Darstellungen von Uniformen der Englisch-Deutschen Legion.
Die Englisch-Deutsche Legion (King’s German Legion) gehört zu den berühmtesten Einheiten der Napoleonischen Kriege. Im Jahre 1803 gegründet, bestand sie aus Infanterie, Kavallerie und Artillerie und rekrutierte sich vor allem aus Offizieren, Unteroffizieren und Gemeinen der ehemaligen hannoverschen Armee. Später wurden aber auch andere Nationalitäten angenommen, außer Franzosen und Italiener. Die Uniformierung folgte dem britischen Vorbild, ebenso die Organisationsstruktur der jeweiligen Einheiten. Allerdings wurde der typische (Waterloo-)Tschako zunächst von der Infanterie der Englisch-Deutschen Legion getragen und erst im Jahre 1812 auch in der britischen Armee eingeführt.
Das Korps umfasste an Infanterie 8 Linien-Bataillone, 2 leichte Bataillone, an Artillerie 2 berittene Batterien, 4 Fußbatterien und an Kavallerie 2 Dragoner-Regimenter, 3 leichte Dragoner-Regimenter (Husaren) sowie ein Ingenieurs-Korps. Ihre größte Stärke erreichte die Englisch-Deutsche Legion mit 28000 Mann.
Einheiten der Englisch-Deutschen Legion kamen insbesondere in Spanien zum Einsatz. Die Verteidigung des Gutshofes La Haye Sainte in der Schlacht von Waterloo (18.05.1815) durch Soldaten der Englisch-Deutschen Legion ist legendär. Laut Philip Haythornwaite hatten die sechs in Waterloo eingesetzten Linienbataillone eine Gesamtstärke von 2525 Mann und einen Verlust von 36 Offizieren und 754 Mann zu verzeichnen. Der Verlust der beiden leichten Bataillone betrug insgesamt 26 Offiziere und 321 Mann, deren Stärke ursprünglich insgesamt 860 Mann war.
Aufgrund der besonderen Verdienste der Englisch-Deutschen Legion in der Schlacht von Waterloo wurden jedem Teilnehmer des besagten Korps an der vorgenannten Schlacht zwei Dienstjahre zugerechnet und eine silberne Waterloo-Medaille verliehen.
Die äußere Erscheinung der Englisch-Deutschen Legion nach B. v Poten, Des Königs Deutsche Legion 1803 bis 1816, 1905, S. 34 ff..
"Die Uniform der Legion war im allgemeinen die vom übrigen britischen Heere getragene. Es kamen jedoch mancherlei Abweichungen vor. Sie sind teils auf die Art des Entstehens der Truppe zurückzuführen, wo die Wahl in das Belieben der beiden Offiziere gestellt war, welche die Bataillone warben, teils waren sie eine Folge der durch die Dienstvorschriften den kommandierenden Obersten in dieser Beziehung eingeräumten weitgehenden Selbständigkeit, zu deren Ausnutzung die ihnen zu Gebote stehenden Geldmittel sie in den Satand setzten, teils erklären sie sich durch die Persönlichkeit einzelner dieser Offiziere, die für ihre Korps etwas Besonderes haben wollten.
Die am meisten vertretene Farbe des Grundtuches war scharlach-rot, wie sie es daheim gewesen und wie die Könige aus welfischem Stamme sie in England eingeführt hatten. Die Generalität und ihre Stäbe, die Linienbataillone und die Ingenieuroffiziere waren rot gekleidet; ebenso die Schweren Dragoner bis zu leichten Dragonern umgewandelt wurden und damit die dunkelblaue Tuchfarbe erhielten, die auch von den Husaren und der Artillerie getragen wirde; grün waren die beiden Leichten Bataillone gekleidet.
Die Leibbekleidung der Generale, ihrer Stäbe, der Ingenieure und der Offiziere der Linieninfanterie war ein langschössiger Frack, an dessen Stelle für die letzteren im Jahre 1812 ein kurzschössiger trat, wie ihn die Mannschaft von jeher gehabt hatte, dunkelblauen für die Ingenieure veilchen-blauen, vielleicht mit schwarzen Kragen, Aufschlägen und Schoßumschlägen, welche bei den Generalen und den Stäben weiß, bei den Fracks der Linieninfanterie wahrscheinlich blau, vielleicht ebenfalls weiß waren.
Die Leibbekleidung der Artillerie war anfänglich allgemein ein kurzschössiger, dunkelblauer Frack mit roten Kragen, Aufschlägen und Schoßumschlägen; als aber nach einigen Jahren für die britische reitende Artillerie an seine Stelle ein Dolman trat, legten die reitenden Batterien der Legion dieses Kleidungsstück an.
Die beiden Dragonerregimenter trugen, so lange sie "Schwere" waren, langschössige Fracks, beim 1. Regimente mit dunkelblauen, beim 2. mit schwarzen Kragen, Aufschlägen und Schoßumschlägen; als sie am 25. Dezember 181 in "Leichte" umgewandelt waren, sollten sie dunkelblaue Kolletts mit roten Rabatten, Kragen und Aufschlägen erhalten, aber erst bei Eröffnung des Feldzuges vom Jahre 1815 war die Mannschaft damit bekleidet.
Von den Husarenregimentern scheint das 1., dessen Organisator der General v. Linsingen war, zuerst, entsprechend seiner dienstlichen Bezeichnung als "Leichtes Dragonerregiment", die Uniform des von ihm früher befehltigten hannoverschen "9. Kavallerieregiments Ihrer Majestät der Königin Leichte Dragoner" getragen zu haben, ein blaues Kollet mit roter Auszeichnung und gelber Besetzung, bald aber trat, wie bei den britischen Leichten Dragonern, die Husarenuniform an seine Stelle; die beiden jüngeren Regimenter trugen sie von vornherein. Anfangs war es nur der Dolman, als bei Errichtung des 3. Regiments Oberst v. Reden, um etwas voraus zu haben, diesem dazu rotgefütterte Pelze gaben, folgten die beiden anderen ihm nach. Kragen und Aufschläge waren beim 1. Regimente (scharlachrot, beim 2. weiß, beim 3. gelb, der Schnurbesatz beim 1. und 2. gelb, beim 3. weiß, das Pelzwerk beim 1. und 3. schwarz, beim 2. weiß.
Die oben erwähnte, den kommandierenden Obersten eingeräumte Selbständigkeit prägt sich namentlich in der äußeren Erscheinung der Leichten Bataillone aus. Sie weicht vollständig nicht nur von der ab, welche die britischen Truppen zeigten,sondern war auch unter sich ungleichmäßig. Das Grün des 1. Bataillons war heller als das des 2., Kragen und Aufschläge waren bei beiden schwarz, der Schnitt ganz verschieden. Das 1. hatte eine Jacke mit ganz kurzem Schoße, das 2. trug den Dolman, für die Offiziere mit schwarzseidenem Schnurbesatze, für die Mannschaft ohne solchen, aber mit drei Knopfreihen.
Die Knöpfe der Uniform waren für die Offiziere halbkugelförmig, für die Mannschaften - abgesehen von den husarisch gekleideten - flacher; die Fracks der ersteren hatten zwei, die der letzteren eine Reihe Knöpfe, auf deren Oberfläche verschiedene Prägungen angebracht waren: der Königliche Namenszug, eine Krone, gekreuzte Säbel, ein Signalhorn, Name des Truppenteils auf Bändern, Anfangsbuchstaben der ersteren ohne solche usw.
Sie waren gelb für die Generalität, Stäbe, der Ingenieure, Artillerie, die Schweren und die 1. Leichten Dragoner, die 1. und 2. Husaren und die Linieninfanterie; weiß bei den 3. Husaren, den 2. Leichten Dragonern und den Leichten Bataillonen.
Golden war die auf dem Frack der Generale, der Stäbe, der Ingenieure, der Artillerie-, Schweren Dragoner- und Infanterieoffiziere in reichen Maße angebrachte Stickerei auf den Kragen, den Aufschlägen und der Brust; dieser entsprechend, hatte der Frack der Mannschaften Bortenbesatz, welcher bei der Infanterie weiß mit blau durchwirkt war (worm in the lace).
Die Kopfbedeckung war für die Offiziere hauptsächlich der dreieckige schwarze Hut, mit gleichfarbiger Kokarde und unten rotem, oben weißem Federstutze, der im Dienste quer gesetzt wurde., so dass die Spitzen nach den Schultern wiesen. Ihn trugen die Generale, die Stäbe, die Ingenieure, die Offiziere derArtillerie bis etwa im Jahre 1811 für die der Fußbatterien der Czako (cap) der Mannschaft, für die reitenden ein Raupenhelm an seine Stelle traten, die Offiziere und die Mannschaften der Schweren Dragoner, bei denen, als sie nach der Halbinsel eingeschifft wurden, ein Kreuz aus Eisenblech eingelegt wurde, und die Offiziere der Liniebataillone, bis sie 1812 den Czako der Mannschaft erhielten. Einen Czako bekamen auch die Leichten Dragoner. Die Husaren trugen anfangs eine ähnliche Kopfbedeckung, das Kaskett, als aber Oberst v. Redern dieses beim 3. Regimente durch eineschwarze Pelzmütze mit rotem Beutel ersetzte, ahmten es alsbald die beiden anderen Regimenter nach. Den schwarzen Czako trug auch das 1. leichte Bataillon, das 2. eine Flügelmütze.
Die Bein- und Fußbekleidung bildeten für die Generale und ihre Stäbe weiße Hosen und Stiefstiefel (hessian boots), die bis zur halben Wade reichten, mit angeschraubten Sporen, welche damals anfingen, die Schnallsporen zu verdrängen; für die Ingenieure graue Pantalons mit Goldstreifen; ebenso, aber mit roten Streifen; für die Offiziere der Fußartillerie, deren Mannschaft gleichfarbige Hosen ohne Besatz, Schnürschuhe und schwarz-lederne Gamaschen trug., in welche die Hosen gesteckt werden konnten; für die reitende Artillerie die Beinkleider und die Stiefel der Generale; ebenso für die Schweren Dragoner, deren Stiefel indes etwas höher waren und Schnallsporen hatten; für die Leichten Dragonerregimenter, die 2. und 3. Husaren, sowie für die Infanterie lange graue, für die 1. Husaren dunkelblaue Hosen, bei den Offizieren mit Silber- bzw. Goldbesatz, dazu für die Mannschaft der gesamten Infanterie Schnürschuhe und Gamaschen wie bei der Fußartillerie.
Sämtliche Waffengattungen hatten Mäntel, bei den berittenen blaue mit Schulterklappen, bei den unberittenen graue. Auf der Halbinsel, wo oft auf heiße Tage kalte Nächte folgten, wurden zuweilen anstatt der Mäntel (Chenillen) an die letzteren Wolldecken ausgegeben.
Die Abzeichen bestanden bei den Generalen in Achselschnüren, Chevrons und der erwähnten Stickerei oder ihrem Fehlen; bei den Stabsoffizieren, außer bei denen der Husaren und der Leichten Bataillone, wo es keine Unterscheidungsmerkmale gab, in Epauletten mit dicken oder dünnen Fransen auf beiden Schultern, bei den Kapitäns auf der rechten; bei den Subalternoffizieren in " wings" (Achselwulsten) aus gelbem bzw. weißen Metalle, wie solche die Mannschaften der Schweren Dragoner, der Linien- und der Leichten Batailone aus Wollstoff trugen. Der Dienstgrad der Unteroffiziere war durch Chevrons aus Gold- bzw. Silberstresse kenntlich gemacht. Der Sergeantmajor hatte 4, mit einer Krone darüber, der Sergeant 3, der Furier und der Kadett 2, der Korporal 1 auf dem rechten Oberärmel.
Ein gemeinsames Abzeichen fast aller Offiziere war die um den Leib geschlungene Schärpe, eine goldene mit roter Seide durchwirkt für die Generale, eine rotseidene für alle übrigen. Auch der den Offizieren fast gleich gekleidete Sergeantmajor hatte sie; für die Sergeanten war sie aus roter gewirkter Wolle. Die Husaren und das 2. Leichte Bataillon hatten die Husarenschärpe, die Leichten Dragoner einen Paßgürtel.
Für den Gebrauch im Standorte gab es für die Mannschaften eine Nebenkleidung, welche an die Stelle der großen Kopfbedeckung eine blaue Tuchmütze von verschiedener Form setzte, übrigens meist aus einer Ärmelweste, langen Drillichhosen oder solchen mit Gamaschen aus demselben Stoffe nd Schuhen bestehend; die kommandierenden Obersten handelten dabei nach eigenem Gefallen.
Auch die Offiziere hatten in dieser Beziehung ziemlich freie Hand und verfuhren außer Dinest vielfach nach ihrem Belieben, namentlich wenn es sich um die Wahl von Mützen, Hosen und Stiefeln handelte. Für die Generale und ihre Stäbe gab es eine einfache blaue Uniform ohne Achselband und Stickerei.
Eine in die Hannoversche Armee nicht übergegangene, aus der englischen stammende Eigentümlichkeit waren die "badges", Metallplatten mit Zeichnungen, Anfangsbuchstaben oder Ziffern, die vielfach an den Bekleidungs- und Ausrüstungsstücken angebracht waren. Die Bilder von Knötel zeigen ein Beispiel auf den Schulterkoppeln eines Offiziers und eines Soldaten der Linieninfanterie".
Text zu den obigen Bildern.
Bild 139 - Scharfschützen, Offizier. Aus jedem Bataillon wurde nach kurhannoverschen Brauch eine besondere Scharfschützen-Abteilung zusammen gezogen, die 1 Offizier und 57 Mann zählte.Während ihrers Aufenthalts in Spanien bildeten diese Abteilungen ein Scharfschützenkorps, das einem Stabsoffizier unterstellt war.
Bild 140 - Linien-Bataillon, Scharfschütze. Diese Scharfschützen waren mit einer besonders ausgezeichneten Uniform versehen und mit Jägerbüchsen wie die leichten Bataillone und Hirschfängern ausgerüstet. Die übrige Infanterie hingegen führte ein glattes Steinschloß-Bajonettgewehr.
Bild 141 - Linien-Bataillon, Musketier- Die Linien-Bataillone trugen den roten Rock der englischen Infanterie, dazu blaue Abzeichen als Auszeichnung, weil die Legion den Namen des Königs führte. Man unterschied Zentrum- und Flankkompanien. Zunächst zählten die Bataillone nur 6, dann 8 - 10 Kompanien. Die Tradition der Linien-Bataillone wurde vom Füsilier-Regiment 73 weitergeführt.
Bild 142 - Linien-Bataillon, Trommler. Bei jeder Kompanie der Linien-Bataillone war ein Tambour (drummer). Dem Stabshornisten (drumm major) unterstand das Msuikkorps (band), außerdem tat in jeder Kompanie ein Soldat noch Dienst als zweiter Tambour oder Pfeifer. Die Musikkorps hatten eine sehr bunte Uniform, waren aber nicht gleichmäßig gekleidet.
Bild 143 - 1. leichtes Bataillon, Unteroffizier. Die beiden leichten Bataillone hatten grüne Monturen mit schwarzen Abzeichen. Charakteristisch waren beim 1. leichten Bataillon die Achselwülste oder wings. Das Lederzeug war schwarz, die Knöpfe silbern. Die Überlieferung der beiden leichten Bataillone wurde vom Jäger-Bataillon 10 übernommen.
Bild 144 - 2. leichtes Bataillon, Offizier. Auffallend ist die Flügelmütze. Den Angehörigen des Bataillons war es gestattet, Schnurbärte zu tragen. Bei der Verteidigung von La Haye Sainte am18.06.1815 erwarb sich das Bataillon hohen Ruhm. Zur Erinnerung trugen die 10 Jäger die (Tschako-)Helminschrift: Peninsula - Waterloo - Venta de Pozzo.
Die nachfolgenden originalen Lithographien (12 von 18) entstammen dem Werk von North Ludlow Beamish, Geschichte der Königlich Deutschen Legion in zwei Bänden. 1906.