Eine kleine Geschichte der Uniform - 2. Teil - Von der Kriegstracht zu den frühen Anfängen der Uniform

Flämischer Kreuzritter aus dem 12. Jahrhundert. Originales Aquarell von unbekannter Hand wohl aus der Mitte des 19. Jhdt.s.

Gemeinsame Abzeichen von Heeren und Truppen waren schon früh üblich, so war das Kreuz das verbindende Symbol der Kreuzritter. Nach der Eroberung von Jerusalem (1099) wurden auch eine Reihe von Ritterordnen gegründet, z. B. der Templerorden (1120), der Johanniterorden (1120) und der Deutsche Orden (1190). Diese kriegerischen Vereinigungen hatten eine einheitliche Ordenstracht, z. B. trugen die Tempelherren einen weißen Mantel mit einem roten Kreuz mit acht Balken. Der Deutsche Orden hatte auch einen weißen Mantel, jedoch mit einem schwarzen Kreuz.

Flämischer Kreuzritter bzw. flämisches Fußvolk aus dem 12. Jhdt. Originales Aquarell von unbekannter Hand wohl aus der Mitte des 19. Jhdt.s.

Schon in der Ritterzeit lassen sich gleichartige Zeichen und Farben bei Rittern und deren Gefolgschaft (z. B. in den Wappenfarben) feststellen. Im gleichen Zuge entstand die Heraldik, also die Lehre von den Wappen und ihren Gebrauch. Dies war eine höchst offizielle Angelegenheit und für die Gestaltung von Wappen galten feste Regeln. Im militärischen Kontext dienten die z. B. auf dem Schild geführten Wappen der Erkennung des Gewappneten für Freund und Feind.

Flämische Ritter als Anführer der Miliz im 14. Jahrhundert. Originales Aquarell von unbekannter Hand wohl aus der Mitte des 19. Jhdt.s.

Überhaupt erlangte bereits im späten Mittelalter auch das bunte Tuch als Kriegstracht eine gewisse Bedeutung. Auch die aufstrebenden Städte kleideten das städtische Militär (Stadtknechte, auch Stadtdiener, Stadttrompeter) in einheitlichen Farben in Wechselwirkung mit dem Erstarken des Tuchhandels und des vermehrten Gebrauchs von Färbemitteln. Hierfür werden viele Beispiele übermittelt, z. B. für die Schweizer oder Nürnberger im 15. Jahrhundert. Beliebt waren insbesondere die rote Farbe und auch geteilte Farben, z. B. Schwarz-Weiß (Basel) oder rot-gelb (Stuttgart).

Söldner mit Stangenwaffen im späten 15. Jahrhundert auf dem Marsch. Alter Kupferstich. Auch hier sind sogenannte Dekorationsschlitze in der Kleidung zu beobachten, allerdings noch sehr zurückhaltend. Es handelt sich nicht um Funktionsschlitze, die die Beweglichkeit der Kleidung verbessern sollen.
Braunschweiger Landsknechte um 1553. Steindruck aus dem 19. Jhdt.

Ferner wies die Kriegstracht - z. B. die geschlitzte und zerhauene Tracht der Landsknechte - bereits eine gewisse Gleichheit auf. Diese entwickelte sich insbesondere bei den deutschen Landsknechten zu einer farbenreichen und durch eine besondere Stofffülle geprägten Kriegstracht. Ursprünglich entsprach die Bekleidung der Landsknechte der zivilen Mode, allerdings entwickelten die Söldner einen regelrechten Kleiderluxus, der ihr äußeres Erscheinungsbild maßgeblich beeinflusste. Die Landsknechte sind jedoch nicht die Erfinder der Dekorationsschlitze, sondern diese modische Erscheinung ist aus der zivilen Mode in die Soldatenkleidung gewandert. Aber diese Schlitze wurden in der Landsknechtskleidung besonders abwechslungsreich gestaltet und zeichneten den Söldner als einen individuellen Einzelkrieger aus. Die übertriebene Kriegstracht war auch Statussymbol. In der zivilen Mode sind die Dekorationsschlitze bedeutend schlichter gehalten.

Deutsche Landsknechte. Originale Chromolithographie aus dem 19. Jhdt.
Truppen durchziehen im frühen 17. Jhdt. einen Ort. Späte originale Radierung, wohl 2. Hälfte des 19. Jhdt.s.

Die sich allmählich entwickelnde Uniform folgte der Zweckmäßigkeit des Kriegsgeschäfts, aber auch der Mode und dem Zeitgeschmack, die zivile beeinflusste die militärische Mode und umgekehrt. So ahmt die oben genannte geschlitzte Kleidung der Landsknechte wohl die Kleidung des oberitalienischen Stadtadels nach. Dagegen ist die Pluderhose zunächst in der Soldatenkleidung verbreitet und wandert von dort in die zivile Mode. Sie löst die sogenannte "Heerpauke" ab. Hierbei handelte es sich um eine Männerhose, die zwei Kugeln glich und der spanischen Hoftracht entstammt. Die Pluderhose setzte sich bei den unteren und oberen Schichten der Bevölkerung durch.

Soldaten im 17. Jahrhundert. Originale Radierung um 1620 von Callot.

Noch zu Beginn des 17. Jahrhunderts waren sich aber Mode- und Standestracht, Hof- und Kriegstracht sehr ähnlich. Zur typischen zivilen bzw. militärischen Bekleidung jener Zeit gehörten ein Rock und ein Koller aus kräftigem Büffelleder, sowie tuchene Pumphosen, farbige Strümpfe und ein weiter befiederter und aufgekrempter Hut.

Reiter oder Reitknechte in der typischen Tracht der Zeit. Um 1600 bzw. frühes 17. Jhdt. Originaler zeitgenössischer Kupferstich aus dem Werk von Esaias von Hulsen, Aigentliche Wahrhaffte Delineation und Abbildung aller Fürstlichkeiten Aufzügg und Rütterspielen.
Typische Kriegstracht um die Mitte des 17. Jahrhunderts. Originale Radierung um 1620 von Callot.
Zeitgenössische Darstellung zweier Kavaliere aus dem 17. Jahrhundert. Zu den hier zu sehenden typischen Modeelementen des frühen Barock gehörten breitkrempige Hüte, mit Spitzen besetzte Kragen, das Wams und weite Kniehosen sowie Degen. Das Wams als die maßgebliche eigenständige Oberbekleidung seit dem 16. Jahrhundert. entwickelte sich im Hochbarock zur ärmellosen Weste, die dann unter dem eigentlichen Rock (Justaucorps) getragen wurde.
Pikenier mit Sturmhaube und in Halbrüstung aus dem Exerzierbuch von de Gheyn (1565 - 1629). Originaler Kupferstich aus dem bekannten Werk “Waffenhandlung von den Röhren, Mussqueten und Spießen” aus dem Jahre 1608.

Die Infanterie trug im 17. Jahrhundert häufig nur noch den halben Harnisch, insbesondere die Pikeniere schützten sich durch Halsberge, Schulterrüstteile (Spangröls), Oberarmzeug und die zu Schössen reduzierten Beintaschen. Dazu wurde regelmäßig eine Sturmhaube getragen. Im Laufe der Zeit wurde auch diese Schutzrüstung zu Gunsten der Beweglichkeit weiter reduziert. Unter dem halben Harnisch wurde oft ein Lederkoller getragen. Es handelte sich hierbei um ein ärmelloses Kleidungsstück. Er hatte das Wams als Hauptbekleidungsstück abgelöst. Im Laufe der Zeit wird der Lederkoller - zunächst noch nicht bei den Reitern - durch ein tuchenes Kamisol verdrängt.

Soldat mit federgeschmückter Sturmhaube. Um 1600. Zeichnung vom Verfasser.
Helmformen im ausgehenden 16. Jahrhundert. Zeichnung vom Verfasser.
Musketier und Offizier aus dem 17. Jhdt. Originaler Holzschnitt wohl von oder nach Jacques Callot (1572 - 1632).

Die Musketiere waren regelmäßig mit dem Luntenschloßgewehr ausgestattet und ungepanzert, zumindest um die Mitte des 17 Jahrhunderts tragen sie in der Regel keine eigentliche Schutzbewaffnung mehr. Das Luntengewehr wog etwa 8 - 10 kg. Aus diesem Grunde wurde dieses beim Schuss auf einen Gabelstock gelegt. Der Ladevorgang zerfiel in über dreißig Einzelakte und war sehr aufwändig bzw. zeitintensiv. In dieser Phase wurden die Musketiere notwendigerweise von den Pikenieren geschützt. Auf dem vorstehenden Bild ist beim Musketier auch das Bandelier mit den lederbezogenen Kapseln aus Holz zu sehen. Diese Behältnisse beinhalteten das jeweils für einen Schuss abgemessene Pulver und wurden im Soldatenjargon als die 12 Apostel bezeichnet. Zur vollständigen Ausrüstung gehörten noch die Pulverflasche für das feine Zündpulver und ein Lederbeutel für die Bleikugeln. Die schwedischen Musketiere wurden später mit leichteren Gewehrmodellen ausgerüstet.

Das brandenburgische Regiment Hillebrandt v. Kracht bei seiner Musterung im Jahre 1626 (01.05.) in Frankfurt a. O. Nach einem Aquarell von Knötel d. J.. Entnommen der nachfolgend genannten Regimentsgeschichte (nach S. 10).

Dem zuvor aufgezeigten Muster der Bekleidung der Pikeniere und Musketiere entsprach z. B. auch das äußere Erscheinungsbild des im Jahre 1626 gegründeten brandenburgischen Regiments Hillebrandt v. Kracht. Die Bekleidung dieser Formation zu diesem Zeitpunkt beschreibt Alfred Dieterich in seiner Geschichte des Grenadierregiments König Friedrich der Große (3. Ostpreußisches) Nr. 4 (Berlin 1928) wie folgt:

"Zur Liberey (Kleidung) trugen die Mannschaften gleichmäßig einen blauen, farbig gefütterten Waffenrock (Kosiake) aus Tuch, dessen Schöße zum Schutz gegen die Witterung fast bis zum Knie reichten, mit eisernen Knöpfen, weite tuchene Kniehosen, tuchene oder gewirkte Strümpfe, die durch Kniebänder festgehalten wurden, lederne Schuhe, am Hals einen breiten Umschlagekragen von weißer Leinwand.

Der Musketier trug dazu ein Filzhut mit Federbusch und unter dem Rock nach Bedarf ein ledernes Wams (Bauchweste) sowie quer über der rechten Schulter ein Wehrgehenk mit einem drei Fuß langen Degen, über der linken Schulter ein ledernes Bandelier, an dem zehn mit Pulver gefüllte Holzkapseln nebst Lunte, ein Ledertäschen (mit Bleikugeln und Reservelunten) und eine Pulverflasche hingen.

Der Pikenier trug, wenn gerüstet, keinen Waffenrock, sondern ein ledernes Kollet, darüber Wappen (Rüstung, bestehend aus Ringkragen, Brust- und Rückenstück und Beintaschen aus geschobenen Schienen) und eine eiserne, mit einem Kamm versehene Sturmhaube, sowie über der rechten Schulter ein quer hängendes Wehrgehenk für den mit großer Parierstange versehenen Stoßdegen. Zum Marsch kam dazu noch ein Rucksack.

Die Unteroffiziere trugen als Abzeichen farbige Längsstreifen an Röcken und Hosen, auch zahlreichere von der Achsel Bänder und Schnüre.

Der Anzug der Offiziere war reicher ausgestattet, im übrigen ihrem Belieben überlassen. Die Abzeichen waren: Ringkragen, eine Schärpe und ein breitkrempiger Hut mit wallenden Straußenfedern" (S. 15).

Reitergefecht. Kupferstich aus dem 18. Jhdt. nach einer Vorlage von Georg Philipp Rugendas (27.11.1666 in Augsburg; † 10.08.1742 ebenda). Verleger: G. C. Bodenehr.

Die Reiterei bestand im ausgehenden 16. und beginnenden 17. Jahrhundert aus Lanzenreitern, schweren Kürassieren, Pistolenreitern (Karabinier-/ Arkebusier- oder Bandelierreuter) und Dragonern. Die Lanzenreiter führten die lange wimpellose Lanze, waren aber schon zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges verschwunden. Die schweren Reiter trugen überwiegend noch den vollen Harnisch (Plattenharnisch). Der Visierhelm wurde bald von anderen Helmformen abgelöst, insbesondere durch die auf türkische Vorbilder zurückgehende Zischägge als eine besondere Form der Sturmhaube. Diese bestand zumeist aus einer halbkugeligen Helmglocke mit einem langen geschobenen bzw. geschienten Nackenschirm und Wangenklappen sowie einem flachen Augenschirm mit verstellbarem Naseneisen. Letzteres konnte mit einer Flügelschraube individuell eingestellt werden. Diese Helmform blieb zum Ende des 17. Jahrhunderts erhalten. Im Laufe der Zeit verschwand aber die Rüstung vollständig oder man trug nur noch einen Kürass. Die Halsberge des Harnisches blieb im Übrigen als Ringkragen des Offiziers erhalten. Der Ringkragen gehörte später neben der Schärpe, dem Portepee und dem Esponton (= Stangenwaffe, ehemals: Partisane) zu den gemeinsamen Standesabzeichen des Offizierkorps.

Kurbrandenburgischer Trabant. Um 1620. Entnommen aus: Martin Lezius, Das Ehrenkleid des Soldaten, 1936, S. 183. Das Tragen von Eisenhandschuhen wurde später zumindest für die Schwerthand aufgegeben, da diese ja durch den Bügel des langen Degens ausreichend geschützt war. Auf der Abbildung sieht man, dass der Reiter auch keine Panzerung der Unterschenkel (Beinzeuge) mehr trägt, diese wurden durch die Stiefel gedeckt.

Während des 30-jährigen Krieg und auch in den weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen des 17. Jahrhunderts kämpften auf deutschem Boden alle möglichen Truppen. So machten sich auch fremdartige modische Einflüsse bemerkbar, z. B. durch die in nationale Trachten gekleideten slawischen Hilfsvölker (Panduren, Kroaten, auch Husaren, Ulanen und Kosaken). Aus diesem Einfluss heraus werden im Nachgang die Husaren und die Ulanen die Vielfalt der Reiterei bereichern. Die ursprüngliche Nationaltracht wurde für diese Waffengattung stilbildend.

Darstellung von Panduren oder Kroaten. Kupferstich von Jacob Andreas Friedrich (1684 - 1751), nach einer Vorlage von Georg Philipp Rugendas (27. 11.1666 in Augsburg; † 10.08.1742 ebenda).
Husaren-Offizier. Originaler früher Kupferstich von Caspar Luyken von 1703 - aus Abraham a Sancta Clara's "Neueröffnete Welt-Galleria.

Die Söldner trugen ihre mitgebrachte Kleidung, nur bei der Bewaffnung und Ausrüstung bestand aufgrund einer bestimmten Kampfweise - also aus taktischen Gründen - eine gewisse „Uniformität". Ferner wurde in der Folge vom fürstlichen Auftraggeber oder vom Regimentsinhaber bzw. Obristen zunächst die Bewaffnung und später auch die Bekleidung gestellt. Damit wurde eine bestimmte Qualität gewährleistet. Aus der in diesem Kontext zentralisierten Auftragsvergabe - durch eine behördliche Instanz oder den Kriegsunternehmer - folgte eine einheitliche Massenfertigung und somit zwangsläufig eine gewisse Gleichförmigkeit. Selbst große Feldherrn wie z. B. Wallenstein (Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein, * 1583 in Hermanitz an der Elbe, + 1634 in Eger) kümmerten sich mitunter auch um Details, so schrieb er einmal"... Laßt zehntausend Paar Schuhe machen für die Knechte, auf daß ich sie nachher auf die Regimenter kann austeilen ....Die Schuhe, daß allzeit ein jedes Paar fleißig zusammengebunden wird, auf daß man wisse, welche zusammengehören" (zitiert nach: Wallenstein. Sein Leben erzählt von Golo Mann, 1971, S. 35). Die Bekleidung blieb aber ein Teil der Löhnung des Söldners bzw. Soldaten und die Bezahlung erfolgte noch im 18. Jahrhundert durch regelmäßige Soldabzüge.

Im Laufe dieser langjährigen kriegerischen Auseinandersetzungen kann aber schon der Beginn der Vereinheitlichung der Kriegstracht beobachtet werden. Die bisher aufgezeigten gemeinsamen Merkmale der Kriegstracht im 16. und beginnenden 17. Jhdt. stellten jedoch noch keine durch Reglement normierte Uniform dar, sie waren auch international, d. h., es gab keine landesspezifischen Unterschiede. Die Übereinstimmung der Kriegstracht im Sinne einer gewissen Uniformität resultierte dabei regelmäßig aus den spezifischen Anforderungen der jeweiligen Waffengattung

Da es aus diesem Grunde vor Einführung einer regulierten Uniform an Unterscheidungsmerkmalen fehlte, war die Notwendigkeit differenzierender Abzeichen gegeben.

Dies konnten Schärpen oder einfache Strohwische oder vereinbarte besondere Applikationen sein.

Walter Fuchs zitiert die Kriegsartikel Kaiser Karls V. aus dem Jahre 1546. Dort wurde vorgegeben: "Item es soll ein jeder an seiner kleydung ein auffgesetzt oder aufgenäyt rote creutz und dazu über sein harnasch ein rote Binden haben. Wo aber einer od´mer werden, die es nitt hetten, sollen dieselben als feinde gehalten werden". In der Gemeinen Kriegsordnung und Polizei vom 04.08.1558 wurde von den deutschen Söldner im spanischen Dienst verlangt: "Zum Beschluß soll ein jeder Kriegsmann, er sei zu Roß oder zu Fuß, zwei der gewöhnlichen burgundisch-roten Feldzeichen, zu wissen, das eine uf dem Hut und das andere zwerchs umb den Leib tragen, damit wo es mit dem Feind zu einem Tun käme, daß die Freund bevor den Feinden erkennt werden mögen". Preben Kannik verweist auf einen Bestimmung des Königs Friedrich II. von Dänemark,des Jahres 1563, wonach "jeder - im Heer des Königs - ein Zeichen an seinem Hut, seinen Kleidern oder über seinem Harnisch in Form einer roten und gelben Binde oder eines Feldzeichens tragen sollte". Später wurden blau/ braun-gelbe Schärpen getragen. Im 16. Jahrhundert wurden bei den kaiserlichen Truppen rote und bei den spanischen Kontingenten burgundisch-rote Feldbinden getragen. Die französischen Truppen legten weiße Feldbinden an. Bei den sächsischen Truppen war diese gelb, ebenso bei denen des Schmalkaldischen Bundes.

In der Schlacht von Breitenfeld im Jahre 1642 führten die Kaiserlichen ein weißes Band um den Hut und die Schweden einen Strohwisch als Unterscheidungszeichen. In der Schlacht von Warschau im Jahre 1656 trugen sowohl die Schweden als auch die mit Ihnen verbündeten Brandenburger einen Strohwisch. Auch in der Schlacht von Lund im Jahre 1676 gegen die dänische Armee soll die schwedische Armee ein solches Erkennungszeichen getragen haben. Unter Karl X. Gustav von Schweden wurden blau-gelbe (vorher nur blaue) Schärpen geführt. Grüne Schärpen haben die Schweden nicht getragen.

Aber auch nach Einführung und Entwicklung vielfältiger Uniformen konnte es den Bedarf an besonderen gemeinsamen Feldzeichen geben, um z. B. verbündete Truppenteile eindeutig erkennen. zu können und tödlichen Missverständnissen vorzubeugen (zahlreiche Beispiele für verwendete gemeinsame Feldzeichen finden sich auch bei Kling, Kürassier- und Dragoner-Regimenter S. 135 ff.)..

Früh waren aber vor allem Offiziere durch besondere Abzeichen gekennzeichnet, z. B. verschiedenfarbige Feldbinden, Armbinden oder Federbüsche Bänder an der Kopfbedeckung. Die Offiziere zeichneten sich sowieso durch eine reichere Ausstattung der Bekleidung aus.

Die Einführung der Uniform korrespondiert mit dem Entstehen der stehenden Heere. Vereinzelte Ansätze sind aber schon früher bei der Ausstattung der Garde-Einheiten (Haustruppen) zu sehen, die sich fürstliche Personen zum Schutz der eigenen Person und als Machtinstrument zulegten. Als frühe Beispiele sind in diesem Zusammenhang die Schweizer Garde des Kirchenstaates (1606 gegründet), die Königliche Trabanten-Garde in England (1485 errichtet), die Königliche Adels-Garde in Spanien (1646 errichtet) oder die berühmten Königlichen Musketiere in Frankreich (1622 gegründet) zu nennen. Da die verbindlich vorgegebene Uniformierung von Offizieren zu jener Zeit nicht möglich war, trugen die spanische königliche Adels-Garde und das französische Musketier-Korps den sogenannten Tappert bzw. die Casaque, einen Oberrock, der über der sonstigen Kleidung getragen wurde und Raum für gemeinsame Abzeichen bot. und daher eine Art Uniformierung darstellte. Von der Leibgarde des brandenburgischen Kurfürsten Georg Wilhelm wird berichtet, dass sie - als sie den Kurfürsten im Jahre 1632 zur polnischen Königswahl begleitete - durchgängig in dunkelblau gekleidet war.

Bereits im Übergang vom Mittelalter zur frühen Neuzeit entwickelte sich der Absolutismus als Herrschaftsform. Diese staatliche Form der monopolisierten Macht stützte sich auf ein stehendes Heer, Justiz und Polizei. Für die Ausrüstung und Unterhaltung des stehenden Heeres bedurfte es aber ausreichender finanzieller Mittel und wiederum hierfür einer leistungsstarken Verwaltung, um diese Finanzmittel zu beschaffen und die Geldflüsse zu kontrollieren.

Der absolute Staat benötigte für seinen Machtanspruch einer militärischen Macht nach innen (gegenüber den Ständen) und nach außen (gegenüber rivalisierenden anderen Staatswesen).

Diesen Machtanspruch repräsentierte in besonders imponierender Weise eine einheitlich gekleidete Armee.

Mit dem Entstehen der stehenden Heere nach dem 30 jährigen Krieg verstärkte sich somit das Erfordernis nach einer ausreichenden und aus ideellen und funktionalen Gründen der Wunsch nach einer einheitlichen militärischer Bekleidung. Die aus dieser verstärkten (staatlichen) Nachfrage resultierende Massenfertigung von Bekleidung und Ausrüstung begünstigte die Entwicklung zur Gleichförmigkeit und mit der Ausformung einer "speziellen Militärtracht entstand auch eine militärische Bekleidungswirtschaft" (Gisela Krause).

Die notwendige Finanzierung und die erforderliche Verwaltung waren allerdings zunächst höchst mangelhaft. Ferner waren auch die wirtschaftlichen Möglichkeiten beschränkt, denn neben einem schon entwickelten Manufakturwesen gab es immer noch ein relativ unbewegliches mittelalterliches Zunftsystem. Einen Mangel an Arbeitskräften gab es jedoch nicht. Aber die praktische Notwendigkeit suchte sich entsprechende Wege und Lösungen.

Die enorme Menge an benötigter Bekleidung konnte dabei in verschiedener Art und Weise beschafft werden, zentral oder dezentral, also - wie bereits erwähnt - durch Behörden oder einzelne Regimentsinhaber. Bereits aus dem 17. und vor allem aus dem 18. Jahrhundert sind in diesem Zusammenhang zahlreiche Verträge über die militärische Einkleidung von Truppenteilen überliefert, teilweise mit zwischen geschalteten Verlegern, die sich zur Lieferung fertiger Uniformen verpflichteten. Während die Herstellung der Uniformtuche häufig schon in Manufakturen stattfand, war die eigentliche Herstellung der Uniformen vor allem Handarbeit, teilweise sogar Heimarbeit, insbesondere die Stickereien und Posamentierarbeiten. Insoweit beförderte die staatliche Nachfrage nach Uniformen, nach sonstigen militärischen Ausrüstungsgegenständen und nach Verpflegung der Soldaten auch die heimische Wirtschaft auf verschiedenen Ebenen und entwickelte sich zu einem durchaus beachtlichen Schwungrad an der heimischen Wirtschaft..

Die ersten Anfänge einer allgemeinen (!) Uniformierung sind schon bei der disziplinierten schwedischen Armee unter König Gustav Adolf zu beobachten. Eine allgemeine Uniformierung wurde in Schweden aber erst unter Karl Gustav X. im Jahre 1655 eingeführt., wobei sich diese farblich nach den Wappen der jeweiligen Landschaft richtete. Die einheitlich blaue Uniform wurde dann erst um 1690 in Schweden eingeführt.

In der nun beginnenden Uniformierung wurde der bürgerliche Rock (angeblich ursprünglich die französische Bauerntracht) tonangebend bzw. das wesentliche Kleidungsstück, dazu die langschössige Weste (Kamisol), nur der Reiter behielt den Mantel. Dieser Rock machte sowohl im zivilen, als auch im militärischen Bereich eine identische Entwicklung durch.

Diese beschreibt Wolfgang Quincke in seinem Handbuch der Kostümkunde (S. 187)wie folgt: "Der Rock war die nunmehr wieder über dem Wams angezogene casaque, die kurze enge Schaube, die der Soldat aus dem Bauernstande mitgebracht hatte. Im wesentlichen war damit unser moderner Rock geschaffen; kaum als Zufall dürfte es zu betrachten sein, dass er aus der Soldatentracht hervorging und zugleich den Ursprung der Uniform darstellt. Der Justaucorps bestand aus Tuch, Fries, Kamlott, Leinwand und war mit andersfarbigen Ärmelaufschlägen, Taschen und an der rechten Schulter mit einer Nestel aus langen Bandschleifen versehen sowie mit Tressen besetzt und um die Hüften mit einer Schärpe aus Wolle oder Seide, Goldstoff oder Spitzengewebe, dem Abkömmling der in der vorigen Periode schon meist um die Hüften gelegten Feldbinde, gegürtet. Die Ärmel waren weit und reichten zunächst nur bis zum Ellenbogen. Von da an bis zum Handgelenk beharrte der Hemdärmel auf seinem Rechte. Die Achselbänder dienten ursprünglich dazu, das Degenbandelier auf der rechten Schulter festzuhalten, so dass es nicht herabgleiten konnte. Hier ist der Ursprung der Epauletten zu suchen .... Der Justaucorps reichte bis an die Knie". Der Rock wurde zunächst geschlossen und dann ab 1680 vorn offen getragen. Das Wams, welches zwischenzeitlich zur Weste geworden war, nahm mit der Zeit eine ähnliche Gestalt wie der Rock an, d. h., sie wurde länger und erhielt in der Folge reiche Stickereien und Taschen.

Offizier und Musketier in früher Uniform. Nach einem originalen Kupferstich: Der Soldat aus Chrsitoph Weigels Hauptständen, Regensburg 1698.
Offiziere und Reiter im 17. Jahrhundert. Radierung - Mezzotinto/ Schabkunst von Georg Philipp Rugendas (27. 11.1666 in Augsburg; † 10.08.1742 ebenda). Getragen werden hier schon lange Röcke mit großen Ärmelaufschlägen sowie frühe Dreispitze.

Der Rock hatte regelmäßig ein andersfarbiges Futter, welches sich beim Umschlagen des Kragens, der Ärmel, der Brustklappen (Rabatte, Revers) und der Schöße zeigte. Das Umschlagen sollte auch die Kanten der noch relativ lockeren Gewebe schützen. Diese Funktion hatten auch verschiedenartige Besätze aus (bunte) Borten, Tressen und Stickereien, bei Offizieren zumeist in Gold oder Silber.

Die Schöße wurden immer kürzer und schmaler, aber immer noch umgeschlagen. Das Halstuch war schon zur roten oder schwarzen Halsbinde geworden.

Angehöriger der "Compagnie des Gendarmes de Flandre" in französischem Dienst. Um 1673. Originales Aquarell von unbekannter Hand wohl aus der Mitte des 19. Jhdt.s.Getragen wird ein mit Federn geschmückter breitkrempiger Hut, ein Halstuch, ein langer mit Knöpfen besetzter Rock mit großen Ärmelaufschlägen, ein breites von rechts nach links getragenes Degenbandelier und schwere Reiterstiefel mit Stulpen. Interessant ist auch die lange mit Schleifen gezierte Haartracht. Im 17. Jahrhundert trug man allgemein langes Haar und einen Spitzbart. Zum Ende des 17. Jahrhundert tauchen die Allongeperücken auf und die Bärte wurden kleiner.

Das Parlamentsheer unter Oliver Cromwell trat im Englischen Bürgerkrieg in einer noch dem zivilen Schnitt folgenden Kleidung auf, aber einheitlich in scharlachroter Farbe. Auch die vom späteren König Karl II. von England im Jahre 1656 im niederländischen Exil gegründete Garde zu Fuß trug rote Unterkleider einschließlich roter Strümpfe, dazu wurde eine Sturmhaube und ein Lederkoller getragen. Die im Jahre 1660 gegründete Leibgarde zu Pferde trug einen roten Tuchmantel mit kurzen Ärmeln und blauen - betressten - Ärmelaufschlägen. über einem Lederkoller. Unter der Regentschaft Ludwigs XIV wurde schließlich in Frankreich eine gleichmäßige Uniformierung eingeführt, vereinzelt schon 1670, aber 1674 für das ganze Heer mit Ausnahme der Kavallerie. Eingeführt wurden Uniformen - auch aus Kostengründen - aus (ungefärbter) grauer Naturwolle.

Mittig Angehörige des dänischen Grenadierkorps um 1703. Originale Tafel aus der Uniformkunde von Richard Knötel (X. Band, Nr. 21). Die Grenadiere tragen eine Grenadiermütze mit Schild, welche sich aus der Lagermütze entwickelt hatte. Es handelt sich um eine frühe Form der später im 18. Jahrhundert üblichen spitzen Grenadiermütze. Der rote Rock hatte einen reichen Litzenbesatz.

Auch in Österreich verwendete man für die Infanterie - ab 1708 als Einheitsfarbe - hellgraue Naturwolle, für die Artillerie aus praktischen Gründen (Verschmutzung durch Schwarzpulver) möglichst eine so dunkle Wolle (hier später braun) wie möglich. Die zunächst (hell-)graue Grundfarbe der Uniformen entwickelte sich allmählich zum Weiß und so montierten interessanterweise insbesondere katholische Staaten wie Frankreich, Österreich, Spanien (ab 1710), aber auch Sachsen, ihre Truppen in weiße Uniformen, während (wohlhabende) Staaten mit relativ kleinen Armeen die kostspielige) rote (= Krappfärberei) Grundfarbe bevorzugten, z. B. Großbritannien, Hannover und Dänemark. Dies galt auch für das frühe Militär der Hansestädte, die neben Söldnern vor allem auch eine Brügerwehr unterhielten. (Protestantische) Staaten - wie z. B. Schweden (ab 1690 allgemein) und Brandenburg­ Preußen (Leibgarde bereits ab 1632, ab 1685 allgemein) kleideten ihre Soldaten vor allem in (dunkel-)blaue (= Indigofärberei) Röcke. Für die Niederlande gilt 1680 als das Jahr der Einführung der Uniform, und zwar in der Farbe Eisengrau für die Infanterie und in der Farbe Blau für die Garde.

Frühe brandenburgische Uniformen im Wandel von links nach rechts: 1685 - 1704 - 1721. Originale Chromolithographie aus dem späten 19. Jhdt.

Die Uniformen in Bayern (ab 1670) waren zuerst überwiegend blau und erhielten später dann die für bayerische Truppen charakteristische hellblaue Farbe. Russland montierte traditionell in grün. Die anderen Staaten orientierten sich (vor allem im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation) je nach politischer Ausrichtung - an Frankreich bzw. Österreich oder an Preußen. Mitunter beeinflussten auch heraldische Motive die Farbwahl, z.B. in Hessen. Dort war die Leibwache des Landgrafen in den hessischen Wappenfarben: Silber, Blau und Rot gekleidet.

Französischer Grenadier aus dem Fremden-Regiment Royal Bavière. Um 1779. Die bayerische Infanterie war schon früh in hellblau gekleidet, offenbar auch in fremden Diensten. Abbildung entnommen aus: Martin Lezius, Das Ehrenkleid des Soldaten, 1936, S. 231.

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