Österreichische Uniformen im Wandel der Zeit -Teil I. - Von der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts bis zur Biedermeierzeit
Einleitung - das Entstehen des stehenden Heeres in Österreich
In Österreich wurden schon vor dem 30-jährigen Krieg stehende Truppen unterhalten.
Bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts finden sich in Österreich die Ansätze einer auf Werbung beruhenden Berufsarmee.
Das eigentliche Fundament für das stehende österreichische Heer war aber von Wallenstein (Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein, * 24.09.1583 in Hermanitz an der Elbe, Bidschower Kreis; † 25. 02.1634 in Eger, Elbogener Kreis) geschaffen worden.
Nach dem 30-jährigen Krieg ließ der Kaiser 9 Regimenter zu Fuß und 10 Regimenter zu Pferd bestehen. Beim Tode Ferdinands III. (* 13.07.1608 in Graz; † 02. 04.1657 in Wien) soll die österreichische Heeresstärke 30000 Mann betragen haben.
Die Einrichtung des Werbeherrn wurde abgeschafft, die Truppen unmittelbar auf den Kaiser verpflichtet und nach und nach verstärkt.
Während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts kämpfte Österreich beinahe ununterbrochen gegen die Türken und die Franzosen. Im Jahre 1683 wurde Wien sogar von den Türken belagert und nur das rechtzeitig Eintreffen eines Entsatzheeres unter dem polnischen König Johann III. Sobieski konnte die Stadt retten.
Im Spanischen Erbfolgekrieg (1701 und 1714) zählte die österreichische Streitmacht über 100000 Mann (Glaise von Horstenau, S. 115, laut Fiedler: 1705: 110000 Mann).
Vor allem das überlegene Feldherrngenie eines Prinzen Eugen ließen die Türkenkriege und den Spanischen Erbfolgekrieg (1702 - 14) für Österreich letztlich siegreich enden. Österreich wurde zur Großmacht., die ihr politisches Interesse immer mehr nach Osten und Süden richtete.
Die maßgeblichen Feldherrn dieser Periode waren Ludwig Wilhelm I., Markgraf von Baden-Baden (1655 - 1707), Raimund Graf von Montecuccoli (1609 - 1680) und der zuvor erwähnte Prinz Eugen von Savoyen (1663 - 1736).
Regelmäßig bestanden 1/4 der Streitmacht aus berittenen Truppen. Allerdings mangelte es in dieser frühen Phase an einer zentralen Leitung und an einer planmäßigen Organisation.
Erst unter den österreichischen Feldherrn Prinz Eugen (Eugen Franz, Prinz von Savoyen-Carignan, * 18.10.1663 in Paris; † 21.04.1736 in Wien) wurde der Aufbau des österreichischen Heeres planvoller gehandhabt .
Die Regimenter wurden jeweils nach Nationen aufgestellt bzw. die einzelnen Länder stellten die verschiedenen Regimenter selbst auf. Der Mannschaftsbestand der einzelnen Formationen war aber national nicht einheitlich, allerdings durften die deutschen Regimenter bestimmte Nationalitäten nicht aufnehmen (Franzosen, Italiener, Polen, Ungarn und Kroaten).
Das Offizierkorps setzte sich aus verschiedenenartigen Elementen zusammen und war im Grunde ein buntes Gemisch an unterschiedlichen Nationalitäten. Der italienische und der spanische Einfluss war sehr stark, weniger der französische. John Mollo (S. 42) weist darauf hin, dass "der oft mittellose aber fähige Offizier (in der österreichischen Armee) eine bessere Aufstiegschance als in irgendeiner anderen europäischen Armee hatte". Der Verkauf von Dienstposten war aber sehr lange üblich, auch war die Beförderung regelmäßig vom maßgeblichen Obersten abhängig und deshalb mitunter eher ein Gunstbeweis als eine Antwort auf eine entsprechende Leistung. Der Einfluss des Hofes und der etablierten Familien blieb hierbei lange Zeit wichtig.
Abbildungen auf einem größeren Erinnerungsblatt an das 200 jährig. Jubiläum des K. u. K. Infanterie-Regiments Hoch- und Deutschmeister aus dem Jahre 1896.
Laut Ullrich (Derselbe, Das Kriegswesen im Wandel der Zeiten, Leipzig 1949, S. 147 ff.) war das erste stehende Heer Österreichs eine habsburgische Haustruppe. Die sich aus den Stammlanden rekrutierende österreichische Armee trug die Hauptlast des Kampfes.
Im Zeitalter des Absolutismus waren aus den von Fall zu Fall angeworbenen Söldnern stehende Heere geworden, die nun ständig dem absoluten Herrschern zur Verfügung standen., so in Frankreich und Brandenburg-Preußen. Den Habsburgern gelang es erst sehr spät den Absolutismus in ihren eigen Erblanden durchzusetzen und die Entwicklung zu einem zentral gelenkten Gesamtstaat dauerte im Grunde während des gesamten Jahrhunderts an. Die ständischen Sonderinteressen, die Eigenmacht der Regimentsinhaber und die nationale Vilefalt standen deshalb lange Zeit dem Versuch des Kaisers entgegen, den Staat und insbesondere auch die Armee zu vereinheitlichen und nach übereinstimmenden Grundsätzen auszurichten.
Um 1705 zählte die österreichische Armee 110000 Mann, im Jahre 1756 waren es bereits 165000 Mann. Nach dem Tod von Prinz Eugen wurde sein lenkendes Werk nicht fortgesetzt und es stellte sich ein trügerisches Selbstgefühl der Sicherheit und eigentümliche Lässigkeit und Unbekümmertheit ein. Vor allem fehlte eine klare Zusammenfassung der staatlichen Kräfte.
Nach dem Tode Kaisers Karls VI. im Jahre 1740 musste sich dessen Tochter und Nachfolgerin, Maria Theresia (* 13.05.1717 in Wien; † 29.11.1780 ebd.), im österreichischen Erbfolgekrieg (1740 - 1748) ihr Erbe gegen eine übermächtige Koalition verteidigen. Der Hauptgegner Österreichs war der straff organisierte preußische Militärstaat Friedrichs des Großen (1712 - 1786)m der 1740 in die österreichische Provinz Schlesiens einmarschierte und diese Beute bei Friedensschluss behalten durfte. .
Auch und vor diesem Hintergrund wurde unter der Kaiserin Maria Theresia eine straffere Zentralisierung der Verwaltung ihrer Länder angegangen, dies umfasste auch eine umfassende Reform des Heerwesens. Der Versuch der volkstümlichen Kaiserin das verloren gegangene Territorium im Siebenjährigen Krieg (1756 - 1763) zurückzuerobern scheiterte aber. Markante Feldherrnpersönlichkeiten dieser Epoche waren die österreichischen Feldmarschälle Leopold, Reichsgraf von Daun (1705 - 1766) und Gideon Ernst Freiherr von Laudon (1717 - 1790).
Eine Besonderheit der österreichischen Militärgeschichte war die sogenannte "Militärgrenze". Diese hatte ihren historischen Ursprung in den Defensionsordnungen des 15. und 16. Jahrhunderts und diente ursprünglich dazu, die Grenze gegen türkische Einfälle zu schützen zu verteidigen. Im Gebiet der besagten Grenze wurden Soldaten angesiedelt. Diese rekrutierten sich zum größten Teil aus Flüchtlingen aus den von den Türken beherrschten Balkangebieten. Jeder Waffendienstfähige war gegen einen geringen Sold zum Kriegsdienst verpflichtet. Erst 1869 wurde die Militärgrenze aufgelöst. Durch die Militärgrenze verfügte Österreich über hervorragende leichte Truppen, die z. B. sich in den Österreichischen Erbfolgekriegen einschließlich im Siebenjährigen Krieg bewährten.
Laut John Mollo (S. 41 ff.) waren zu Beginn des Siebenjährigen Krieges (1756 - 63) 44 Infanterie-Regimenter (mit je 2408 Mann), 10 Infanterie-Regimenter (mit je 1000 Mann), 1 Bataillon (mit 658 Mann) vorhanden. Mit den Grenztruppen (davon stets 1/3 mobilisiert) zählte somit die Infanterie 142610 Mann.
Die Kavallerie umfasste 18 Kürassier-Regimenter (mit je 818 Mann), 12 Dragoner-Regimenter (mit je 817 Mann) und 10 Husaren-Regimenter (mit je 615 Mann). Dazu kamen noch 1000 Grenz-Husaren. Demnach zählten die berittenen Truppen 31 678 Mann.
Zur Artillerie rechneten 3072 Mann, und zwar 24 deutsche Artillerie-Kompanien (jeweils 203 Mann) und 8 niederländische Kompanien (jeweils 768 Mann). Ferner waren noch 2 Mineur- und Pionier-Kompanien vorhanden mit jeweils 484 Mann.
Die österreichische Armee war insoweit auf dem Papier 177 444 Mann stark, in der Praxis wiesen aber die Infanterie- und Kavallerie-Regimenter eine nicht unbeträchtliche Fehlziffer auf.
Die österreichische Infanterie bestand aus sogenannten deutschen und ungarischen Regimentern. Dazu kamen die bereits erwähnten irregulären Truppen, regelmäßig kurz als Kroaten und Panduren bezeichnet. Die Stärke der Infanterie-Regimenter mit vier Bataillonen blieb relativ stark. Die taktische Praxis war aber bei der Infanterie sehr uneinheitlich und die Art des Feuerns mitunter von Regiment zu Regiment verschieden. Deshalb sollte ein neues einheitliches System für die ganze Armee ausgearbeitet werden. Die entsprechenden Bestimmungen von 1749 wurden ab 1751 verbindlich. Die innere Organisation der Grenzertruppen wurde nach 1748 und der übrigen Linien-Infanterie angeglichen. Ein Grenzer-Regiment hatte nun auch vier Bataillone und zwei Grenadier-Kompanien (zusammen 4080 Mann).
Die Kavallerie umfasste Kürassier, Dragoner und Husaren. Letztere waren zumeist zuständig für Scharmützel, also kleinere oder begleitende Gefechte, sowie für die Aufklärung. Neben der regulären gab es auch irreguläre Kavallerie, nämlich die Grenzer-Schwadronen.
Die nach dem Österreichischen Erbfolgekrieg (1740-48) einsetzenden Reformen sollte erkannte Mängel abstellen und die österreichische Armee auf eine weitere und entscheidende Auseinandersetzung mit preußischen Königreich vorbereiten. Es ging aber auch um Einsparungen.
1752 wurde in Wien (Wiener Neustadt) eine Militärakademie gegründet, die der Ausbildung der Offiziere gewidmet war und einen neuen Offzierstypus schaffen sollte.
Unter dem Staatsmann Friedrich Wilhelm Graf von Haugwitz (* 11.12.1702 in Brauchitschdorf, Fürstentum Liegnitz; † 30.08.1765 in Knönitz, Markgrafschaft Mähren) wurde das Rekrutierungssystem neu organisiert (Patent vom 04.08.1753). Es sah auch die Bildung von sogenannten Ergänzungsmilizen vor. Jedem Regiment wurde im Übrigen ein bestimmter örtlicher Bereich zu Werbezwecken zugewiesen.
Die Hauptlast des Militärdienstes trugen im Übrigen die Bauern und die Mitglieder Arbeiterklasse. Dies war aber in den anderen europäischen Staaten auch nicht anders.
Der Stab der Armee wurde neu formiert. Jeder Oberbefehlshaber wurde jetzt durch einen Generaladjutanten unterstützt. Ferner sollte jeweils ein Generalquartiermeister die Errichtung der Lager und Stellung in einem Feldzug überwachen.
Bemerkenswert ist auch die Reform der technischen Truppen (ab 1748) unter dem maßgeblichen Einfluss des Fürsten Wenzel von Liechtenstein (* 09. 08.1696 in Prag; † 10.02.1772 in Wien). Laut Mollo (S. 45) ist es ihm zu verdanken, "dass die österreichische Artillerie eine bis dahin nie gekannte Beweglichkeit und Einsatzbereitschaft erreichte". Ab 1748 galten neue Richtlinien für diese Waffengattung. Auch unter Einsatz eigener Geldmittel formte er als Generaldirektor der Artillerie diese wohl zum stärksten Instrument der österreichischen Armee. Sie erhielt eine neue Struktur, jede Brigade bekam eine Unteroffiziersschule und die Aufstiegschancen für besonders qualifizierte Artilleristen zum Offizier wurden verbessert. Das Geschützmaterial wurde verbessert und vor allem die schwere Artillerie (Haubitzen) im Verlauf des Siebenjährigen Krieges stark vermehrt. Jedes Regiment erhielt auch eigene Geschütze, und zwar 3-Pfünder.
Auch die Pionierwaffe baute man aus, es wurden deutsche, ungarische, italienische und niederländische Brigaden gebildet. In Wien und Brüssel gab es Pionier-Akademien und das Brückenmaterial wurde ersetzt und Brückenkompanien gebildet.
Mollo (S. 47) lobt ferner die den französischen Verhältnissen nachempfundene Versorgung der Kranken und Verwundeten als vorbildlich.
Während der Revolutionskriege bekämpfte Österreich in wechselnden Koalitionen das revolutionäre Frankreich, wobei es vor allem in Norditalien schwere Niederlagen und große Gebietsverluste hinnehmen musste. Nachdem sich im Jahre 1804 Napoleon Bonaparte zum Kaiser gekrönt hatte, versank das damalige Europa in eine Reihe blutiger Kriege, die erst mit der endgültigen Niederlage der französischen Armee in der Schlacht von Waterloo 1815 und der Verbannung des Kaisers auf die Insel Sankt Helena ihr Ende finden sollten. Österreich wurde 1805 gemeinsam mit den verbündeten Russen in der Schlacht von Austerlitz besiegt und konnte sich auch mit der voreiligen Erhebung im Jahre 1809 gegenüber Frankreich nicht behaupten. Zwar gelang den österreichischen Truppen unter Erzherzog Karl bei Aspern/ Essling ein Achtungserfolg, jedoch ging in der Folge die Entscheidungsschlacht bei Wagram verloren. Erst als in den sogenannten Befreiungskriegen Österreich, Preußen, Russland und England in einem Bündnis zusammenfanden, konnte das Streben nach Hegemonie von Frankreich unter Napoleon I. (1769 - 1821) aufgehalten werden.
Duffy (Austerlitz, S. 35 ff.) kritisiert den Zustand der österreichischen Armee vor dem Feldzug von Austerlitz als in vielerlei Hinsicht antiquiert. Das Militärbudget war stark gekürzt worden, viele Soldaten wurden - um die Kisten des Unterhaltes zu senken - nach hause beurlaubt, die Transportkolonnen für den Nachschub und die Artillerie sogar gänzlich aufgelöst. Die Wehrpflicht galt nur in einem Teil der österreichischen Territorien, die Freiwilligenwerbung spielte immer noch eine große Rolle. Übergeordnete Verbände (Divisionen, Brigaden) gab es im Frieden nicht.
Österreichische Uniformen im Jahre 1796
Nach den Napoleonischen Kriegen wuchsen die nationalen Gegensätze innerhalb der Donaumonarchie und bedrohten die Stabilität des österreichischen Kaiserreiches. Es kam es zu einem Erstarken nationalistischer Bewegungen. Allerdings waren sich die verschiedenen Nationalitäten innerhalb des Kaiserreichs Österreich nicht einig und so konnte sich das habsburgische Kaisertum noch lange behaupten. Verbündet mit Preußen und Russland in der sogenannten die Heiligen Allianz waren sich die Herrscher einig in der innenpolitischen Bekämpfung aller Liberalisierungs- und Demokratisierungsideen. Dadurch wollte man die politische Stabilität in Europa garantieren bzw. die überkommenden Machtverhältnisse bewahren. Hierzu diente in Österreich vor allem die kaiserlich-königliche Armee. Die konservative und restriktive Innenpolitik des Vielvölkerstaates wurde dabei lange durch den Staatsmann Klemens Wenzel Lothar von Metternich (* 15.05.1773 in Koblenz; † 11.06.1859 in Wien) geprägt.
Österreich war zwar nur zum Teil zum Bundesgebiet gehörig, stellte aber ein starkes Kontingent des Bundesheeres. Von einer Gesamtfläche von 670941 qkm gehörten nur 197575 qkm zum Bund. Bei der Bevölkerung war das Verhältnis 33 630 000 zu 10 869 000.
In der Biedermeierzeit setzte sich die österreichische Armee nach Ortenburg (S. 11 ff.) wie folgt zusammen:
63 Linie-Infanterie-Regimenter
17 Grenz-Infanterie-Regimenter
1 Tiroler Jäger-Regiment
12 Jägerbataillone
8 Kürassier-Regimenter
6 Dragoner-Regimenter
7 Regimenter Chevaulegers (zwischen 1851 - 54 in andere Reitergattungen umgewandelt)
12 Husaren-Regimenter
4 Ulanen-Regimenter
5 Feldartillerie-Regimenter
4 Kompanien Bombardiere
Feuerwerkerkorps (Raketenartillerie)
sowie Spezialeinheiten
ferner war auch eine Marine vorhanden.
1859 führte die österreichische Herrschaft in Norditalien zu einem Konflikt mit Sardinien und mit dessen Verbündeten Frankreich, es kam zum Französische-österreichischen Krieg, der mit den Niederlagen bei Magenta und Solferino das Ende der österreichischen Dominanz in Italien mit sich brachte. Die Einigung Italiens war nicht mehr aufzuhalten. Auch in Deutschland musste Österreich einen schweren Rückschlag hinnehmen, da die Rivalität Preußens und Österreichs um die Vorherrschaft im Jahre 1866 schließlich zum Ausbruch offener Feindseligkeiten führte und die österreichische Armee unter dem Feldzeugmeister Ludwig August von Benedek die maßgebliche Schlacht bei Königgrätz (Sadowa) aufgrund der überlegenen preußischen Truppenführung und Bewaffnung verlor. Noch im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 hatte Österreich an der Seite Preußens gekämpft. Auch in den Interventionskriegen in Mexiko 1864 - 1867 war Österreich indirekt beteiligt, da der österreichische Erzherzog Maximilian von Napoleon III. als Kaiser in dem gerade proklamierten Kaiserreich Mexiko eingesetzt wurde, letztlich aber glücklos gegen die Aufständischen agierte und 1867 nach Gefangennahme sogar von den Republikanern erschossen wurde.
Um die Jahrhundertwende umfasste der österreichische Staat eine Fläche von 625415 qkm und eine ßevölkerung von 47 Millionen (hierbei ist das Okkupationsgebiet Bosnien/ Herzegowina mit einer Fläche von 51200 qkm mit 2 Millionen Einwohnern nicht erfaßt). Die völkische Verteilung Österreichs, seit 1867 ein Doppelstaat, war sehr heterogen, was natürlich nationale Konflikte und soziale Probleme zur Folge hatte. Es entfielen auf den deutschsprachigen Anteil 25 %, während die Ungarn 20 %, die Tschechen 13 %, die Serben/ Kroaten 10 %, die Polen 10 %, die Ruthenen etwas weniger als die Polen, die Rumänen 7 %, die Slowaken 4 %, die Slowenen 3 % und die Italiener 1 % ausmachten. Diese Schichtung der Bevölkerung spiegelte sich auch in der Zusammensetzung der Armee wider. Seit 1868 galt in Österreich die Wehrpflicht (Dienstpflicht/ Landsturmpflicht). Das Heer bestand aus dem k. u. k. Heer, der k. u. k. Kriegsmarine, der Landwehr und dem Landsturm. Im Frieden unterstand die Armee dem Reichskriegsministerium, im Kriegsfalle trat sie unter den Oberbefehl des Kaisers. Sie zählte um 1896 etwa 800000 Mann im Heer bzw. in der Kriegsmarine, beide Landwehren machten 328000 Mann aus. Die Armee umfasste alle Waffen (Infanterie, Kavallerie, Artillerie usw.).
Am 28.06.1914 wurde der österreichische Erzherzog Franz Ferdinand von einem serbischen Nationalisten in Sarajewo erschossen. Dieses Attentat löste den 1. Weltkrieg aus. Das heeresgeschichtliche Museum in Wien zeigt neben dem Automobil, in dem der Thronfolger und dessen Gemahlin erschossen wurde, auch dessen blutbefleckte Tunika. In dem entstehenden Völkerringen kämpfte Österreich/ Ungarn auf der Seite Deutschlands und der Türkei gegen Russland, Frankreich, Großbritannien, Italien und den 1917 in den Krieg eintretenden USA. Um 1914 verfügte Österreich bei 51,3 Millionen Einwohnern über 3 Millionen ausgebildete Soldaten, die mobilen Kräfte machten bei Kriegsausbruch 2,5 Millionen aus (Friedensheer in% der ßevölkerung: 0,9), das Feldheer zählte 10 Kavallerie- und 48 Infanterie-Divisionen. Unter den 9 Millionen Toten des 1563 Tage währenden Krieges waren 1,2 Millionen tote Österreicher/ Ungarn zu beklagen. Für Österreich bedeutete die Niederlage in diesem blutigen Ringen den Zerfall der Monarchie, Ungarn wurde von Österreich abgetrennt und es entstanden aus ehemaligen Gebieten der alten k. u. k. Donaumonarchie neue Staaten, wie die Tschecheslowakei. Mit dem alten Kaiserreich hatte auch die traditionsreiche k. u. k. Armee zu exstieren aufgehört.
Der 1. Weltkrieg veränderte alles, auch das äußere Erscheinungsbild des Soldaten dieser Epoche. Bereits im Jahre 1868 wechselte die österreichische Infanterie zu dunkelblauen Uniformen Ober. 1909 wurde die Felduniform in der bekannten hechtgrauen Farbe eingeführt. Die Erfahrungen in den Materialschlachten des 1. Weltkrieges ließen die letzten Reminiszenzen an den bunten Rock verschwinden und den Kampfanzug nach deutschem Vorbild zur üblichen Bekleidung des Soldaten im Grabenkrieg werden. Der österreichisch/ ungarische Soldat trug nun auch die schmucklose Litewka,die Gasmaske und den tiefreichenden Stahlhelm.
Quellen
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Allmeyer-Beck/ Lessing, Die K. (u.) K. Armee 1848 - 1914, München/ Gütersloh/ Wien 1974.
Egbert Apfelknab, Waffenrock und Schnürschur. Die Monturbeschaffung der österreichischen Armee im 18. und 19.Jahrhundert, Wien 1984.
Oskar Brüch (Günter Dirrheimer), Das k.u.k. Heer 1895. Wien 1983.
Christopher Duffy, Die Schlacht bei Austerlitz. Napoleons größter Sieg. München 1979, S. 35 ff.
Christopher Duffy, Maria Theresia und ihre Armee. Stuttgart 2010.
H. A. Eckert und D. Monten (bearbeitet von Georg Ortenburg), Das deutsche Bundesheer. Bd. III. Österreich - Liechtenstein - Schweizerische Eidgenossenschaft, Dortmund 1981.
Siegfried Fiedler, Grundriss der Militär- und Kriegsgeschichte. 3 Bände, München 1972 ff.
Theodor Fuchs, Geschichte des europäischen Kriegswesens. Teil II. Von der Aufstellung der ersten stehenden Heere bis zum Aufkommen der modernen Volksheere, München 1974, S. 39 ff., S. 165 ff.
Liliane und Fred Funcken, Historische Uniformen. Napoleonische Zeit, München 1979, S. 120 ff.
Philipp Haythornwaite, Die kaiserliche Armee Österreichs. Infanterie und Kavallerie 1740 - 1780, Sankt Augustin 2004.
Edmund Glaise von Horstenau, Altösterreichs Heer in der deutschen Geschichte, in: Karl Linnebach (Hg.), Deutsche Heeresgeschichte, Hamburg 1935, S. 114 ff.
Preben Kannik, Uniformen in Farben, Berlin 1967, passim.
John Mollo/ Malcolm Mc Gregor, Uniformen des Siebenjährigen Krieges 1756 - 63, München 1977, S. 41 ff.
Georg Schreiber, Des Kaisers Reiterei. Österreichische Kavallerie in vier Jahrhunderten, Wien 1967.
Johannes Ulllrich, Das Kriegswesen im Wandel der Zeiten, Leipzig 1941, S. 147 ff.
Hinweise
Siehe hierzu ergänzend die Beiträge:
Österreichische Uniformen in Lithographien von F. Gerasch.
Österreichische Soldaten im Kampf gegen Insurgenten in Bosnien-Herzegowina in zeitgenössischen Zeichnungen (1878 ff.).
Empfohlene Beiträge
Martin Lezius, Die Entwicklung des deutschen Heeres. Uniformtafeln. 1936.