 1914 gab es - neben dem Garde-Train-Bataillon - insgesamt 24 weitere Train-Bataillone, darunter 2 sächsische (Nr. 12 u. 19), 1 württembergisches (Nr. 13), 1. badisches (Nr. 14), 1 hessisches (Nr. 18) und 3 bayerische (Nr. 1 – 3). Die Bataillone hatten jeweils 4 Kompanien.

Eisenbahnpioniere in feldmarschmäßiger Montierung (allerdings mit Drillhose). Foto aus einem üblichen großformatigen Fotoalbum eines Reservisten des Eisenbahn-Regiments Nr. 1 (Berlin-Schöneberg). Um 1913.

Schon 1866 hatte es bei den im Felde stehenden preußischen Armeen Feld-Eisenbahn-Abteilungen gegeben26. Im Laufe der Zeit entstanden bis 1914 drei Eisenbahn-Regimenter (Nr. 1 – 3), sowie 1 Eisenbahn-Bataillon (Nr. 4) und 1 Betriebs-Abteilung der Eisenbahntruppen sowie 1 bayerisches Eisenbahn-Bataillon (München). Sachsen und Württemberg stellten Kompanien im Eisenbahn-Regiment Nr. 1 bzw. im Eisenbahn-Bataillon Nr. 4.

Angehörige der Eisenbahntruppe im Arbeitszeug vor eine Lokomotive. Foto aus einem üblichen großformatigen Fotoalbum eines Reservisten des Eisenbahn-Regiments Nr. 1 (Berlin-Schöneberg). Um 1913.

Schon in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts hatte man bei der Eisenbahnbrigade Versuche mit Fahrzeugen unternommen. 1907 entstand dann in Berlin eine Kraftfahrabteilung, die zunächst nur Kompaniestärke besaß. 1914 war schließlich ein Kraftfahr-Bataillon mit zusammen 4 Kompanien vorhanden (Berlin-Schöneberg). Sachsen und Württemberg stellten zu diesem Bataillon Detachements. Bayern hatte ein eigenes Luft- und Kraftfahrbataillon (München). Daneben existierte ein freiwilliges Automobilkorps. Die Mitglieder des ADAC verpflichteten sich mit ihren Fahrzeugen zum Dienst beim Heer für den Mobilmachungsfall.

Seit 1910 wurden die ersten Offiziere in Döberitz geschult, 1911 wirkten sie bereits beim Kaisermanöver mit. Die Militärschule in Döberitz wurde am 01.05.1910 gegründet. Bei dem Kaisermanöver im September 1911 waren den teilnehmenden Armeekorps jeweils 1 Luftschiff und 4 Flugzeuge zugeteilt. Die Erfahrungen waren gut.

Frühes Foto der Thüringer Landwehr. Offiziere, Unteroffiziere und Landwehrmänner. Um 1880.

Die Landwehr war ursprünglich ein größeres Aufgebot zum Heer, zu meist nur zum Inlandseinsatz und wenig kriegstüchtig. Die Landwehr im modernen Sinne wurde in Preußen mit Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht geschaffen. Zu ihr gehörten alle Wehrpflichtigen nach Ableistung der aktiven Dienst- (3 Jahre) und Reservezeit (2 Jahre). Die dem Bürgertum nahe stehende Landwehr war im Preußen des 19. Jahrhunderts politisch und militärisch umstritten und wurde 1859/60 reorganisiert. Die Landwehr wurde durch eine VO vom 05.09.1867 neu strukturiert. Nach deren Umsetzung gab es – neben der Garde-Landwehr – in Preußen 189, in Mecklenburg 4, in Hessen 6, in Sachsen 17  Landwehr-Bataillone. Das Reichsmilitärgesetz des Jahres 1874 behielt die Einrichtung der Landwehr bei (nun 12 Jahre, nämlich vom 28. bis zum 40. Lebensjahr). Ab 1885 wurden bei jeder Division – zunächst des I. – II. Armeekorps – Landwehr—Inspektionen gebildet. Hierbei handelte es sich um Aufsichtsbehörden über Bezirkskommandos. Im Fall der Mobilmachung sollten die Landwehr-Inspekteure Reserve-Divisionen übernehmen. 1913 gab es 25 Landwehrinspektionen: 19 preußische, 2 sächsische, 1 württembergische, 3 bayerische26. Sie wurden nach ihren Standorten benannt.

Ältere Jahrgänge und Wehrpflichtige geringerer körperlicher Tüchtigkeit bildeten den Landsturm. Dieser war bei Einführung der allgemeinen Wehrpflicht übernommen und sogar zunächst als Teil des stehenden Heeres bezeichnet worden (Gesetz vom 03.09.1814)27.

Fußnoten:

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