Das napoleonische Intermezzo (1806 – 1813/14)
Text wird ergänzt.
Die preußischen Truppen hatten im September des Jahres 1806 die Stadt Münster verlassen und sich nach Osten zurückgezogen. In der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt wurden am 14.10.1806 zwei preußische Armeen geschlagen und in der Folge einer rigorosen Verfolgung zerbrach – unerwartet für die Zeitgenossen – das einst so leistungsstarke militärische Instrument des staatlichen Kunstgebildes Preußen ohne größeren Widerstand.
Der vermeintlich strengen preußischen Regierung folgte der zunächst begrüßte Ein- und Durchmarsch französischen-holländischer Verbände im Herbst des Jahres 1806. Hierüber berichtet der Prior Protasius Göttlinger vom Orden der Barmherzigen Brüder in seinem überlieferten Tagebuch wie folgt: „Anno 1806, 22. Octobris kamen 17 Dragoner von der französischen Armee und nahmen von der Stadt Münster Besitz, den 23. reiseten sie wieder ab. Den 24. kamen drei Regimenter, welche hier einquartiert wurden. Den 25. gingen einige Compagnien wieder weg, und am Abend rückten wieder holländische Truppen ein, wovon wir 6 Mann abends halb 8 zur Einquartierung erhielten. An eben diesem Tag kamen einige Kanonen mit Pulverwagen auf den Domhof zu stehen. Den 26. kamen wieder verschiedene Regimenter und wurden einquartiert. Abends halb 5 Uhr kamen Seine Majestät der König von Holland hier an und stiegen im Schloß ab, wurden mit 30 Kanonenschüssen salutiert. Ein freudiges Vivat-Rufen ertönte von einer unzähligen Menge Volkes. Den 27. rückten wieder sehr viele Truppen ein, teils Cavallerie, teils Infanterie, und wurden alle einquartiert. Wir erhielten wieder 6 Mann. Sehr viele Kanonen sind durchgeführt worden, einige blieben auf dem Domhof. An diesem Tag schätzte man die Anzahl der Kriegsvölker allhier auf 15000 Mann. Unter allen zeichneten sich die Königlich holländische Garde zu Fuß und zu Pferde aus, welche außerordentlich schön montiert und schöne Leute waren.“[1]. Kochendörffer schreibt hierzu: „Die Bevölkerung war durchaus französischen gesinnt, man freute sich, die verhaßten Preußen los zu sein; der Huldigungsakt vor dem Gouverneur gestaltete sich zu einem allgemeinen Freudentag; ja der Landtag dankte dem Gouverneur noch für die Entlassung Vinckes“[2].
[1] Zitiert nach Helmut Lahrkamp.
[2] Derselbe, Territorialentwicklung und Behördenverfassung von Westfalen 1802 – 1813, S. 139.
Münster gehörte seit 1807 zum Großherzogtum Berg, einem staatlichen Kunstgebilde kraft kaiserlicher Willensentscheidung. Hauptstadt war Düsseldorf. Das etwa 5000 Mann umfassende großherzoglich-bergische Kontingent nahm an den Kämpfen in Deutschland und mit großen Verlusten an den Feldzügen in Spanien und Russland teil. Die kleine Armee rekrutierte sich aufgrund der französischen Form der „allgemeinen“ Wehrpflicht, der Konskription. Eigentliche münsterische Truppen gab es nach dem Niedergang des Fürstbistum Münster nicht mehr, durch die Aushebung dienten aber auch Münsteraner in der großherzoglich-bergischen Armee (und nach 1811 in der französischen Armee). Ihre Uniformen entsprachen dem Stil der national-französischen Armee, die Grundfarbe (der Fußtruppen) war aber weiß. Die Artillerie trug dunkelblaue Uniformen. Bekannt war die bergische leichte Kavallerie (Chevaulegers). Mit der Organisation des Regimentes wurde Ende Mai 1807 General Marx von Murat beauftragt. Münster war einer der bevorzugten Werbeplätze für dieses Regiment. Es sollte zunächst 8 Eskadronen mit rund 800 Mann umfassen. Anfang 1809 zählte es 43 Offiziere und 968 Mann. Die Musterung erfolgte vor dem münsterischen Schloss. In diesem Jahr erhielt es auch Lanzen. Ihren Haupteinsatz fand das Regiment in Spanien. Von den 1800 Angehörigen der Formation sollen insgesamt 1200 gefallen sein (1810 -13). Ein neu formiertes 2. Regiment wurde 1812 in Russland eingesetzt. Dort wurde es fast ganz aufgerieben. Die letzten 160 (180) Mann gerieten an der Beresina in russische Gefangenschaft. Die Uniformierung folgte dem polnischen Stil der französischen Lanzenreiter. Zur weißen Kurtka wurden rosafarbene Abzeichen und weiße Epauletten getragen. Dazu die Tschapka mit Federschmuck. Später wurde eine grüne Uniform mit rosafarbenen Abzeichen eingeführt.
Weitere Informationen zu den bergischen Truppen
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Etat
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Das bergische Truppenkontingent in Deutschland, Spanien und Russland
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Zur Auswahl der Offiziere
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Münster in der napoleonischen Zeit, insbesondere Belastungen durch das Ersatzwesen und durch Einquartierung
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Münster gehörte – wie ausgeführt - nun (ab 1807) dem Großherzogtum Berg und damit dem Rheinbund und ab 1811 sogar dem Kaiserreich Frankreich an, doch alles hat seine Zeit: nach der Niederlage der Großen Armee in den schneebedeckten Weiten Russlands im Jahre 1812 begann der Stern Napoleons zu sinken.
Am 07.11.1813 besetzten russische Truppen im Zuge der Befreiungskriege die Stadt Münster, damit war das französische Intermezzo beendet