Uniformen der Kaisergarde in originalen Lithographien aus dem 19. Jahrhundert

Die Kaisergarde Napoleons I. - Einleitung

Die berühmte napoleonische Kaisergarde war ein elitärer Verband innerhalb der Grande Armée, der aus der Konsulargarde (Garde des Consuls) hervorging und alle Waffengattungen umfasste. Neben Infanterie, Kavallerie, Artillerie gehörten auch Pioniere, Marine-Infanterie und sonstige Dienste (z. B. Sanitätsdienst) zur Kaisergarde. Sie wuchs hinsichtlich ihrer Kopfstärke ständig an und gliederte sich in die Alte, Mittlere und Junge Garde. Als sie im Jahre 1804 entstand, bestand sie lediglich aus acht Einheiten, später kamen immer weitere Formationen dazu. Die Kaisergarde rekrutierte sich in der Regel aus gedienten Soldaten und die Aufnahme in dieselbe wurde als eine besondere Auszeichnung betrachtet. Die Aufnahmebedingungen waren streng. Die Gardisten genossen verschiedene Privilegien, so war der Sold im Gegensatz zu den Linienformationen doppelt so hoch und der jeweilige Rang des Gardesoldaten rangierte stets um einen Rang höher als der entsprechende Rang in der sonstigen Armee. Auch die Verpflegung und die medizinische Versorgung der Kaisergarde war besser. Im Übrigen war die Kaisergarde ein Kampfverband, d .h., sie kam in den Schlachten auch zum Einsatz, wurde aber häufig als Reserve (lange) zurück gehalten, z. B. in der Schlacht von Borodino (07.09.1812). Als ein Kritikpunkt wird vorgetragen, dass durch die Ersatzbeschaffung der Kaisergarde aus den Linien-Regimentern diese ihre fähigsten Elemente und viel von ihrer moralischen Kampfkraft einbüssten (Markov).

Biwak des Kaisers. Entnommen aus: France Militaire. HISTOIRE DES ARMÉES FRANCAISES DE TERRE ET DE MER DE 1792 A 1833. Paris 1835 - 1838. Mehrbändiges - 5 - Werk. Herausgeber: A. Joseph Hugo (15.11.1798 in Paris; † 07. 02.1855).

Entstehung und zahlenmäßige Entwicklung

Die Konsulargarde war 2089 Mann stark. Die im Jahre 1804 neu formierte Kaisergarde zählte zunächst 9754 Mann. In der Schlacht von Austerlitz (02. 12.1805) war sie unter dem Kommando von Marschall Bessiéres 5500 Mann stark mit 24 Geschützen.

Die französische Kaisergarde im Rahmen der ordre de bataille zu Beginn des Feldzuges im Jahre 1806.

Am Ende des Jahres 1809 umfasste die Kaisergarde bereits 31876 Mann. Sie wurde weiter vermehrt und zählte zu Beginn des Rußlandfeldzuges im Jahre 1812 zusammen 51826 Mann. In diesem Feldzug hatte auch die Kaisergarde enorme Verluste zu verzeichnen. Nach der Rückkehr in die Heimat wurde die Kaisergarde wieder vervollständigt und weiter ausgebaut. So zählte die Junge Garde im Jahre 1813 allein 19 Infanterie-Regimenter

Marsch der Kaisergarde. Entnommen aus: France Militaire. HISTOIRE DES ARMÉES FRANCAISES DE TERRE ET DE MER DE 1792 A 1833. Paris 1835 - 1838. Mehrbändiges - 5 - Werk. Herausgeber: A. Joseph Hugo (15.11.1798 in Paris; † 07. 02.1855).
Napoleons Abschied von seiner Garde im Hof des Schlosses Fontainebleau im Jahre 1814. Originale Lithographie vom W. Pobuda.

Einsatz in der Schlacht von Waterloo

In der Schlacht von Waterloo (18.06.1815) war die Kaisergarde unter dem Kommando von Graf Drouot wie folgt vertreten:

Generalleutant Graf Friant: 1. und 2. Grenadiere

Generalleutant Graf Roguet: 3. und 4. Grenadiere

Generalleutant GRaf Morand: 1. und 2. Jäger (Chasseurs)

Generalleutant Graf Michel: 3. und 4. Jäger (Chasseurs)

Generalleutant Graf Duhesme: 1. und 3. Tirailleurs

Generalleutant Graf Barrois: 1. und 3. Voltigeure

Generalleutant Lefebvre-Desnöettes: Ulanen und Jäger zu Pferd

Generalleutant Graf Guyot: Dragoner, Grenadiere zu Pferd und Genadrmerie d´Elite

Generalleutant Desvaux de St. Maurice: 9 Batterien der Garde Fußartillerie, 4 Batterien der BerittenenArtillerie der Garde, Garde-Marine, Garde-Pioniere.

Die Schlacht von Waterloo in einer volkstümlichen Darstellung. Originaler englischer Steindruck nach einer Zeichnung von W. H. Brooke.
Kaisergarde. Infanterie (der Alten Garde). Ältere französische Druckgraphik.

Bestandteile bzw. Auflistung ihrer Truppenteile

Nach Fallou (S. 49 ff.) umfasste die Kaisergarde im Laufe der Zeit folgende Truppenteile

Administration. -       Officiers d'ordonnance. -     Hopital de la Garde.

Etat-major general.

Infanterie:

Grenadiers à pied (4 Regimenter)

Fusiliers-grenadiers (1 Regiment)

Tirailleurs-grenadiers (2 Regimenter)

Conscrits-grenadiers (2 Regimenter)

Flanqueurs-grenadiers (1 Regiment)

Tirailleurs (19 Regimenter)

Veterans (1 Kompanie)

Chasseurs à pied (4 Regimenter)

Fusiliers-chasseurs (1 Regiment)

Tirailleurs-chasseurs (2 Regimenter)

Conscrits-chasseurs (2 Regimenter)

Flanqueurs-chasseurs (1 Regiment)

Voltigeurs (19 Regimenter)

Frankreich. Kaisergarde. Infanterie (der jungen Garde). Ältere französische Druckgraphik.

Velites de Florence (1 Bataillon)

Velites de Turin (1Bataillon)

Gardes nationales (1 Regiment)

Pupilles (1 Regiment)

Bataillon d'instruction de Fontainebleau

Kaisergarde. Kavallerie. Ältere französische Druckgraphik.

Kavallerie

Grenadiers à cheval (1 Regiment)

Chasseurs à cheval (1 Regiment)

Mamelucks (1 Eskadron)

Dragons (1 Regiment)

Lanciers (3 Regimenter)

Gardes d' honneur (4 Regimenter)

Eclaireurs (3 Regimenter)

Gendarmerie d'elite (2 Eskadronen)

Kaisergarde. Kavallerie. Ältere französische Druckgraphik.

Sonstige Truppenteile

Matelots (1 Bataillon)

Sapeurs du génie (1 BatailloN)

Artillerie à pied (1 Regiment)

Artillerie à cheval (2 Regimenter)

Canonniers veterans (1 Kompanie)

Train d'artillerie (1 Regiment)

Train des equipages (1 Bataillon)

Ouvriers d'administration (1 Bataillon)

Gensdarmes d`ordonnance à cheval (5 Kompanien)

Gensdarmes d`ordonnance à pied (1 Kompanie)

Kaisergarde. Sonstige Truppenteile. Ältere französische Druckgraphik.

Es folgen einige allgemeine Anmerkungen zur Uniformierung der Kaisergarde und eine jeweils kurze Übersicht der besonderen Uniformmerkmale der weiter oben genannten einzelnen Truppenteile. Zu den weiteren und genaueren Details der jeweiligen Montierung und Ausrüstung wird auf die einzelnen Beiträgen in diesem Schwerpunkt verwiesen.

Feier der Kaisergarde. Entnommen aus: France Militaire. HISTOIRE DES ARMÉES FRANCAISES DE TERRE ET DE MER DE 1792 A 1833. Paris 1835 - 1838. Mehrbändiges - 5 - Werk. Herausgeber: A. Joseph Hugo (15.11.1798 in Paris; † 07. 02.1855).

Allgemeine Anmerkungen zur Uniformierung und Ausrüstung

Paul Martin schreibt: " Die Napoleonische Epoche mit ihren historischen Umwälzungen wirkte auch bahnbrechend auf dem Gebiet der militärischen Uniform. Die damalige Taktik erforderte stets die "bataille rangée", in breiter Front aufmarschierte Kampftruppen. Das ergab ein farbenfrohes Bild, denn noch 1812 traten die Soldaten in Paradeuniform zum Kampf an. Um 1804 entfaltete sich ein militärischer Prunk, der den ganzen Kontinent in seinen Bann zog. Frankreich drückte dieser Glanzzeit seinen Stempel auf. Dabei spielte das Korps der Kaisergarde Napoleons I. eine hervorragende Rolle. Die geschmackvollen und glänzenden Uniformen der Grenadier-, Kavallerie- und Artillerieregimenter reizten zur Nachahmung: zum Beispiel die berühmten polnischen Lanzenreiter, die dunkelgrünen Jäger zu Pferd oder die, durch den Ägypten-Feldzug inspiriert, phantastisch gekleideten Mamelucken" (Der Bunde Rock, Stuttgart 1963, S. 108-113).

John Mollo bezeichnet die kaiserlichen Garden als die "am besten gekleideten Regimenter" der Grande Armée und führt weiter aus: "Die Gardesoldaten waren eigenartige Leute: ungebändigt, arrogant, dauernde Nörgler, fanatisch der Person des Kaisers ergeben und eingefleischte Republikaner, obwohl viele schon in der Armee des Königs gedient hatten. Als Napoleon aus früheren Adligen ein Regiment bildete, die Gendarmes d`elite d`Ordonnance", war die Garde so ungehalten darüber, dass diese Einheit nach wenig mehr als einem Jahr aufgelöst werden musste. 1807 schimpfte in Tilsit ein Tambourmajor der Harde seine Männer, als die am König von Preußen defilierten: "Trommelt nicht sol aut - er ist schließlich nur ein König". Gleich von allem Anfang an wurden große Anstrengungen unternommen, das Niveau der Kleidung der Garde zu heben und sie auf ihr Aussehen Wert legen zu lassen. Unter Befehlshabern wie Augereau, einem früheren Korporal der preußischen Garde, und Bessières wurden strenge Verordnungen über Kleidung und Verhalten erlassen. So durften die Chasseurs nicht Pfeife rauchen, wenn sie den Staatsrat eskortierten, und es ist bemerkenswert, dass die kaiserliche Garde trotz ihrer republikanischen Tradition noch bei der Schlacht von Waterloo Zöpfe trug. Die Infanterie der alten Garde hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, auf dem Schlachtfeld in voller Uniform zu erscheinen, mit weißen Handschuhen, die Bärenfellmützen mit Federbüschen und weißen Behängen geschmückt, und sie murrten ständig, wenn sie nicht eingesetzt wurden. Bei Waterloo murrten sie auch darüber, dass man sie in ihrer Maschierkleidung - langen blauen Überröcken und blauen Hosen - antreten ließ" (Die bunte Welt der Uniform, Stuttgart 1972, S. 104-105).

Die Grenadiere zu Fuß der Kaisergarde entstanden aus den Grenadieren der Konsular-Garde (29.07.1804). Im Jahre 1811 (18.05.) entstand ein zweites Regiment Grenadiere zu Fuß. Bereits vorher wurden die holländischen Grenadiere in die Kaisergarde aufgenommen und erhielten im Mai 1811 die laufende Nummer 3.

Die Grenadiere zu Fuß (. 1. und 2. Rgt.) trugen im Grunde ihre bisherige Uniform weiter, d. h. einen königsblauem Frack mit blauem Kragen und weißen Rabatten , roten Ärmelaufschlägen mit weißer Patte, roten Schoßumschlägen und roten Epauletten. Die Schoßumschläge zeigten gelbe Granaten. Die Taschenpatten hatten rote Vorstöße. Die Knöpfe waren gelb und die Unterkleider weiß. Die Grenadiermütze hatte vorn ein gelbes Mützenschild mit dem kaiserlichen Adler zwischen zwei Granaten und links einen roten Stutz mit der französischen Kokarde. Die Behänge waren weiß. Der Mützendeckel war rot.

Das 3. Regiment der Grenadiere zu Fuß hatte einen weißen Rock mit (karmin-)roten Kragen, Rabatten, Ärmelaufschlägen mit weißer Patte und Schoßumschlägen. Letztere zeigten gelbe entflammte Granaten. Die Taschenpatten in den Schößen wiesen rote Vorstöße auf. Auch die Epauletten waren rot, die Knöpfe am Rock gelb. Die Grenadiermütze hatte keinen Schild, weiße Behänge und einen roten Stutz.

Oben: Rückseite der Grenadiermütze der Grenadiers à pied mit Tuchfleck. Unten links: Hut (Chapeau) der Grenadiere zu Fuß. Zeichnungen (Tusche) des Verfassers nach Vorlagen u. A. von E. Grammmont.

Die Jäger zu Fuß der Kaisergarde hatten einen blauen Frack mit gelben Knöpfen, auch der Kragen war blau. Die spitzen Ärmelaufschläge waren rot mit einem weißen Vorstoß. Die spitz zugeschnittenen Rabatten waren weiß, ebenso die Unterkleider. Die roten Schoßumschläge zeigten abwechselnd eine gelbe Granate und ein gelbes Jagdhorn. In den Schoßumschlägen hatten die Taschen rote Vorstöße. Die grünen Epauletten hatten rote Fransen. Zur großen Uniform gehörten weiße Hosen, zum Marschanzug schwarze Gamaschen. Die Pelzmütze hatte keinen Schild, aber einen weißen Behang und einen grün-roten Stutz nebst der französischen Kokarde.

Tschakos und Pelzmütze der Kaisergarde. Oben links: Tschako der Jungen Garde. Mittig: Tschako eines Offiziers der Jungen Garde. Unten links: Kopfbedeckung (Bonnet a Poil) der chasseurs à pied (Jäger zu Fuß). Zeichnungen (Tusche) des Verfassers u. A. nach E. Grammont, Malibran usw.
Oben: Pelzmütze (Colback) der Jäger zu Pferde (Chasseurs à cheval). Die Schuppenketten sind nicht dargestellt. Unten links: Hut (Chapeau) der Jäger zu Pferde. Unten rechts: Bonnet de Police der Grenadiere zu Pferde. Zeichnungen des Verfassers nach Vorlagen von E. Grammont.
Oben: Bügelhelm der Dragoner (Offizier) der Kaisergarde (Dragons). Oben rechts: Pelzmütze (Colback) der Ehrengarden (Offizier). Unten: Tschako (Shako) der Tartares lithuaniens. Zeichnungen des Verfassers nach Vorlagen von E. Grammont.
Tschapka (Czapka) der Lanciers Polonais. Zeichnung des Verfassers nach einer Vorlage von E. Grammont.
Rückansicht eines Mameluken der Kaisergarde. Zeichnung des Verfassers.
Lagermütze (Bonnet de Police) der Lanciers Polonais. Zeichnung des Verfassers nach einer Vorlage von E. Grammont.
Oben: Tschako der Jäger zu Pferde der Jungen Garde. Unten: Pelzmütze (Bonnet de Poil) der Grenadiere zu Pferde (Grenadiers à cheval). Zeichnungen des Verfassers nach Vorlagen von E. Grammont.
Adler der Kopfbedeckung der Pioniere der Kaisergarde. Zeichnung nach einer Vorlage von E. Grammont.

In Ergänzung zur auch gezeigten Bilderserie von: Hippolyte Bellangé, Die Soldaten der französischen Republik und des Kaiserreichs werden nachfolgend überwiegend französsische Lithographien verschiedener Künstler aus dem 19. Jahrhundert mit Darstellungen von Uniformen der Kaisergarde wiedergegeben.

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