Das deutsche Reichsheer im Weltkrieg - Gliederung und Organisation - Radfahrer
Die 1913 gebildeten Radfahrerkompanien wurden als 6. Kompanie den Jäger- und Schützen-Btl. zugeordnet. Im September 1914 wurden den Btl. jeweils eine 2. Radfahrer-Kompanie zugeteilt. Auch später entstanden zahlreiche Radfahrertruppen. Ersatzkompanien hatten die Radfahrer nicht, es gab aber bei den Ersatz-Btl. der Jäger und Schützen entsprechende Radfahrertrupps.
In dem Ehrenbuch der grünen Farbe (hrgb. v. Arthur Rehbein, Berlin, 1926) finden sich zur Geschichte der Radfahrer vor 1914 folgende kommentierende Ausführungen:
"Auch mit der Errichtung und Ausbildung der Radfahrertruppen wurde im Jahre 1913 die Inspektion der Jäger und Schützen betraut. Während die französischen Kavallerie-Divisionen schon seit mehreren Jahren mit Radfahrertruppen versehen waren, wurden im deutschen Heere erst zu Beginn des genannten Jahres bei verschiedenen Jäger-Bataillonen Radfahrer-Versuchsabteilungen aufgestellt. Im Oktober 1913 erhielten dann sämtliche Jäger-Bataillone etatsmäßige Kompanien; ihre Kopfstärke betrug in Rücksicht auf die Länge der Marschordnung nur 115 Mann.
Die erste Ausbildung erfolgte nach allgemeinen Anweisungen der Jäger-Inspektion, die im April 1914 eine bindende Ausbildungsvorschrift erließ.
So war die Radfahrertruppe bei Ausbruch des Krieges kaum über das Versuchsstadium hinausgelangt. Trotzdem muss ihr Zustand und Ausbildungsgrad in dieser Zeit als vorzüglich bezeichnet werden. Die kurze Dauer der Vorbereitung für den Ernstfall war in vorbildlicher Weise ausgenutzt worden: Ausdauer und Gewandtheit im Fahren in jedem Gelände, bei Tag und Nacht bei jeder Witterung, Erziehung zur Selbständigkeit, Fertigkeit im Kartenlesen und in der Abfassung von Meldungen, vorzügliche Schieß- und Gefechtsausbildung waren Gemeingut der Radfahrer geworden.
Die Ausrüstung aber ließ noch zu wünschen übrig. Es fehlte ein Klapprad, wie es die französische Radfahrer besaßen und hierdurch befähigt waren, mit dem umgehängten, zusammengeklappten Fahrzeug durch jedes Gelände zu marschieren und sofort in das Gefecht treten. Unsere Radfahrer hatten nur die Wahl, entweder mit halber Feuerkraft zu fechten oder unbewegliche Handräder zurücklassen, was sowohl bei fortschreitenden Angriff wie beim Rückzuge große Schwierigkeiten auslöste.
Trotz dieser fühlbaren Mängel wurden die Radfahrer vermöge ihrer Schnelligkeit und Schießfertigkeit den Kavallerie-Divisionen bald unentbehrlich, wo es galt, den Widerstand feindlicher Nachhuten zu brechen, bei nächtlichen Unternehmungen und Überfällen und zur Unterstützung von Kavallerie-Fernpatrouillen. Nur in unwegsamen Gelände und bei hohem Schnee verbot sich ihre Verwendung.
Mit Beginn des Stellungskrieges hatte die so vielseitige Verwendungsfähigkeit der Radfahrer leider ein Ende. Aber auch als Fußtruppen haben sie sich im Rahmen ihrer Bataillone stets besonders ausgezeichnet und sich die beim Vormarsch erworbenen Lorbeeren zu erhalten und zu wahren gewusst" (S. 16).
Im Kriege wurden bei vielen Infanterie-Regimentern usw. Radfahrer-Formationen gebildet. Diese Radfahrer-Kompanien bzw. – Abteilungen führten in der Regel die Nummer der entsprechenden Division. Im Westen wurden nach Einsetzen des Stellungskrieges viele Radfahrer-Formationen aufgelöst, an der Ostfront –wo der Krieg noch eher durch Bewegung gekennzeichnet war – hingegen beibehalten.
Ab Sommer 1916 wurden regelrechte Radfahrer-Bataillone gebildet. Die Radfahrer trugen die Uniform ihres Regimentes, als besondere Montierungsstücke gab es aber spezielle Umhänge und Gepäcktaschen.
Da sich die Radfahrer als nützlich erwiesen, bildeten viele Infanterie-Regimenter und – Divisionen entsprechende Formationen. Die nach dem Stellungskrieg im Osten beibehaltenen Einheiten erhielten die Nummern der jeweiligen Division, hier auf den Helmüberzügen erkennbar.
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