Die Entwicklung des Deutschen Reichsheeres im Ersten Weltkrieg (1914 - 18) - Ein Überblick
Das Reichsheer umfasste bei Ausbruch des 1. Weltkrieges 92 ½ Infanterie- und 11 Kavallerie-Divisionen mit 5124 Feldgeschützen und 575 schweren Geschützen.
Im Weltkrieg erfuhr das deutsche Heer nicht nur eine enorme Verstärkung, sondern auch nachhaltige strukturelle Veränderungen.
Nachdem nach der Mobilisierung der geplante Bestand an Soldaten erreicht war, erkannten die Verantwortlichen schnell die Notwendigkeit einer umfassenden Verstärkung. Schon im August des Jahres 1914 veranlasste man deshalb die Aufstellung von 5 preußischen Reservekorps, auch Sachsen, Württemberg und Bayern sollten neue Verbände aufstellen. Während hierbei (vordergründig) weniger die Personalfrage Probleme bereitete, war die Montierung, Ausrüstung und Bewaffnung der neuen Einheiten nur schwer zu bewerkstelligen.
Angesichts der angespannten Lage an der Westfront wurden die unzureichend ausgebildeten Reservekorps verfrüht eingesetzt und erlitten deshalb unnötig schwere bis schwerste Verluste. Mit diesem Desaster verbindet sich die Legende von Langemarck, wonach laut dem offiziellen Heeresbericht westlich dieser Ortschaft „junge Regimenter unter dem Gesange „Deutschland, Deutschland über alles“ gegen die erste Linie der feindlichen Stellungen vor(gingen) und (sie) nahmen“. Hierzu Unruh: „Man sprach von jungen Regimentern, man prägte den Begriff Jungens von Langemarck und übersah, vermutlich in voller Absicht, dass auch die Angehörigen älterer Jahrgänge im Oktober und November an der flämischen Front schwer gelitten und geblutet haben. Es waren neben der Jugend vor allem die Männer der Landwehr, die im Herbst 1914 die barbarische Zeche von Langemarck, Dixmuiden und St. Eloi zu bezahlen hatten. In den meisten Fälle miserabel geführt und unzulänglich ausgerüstet (es fehlte vor allem an Spaten) wurden sie mit ihren jungen Kameraden zu immer neuen Angriffen getrieben, die von vornherein zum Scheitern verurteilt waren“1.
Zum Ende des ersten Kriegsjahres ordnete das Kriegsministerium bereits die weitere Aufstellung vor allem von Infanterieformationen an, insgesamt 4 ½ Reservekorps sollten bis zur 2. Hälfte des Januars 1915 marschfertig sein. Zum Ende des Krieges gab es 13 (vorher 8) Armeen, 53 (vorher 40) Armeekorps, 161 (vorher 92) Infanterie-Divisionen, 24 (vorher 21) selbständige Brigaden, 4 (wie gehabt) Kavallerie-Korps und 11 (wie gehabt) Kavallerie-Divisionen.
Die Zusammensetzung der Divisionen hatte sich aber merklich verändert.
1914 bestand eine Division aus 2 Infanteriebrigaden zu je 2 Regimentern zu 3 Bataillonen und 1 Maschinengewehr-Kompanie, 1 Kavallerie-Regiment zu 3 – 4 Eskadrons, 1 Feldartilleriebrigade zu 2 Regimentern zu 2 Abteilungen zu 3 Batterien zu 6 Geschützen, 1- 2 Pionier-Kompanien, 1 Divisionsbrückentrain und 1 – 2 Sanitätskompanien.
1918 setzte sich eine Division aus 1 Infanteriebrigade zu 3 Regimentern zu 3 Bataillonen mit 1 Maschinengewehr-Kompanie und beim Regiment 1 Minenwerferkompanie, 1 Eskadron Kavallerie 1 Artilleriekommandeur mit 1 Feldartillerieregiment zu 3 Abteilungen zu 3 Batterien zu 4 Geschützen und 1 Fußartilleriebataillon zu 3 Batterien zu 4 Geschützen, 1 Pionierbataillon zu 2 Kompanien, 1 Minenwerferkompanie, 1 Handscheinwerfertrupp, 1 Nachrichtenkommandeur mit 1 Fernsprech- und 1 Funkerabteilung, 1 Sanitätskompanie, 2 Feldlazaretten, 1 Kraftwagenkolonne, 1 Pferdelazarett und 1 Rekrutendepot zusammen.
Die einzelnen Waffengattungen erlebten im Weltkrieg tief greifende Wandlungen.
1914 umfasste die deutsche Infanterie 217 Regimenter.
Dazu kamen 18 Jäger-/ Schützen-Bataillone.
Bei Mobilmachung wurden ein aktives Infanterie-Regiment (Lehr-Infanterie-Regiment) und 114 (113) Reserve-Infanterie-Regimenter aufgestellt.
Die Reserve-Regimenter wurden von den aktiven Regimentern (oder von den Bezirkskommandos) gebildet. Häufig entsprach die Nummerierung des Reserve- der des aktiven Regiments. Die Reserve-Regimenter zählten regelmäßig 3 Bataillone und hatten zumeist Maschinengewehr-Kompanien. Hier gab es aber bereits im Jahre 1914 Defizite. Laut Schack existierten für die 133 Reserve-Infanterie-Regimenter nur 88 MG-Kompanien.
Die Zahl der Garde-Reserve-Regimenter war gering, diese hatten Probleme, ihre Reservisten (aus dem gesamten Reich) heran zu ziehen.
Die aktiven (bereits vor 1914 vorhandenen) Regimenter gaben auch aktive Soldaten an die Reserveeinheiten ab.
Die Reserve-Infanterie-Regimenter wurden zumeist von Oberstleutnants kommandiert und bestanden aus älteren Jahrgängen. Im September und Dezember 1914, im Mai 1915, im August, Oktober und November 1916 entstanden weitere Reserve-Infanterie-Regimenter.
Diese in Reserve-Korps zusammengefassten Einheiten bestanden aus früher gedienten Mannschaften und wurden nicht zurückgehalten, sondern sofort wie die aktiven Verbände im Frontbereich eingesetzt. Dies vergrößerte die Zahl der verfügbaren Formationen, was die Gegner überraschte.
Da die Einziehung der Reservisten aus dem gesamten Kaiserreich für die Garde-Regimenter besonders schwierig war, entstanden neben dem Lehr-Infanterie-Regiment nur zwei Garde-Reserve-Regimenter. Im Ersten Weltkrieg entstanden aber auch neue Garde-Infanterie-Regimenter sowie Garde-Brigade-Ersatzbataillone (Nr. 1 - 6).
So wurde das 6. und 7. Garde-Regiment mit eigener Uniform errichtet.
In der Heimat zurück blieben die Ersatz-Bataillone. Der Mobilmachungsplan sah ein solches für jedes aktive, Reserve- und Landwehr-Infanterie-Regiment vor.
Sie waren regelmäßig in den frei gewordenen Kasernen in der heimatlichen Garnison untergebracht.
Auch für die Maschinengewehr-Kompanien waren eigene (selbständige) Ersatz-Maschinengewehr-Kompanien vorgesehen.
Die Ersatzformationen sollten eigentlich die neuen Soldaten ausbilden und den kämpfenden Formationen an die Front nachsenden.
Der ständige Bedarf an neuen Truppen führte aber zur Aufstellung der so genannten Brigade-Ersatz-Bataillone. Diese wurden aus jeweils 2 Kompanien der Ersatz-Bataillone der beiden Regimenter einer Brigade gebildet und teilweise als mobile Verbände ausgerüstet, sowie zu Ersatz-Divisionen (ohne Regimentsverband) zusammengefasst.
Trotz uneinheitlicher Gliederung und unzureichender Ausstattung bewährten sich aber solche Einheiten im Kriegseinsatz.
Ab 1915 wurden die (noch vorhandenen) Brigade-Ersatz-Bataillone zu regelrechten Regimentern zusammengestellt, teilweise führten diese als Erinnerung an ihre Herkunft noch die Bezeichnung: Ersatz-Regimenter.
Ähnliche Formationen entstanden aus den Ersatzbataillonen der Reserve-/ Landwehr-Regimenter.
Bereits Im Herbst 1914 kam es größeren Neuformierungen, weitere neue Formationen folgten 1916 ff..
Die höchste Nummerierung hatten die württembergischen Ersatzregimenter Nr. 478 und 479.
Im 1. Weltkrieg wurde die Landwehr in Regimenter, Brigaden und Divisionen und einem Landwehrkorps organisiert und an vielen Fronten eingesetzt, nicht nur als Besatzungstruppe.
1914 wurden insgesamt 98 (96) Landwehr-Infanterie-Regimenter mobil gemacht bzw. aufgestellt.
In den folgenden Jahren entstanden weitere Landwehr-Regimenter.
Das (sächs.) Regiment Nr. 100 hieß Grenadier-Landwehr-Regiment.
Es gab mobile und immobile Landwehr-Regimenter.
Die Landwehr-Infanterie-Regimenter hatten sämtlich keine Maschinen-Gewehr-Kompanien. Deshalb wurden Festungs-Maschinengewehr-Abteilungen und Reserve-Festungs-Maschinengewehr-Abteilungen zugeteilt.
Ältere Jahrgänge und Wehrpflichtige geringerer körperlicher Tüchtigkeit bildeten den Landsturm. Mit Beginn des 1. Weltkrieges wurden eigenständige Landsturm-Bataillone gebildet. Sie wurden in der Regel in der Etappe und in der Heimat eingesetzt.
Zunächst wurden die Landsturmbataillone immobil aufgestellt, später aber durch jungen Ersatz auch in Feldbataillone umgewandelt.
1914 gab es nach Kling/ Stein 340 Landsturm-Bataillone, im Jahre 1918 waren es ca. 710.
Ab 1915 wurden auch Landsturm-Regimenter errichtet. Einige dieser Einheiten dienten zur Sicherung der Grenzen und als Küstenschutz.
Kling/ Stein listen für die Infanterie (ohne die Jäger und Schützen usw., auch ohne den Landsturm) folgenden Bestand auf:
Friedenstruppenteile: 12 Gardeformationen, 182 Linien-Infanterie-Regimenter (ohne Bayern), 24 bayerische Infanterie-Regimenter = 218 Einheiten
Reserve-Infanterie-Regimenter = 113 Einheiten
Landwehr-Infanterie-Regimenter = 96 Einheiten
Brigade-Ersatz-Bataillone = 86 Bataillone
Überplanmäßige Formationen:
Reserve-Infanterie-Regiment Metz = 1 Einheit
Reserve-Brigade-Ersatz-Bataillone = 12 Einheiten
Landwehr-Brigade-Ersatz-Bataillone = 21 Einheiten
Landwehr-Bataillone des IV. AK = 6 Einheiten
Westfälische Landwehr-Bataillone Breslau I - IV = 4 Einheiten
Mobile-Ersatz-Bataillone = 58 Einheiten
Daneben sind zu berücksichtigen: das württembergische Gebirgs-Regiment, die Marine-Infanterie- und Matrosen-Regimenter, die in Palästina eingesetzten Infanterie-Bataillone Nr. 701 - 703, die Sturm-Bataillon, die Maschinengewehr-Formationen.
Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges existierten das Garde-Jäger-Bataillon, das Garde-Schützen.Bataillon, die Jäger-Bataillone Nr. 1 - 11, die sächsischen Jäger-Bataillone Nr. 12 - 14, das mecklenburgische Jäger Bataillon und das 1. und 2. bayerische Jäger-Bataillon. 1915 entstand das Jäger-Bataillon Nr. 27 und im Jahre 1916 das Jäger-Bataillon Nr. 27.
Das Jäger-Bataillon Nr. 3 wurde Mitte des Jahres 1916 in ein Sturm-Bataillon umgewandelt.
In der Folge entstanden aus den Jäger-Bataillonen verschiedene Jäger-Regimenter. Die Bataillone bleiben aber eigenständig.
Zu den Jäger- und Schützen –Bataillonen gehörten schon im Frieden (ab 1913) neben den 4 Jäger- bzw.- Schützen-Kompanien 1 Maschinengewehr- und 1 Radfahrerkompanie.
Ab Herbst 1914 wurde bei den Jäger- bzw. Schützen-Bataillonen jeweils eine zweite Radfahrer-Kompanie gebildet.
1914 bestanden damit 18 Radfahrer-Kompanien.
Die Reserve-Jäger-Bataillone hatten keine Radfahrer-Kompanien.
Zu Ausbildungszwecken wurden schon im Herbst 1914 bei den Jäger-Bataillonen Ersatz-Radfahrer-Kompanien gebildet.
Im Kriege wurden bei vielen Infanterie-Regimentern usw. Radfahrer-Formationen gebildet.
Laut Stein traten im Laufe des Krieges 19-20 Jäger-Kompanien und etwa 45 von der Infanterie und deren Ersatzformatioen aufgestellten Radfahrer-Kompanien dazu.
Es gab auch Reserve-Radfahrer-Kompanien.
Diese Radfahrer-Kompanien bzw. – Abteilungen führten in der Regel die Nummer der entsprechenden Division.
Im Westen wurden nach Einsetzen des Stellungskrieges viele Radfahrer-Formationen aufgelöst, an der Ostfront – wo der Krieg noch eher durch Bewegung gekennzeichnet war – hingegen beibehalten.
Genaue Angaben zu den vorhandenen Radfahrer-Einheiten sind aber problematisch, da diese Formationen zeitweise - wie erwähnt - auch wieder aufgelöst und dann wieder neu aufgestellt wurden.
Ab Sommer 1916 wurden regelrechte Radfahrer-Bataillone (Kling/ Stein listen 8 entsprechende Einheiten) gebildet.
Die Radfahrer-Einheiten sollten die Feuerkraft der Kavallerie-Divisionen erhöhen.
Die Stärke einer Radfahrer-Kompanie wird 150 Unteroffizieren und Mannschaften angegeben.
Als Reaktion auf die sinkende Feuerkraft der zahlreichen neuen Einheiten und vor allem die besonderen Anforderungen des Stellungskrieges entstanden schon im Herbst 1914 Stoßtrupps.
Diese sollten für Stoßtrupp-Unternehmen im größeren Stil oder auch für Angriffe mit begrenztem Ziel zum Einsatz kommen.
Nach dem Vorbild der ersten aus Pionieren gebildeten Sturmabteilung beim VIII. Armeekorps und dem berühmten Sturmbataillon Rohr (ehemals Kompanieführer im Garde-Schützen-Bataillon) entstanden nach und nach weitere Sonderformationen.
Stein nennt insgesamt 18 Sturm-Bataillone, darunter auch das Jäger - Sturm - Bataillon Nr. 3.
Die Sturm-Kompanie Nr. 18 war am 07.08.1917 entstanden und wurde ab dem 22.08.1918 zum Sturm-Bataillon Nr. 18.
Sie waren regelmäßig mit Minen-, Flammenwerfer, Geschützen usw. ausgerüstet und zusätzlich durch 1-2 Maschinengewehr-Kompanien verstärkt.
Es handelte sich um Eliteeinheiten.
1918 sollen die Stärke der Sturmtruppen über 19000 Mann betragen haben.
Schon lange gab es Bemühungen, die Schussfolge der Schusswaffen zu beschleunigen und damit deren Wirksamkeit zu steigern, aber erst mit Erfindung ortsbeweglicher und – fester automatischer Handfeuerwaffen mit hoher Feuergeschwindigkeit = Maschinenwehre als Rückstoßlader mit beweglichem Lauf und Wasserkühlung gelang der Durchbruch. Diese automatischen Maschinenwaffen wurden zum prägenden Element des modernen Krieges und sie veränderten die Kriegsführung nachhaltig.
Nach ersten Material- und Schießversuchen ab 1889 und wieder ab 1894 wurden ab 1904 regelrechte Maschinengewehr-Abteilungen aufgestellt, ab 1907 entstanden auf Brigade- und später auf Regimentsebene MG-Kompanien.
Die wachsende Bedeutung der Maschinengewehre zur Hauptfeuerkraft der Infanterie im Stellungskrieg zeigt die dynamische Entwicklung dieser Waffe. An Maschinengewehr-Kompanien/ - Abteilungen verfügte das deutsche Heer bei Kriegsbeginn über 360, Ende 1915 waren es schon 450. Daneben gab es zu diesem Zeitpunkt noch 80 Maschinengewehrzüge bei der Kavallerie. Die Maschinengewehre wurden aber dauernd vermehrt. Im Herbst des Jahres 1916 wurde verfügt, dass jetzt jedes Infanterie-Bataillon 1 und jedes Jäger- und Sturm-Bataillon 2 Maschinengewehr-Kompanien haben musste. Gleichzeitig wurden zusätzlich Maschinengewehr-Scharfschützen-Abteilungen (zu je 3 Kompanien) gebildet.
1918 gab es insgesamt 2300 Maschinengewehr-Kompanien (= 27600 Maschinengewehre). Nach anderen Quellen betrug der Bestand an Maschinengewehren zum Ende des Krieges ca. 100000. Gebräuchlich war das schwere Maschinengewehr 08 auf Schlittenbeinlafette. Es war ein Rückstoßlader mit beweglichem Lauf und Wasserkühlung. Die Patronenzuführung folgte über einen Gurt. Es gab auch Maschinengewehre mit Schutzschild. Das um 1914 in der deutschen Armee benutzte Modell wog etwa 65 kg und hatte eine Feuergeschwindigkeit von ca. 500 Schuss/ Min. Später wurden erheblich leichtere Modelle eingeführt, damit diese der vorgehenden Infanterie besser folgen konnten. Diese wogen nur noch 17,5 kg. Vor allem das Maschinengewehr hatte durch seine enorme abstoßende Wirkung die kämpfenden Parteien gezwungen sich einzugraben und damit die Fronten erstarren lassen.
Die Kavallerie musste absitzen und das automatische Maschinengewehr regierte fortan das Schlachtfeld.
Für den Kampf in den Vogesen, aber auch in Ostpreußen und vor allem in den Karpaten bedurfte es besonders ausgerüsteter Einheiten für den Kampf im gebirgigen Gelände, vor allem im Winter.
Es entstanden 4 Schneeschuh-Bataillone, und zwar
im November 1914 das bayerische Schneeschuh-Bataillon Nr 1,
im Dezember 1914 das Schneeschuh-Bataillon Nr. 2,
im Mai 1915 das Schneeschuh-Bataillon Nr. 3 und
ebenso im Mai 1915 das bayerische Schneeschuh-Bataillon Nr. 4.
In München gab es eine Schneeschuh-Ersatz-Abteilung (aufgestellt im Dezember 1914).
Die 4 bayerischen Schneeschuh-Bataillone wurden schließlich im Jahre 1915 zum Jäger-Regiment Nr. 3 zusammengefasst.
Dazu entstand ab 1914 (Dezember) noch eine württembergische Formation.
Diese blieb eine eigenständige Einheit und hieß ab Ende März würtembergische Gebirgs-Kompanie Nr. 1.
Im Herbst 1915 wurde diese Formation zu einem württembergischen Gebirgs-Bataillon ausgebaut.
Ab Mai 1918 gab es dann zwei Bataillone zusammengefasst in dem württembergischen Gebirgs-Regiment.
Mit der Kriegserklärung Italiens im Mai 1915 entstand eine für Österreich-Ungarn bedrohliche Lage. Außer den Besatzungen von Festungswerken befanden sich die aktiven Truppen, die zur Verteidigung im Hochgebirge vorgesehenen k.k. Landesschützen-Regimenter, an der Ostfront in Galizien. Die Donaumonarchie musste zunächst eine Verteidigungslinie aus Standschützen und anderen improvisierten Formationen organisieren. Der deutschen Obersten Heeresleitung war bewusst, dass bei den geringen Kräften, die Österreich-Ungarn zur Verteidigung der Tiroler Grenze jetzt stellen konnte, die Gefahr für Süddeutschland sehr groß werden konnte. Die beste Sicherung Bayerns war also die Tirols. Bereits im Frühjahr 1915 hatte man begonnen, aus bewährten deutschen Einheiten um einen bayerischen Kern das Alpenkorps – eine verstärkte Infanteriedivision – zusammenzustellen.
Entsprechend seiner künftigen Verwendung auch im Hochgebirge sollte das Alpenkorps Gebirgsausrüstung erhalten (z. B. Schneeschuhe, Eispickel, Bergschuhe usw.).
Da das Alpenkorps auch Korpstruppen für die Auftragserfüllung benötigte, wurde dieser militärische Verband, trotz der Mannschaftsstärke einer Division als Korps bezeichnet.
Das Deutsche Alpenkorps bestand aus der 1. Kgl. Bay. Jägerbrigade (Generalmajor Ludwig von Tutschek) mit dem Bayerischen Infanterie-Leib-Regiment und dem 1. Bayerischen Jäger-Regiment sowie der 2. Jägerbrigade (Oberst Ernst von Below) mit dem Jägerregiment 2 (Hannoversches Jäger-Bataillon Nr. 10, Reserve-Jäger-Bataillon Nr. 10 und dem Großherzoglich-Mecklenburgische Reserve-Jäger-Bataillon 14) sowie das Jägerregiment 3, bestehend aus den früheren vier Schneeschuhbataillonen.
Außerdem gehörten 6 Radfahrkompanien, 7 Maschinengewehrabteilungen (Gebirgsmaschinengewehrabteilungen), 48 Feld- und Gebirgsgeschütze und je eine Batterie 10-cm-Kanonen und 15-cm-Haubitzen, ferner Minenwerferabteilungen, Pionierkompanien, Nachrichtentruppen usw. und zeitweise auch die Kgl. Bay. Feld-Fliegerabteilung 9 b dazu“.
Ein weiterer besonderer Verband des deutschen Reichsheeres im Ersten Weltkrieg war das Karpathenkorps.
Dieser Truppenverband umfasste 1. Division (Königsberg) mit dem Grenadier-Regiment „Kronprinz“ (1. Ostpreußisches) Nr. 1, Grenadier-Regiment „König Friedrich Wilhelm I.“ (2. Ostpreußisches) Nr. 3 und das Infanterie-Regiment „Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz“ (6. Ostpreußisches) Nr. 43. Ferner gehörte die neugebildete 200. Infanterie-Division, welche aus dem Jäger-Regiment 3 (ehemals dem Alpenkorps) und den Jäger-Regimentern 4 und 5.
Das Karparthenkorps sollte den österreichisch-ungarischen Verbündetetn unterstützen und kämpfte zunächst an der Ostfront in Rumänien, ab September 1917 an der Italienfront und dann ab Februar 1918 an der Westfront.
Ein besonderes Abzeichen dieses Großverbandes war das Karpatenkorps-Abzeichen. Dieses zeigte ein Hirschgeweih mit Tannenbruch und Schwert und wurde an der Mütze zwischen den beiden Kokarden getragen.
Wenig bekannt ist, dass das deutsche Kaiserreich dem Verbündeten Türkei nicht nur materielle Hilfe in Form von Waffenlieferungen gewährte, sondern auch deutsche Truppen auf dem Gebiet des Osmanischen Reiches kämpften, insgesamt etwa 25000 Mann.
Auf Ersuchen des türkischen Verbündeten wurde bereits im März 1916 ein Expeditionskorps - Pascha I genannt - zusammengestellt.
Im folgenden Jahr wurde dann der Vorläufer des späteren Asien-Korps (auch Levantekorps genannt) formiert (Pascha II) und ab August in den Orient geschickt (Kommandeur: Generalmajor Werner von Frankenberg und Proschlitz).
Die Zusammensetzung der vorgenannten Korps - zu verschiedenen Zeitpunkten - ist der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen. Dazu gehörten im Übrigen jeweils auch noch Eisenbahntruppen, LKW-Einheiten und Fliegerabteilungen.
Aufgabe von Pascha II war es vor allem, den Vormarsch der Briten in Palästina aufzuhalten. Das ursprüngliche Ziel der Rückeroberung von Bagdad wurde aber bald aufgegeben.
Nach der Niederlage der türkisch-deutschen Armee in Palästina und Mesopotamien und vor allem nach der Einnahme von Damaskus zogen sich die Truppen immer weiter zurück und wurden nach der Kapitulation der Türkei im Oktober des Jahres 1918 zunächst nach Konstantinopel gebracht und dort interniert und kehrten von dort nach und nach nach Deutschland zurück.
Pascha I | Pascha I 1917 | Pascha II 1918 |
Infanterie-Bataillon 701
| MG-Bataillon 601
| Stab der 201. Infanterie-Brigade
|
Infanterie-Bataillon 702
| MG-Bataillon 602
| 1. Masurisches Infanterie-Regiment Nr. 146 (Allenstein) |
Infanterie-Bataillon 703
| MG-Bataillon 604
| Pionier-Kompanie 205
|
Artillerie-Abteilung 701
| MG-Bataillon 606
| Gebirgs-MG-Abteilung 201
|
Flak-Batterie 15
| MG-Bataillon 607
| Gebirgs-MG-Abteilung 203
|
Pionier-Kompanie 701
| Flak-Zug 28
| Gebirgs-MG-Abteilung 207
|
MG-Abteilung Hentig
| Flak-Zug 133
| Gebirgs-MG-Abteilung 208
|
Armee-Nachrichten-Kommandeur 70
| Flak-Zug 136
| Reserve-Jäger-Bataillon 11 (Marburg)
|
| Flak-Zug 142
| Gebirgs-Artillerie-Abteilung 1
|
| Flak-Zug 172
| 7./Fußartillerie-Regiment 2
|
| Fußartillerie-Bataillon 60
| 7./Fußartillerie-Regiment 9
|
| Tragbare Funkstation 2 und 4
| Flakzug 120
|
| verschiedene Flieger-Abteilungen | Gebirgs-Funker-Abteilung
|
|
| Funkerzug 1720
|
|
| Funkerzug 1731
|
|
| Lichtsignalzug 27
|
|
| Lichtsignalzug 28
|
|
| Telegraphen-Abteilung „Klein-Asien“
|
Die Türkei besaß zunächst keine Fliegerwaffe, aus diesem Grunde wurden deutsche Fliegerabteilungen u. A. in Palästina eingesetzt. 1917 waren die preußischen Fliegerabteilungen 301, 302, 303 und 305 und die bayerische Fliegerabteilung 304 b für den Einsatz im Nahen Osten vorgesehen Neben diesen Einheiten kämpfte 1918 in Palästina auch eine Jagdstaffel, eine weitere Jagdstaffel existierte nur kurz. Insgesamt hat das deutsche Kaiserreich der Türkei etwa 460 Flugzeuge zur Verfügung gestellt, allein 34 deutsche – in türkischen Diensten stehende – Flieger kamen ums Leben. Von den deutschen Fliegerabteilungen blieben nur Trümmer übrig.
1914 verfügte das deutsche Kaiserreich über 110 aktive Kavallerie-Regimenter.
Man unterschied nun zwischen Heeres- und Divisions-Kavallerie.
Im Zuge der Mobilmachung traten 66 Regimenter zu 11 Kavallerie- Divisionen zusammen.
Die restlichen Regimenter fanden als Divisions-Kavallerie (bei den Infanterie-Divisionen) Verwendung.
Die meisten Kavallerie-Regimenter bestanden im Jahre 1914 aus fünf Eskadronen, allerdings rückten diese nur mit vier Eskadronen ins Feld.
Eine Eskadron blieb in der heimatlichen Garnison zurück und hatte die Aufgabe für den Ersatz des mobilen Regiments zu sorgen.
Das an die Front ausgerückte Regiment zählte somit 30 Offiziere und 690 Mann.
Die Ersatz-Eskadronen trugen meist noch die bunten Friedensuniformen.
Zusätzlich entstanden Kavallerie-Ersatzabteilungen, die den aus Brigade- Ersatz-Bataillonen bestehenden Divisionen zugeteilt wurden.
Diese nach der Garnison ihres jeweiligen Stammtruppenteiles benannten Einheiten wurden später umformiert bzw. im Jahre 1916 aufgelöst.
Ferner wurden von den aktiven Kavallerie- Regimentern 33 Reserve-Regimenter aufgestellt.
Neben mobilen Ersatz-Eskadrons entstanden auch (59) mobile Landsturm-Eskadronen, die z. B. auf dem östlichen Kriegsschauplatz zum Einsatz kamen.
Zusätzlich wurden auch einzelne Schwadronen zeitweise zu Regimentern zusammengefasst.
Ab Herbst entstanden ergänzend so genannte Reserve- Kavallerie-Abteilungen, die den neu aufgestellten Reserve- Divisionen zugeordnet wurden.
Um die Feuerkraft der Kavallerie-Formationen zu verstärken erhielten diese ab 1915 MG.-Züge. Im Jahre 1916 folgten weitere Umstrukturierungen, so behielt jetzt jede Division nur noch eine Eskadron als Divisions-Kavallerie für Aufklärungs- und Meldedienste. Die übrigen Kavallerie-Einheiten verloren größtenteils ihre Pferde und wurden als Schützen-Regimenter zukünftig nur noch infanteristisch eingesetzt. Aus Mangel an Pferden wurden in der Folge zahlreiche Eskadronen der Landwehr usw. aufgelöst.
Auch die Reserve-Kavallerie-Regimenter wurden zum Teil zu (12) Schützen-Regimentern umformiert.
Laut Kling wurden von den aktiven Kavallerie-Regimentern im Frühjahr 1918 nur noch folgende Einheiten als Divisions-Kavallerie verwendet:
Ferner fanden einzelne Eskadronen anderer aktiver Kavallerie- Regimenter bei Infanterie-Divisionen Verwendung. Im Osten wurden im Jahre 1918 noch verschiedene Kavallerie-Regimenter beritten eingesetzt oder nahmen unberitten an der so genannten Expedition in Finnland teil, an der Westfront erfüllten einige berittene Einheiten Polizeiaufgaben in den besetzten Gebieten.
Besonders tat sich in den Kämpfen im Westen die Garde- Kavallerie-Schützen-Division hervor, zu der viele traditionsreiche Kavallerie-Regimenter der Alten Armee gehörten.
Aufgrund der abstoßenden Wirkung der modernen Maschinenwaffen wurde die ursprüngliche Bedeutung der Kavallerie schon zu Beginn des Krieges schnell marginalisiert. Dieser schmerzliche Erkenntnisprozess wurde aber nicht von allen Militärs gleichermaßen realisiert, so konnte man z. B .noch 1915/ 16 folgendes lesen: "Vor dem Kriege war vielfach die Ansicht vertreten, dass die Kavallerie ihre Rolle ausgespielt habe. Die Aufklärung sollte lediglich durch Luftfahrzeuge erfolgen und eine Kampfestätigkeit erschien ausgeschlossen. Der jetzige Weltkrieg hat aber das Falsche und Irrige dieser Ansichten erwiesen. Der Reiterei fällt nach wie vor eine bedeutende und entscheidende Rolle sowohl im Aufklärungs- und Verschleierungsdienste, wie auch auf dem Gefechtsfelde selbst zu. So wichtig auch die Tätigkeit der Luftschiffe ist, so können sie allein bei ihrer Abhängigkeit von den Witterungseinflüssen nicht die gesamten Aufgaben erfüllen. Es muss daneben immer noch die Kavallerie verwendet werden. Die Verschleierung der eigenen Maßnahmen und Bewegungen kann überhaupt von keiner anderen Waffe ausgeübt werden...3.
Noch zu Beginn des Krieges wurde bei der Ausbildung des Ersatzes Wert auf das Fechten mit der Lanze gelegt. Ein Kriegsfreiwilliger richtet: " Wir sind heute anders geritten als sonst, und als wir aufhörten, wusste ich nicht so recht, ob ich auf meinen Füßen stehen könnte, auch nicht, ob meine Finger abgerissen oder nur zerschnitten waren, wie sich dann ergab. Ich hatte eigentlich die Überzeugung, den Dienst nicht mehr aushalten zu können. Nachmittags ging es dann besser. Wir wurden heftig geschunden mit Lanzenfechten und endlosem, raschestem Wechsel von Dauerlauf, Hinlegen, Dauerlauf usw. Die anderen waren ganz kaputt, aber ich hielt mich recht gut. Allerdings erklärte der Unteroffizier vorher, wir wären viel zu jung, wir könnten ja nicht einmal die Lanze halten"4.
In seiner Darstellung der Schlacht von Tannenberg urteilt Uhle-Wettler: "So zeichnete bereits die erste Schlacht des Krieges des Krieges das Bild fast aller Schlachten dieses Jahres: Infanterie und Artillerie kämpften mit größter Hingabe, während die Kavallerie den Kampf fast verweigert und nur selten ihre Aufträge erfüllt, vielleicht weil sie nur zur Aufklärung erzogen war"5. Zumindest war die Wirklichkeit des Krieges unerbittlich gegenüber traditionellen Bindungen, aufgrund der Gegebenheiten des modernen Krieges und aus Pferdemangel verloren die meisten Kavallerie-Regimenter – wie oben aufgezeigt - ihre Pferde. Gleichzeitig erfolgte eine Anpassung an die Bewaffnung der Infanterie. Die Zeit der klassischen Kavallerie war endgültig vorbei6.
Auch die Artillerie machte im Weltkrieg einen großen Wandel durch. Bereits mit Beginn des 1. Weltkrieges wurden das 5. und 6. Garde-Feldartillerie-Regiment gebildet.
Die Regimenter bestanden jeweils aus 2 fahrenden Abteilungen mit je 3 Batterien.
Einzelne Regimenter hatten bis 1916/17 auch noch eine reitende Abteilung.
Zu den Feldartillerie-Regimentern gehörten auch Munitionskolonnen.
Neben den Linien- wurden viele Reserve-Formationen aufgestellt. Im Laufe der nächsten Jahre entstanden zahlreiche weitere Formationen (bis Nr. 602), teilweise aber nur als selbständige Feldartillerieabteilungen.
Im Rahmen der Mobilmachung waren jeder Infanterie-Division 1- 2 Feldartillerie-Regimenter zugeordnet worden, bei den aktiven Divisionen mehr, bei den Reserve-Divisionen weniger.
Auch die im Herbst des Jahres 1914 neu entstandenen Reservekorps waren mit weniger Feldartillerie ausgestattet. Dies bedeutete natürlich eine geringere Feuerkraft. Im Laufe der Zeit (ab 1917) bestanden alle Feldartillerie-Regimenter nur noch aus je drei Abteilungen mit je 4 Geschützen.
Ein größerer Munitionsvorrat sollte den geringeren Bestand an Geschützen je Batterie ausgleichen. Durch diese Maßnahme konnte man aber eine größere Anzahl an Batterien bilden und diese gleichmäßiger verteilen.
Die den Abteilungen zugeteilten (leichten) Munitionskolonnen wurden den allgemeinen Artillerie-Munitionskolonnen zugeführt, ab der März –Offensive des Jahres 1918 aber aus Gründen der Beweglichkeit erneut den Abteilungen zugeordnet.
Daneben entstanden Infanterie- und Gebirgs-Batterien.
1918 bestanden insgesamt 2832 Batterien mit zusammen 11328 Geschützen, 1914 waren es 941 Batterien mit 5646 Geschützen gewesen.
Die schwere Artillerie sollte – möglichst verdeckt – Befestigungen und Stellungen sturmreif schießen und die gegnerische Artillerie niederkämpfen. Sie war den jeweiligen Armeekorps zugeteilt.
Da es zu wenig schwere Artillerie gab, konnten zunächst nur die aktiven Armeekorps mit entsprechenden Batterien ausgestattet werden.
Man mobilisierte aber alle vorhandenen Batterien bzw. Geschützmaterial, um auch die anderen Reservekorps mit der unverzichtbar erachteten schweren Artillerie zu versehen.
Ab 1916 entstanden weitere reguläre Fußartillerie-Regimenter. Im Kriege wurde die Fußartillerie verstreut eingesetzt, so dass der Regimentsverband immer mehr verdrängt wurde.
Es entstanden selbständige Fußartillerie-Bataillone und – Batterien.
Daneben gab es Reserve-Fußartillerie-Regimenter/ - Bataillone, Landwehr- und Landsturm-Fußartillerie, Ersatz- und Garnisonseinheiten.
Erwähnt wurden bereits die Munitionskolonnen der Fußartillerie, daneben gab es sowie die Munitionsdepots und Artillerie-Messformationen.
Die Ersatzformationen trugen – wie bei den anderen Waffengattungen – häufig die bunten Friedensuniformen.
Auch die schwere und schwerste Artillerie wurde enorm ausgebaut. Dies zeigen die nachfolgenden Zahlen: 1914 gab es 147 Batterien, 1918 waren es 1575 Batterien. Die monatliche Produktion von schweren Geschützen für die deutsche Armee betrug im Jahre 1917 durchschnittlich 400, für die Feldartillerie wurden monatlich im Jahre 3000 Geschütze hergestellt. Aufgrund des Rohstoffmaterials sanken diese Ziffern aber im Jahre 1918 deutlich. In diesem Jahr verfügte die deutsche Armee über beinahe 18000 Geschütze an allen Fronten. Diese Zahlen belegen die hervorragende Bedeutung der Artillerie im Weltkrieg.
Zu Beginn des Krieges wurde die Artillerie noch als Hilfswaffe angesehen, die tatsächliche Entwicklung zeigte aber rasch, dass es sich hierbei um einen überholten taktischen Ansatz handelte. Die überwiegende Mehrzahl der europäischen Militärs betrachtete nach wie vor die Infanterie als Hauptwaffe, die Rolle der Kavallerie war hingegen umstritten. Mit dem Beginn des Stellungskrieges erinnerte der Frontalltag aber eher an die Gegebenheiten eines Festungskrieges und die technischen Waffen rückten folgerichtig in den Mittelpunkt des Geschehens.
Über Jahre versuchten sowohl die Mittelmächte, als auch die Alliierten durch einen immer größer werdenden Einsatz von Geschützen mit entsprechendem Munitionsverbrauch die erstarrten Fronten aufzubrechen. In der Folge prägten gigantische Materialschlachten vor allem die Gegebenheiten an der Westfront, an der Ostfront blieben gewisse Elemente des Bewegungskrieges erhalten. Der enorme Einsatz an Material z. B. der Deutschen vor Verdun (ab Februar 1916) oder der Briten an der Somme (ab Juni 1916) wurde durch die jeweiligen territorialen Ergebnisse nicht gerechtfertigt, allerdings beherrschten die Kanonen das Schlachtfeld und das Trommelfeuer verwandelte die Fronten in unheimliche Trichterlandschaften. Es dauerte lange Jahre (und enorme Verluste), bis z. B. die deutsche militärische Führung einsah, dass diese Kampfmethode in der Regel dem Angreifer mehr kostete als dem Verteidiger. Nach der Ablösung Generalleutnant v. Falkenhayns beschritten die Deutschen deshalb unter Generalfeldmarschall von Hindenburg und General Erich Ludendorf in der letzten großen Offensive (Unternehmen Michael) ab März 1918 in Flandern neue Wege, nun war es allerdings angesichts der zwischenzeitlich deutlichen materiellen Überlegenheit der Alliierten zu spät.
Um die Treffsicherheit und damit insbesondere die Effektivität der schweren Artillerie zu erhöhen, entstand ein komplexes Schieß- und Messwesen mit einem modernen militärischen Wetterdienst mit Feld-, Armee-, Gruppen- und Frontwetterarten. Bereits im September 1915 bestanden 101 Artilleriemesstrupps, 1917 waren es 178 (nun Lichtmesstrupps – LM – genannt). Zu diesem Zeitpunkt gab es ferner 130 Schallmesstrupps (SM), die die Standorte der gegnerischen Artillerie aufgrund des Mündungsknalls zu berechnen versuchten.
Die Pionierwaffe erhielt in der durch Stellungskrieg und Schützengraben geprägten Auseinandersetzung des 1. Weltkrieges eine ungeheure Aufwertung.
Die bei Kriegsbeginn vorhandenen 35 Pionier-Bataillone mit etwa 21000 Mann wurden im Laufe der Jahre stark vermehrt und erhielten z. B. durch den Gaskampf zusätzliche Aufgaben.
Die Pionierwaffe verfügte auch über Scheinwerfer, Minenwerfer, Flammenwerfer, die später im Zusammenspiel mit den bereits erwähnten Sturmtruppen der Infanterie zum Einsatz kamen.
Einige Pionier-Btl. wurden zu Regt. erweitert (aber 1917 wieder aufgelöst).
Zum Ende des Krieges gab es 590 Pionier-Kompanien sowie 175 Scheinwerferzüge.
Bereits vor dem Kriegsausbruch wurden die ersten Minenwerfer konstruiert.
Es handelte sich um in der Regel glattrohrige Steilfeuergeschütze, die Granaten verschossen und vor allem für den Festungskrieg gedacht waren. Sie hatten im Verhältnis zu den üblichen Geschützen nur eine geringe Schussentfernung, sollten also vor allem im Nahgefecht eingesetzt werden.
Erstmalig wurden Minenwerfer bei der Belagerung von Port Arthur im Jahre 1904 eingesetzt.
Die ersten deutschen Modelle waren schwere bzw. mittelschwere Minenwerfer, die Granaten bzw. Minen etwa 400 bzw. 759 m weiter schleudern konnten. Im Grunde folgte der Minenwerfer dem Prinzip des Mörsers. Es handelte sich um Vorderlader, größere Kaliber waren aber als Hinterlader eingerichtet. Im Stellungskrieg wurde die Bedeutung dieser Waffe schnell klar, vor allem leichte und damit leichter transportablere Minenwerfer mit einer Reichweite von bis 1000 m erlangten im Infanteriekampf eine bedeutsame Rolle. Mit ihnen konnte der Gegner hinter einer Deckung getroffen werden.
Zu Beginn des Krieges existierten 70 schwere und 110 mittlere Minenwerfer. Später wurden die weiter oben genannten leichten Minenwerfer konstruiert und weiterentwickelt. Die Minenwerfereinheiten wurden ständig vermehrt. Zunächst gehörten sie zur Pionierwaffe.
Jedes Pionier-Bataillon erhielt eine Minenwerfer-Kompanie, im Rahmen des weiteren Ausbaus der Truppe erhielt dann jedes Infanterie-, Jäger- bzw. Schützenbataillon 4 leichte Werfer, nur die schweren und mittleren Minenwerfer blieben Divisionstruppe.
Letztere wurden nach wie vor von Pionieren bedient, die leichten Minenwerfer wurden ausschließlich eine Infanteriewaffe.
Letztendlich gab es 23 Minenwerfer-Bataillone, 250 Minenwerfer-Kompanien und 580 Minenwerfer-Abteilungen. Insgesamt zählte man 1700 Minenwerfer.
Im Jahre 1914 existierten das Garde-Train-Bataillon sowie 21 Train-Bataillone, darunter 2 sächsische (Nr. 12, 19), 1 württembergisches (Nr. 13) und 1 hessisiche (Nr. 18) Einheit. Dazu kamen bayerischen Train-Bataillone Nr. 1 - 3.
Die Train-Abteilungen wurden mit Mobilmachung aufgelöst. Sie bildeten jeweils eine Ersatz-Abteilung in der heimatlichen Garnison und wurden zu zahlreichen Kriegsformationen umgebildet bzw. stellten die entsprechenden Stämme dazu.
Nach Jürgen Kraus (S. 733) gehörten zu jedem Armeekorps:
6 Proviant-, 7 Fuhrpark-Kolonnen, 2 Pferdedepots und 2 Feldbäckerei-Kolonnen.
Dies galt im Grunde - allerdings mit schwächerer Ausstattung - auch für die Reserve- und Landwehrkorps. Auch selbständige Divisionen wurden entsprechend ausgestattet.
Dazu gab es Etappenformationen. Die Versorgung mit Fleisch übernahmen Schlächtereien auf Korps- bzw. später auf Divisionsebene.
Die Kriegsformationen nahmen mit dem Anwachsen des Heeres und der Kriegsfronten weiter zu und zum Ende des Krieges existierten schließlich:
180 Proviant-, 444 Fuhrpark-, 331 Etappen-Fuhrpark-, 292 Magazin-Fuhrpark-Kolonnen, 140 Pferdedepots, 148 Feldbäckerei-, 75 Etappen-Bäckerei - und Hilfsbäckerei-Kolonnen, 19 Tragtier-Kolonnen sowie 287 Feldschlächterei-Kolonnen.
Im Krieg wurde die Eisenbahntruppe aufgrund ihrer bedeutsamen Funktion für Transport von Soldaten und Nachschub ständig ausgebaut. Für den Schienenbau entstanden 121 Eisenbahn-Bau-Kompanien. Für den Transport und den Betrieb der Eisenbahnen waren Eisenbahn-Betriebskompanien zuständig. Im Frontbereich übernahmen Feldbahnen und entsprechende Einheiten den Transport. Ferner gab es eine Reihe von Spezialformationen.
In den besetzten Gebieten verfügte die deutsche Eisenbahn über 24000 km Voll- und 4000 km Schmalspurbahn. Es standen zwischen 8- und 9000 Lokomotiven und ca. 18000 Eisenbahnwaggons zur Verfügung.
Zu den Eisenbahnformationen zählten 1918 etwa 178000 Personen, u. a. 75000 zivile Eisenbahnbedienstete. Zu den umfangreichen Bautätigkeiten wurden Gefangene und Einwohner der Etappengebiete herangezogen.
Mitte 1918 gab es auf den verschiedenen deutschen Kriegsschauplätzen 7760 vollspurige und 940 schmalspurige Lokomotiven, die Zahl der verfügbaren Eisenbahnwaggons wird mit ca. 180000 überliefert.
1914 rückte das deutsche Heer teilweise mit zivilen Kraftfahrzeugen aus, deren Fahrer aber Offiziersrang hatten.
Das Lastkraftwagenwesen war hingegen ausschließlich militärisch organisiert. Zunächst gab es bei den einzelnen Armeen jeweils einen Kommandeur mit Kraftfahrzeug-Park, sowie bei den Kavallerie-Divisionen und den Jäger-Bataillonen Kraftwagen-Kolonnen.
1915 wurde das Kraftfahrwesen neu geregelt und der Kraftwagenverkehr besser kontrolliert.
Die Kavallerie und die Jäger verloren ihre Kraftfahrzeug-Kolonnen an die Etappe. Es wurden Fleisch-Kraftwagen-Kolonnen (bei den Reserve-Korps, ab Herbst 1915 wieder aufgelöst) und Etappen-Sanitäts-Kraftwagen-Abteilungen gebildet.
Es gab auch Post-Kraftwagen-Parks (später in die Armee-Kraftwagen-Staffeln übernommen).
Ab Herbst 1915 erhielten die Generalkommandos je eine Korps-Kraftwagen-Kolonne, ferner bekamen die nicht im Korpsverband stehenden Divisionen je eine eigene Divisions-Kraftwagen-Kolonne.
Durch die Reorganisation ab 1916 wurde die Kraftfahrtruppe Armeetruppe und die alleinige Fixierung auf die Etappe aufgeben. Es fanden dabei umfangreiche Umstrukturierungen statt. Ende 1916 erhielten sämtliche Divisionen ihre eigene Divisions-Kraftwagen-Kolonne. 1917 wurden dann auch Fahrzeuge unter Einbeziehung bisheriger Jäger-, Kavallerie-, Etappen- und Fußartillerie-Munitions-Kraftwagen-Kolonnen zu so genannten Armee-Kraftwagen-Kolonnen als Heeresreserve zusammengezogen.
An der Spitze der Kraftfahrtruppe stand (seit 1916) der Feldkraftchef im Großen Hauptquartier, dem auch die Inspektion der Kraftfahrtruppe in der Heimat unterstand.
Besondere Kommandeure der Kraftfahrtruppen sorgten auf den verschiedenen Organisationsebenen für die Umsetzung der Anweisungen des Feldkraftchefs.
1918 standen dem deutschen Heer insgesamt 54oo Motorkrafträder zur Verfügung. Diese waren in Kraftradfahrer-Abteilungen organisiert.
Aufgabe der Kraftradfahrer war der Meldedienst bei höheren Stäben und den Kolonnen.
Schon 1830 war bei der Garde-Pionier-Abteilung eine Telegraphen-Sektion gegründet worden.
Die Telegraphentruppen galten zunächst nicht als eigenständige Waffengattung, sondern gehörten zu den Verkehrstruppen.
1914 gab es 6 preußische Telegraphen-Bataillone, wobei Nr. 1 – 5 je 3 Draht- und 2 Funker-Kompanien und Nr. 6 neben 3 Draht-Kompanien nur 1 Funker-Kompanie hatten.
Daneben gab es noch eine sächsische (Nr. 7) und 2 bayerische (Nr. 1-2) Telegraphen-Bataillone.
Die Telegraphen-Btl. kamen nicht geschlossen zum Einsatz, sondern bildeten zahlreiche Kriegsformationen.
Im Zuge der weiteren Verstärkung entstanden auf Divisionsebene zahlreiche Signaltrupps (Nr. 1-519).
Bei Mobilmachung trugen die neu geschaffenen Formationen Ärmelabzeichen mit unterschiedlichen Kennzeichnungen, zumeist ein „T“ oder „F“ mit arabischer Nr.
Nach Neuformierung zur Nachrichtentruppe und einheitlicher Regelung der Uniformierung entfielen die Ärmelabzeichen für die Feldformationen.
Ab 1917 wurden die Telegraphen- in die eigenständige Nachrichtentruppe umgewandelt.
Die mobilen Formationen verteilten sich auf die Großverbände.
In der Heimat gab es die Garde-Nachrichten-Ersatz-Abteilungen, die Nachrichten-Ersatz-Abteilungen Nr. 1 – 21, die 1. – 3. bayerische Nachrichten-Ersatz-Abteilungen und mehrere Nachrichtenschulen.
Der ständige Ausbau der Nachrichtentruppe war Resultat der gewachsenen Bedeutung der Kommunikation im modernen Krieg.
Die Luftschiffer gehörten zu den Verkehrstruppen. Vor der Mobilmachung 1914 gab es 5 Luftschiffer-Bataillone (errichtet 1884, 1911 und 1913). Ferner existierte ein bayerisches Luft- und Kraftfahr-Bataillon. An der dunkelblauen Friedensuniform trugen die Luftschiffer auf den Schulterklappen ein gelbes L mit der jeweiligen Bataillonsnummer. Auch an der Felduniform wurde dieses Abzeichen getragen. Neben dem Einsatz und der Bemannung der klassischen Luftschiffe gehörte auch die Verwendung von Fesselballonen zu ihren Aufgaben. Neben den ab Mobilmachung entstandenen 24 Luftschiff-Trupps (ab 1917 aufgelöst) gab es 9 Feldluftschiffer-Abteilungen und 15 Festungs-Luftschiffer-Trupps (ab 1915 in Feldluftschiffer-Abteilungen umgewandelt).
Ab 1917 entstanden selbständige Ballonzüge, 1918 gab es hiervon in der deutschen Armee insgesamt 184 (und 56 Feldluftschiffer-Abteilungs-Stäbe).
Zweck der mit Fesselballonen ausgerüsteten Feldluftschiffer-Formationen waren Aufklärung und Erkundung sowie Lenkung des Artilleriefeuers. Die ab 1916 eingesetzten Drachenballone konnten bis zu 1500 m aufsteigen und hatten einen Gasinhalt von 850 cbm.
Die Fesselballone wurden anfangs mühselig mit Handwinden, später – ab 1915 - mit Kraftwinden eingeholt. Der Beobachter hatte zur Sicherheit einen Sprungfallschirm, später gab es einen Korbfallschirm, d. h., der ganze Korb konnte bei Beschuss vom Ballon gelöst werden. Insgesamt wurden über 500 Ballone durch feindliche Flieger bzw. Artillerie abgeschossen.
Bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte der Fortschritt der Technik zu einer fortschreitenden Spezialisierung geführt. Die Erfindung und militärische Instrumentalisierung der Eisenbahn und der Kraftwagen steigerte die Beweglichkeit der Massenheere, die Einführung der Telegraphie und des Telefons sicherte zudem den Kontakt der Führung auch mit weit auseinander gezogenen bzw. weit entfernten Frontlinien in kürzester Frist. Im 1. Weltkrieg entfaltete die technische Entwicklung unter dem Druck der Verhältnisse eine ungeahnte Geschwindigkeit mit nachhaltiger Rückwirkung auf die Kriegsmittel und damit auf die Kriegsführung. Besonders deutlich wird dies beim raschen Auf- und Ausbau der Fliegertruppe.
Zu Beginn des Krieges im Grunde noch im Aufbau begriffen, wuchs die Fliegerwaffe innerhalb kürzester Zeit um ein Vielfaches. Zunächst wurden die Flugzeuge von beiden Seiten ausschließlich zur operativen Luftaufklärung verwendet. Sehr schnell entstanden aber die verschiedensten Sparten der Luftstreitkräfte: Feld-, Artillerie- und Kampfflieger.
Während die Feldluftschiffertruppe mit ihren Fesselballons zum Zwecke der Beobachtung und Aufklärung im Stellungskrieg noch einen gewissen Stellenwert behielt, bewährten sich die Heeres- und Marineluftlenkschiffe nicht. Insbesondere im Landkrieg erwiesen sich als zu langsam und da ein großes Ziel darstellend, zu verletzbar.
Als Reaktion auf den vermehrten Ausbau der Luftstreitkräfte entstanden Flugabwehrgeschütze bzw. wurden Maschinengewehre entsprechend eingesetzt.
Die junge Luftwaffe wurde aber nicht nur im Front- bzw. Etappenbereich eingesetzt, sondern auch zu Angriffen weit im feindlichen Hinterland. Es gab deutsche Luftangriffe auf Paris und London, aber auch Angriffe alliierter Flieger auf deutsche Städte, z. B. am 08.10.1914 auf den Luftschiffhangar in Düsseldorf. Der erste deutsche Luftangriff fand am 26.12.1914 mit einem Zeppelin und einer Taube statt.
Die Feldflieger agierten als Beobachter- (Lichtbilderkundung) und Infanterieflieger. Daneben gab es Bombergeschwader, auch die Marine verfügte über eine eigene Fliegertruppe.
Das Sanitätspersonal der deutschen Armee vor dem Weltkrieg bestand aus Sanitätsmannschaften, Krankenträgern, Militärkrankenwärtern, sowie den Sanitäts-Offizieren, -Anwärtern, Militärapothekern und Lazarett-Verwaltungs-Beamten. Erstere befanden sich bei den einzelnen Formationen und ergänzten sich aus der Mannschaft.
Die Krankenträger und Militärkrankenwärter gehörten zum Train.
Krankenträger gab es im Frieden nur bei Übungen und Manövern (bestanden schon 1813).
Die Sanitätsoffiziere waren zugelassene Ärzte mit verschiedenen Rangstufen. Militärapotheker und Lazarett-Verwaltungs-Beamte gehörten zur Militärverwaltung.
Sanitätsmannschaften galten schon seit 1867 als Kombattanten (Kämpfer), für sie wurde ab 1869 die Rotkreuzbinde am linken Oberärmel vorschriftsmäßig. Sie wurde vermutlich im Feldzug 1866 zum ersten Mal angelegt.
Die Krankenwärter trugen traditionell eine ganz blaue Uniform. Die Sanitätsmannschaften trugen ab 1913 hingegen die Uniform ihres Truppenteils (mit gelben Äskulapstab auf dem rechten Oberarm).
An der Spitze des Sanitätswesen des deutschen Heeres stand der Chef des Feldsanitätswesens im sogenannten Großen Hauptquartier. Der O.H.L. standen nach Cron 11 Lazarett- und 7 Hilfs-Lazarettzüge zur Verfügung.
Bei jedem Armee-Oberkommando befand sich der Armeearzt und bei jeder Etappen-Inspektion der Etappenarzt. Ihm stand ein beratender Hygieniker zur Seite.
Hier befanden sich auch Krankentransport-Abteilungen, Sanitätsdepots usw. Jedes Generalkommando hatte einen Korpsarzt.
Die einzelnen Korps verfügten über 12 Feldlazarette, bei den Reserve-Korps waren es weniger.
Jede Division hatte einen Divisionsarzt mit 1 – 2 Sanitätskompanien. Bei den Truppeneinheiten befanden sich ebenso Ärzte, Sanitäts-Soldaten und Hilfskrankenträger . Ab 1916 gehörten zu jeder Division eine Sanitäts-Kompanie und 2 Feldlazarette.
Ab April bildete man – teilweise aus erbeuteten Fahrzeugen – Etappen-Sanitäts-Kraftwagen-Abteilungen. Diese wurden später umfirmiert und wurden Armeetruppen.
Die Etappe war das Zwischenglied zwischen der Front und der Heimat. Ohne eine gut funktionierende Etappe war die Front nicht leistungsfähig. Zu jeder Armee gehörte eine eigene Etappe, die von einem Etappeninspekteur geleitet wurde. Aufgabe der Etappe war in erster Linie die Sicherstellung des Nachschubs, gleichzeitig oblag ihr auch die Zivilverwaltung der von deutschen Truppen besetzten Gebiete. Ferner waren die das Etappengebiet durchreisenden Soldaten zu kontrollieren.
Zur Etappe gehörten die Eisenbahnen und die sonstigen ständig anwachsenden und für die Front lebenswichtigen Transportformationen. So waren z. B. die 95 Kraftwagen-Kolonnen bei Kriegsausbruch zum Ende des Krieges auf 255 angewachsen.
Zur Herstellung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung bedurfte und bedarf es im zivilen Leben regelmäßig der Polizei, die sich im Kaiserreich vor allem aus ehemaligen Militärs rekrutierte.
Auch im Militär besteht der Bedarf nach einer Militärpolizei. Diese wurde nach Ausbruch des Krieges erst gegründet bzw. aufgebaut.
Die Feldgendarmerie wurde zunächst aus ehemaligen Landgendarmen gebildet. Ferner stießen zu ihr Unteroffiziere und Gefreite der Kavallerie.
Die Angehörigen der Feldgendarmerie trugen die typischen Dienstgradabzeichen der Unteroffiziere. Ein besonderes Dienstabzeichen waren aber die Ringkragen, die an einer Kette über dem Waffenrock getragen wurden und die Nummer des Armeekorps und die Nummer des jeweiligen Gendarmen zeigten.
Den Generalkommandos wurden Feldgendarmerie-Trupps zugeordnet, die eine Kopfstärke von 60 Feldgendarmen hatten.
Nach Jürgen Kraus wurden insgesamt 115 Feldgendarmerie-Abteilungen gebildet. Hierzu gehörten auch Abteilungen bei den Etappen-Inspektionen. Diese hatten eine geringere Stärke.
Im Generalgouvernement Warschau gab es auch eine ganze Feldgendarmerie-Brigade.
Im Jahre 1918 wurde auch im Westen eine besondere Einheit der Feldgendarmerie gegründet, welche insbesondere den Auflösungserscheinungen im eigenen Heer entgegen wirken sollte.
Die Feldgendarmerie übernahm die Uniform der preussischen Landgendarmerie, dies tat den auch die anderen Kontingente.
Charakteristisch war der dunkelgrüne Waffenrock kornblumenblauen Kragen und Ärmelaufschlägen sowie ponceauroten Vorstößen. Die Knöpfe waren aus Tombak.
Als Helm diente die Pickelhaube nach dem Modell der der Dragoner.
1915 wurde auch für die Feldgendarmerie eine feldgraue Uniform eingeführt.
Die Feldpost wurde nach dem Kriegsausbruch organisiert und hatte in erster Linie die Aufgabe der Postzustellung der dienstlichen militärischen Post sowie der Briefe und Pakete der Soldaten.
Es wurden - nach Jürgen Kraus - zu diesem Zweck Feldpostanstalten bzw. - dienststellen gebildet und auf die verschiedenen Heere verteilt.
So gab es ein Feldpostamt beim Großen Hauptquartier.
Bei jedem Armeeoberkommando wurde eine Feldpostexpedition eingerichtet.
Jedes Armeekorps hatte ein Feldpostamt.
Auch jede Division hatte eine Feldpostexpedition.
Ferner gab es 517 Feldpoststationen in der Etappe der Armeen.
Im Zeitpunkt der Mobilmachung gab es etwa 2600 Beamte, deren Zahl zum Kriegsende auf ca. 8000 Beamte angewachsen war.
Diese Beamte waren ehemals zivile Postbeamte und wurden mit der Mobilmachung zu Heeresbeamten. Sie waren nicht zum Militärdienst eingezogen worden, und blieben auch Postbeamte, aber eben im Heeresdienst.
Sie gliederten sich in Feldpost-, Feldpostunterbeamte und Feldpostillione. Es gab auch Feldpostschaffner.
Die militärisch organisierten Postbeamte trugen auch eine eigene Dienstkleidung (M 1907. später M 1914 und M 1916). Die Königlich Bayerische Feldpost M 1907 hatte eine eigene Dienstkleidung.
Zum Militär gehörte schon in Friedenszeiten ein umfangreicher Verwaltungsapparat.
Hier agierten Militär- und Zivilbeamte, es gab auch schon vor 1914 Vertragsangestellte, ab 1917 auch Hilfsbeamte.
Diese waren auch uniformiert, kennzeichnend waren allgemeine Beamtenabzeichen und besondere Rangabzeichen.
Die Militärbeamte zerfielen in obere (höhere und mittlere) und untere Beamte (ab Feldwebel abwärts), erstere hatten Offiziersrang.
Es gab verschiedene Verwaltungsbereiche, z. B. gab es Militärbeamte in der Militär-Intendantur, in der Militärjustizverwaltung, in Technischen Instituten, beim Reichsmilitärgericht.
Ferner gab es Armee-Musikinspizienten, Militärapotheker, Waffenmeister, Telegraphenwarte und die weiter unten erwähnten Feldgeistlichen.
Auf Regiments- bzw. Bataillonsebene bearbeiteten bereits in Friedenszeiten Zahlmeister die Dienstgeschäfte der Truppenteile im Zusammenhang mit Verpflegung, Besoldung, Bekleidung usw. Ferner führte sie die Kasse. Jedes Kavallerie-Regiment, Bataillon usw. hatte einen Zahlmeister, die durch die Intendanturen beaufsichtigt wurden. Es handelte sich um eine Militärbeamten-Laufbahn. Voraussetzung war u. A. ein 2jährige aktive Dienstzeit (Einjährig-Freiwillige wurden bevorzugt angenommen). Nach einigen Praktika – u. A. 9 Monate bei einer Intendantur – musste eine Zahlmeister-Prüfung abgelegt werden.
Bei jedem Armeekorps wurde eine Liste der Zahlmeister-Aspiranten geführt. Zunächst im Range eines Sergeanten erfolgte die Beförderung zum Zahlmeister-Aspiranten nach Maßgabe freiwerdender Stellen, ebenso die Beförderung zum Zahlmeister. Hier war das Dienstalter von Bedeutung.
1914 gab es im Reichsheer 1593 Oberzahlmeister und Zahlmeister, sowie 1360 Unterzahlmeister.
Schon vor 1914 war die Militärgeistlichkeit in Preußen militärisch organisiert.
An der Spitze stand ein Feldprobst, ihm unterstanden 60 katholische und 100 evangelische Militärgesitliche.
Auch in Sachsen gab es nach Jürgen Kraus Militärgeistliche mit Militärrang, in Bayern und Württemberg gab es Zivilgeistliche.
Im Zuge der Mobilmachung wurden die Militärgeistlichen zu Militärbeamte, ähnlich wie die Postbeamten.
Jede Division hatte bzw. bekam je ein einen katholischen und eine evangelischen Militärpfarrer.
Zusätzlich wurden (freiwillige) Zivilgeistliche eingestellt und den Divisionen zugeteilt.
In den Lazaretten wirkten Lazarettgeistliche.
In Bayern wurden diese durch zivile - geistliche - Krankenwärter unterstützt.
Es gab auch Feldrabbiner (30).
Zum Kriegsende waren 1625 katholische und 1780 evangelische Feldgeistliche vorhanden.
In Preußen, Sachsen, Bayern und Württemberg erhielten die Militärgeistlichen eie regelrechte feldgraue Dienstkleidung (M 1913) und später die Felduniform 1915.
Dazu gehörten auch nach Konfessionen unterschiedliche Amtskreuze.
Zum Überrock oder Mantel wurde eine violette Feldbinde mit weißen Randstreifen und dem roten Kreuz auf weißem Grund getragen.
In Bayern wirkten auch Ordensgeistliche in ihrer Tracht mit der Rotkreuzbinde.
Der Erste Weltkrieg war geprägt durch eine enorme Zahl an Gefangenen geprägt. Laut Angaben des Deutschen Historischen Museum (Berlin) gerieten "zwischen 6,6 und 8 Millionen Soldaten ... während des Ersten Weltkrieges in Gefangenschaft. Bei etwa 60 Millionen Soldaten entsprach dies mehr als zehn Prozent aller Mobilisierten". Im deutschen Reich soll es insgesamt 96 Mannschaftslager und 80 Offizierslager gegeben haben. In diesen Lagern waren ca. 2,5 Millionen Mann interniert.
Die Deutsche Heeresverwaltung stand damit vor einem großen logistischen Problem und es wurde - im Gegensatz zum Zweiten Weltkrieg versucht, diese Aufgabe entsprechend den internationalen Vereinbarungen umzusetzen.
Kriegsgefangene wurden auch zu Arbeiten z. B. hinter der Front heran gezogen. Hierfür wurden seit dem Jahr 1915 Kriegsgefangenen-Arbeiter-Bataillone (151) gebildet.
Für die Kriegsgefangenen war keine reglementierte Kleidung vorgeschrieben, allerdings trugen sie Kennzeichnungen, z. B. in Form von Blechschildern an den Mützen oder Stoffstreifen mit Nummern usw.
Dolmetscher wurden durch Armbinden mit einem entsprechenden Aufdruck oder einer entsprechenden Aufschrift kenntlich gemacht.
Quellen - benutzte und weiter führende ...
Allgemein
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Fußnoten:
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- 2. Kling Hans, Verwendung und Neuformationen der deutschen Kavallerie im Weltkriege, in: Zeitschrift für Heereskunde, 1929, S. 77 ff.
- 3. Schreibershofen, Unsere Armee im Kampfe, S. 70/ 71. Zur Rolle der Kavallerie im 1. Weltkrieg vgl.: Alfred Sattler, Die deutsche Kavallerie im Ersten Weltkrieg. Norderstedt 2004.
- 4. Otto Braun, Aus nachgelassenen Schriften eines Frühvollendeten, S. 117, 1888. Brief vom 29.9.1914. Braun diente in einem Regiment Jäger zu Pferde und fiel am 29.04.1918 im Westen.
- 5. Franz Uhle-Wettler, Höhe- und Wendepunkte deutscher Militär-Geschichte, Mainz 1984, S. 217. In diesem Zusammenhang verweist der Autor auf die relativ geringen Verluste der an der Schlacht vor Paris (1914) beteiligten Kavallerieformationen. Siehe hierzu: Reichsarchiv. Schlachten des Weltkrieges. Bd. 26. Die Schlacht vor Paris. Das Marnedrama 1914, S. 347 ff.
- 6. Vgl. zu dieser Thematik: v. Egan-Krieger (Hrgb.), Die deutsche Kavallerie in Krieg und Frieden. Karlsruhe i. B. und Dortmund 1928. und Alfred Satter, Die deutsche Kavallerie im Ersten Weltkrieg, Norderstedt 2004.