Die Uniformen der französischen Armee unter Napoleon I. (1800 - 1815) - Kürassiere
Organisation und Gliederung
Merkwürdigerweise gab es in der der französischen Armee vor 1802 nur ein Kürassier-Regiment, nämlich das 8. Kavallerie-Regiment.
Im Jahre 1802 wurden dann zunächst die Regimenter Nr. 2 bis 7 und dann 1803 die restlichen Regimenter (Nr. 8 - 12) der vorhandenen schweren Kavallerie mit Helmen und Kürassen ausgestattet.
Im Jahre 1809 kamen die Regimenter Nr. 13 und 14 dazu.
Das Kürassier-Regiment Nr. 14 waren die ehemaligen 2. Holländischen Kürassiere.
Zum Ausbau der Kürassierwaffe äußerte sich Napoleon im Exil am 25.08.1817 gegenüber Gourgaud wie folgt: "Die Kürassiere und die Lanzenreiter sind von mir geschaffen worden; jetzt haben alle Großmächte diese Waffengattungen. Man wollte keine Kürasse tragen - ich habe es verlangt, und man hat sie getragen. Ein Staatsoberhaupt braucht nur zu wollen!" (zitiert nach: Napoleons Gedanken und Erinnerungen. St. Helana 1815 - 18. Von General G. d. Gourgaud, Stuttgart 1901, S. 270).
Die französische Kavallerie gliederte sich in Divisionen zu jeweils 2 oder 3 Regimentern. Die Kürassiere und die Karabiniers gehörten zur schweren Kavallerie. Die schwere Kavallerie wurde in der Schlacht zu größeren Verbänden zusammen gefasst und in Reserve gehalten. Ihr kam dann zum geeigneten Zeitpunkt die Aufgabe massiver bzw. kompakter Angriffe während der Schlacht zu (Montgomery, Kriegsgeschichte, S. 348). Sie stellten eine Art Sturmtruppe dar. Hierin konnte die schwere Kavallerie auch durch die Dragoner unterstützt werden, wobei diese auch zu Fuß kämpfen konnten. Die leichte Kavallerie (Jäger zu Pferde, Chevaulegers und Husaren) waren vielseitig einzusetzen, z. B. zu Aufklärungsaufgaben bzw. zur Verschleierung von Truppenbewegungen.
Die französischen Kürassiere werden regelmäßig als die beste schwere Reiterei im damaligen Europa bezeichnet.
Es waren im Grunde schwere Männer auf schweren Pferde. Die Pferde der schweren Kavallerie stammten aus der Normandie und aus Flandern. Teilweise sollen sie auch mit regelrechten Zugpferden ausgestattet worden sein.
Im Rußlandfeldzug (1812) waren deren die Verluste enorm. So konnten die vier Kürassier-Divisionen laut Haythornthwaite Anfang November gerade noch zwei Regimenter bilden.
Die tapferen, aber verlustreichen und letztlich vergeblichen Angriffen der französischen Kavallerie im Allgemeinen und der Kürassiere im Besonderen in der Schlacht von Waterloo am 18.06.1815 gehören zu den Höhenpunkten dieser Entscheidungsschlacht und sind legendär.
Über die Wirkung von infanteristischen Massenfeuer auf anreitende Kavallerie bzw. Kürassiere berichtet der englische Soldat Rees Howell Gronow aus der Schlacht von Waterloo:
"Der Angriff der französischen Kavallerie wurde tapfer ausgeführt; aber unser wohlgezieltes Feuer brachte Menschen und Pferde zu Boden , und bald entstand die äußerste Verwirrung in ihren Reihen. Die Offiziere waren außerordentlich tapfer, durch ihre Gesten und furchtloses Betragen taten sie alles in ihrer Macht stehende, ihre Männer zu ermutigen, sich neu zu formieren und den Angriff zu erneuern. Der Herzog saß unbeweglich auf seinem Lieblingspferd. Ich erinnere mich noch seiner Frage an Oberst Stanhope, wieviel Uhr es sei, worauf Stanhope seine Uhr zog und sagte, es wäre zwanzig Minuten nach vier. Der Herzog antwortete: " Die Schlacht ist mein; und wenn die Preußen bald erscheinen, ist der Krieg zu Ende ....
Wieder und wieder mühten sich verschiedene Kavallerie-Regimenter, schwere Dragoner, Lanciers, Husaren, Carabiniers der Garde (gehörten nicht zur Garde), unsere stählernen Mauern zu brechen. Die Kavallerie des Feindes musste über einen Boden anreiten, der so schwer war, dass sie uns nur im Trab erreichen konnte; sie kamen daher in einer weit dichteren Masse auf uns zu, als sie es wahrscheinlich getan haben würden, wäre der Boden besser gewesen. Waren sie zehn oder fünfzehn Yards vor uns, schossen sie ihre Karabiner mit dem Ruf "Vive l`Empereur" ab, doch ihr Feuer hatte nur geringe Wirkung, wie meist das Kavalleriefeuer. Unsere Männer hatten Befehl, nur auf eine dichtgedrängte Masse zu feuern, um Munition zu sparen und sie nicht auf einzelne Soldaten zu verschwenden. Das Resultat: hatte die Kavallerie ihre Karabiner abgeschossen und war noch zu weit weg, so standen wir uns zuweilen Auge in Auge gegenüber, sahen einander tatenlos und wussten nicht, was die nächste Bewegung bringen würde....
Als uns die Kavallerie attackierte, erging der Befehl, niedrig zu feuern, so dass nach der ersten Gewehrsalve der Boden von gestürzten Pferden und Reitern bedeckt war, was das Vorrücken der nächsten Linie behinderte und den Angriffsstoß brach. Der Anblick der armen sterbenden Pferde war erbarmungswürdig, sie schienen sich tatsächlich der Gefahr um sie herum bewusst zu sein: oft sahen wir ein armes verwundetes Pferd den heben, als blicke es nach seinem Reiter um Hilfe ....
Während der Schlacht boten unsere Karres einen schauerlichen Anblick. Wir erstickten fast am Rauch und Geruch der verschossenen Kartuschen. Es war unmöglich, sich auch nur ein Yard zu bewegen, ohne auf einen verwundete Kameraden oder auf Tote zu treten, und das laute Stöhnen der Verwundeten und Sterbenden war schrecklich.
Um 4 Uhr war unser Karree ein einziges Lazarett, voll von toten, sterbenden und verstümmelten Soldaten. Die Angriffe der Kavallerie boten zwar einen furchtbaren Anblick, waren aber in Wirklichkeit eine große Erleichterung, da die Artillerie nicht länger auf uns feuern konnte, die Erde bebte geradezu unter den enormen Massen von Menschen und Pferden. Nie werde ich das seltsame Geräusch unserer Kugeln vergessen, die auf die Brustpanzer von Kellermanns und Milhauds Kürassiere schlugen; sechs- oder siebentausend attackierten uns mit großer Wut. Ich kann dieses Geräusch nur mit dem eines heftigen Hagelsturm vergleichen, der an die Fensterscheiben schlägt....." (Zitiert nach: Eckart Kleßmann, Die Befreiungskriege in Augenzeugenberichten, S. 309 ff.).
Uniformierung und Ausrüstung
Die Kürassiere trugen einen einreihigen blauen Rock mit 9 (weißen) Knöpfen.
Kragen, Ärmelaufschläge sowie deren Patten, die Paspel der Ärmelpatten und die Schoßumschläge zeigten die jeweilige Regimentsfarbe.
Dazu wurden roten Epauletten getragen.
Die Schoßumschläge schmückten blaue Granaten.
Das 14. Kürassier-Regiment hatte weiße Röcke mit blauen Rabatten usw.
Ab 1812 wurde der Rock mit den langen Schoßumschlägen von dem blauen Westenrock abgelöst.
Regimentsabzeichen
Die Regimentsabzeichen der 14 Kürassier-Regimenter waren - nach Knötel - wie folgt:
Regiment | Abzeichen | Aufschlag | Ärmelpatte |
1 | rot | rot | rot |
2 | rot | rot | blau |
3 | rot | blau | rot |
4 | hellorange | hellorange | hellorange |
5 | hellorange | hellorange | blau |
6 | hellorange | blau | hellorange |
7 | gelb | gelb | gelb |
8 | gelb | gelb | blau |
9 | gelb | blau | gelb |
10 | rosa | rosa | rosa |
11 | rosa | rosa | blau |
12 | rosa | blau | rosa |
13 | rot-violett | rot-violett | rot-violett |
14 | rot-violett | rot-violett | blau |
Als Kopfbedeckung der Kürassiere diente ein eiserner Helm, der dem Helm der Dragoner ähnelte. Den gelb-metallenen Kamm schmückte ein schwarzer Rossschweif. Dieser war im Felde mitunter zu einem Strang geflochten.
Die Helmglocke hatte eine Verbrämung aus schwarzem Fell. bzw. Pelz
Links schmückte ein roter Federbusch den Helm, in der Regel nicht im Felde.
Zu den Farben des Federbusches gab es aber Abweichungen, so trugen z. B. das 8. und das 10. Kürassier-Regiment solche in schwarz mit gelber Spitze.
Die höheren Offiziere trugen weiße Felderbüsche. Ebenso die Trompeter.
Der Helm konnte auch mit einem schützenden Überzug getragen werden.
Daneben wurden Hüte getragen, z. B. zum Ausgehanzug und sowieso die Lagermütze, auch von Offiziere.
Der Kürass gab den Kürassieren den Namen. Er bestand aus zwei Teilen, nämlich einem Brust- und einem Rückenstück.
Das Futter mit Krausen schützte den Rock unter dem Kürass vor Verschleiß.
Die Helme und Kürasse variierten, d. h., sie waren deshalb in Details von Regiment zu Regiment (Kannik, Uniformen in Farben, Nr. 199).
Offiziere hatten verzierte Kürasse.
Laut Haythornwaite (Die Uniformen der Schlacht von Waterloo, 1976) hat in der Schlacht von Waterloo vermutlich keinen Kürass getragen.
Die Bewaffnung der Kürassiere bestand zum Einen aus dem schweren Pallasch, zum Anderen - ab 1812 - einen Karabiner und Pistolen.
Einen solchen Pallasch beschreibt Wagner wie folgt: " Pallasch der französischen Kürassiere. M. AN IX aus dem har 1813. Die Klinge ist gerade, einschneidig, 95,5 cm und 3,5 cm breit. Am Rücken trägt sie die Bezeichnung "Mfture Imple du Klingethal Octorbre 1813". Das mächtige Bügelgefäß besteht aus Messing, es besitzt ein breites Stichblatt und drei Nebenbügel an der Außenseite. Gesamtlänge 111 cm. Gewicht 1,44 kg. Die Scheide ist aus Eisen gefertigt" (Eduard Wagner, Hieb- und Stichwaffen, 1975, S. 122).
Der Karabiner wurde in einem Holfter am Sattel getragen. Oder am Schulterbandelier.
Später (nach 1812) wurde eine Muskete mit längerem Lauf eingeführt, aber in den letzten Feldzügen wieder den Regimentern weggenommen und der Infanterie gegeben. Die Kürassiere erhielten dafür eine zweite Pistole (Rogers, Die Armee Napoleons, 1976, S. 73).
Das Lederzeug war weiß.
Vor 1812 trugen die Trompeter häufig Röcke in gewechselten Farben (auch mit Litzenbesatz), danach übernahmen auch die Kürassiere die allgemein in der französischen Armee eingeführte kaiserliche Livree.
Die Musiker trugen im Übrigen aber keine Kürasse und keine Patrontaschen.
Trompeter hatten am Helm rote oder weiße Federbüsche und weiße Roßhaarschweife. Für das 7. Kürassier-Regiment findet sich auch eine Darstellung eines Trompters im gelben Rock mit Litzenbesatz und gelben Federbusch.
Auch bei der Kopfbedeckungen an sich gab es Abweichungen, so trugen die Musiker z. B. beim 9. Kürassier-Regiment schwarze und beim 12. Kürassier-Regiment weiße Pelzmützen (s.w.u.).
Als Beinbekleidung dienten weiße Hosen, die in hohen Stiefeln getragen wurden.
Die Hosen waren aus Schaf- oder Wildleder.
Im Feld wurden graue oder (gelb-)braune Überknopfhosen getragen. Diese hatten dann Ledereinsätze.
Die Stulpenstiefel waren schwarz.
Der große Radmantel war von grauer Farbe.
Offiziere werden auch mit einem blauen zweireihigen Mantel dargestellt (dazu die Lagermütze).
Die Ausrüstung des Pferdes bestand aus einer rechteckigen dunkelblauen Schabracke, Pistolenholfter und Mantelsack.
Die vorgenannten Ausrüstungsstücke hatten einen weißen Besatz.
Ferner bedeckte die Schabracke ein Schafffell. Bei den Trompeter waren diese schwarz.
Der Mantelsack zeigte die jeweilige Regimentsnummer, vorher eine platzende weiße Granate. Diese befand sich in der Ecke der Schabracke.
Empfohlene Beiträge
Die Uniformen der französischen Armee unter Napoleon I. (1800 - 1815) - Die Kaisergarde - Die Pupillen
Die Uniformen der französischen Armee unter Napoleon I. (1800 - 1815) - (Alte) Kaisergarde - Pioniere
Die Uniformen der französischen Armee unter Napoleon I. (1800 - 1815) - Marschälle und Generalität I.