Die Uniformen der französischen Armee unter Napoleon I. (1800 - 1815) - Chevaulegers - Lanciers
Nach dem Verschwinden der Lanzierer bereits am Anfang des Dreißigjährigen Krieges, behielt Polen-Littauen die Lanzenreiter bei.
Von dort aus fanden die Lanzenreiter = Ulanen nach und nach als neuer Typ der Kavallerie Eingang in viele andere Heere, schon im 18. Jahrhundert, aber vor allem im 19. Jahrhundert orientierten sich viele andere Länder an den beeindruckenden Leistungen der französischen Lanzenreiter, z. B. in der Schlacht von Waterloo, und übernahmen die Lanze als Waffe.
Bereits in Polen hob Napoleon im Jahre 1807 polnische Lanciers aus, die aber Eingang in die Kaisergarde fanden. Sie rekrutierten sich zunächst aus polnischen Adligen. Die Lanze erhielt die neue Formation allerdings erst nach der Schlacht bei Wagram 1809.
Im Jahre 1810 kam ein weiteres Lanzenreiter-Regiment dazu.
Zur Kaisergarde gehörten schließlich: 1er régiment de chevau-légers lanciers de la Garde impériale, 2e régiment de chevau-légers lanciers und Lanciers lituaniens de la Garde impériale.
Zur französischen Kavallerie gehörten auch 9 Regimenter Chevaulegers-Lanciers.
Diese Regimenter entstanden aber erst relativ spät, nämlich im Jahre 1811 (18.06.) und waren inspiriert durch den Kontakt des Kaisers mit den russischen Kosaken und vor allem mit polnischen Lanzenreitern.
Hierzu äußerte sich der Kaiser im Exil auf der Insel Sankt Helena am 25.08.1817 gegenüber Gourgaud wie folgt: "Die Kürassiere und die Lanzenreiter sind von mir geschaffen worden; jetzt haben alle Großmächte diese Waffengattungen. Man wollte keine Kürasse tragen - ich habe es verlangt, und man hat sie getragen. Ein Staatsoberhaupt braucht nur zu wollen!" (zitiert nach: Napoleons Gedanken und Erinnerungen. St. Helana 1815 - 18. Von General G. d. Gourgaud, Stuttgart 1901, S. 270).
Die Chevaulegers-Lanciers taten Dienst als Leichte Kavallerie, z. B. als Aufklärung bzw. Vorhut. Sie wurden aber auch in der erfolgreich Schlacht eingesetzt, z. B. in der Schlacht bei La Albuera im Jahre 1811, und unterstützten ferner die schwere Kavallerie, z. B. beim Kampf gegen Infanteriekarrees.
Zum Einsatz der 2,75 m langen Lanze heißt es in dem Werk von Miguel Ángel und Martin Más: La Grande Armeé. Die Geschichte der Armee Napoleons, 2005, S. 78: ""Die Lanze, die durch den Schwung des Angriffes noch mehr an Durchschlagskraft bekam, war eine angsteinflößende Waffe, welche für gewöhnlich nur Tote zurückließ. Sie eignete sich ausgezeichnet für die Verfolgung von flüchtender Infanterie oder um Geschützbedienungen zu töten, die sich beim Auftauchen der Reiter unter ihren Protzen und Geschützen versteckten. Lanciers konnten es sogar fertig bringen in ein Karree einzubrechen, insbesondere wenn es regnete und die Infanteristen dadurch Probleme beim Abfeuern ihrer Musketen bekamen. Für den Kampf gegen gegnerische Kavallerie war die Lanze weniger geeignet, vor allem nicht im Handgemenge. Daher waren die Lanciers zusätzlich noch mit Säbeln bewaffnet. Mitunter wurde nur das vorderste Glied der Schwadron für das Gefecht mit der Lanze ausgestattet - die Soldaten in den hinteren Gliedern, die nicht genügend Spielraum für diese lange Waffe hatten, verließen sich stattdessen auf ihren Säbel".
In der Schlacht von Waterloo (18.06.1815) waren die sechs Regimenter Chevaulegers (Nr. 1 - 6) beteiligt.
Bei Waterloo sind insbesondere mit Blick auf die französischen Lanzenreiter deren Gegenattacken gegen 14.40 Uhr gegen die britische Kavallerie unter Sir William Ponsonby im geschichtlichen Gedächtnis verblieben. Letztere hatte im Tal den französischen Divisionen Donzelot und Marcognet eine schwere Niederlage beigebracht. Doch den weit vorgepreschten und nun erschöpften britischen Reitern drohte Unheil. Die Kürassier-Brigade Farine (5. und 10. Rgt.) und die Brigade Gobrecht (3. und 4. Chevaulegers) griffen diese frontal und von der Seite an und verursachten gerade durch den Einsatz der Lanze bei den Briten enorme Verluste. Auch der zuvor genannte Ponsonby fiel. Der französische General Joseph François Durutte (14. 07.1767 in Douai, Département Nord; † 18.08.1827 in Ypern) äußerte sich später zu dieser Szenerie: "Niemals überzeugte ich mich mehr von der Überlegenheit der Lanze dem Säbel gegenüber als bei dieser Gelegenheit" (zitiert nach: Detlef, Wenzilk, Waterloo II. Der Feldzug von 1815. Waterloo und Wavre, 2008, S. 100).
Die Linienkavallerie wurde durch die Chevaulegers-Lanciers im Jahre 1811 angereichert, und zwar wurden am 18.06.1811 sechs Dragoner-Regimenter (1., 3., 8., 9., 10. und 29.) in Chevaulegers (Nr. 1 - 6) umgewandelt.
Ein weiteres Regiment dieser Gattung entstand aus den 30. Regiment Jäger zu Pferde (Chasseurs a Cheval).
Ferner wurden die beiden Ulanen-Regimenter der Weichsel-Legion zu Lanciers umformiert.
Die ersten sechs Regimenter werden gemeinhin als französische Chevaulegers bezeichnet und die restlichen drei Regimenter als polnische Chevaulegers.
Die Chevaulegers-Lanciers trugen zwei verschiedene Uniformen.
Die ersten sechs Regimenter trugen einen dunkelgrünen - zweireihigen - Rock in Form einer Weste mit Schößen.
Dessen Kragen, Rabatten, (spitze) Ärmelumschläge und Schoßspiegel waren in der jeweiligen Abzeichenfarbe des Regiments gehalten.
Die Schoßumschläge zeigten die kaiserlichen Adler.
Die Knöpfe waren gelb.
Die Abzeichenfarbe war
beim 1. Regiment scharlachrot beim 2. Regiment hoch-orange, beim 3. Regiment rosa, beim 4. Regiment karmesin-rot, beim 5. Regiment himmelblau und beim 6. Regiment krapprot.
Es konnten auch Rabatten in der Abzeichenfarbe aufgeknöpft werden.
Elitekompanien trugen rote Epauletten. Auch weiße Epauletten sind überliefert (z. B. für das 9. Regiment, siehe weiter unten).
Als Kopfbedeckung diente ein Raupenhelm aus Messing mit einer Verbrämung (Fellband) aus braunem Pelz. Die Raupe aus Wolle war schwarz.
Die Trompeter hatten eine weiße Raupe. Ferner trugen sie - wie auch bei den anderen Kavalleriegattungen - Uniformen in umgekehrten Farben.
Später wurde von ihnen die 1812 eingeführte kaiserliche Livree getragen.
Als Beinbekleidung dienten ungarische grüne (Über-)Hosen mit schwarzem Ledereinsatz.
Die Hosen zeigten seitlich einen Vorstoß in der Abzeichenfarbe.
Die Tuchhosen hatten darüberhinaus einen Schnurbesatz.
Das Lederzeug war weiß. Nicht beim 6. Regiment. Dieses hatte ockerfarbenes Lederzeug.
Die Bewaffnung bestand aus dem Säbel der Leichten Kavallerie, einer Pistole und einen Karabiner.
Die Lanze hatte nach Funcken eine Länge von 2,75 m und war mit einem rot-weißen Fähnchen versehen.
Offiziere trugen eine Uniform aus feinerem Tuch und diese war mit goldenen Tressen besetzt.
Auch die Epauletten waren golden, ebenso das Säbelkoppel und der Besatz der Schabracken.
Den Helm zierte ein Band aus Pantherfell.
Zur Ausrüstung des Pferdes gehörte eine Schabracke aus Schafffell mit einem zackenförmigen Besatz in der Abzeichenfarbe.
Der Mantelsack zeigte die Regimentsnummer (wird nicht immer dargestellt).
Die Offiziere hatten dunkelgrüne Schabracken - wie die Jäger zu Pferd - mit goldenem Randbesatz.
Drei Regimenter der Chevaulegers-Lanciers waren polnisch uniformiert., d. h., sie hatten die übliche Uniform der Ulanen in blauer Grundfarbe.
Die Knöpfe waren weiß.
Als Kopfbedeckung diente die Tschapka mit einem gelben oder blauen Deckel.
Die Tschapka hatte ursprünglich kein Mützenschild, es findet sich aber auf späteren Abbildungen ein solches.
An der Tschapka wurde links ein roter Federbusch getragen. Die Trompeter hatten weiße Federbüsche.
Das 9. Regiment wurde bekannt als die "roten Ulanen von Hamburg", diese erhielten aber später auch die zuvor beschriebene polnische Uniform.
Eine grüne Übergangsuniform (1811) stellt Knötel in seiner Uniformkunde (VII. Band, Tafel 16) dar.
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