Die Uniformierung der (preußischen) Infanterie - 1842 – 1914. I. Teil

Vorbemerkungen

Der folgende Beitrag behandelt die Uniformierung der preußischen Infanterie - 1842 – 1914. In einem zweiten Teil werden die Besonderheiten derjenigen Einheiten behandelt, die in die preußische Armee (nach 1866) aufgenommen worden sind bzw. durch besondere Uniformmerkmale an bestimmte (außerpreußische) Traditionen anknüften (z. B. das IR 92 - Braunschweig - oder die badischen, hessischen und mecklenburgischen Einheiten). In weiteren Beiträgen wird die sächsische, württembergische und bayerische Infanterie vorgestellt, die in Friedenszeiten (relativ) eigenständigen Kontingenten angehörte. Den Abschluss bildet ein Beitrag zu den Jägern und Schützen sowie zu den ab 1901 gebildeten Maschinengewehr-Abteilungen.

I. Der Helm

Am 23.10.1842 wurde in Preußen mit dem Waffenrock die Pickelhaube als moderne Kopfbedeckung eingeführt, sie löste den viel zu schweren Tschako ab. Zunächst war die Pickelhaube aber beinahe doppelt so hoch wie später, erst im Laufe der Zeit entwickelte sie sich zu einer ausgesprochen eleganten Kopfbedeckung. Die Pickelhaube wurde nach und nach von allen anderen deutschen Bundesstaaten übernommen und teilweise auch im Ausland getragen, z. B. in Schweden und in Russland.

Frühe Aufnahme (Salzpapierabzug) eines Füsiliers aus einem Garde-Grenadier-Regiment mit hohem Helm mit schwarzem Haarbusch.

Die Kopfbedeckung war ursprünglich doppelt so hoch wie später. Der Augenschirm war eckig, der lange Nackenschirm geschweift.

Das die Spitze tragende Kreuzblatt wurde (wie später die Scheibe) bei den Offiziershelmen durch Sterne gehalten.

Die Schuppenketten wurden durch Rosetten in der Beschlagfarbe gehalten, die ursprünglich durch lang hervorstehende Schrauben befestigt waren.

Helm (Pickelhaube) der preußischen Linien-Infanterie um 1842 /(nach Pietsch).

Bereits ab 1856 wurden die die Schuppenketten haltenden Schrauben bis an die Rosette herangeschraubt. Die Kokarden waren verkleinert worden.

Frühes Foto eines Jägers aus dem Garde-Jäger-Bataillon (Potsdam) und eines Füsiliers aus dem 1. Garde-Regiment zu Fuß (Potsdam). Der Füsilier hat hier schon das etwas in der Höhe reduzierte Helmmodell 1860 mit dem bereits mit dem Vaterlandsbandeau versehenen Adler. Fotograf: C. Maeter/ Potsdam. Fotoaufnahme um 1860.

Die Metallbeschläge an den Offiziershelmen waren vergoldet und die Spitzen in der Regel höher als die der Mannschaftshelme.

Links: Helm mit weißer Manöverkappe (um 1884-92). Rechts: Trichter mit Helmbusch. Nach Pietsch.
Kinnriemen mit Haken 1887 - 91. Rechts oben: Spitzenhals mit Wulst und Hinterschiene mit Lüftungsöffnung. (nach Pietsch).

Ab 1887 wurde die Kugelverzierung durch einen umlaufenden Wulst ersetzt. Diese Vereinfachung galt nicht für die Helme der Offiziere.

Ab dem 08.01.1891 wurde eine neue Art der Befestigung der Schuppenketten verbindlich, die die Haken ablöste. Jetzt hatte der Augenschirm auch wieder eine stabilisierende Schiene.

Seit dem 22.03.1897 wurde rechts am Helm die Reichskokarde getragen, die Landeskokarde wurde nunmehr links.

II. Helmüberzüge

Seit 1884 wurden bei Manövern weiße Kappen getragen. Seit 1892 (17.05.) fanden den ganzen Helm bedeckende schilfgrüne Überzüge Verwendung. Diese zeigten die jeweilige Regimentsnummer in roter Farbe (28.01.1897).

Pickelhaube mit Kinnriemen. Koppelschloss. Überzug für Helm der Offiziere. Schärpe (Detailansicht).

III. Feld- und Schirmmütze

Die Gesamthöhe der Feldmütze sollte 8,3 cm betragen. Der Besatzstreifen war 2,7 cm breit und regelmäßig aus rotem Tuch.

Vor 1897 wurde nur die jeweilige Landeskokarde (auf dem Besatzstreifen) getragen.

Seit 1897 wurde an der Feldmütze die Reichskokarde vorn auf dem Mützendeckel getragen.

Die Mütze bestand aus dunkelblauem Tuch mit ponceauroten Besatzstreifen und eben solchen Vorstoß um den Deckelrand.

Preußische Infanterie-Uniform. Detaills. Verschiedenes.

Die Feldmütze mit Schirm war nicht etatmäßig, es handelt sich deshalb regelmäßig um Eigentumsstücke.

Musketier aus dem Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 im Ausgehanzug (mit Eigentumsmütze mit Schirm). Nach einem zeitgenössichen Foto.

IV. Der Waffenrock der Mannschaften

Anfang der 40iger Jahre des 19. Jahrhunderts wurde das äußere Erscheinungsbild des preußischen Soldaten reformiert, so löste der Waffenrock den bisher getragenen Frack ab. Der neue preußische Waffenrock war im traditionellen preußischen Blau gehalten, dessen Ton ab 1896 heller wurde. Der Rock hatte zuletzt einen niedrigen abgerundeten Kragen, dieser war rot. Diese Farbe hatten auch die brandenburgischen Ärmelaufschläge. Vorn herunter und an den geschweiften hinteren Taschenleisten hatte der Rock rote Vorstöße.

Auf den Ärmelpatten der brandenburgischen Ärmelaufschläge saßen drei – zumeist gelbe – Knöpfe.

Die Farbe der Patten der Ärmelaufschläge erlaubte im Zusammenspiel mit der Farbe der Achselklappen die Zuordnung zu einem bestimmten Armeekorps.

Ab 1867 wurde der Kragen des Waffenrockes niedriger (4,75 cm) und weicher.

Vorne hatte der Waffenrock 8, auf den Ärmelaufschlägen und in den Taschenleisten je drei glatte Knöpfe. Die die Achselklappen haltenden Knöpfe zeigten die Kompanienummer. Der typisch preußische Waffenrock wurde auch von den anderen Kontingenten des Reichsheeres getragen.

Ab 1902 (10.04.) wurden kleinere Knöpfe für Waffenrock, Mantel und Litewka verfügt.

Soldat im Ausgehanzug. Fotograf: Robert Mateja/ Glogau. Fotoaufnahme vor 1897.
Füsilier aus dem III. Bataillon des Infanterie-Regiments Graf Kirchbach (1. Niederschlesisches) Nr. 46 (Posen/ Wreschen) im Ausgehanzug. Fotograf: P. Gdeczyk/ Wreschen. Fotoaufnahme 1905.
Musketier aus dem Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 (Münster) im Ausgehanzug (daneben Feldartillerist). Fotograf: Carl Dülberg/ Münster. Fotoaufnahme um 1910.
Uniformierung der preußischen Garde-Infanterie. Vor allem nach Pietsch.

Legende zu den obigen Abbildungen

  1. Eckiger Kragen mit weiß-wollenen Kapellenlitzen.

  2. Schwedischer Ärmelaufschlag mit weiß-wollenen Kapellenlitzen.

  3. Achselklappe des 1. Garde-Regiments zu Fuß (weiß).

    Achselklappe des 2. Garde-Regiments zu Fuß (rot).

    Achselklappe des 3. Garde-Regiments zu Fuß (gelb

    Achselklappe des 4. Garde-Regiments zu Fuß (blau).

  4. Facionierte Unteroffizierstresse.

  5. Knopf auf der Achselklappe der 1. Kompanie des 1. Garde-Regiments zu Fuß.

  6. Gardeadler mit dem neusilbernen Stern des Schwarzen Adlerordens.

  7. Waffenrock der Garde-Regimenter 1 - 4 (1842-1914).

  8. Schwedischer Ärmelaufschlag von hinten (geschlitzt).

Uniformierung der preußischen Infanterie. Detaills. I. Vor allem nach Pietsch.

Legende zu den obigen Abbildungen

  1. Waffenrock der Infanterie (1842-1914) Nummer fehlt auf dem Blatt.

  2. Abgerundeter Kragen mit Vorstoß.

  3. Adlerknopf für Feldwebel und Vizefeldwebel. bzw. Sergeanten.

  4. Achselklappe mit Regimentsnummer und mit Achselknopf.

  5. Brandenburgischer Ärmelaufschlag.

  6. Knopfreihe (8 Knöpfe).

  7. Vorstoß (siehe auch Kragen und Ärmelaufschlag).

  8. Rückansicht des Waffenrockes, und zwar des Rockschosses.

  9. Taillenknöpfe.

  10. Schoßtaschen mit Vorstoß und Knöpfen.

  11. Brandenburgischer Ärmelaufschlag von hinten.

  12. Achselklappe mit Achselknopf (mit Kompanienummer).

  13. Achselklappe mit Schnur für Einjährig-Freiwilligen.

  14. Kragen mit Unteroffizierstresse und Adlerknopf.

Einjährig-Freiwilliger als Unteroffizier aus dem Königin Elisabeth-Garde-Grenadier-Regiments Nr. 3 (Charlottenburg) im Ausgehanzug. Der Waffenrock hat so genannte brandenburgische Ärmelaufschläge mit drei waagerechten Litzen auf den Ärmelpatten. Fotograf: Richard Barges/ Charlottenburg. Fotoaufnahme um 1900.

V. Jacken und Litewken

Text

Stubenszene beim Lehr-Infanterie-Bataillon. Die Soldaten entstammen verschiedenen Regimentern und tragen die Litewka. Originales Foto um 1910. Das Lehr-Infanterie-Bataillon wurde durch AKO vom 30.12.1819 gegründet. Ziel war die Gleichförmigkeit und die Übereinstimmung im Dienst und in den Exerzierübungen der Infanterie zu befördern. Das Bataillon blieb während des Sommerhalbjahres zusammen. In den Wintermonaten bestand es nur aus einem Stamm. Die Einheit war dem 1. Garde-Regiment. zu Fuß unterstellt und stand in Potsdam.

VI. Drillich

Die Drillichjacke hatte nur einen kleinen Stehkragen und wurde mit 6 Zinkköpfen geschlossen. An der Jacke wurden zwar keine Abzeichen getragen, allerdings führten die Einjährig-Freiwilligen auf der Schulter eine entsprechende Schnur in den Landesfarben.

Beim Füsilier-Regiment General-Feldmarschall Prinz Albrecht von Preußen (Hannoversches) Nr. 73 (Hannover). Die Füsiliere tragen Drillich mit Arbeitsschürze. Am rechten Ärmel des Waffenrockes führte dieses Regiment das Auszeichnungsband Gibraltar (siehe der dritte Soldat von links). Fotoaufnahme 1912.

VII. Der Mantel der Mannschaften

Seit 1807 gehörten lange Mäntel zur üblichen Ausrüstung der Mannschaften. Zunächst grau melliert, nahmen sie im Laufe der Zeit eine fast schwarze Farbe an. Später wurden sie wieder grau.

Ab 1867 (16.03.) hatten die Mäntel einen Klappenkragen und Taschen. Für Unteroffiziere und Mannschaften war der Mantel einreihig. Am Kragen wurde eine Patte in der Farbe der Ärmelpatten getragen.

Ab 1899 (01.05.) trugen alle Regimenter/ Bataillone mit Litzen diese auch auf den Patten der Mäntel. Die Garde führte eine Doppellitze.

Frühe Aufnahme eines Einjährig-Freiwilligen noch im dunklen Mantel mit Feldmütze.
Grenadiere aus dem 1. Garde Regiment zu Fuß im Mantel mit parademäßigen Helm ohne Bewaffnung, also beim Kirchgang. Ab 1899 (01.05.) trugen alle Regimenter/ Bataillone mit Litzen diese auch auf den Patten der Mäntel. Die Garde führte eine Doppellitze. Fotograf: Carl Schatzman/ Potsdam 1913.
Angehöriger des Infanterie-Regiments Bremen (1. Hanseatisches) Nr. 75 im Mantel. Das I. und II. Bataillon dieser Einueit trug die Kokarde der freien Hansestadt Bremen. Fotograf: Schiek/ Bremen. Aufnahme von 1912.
Gefreiter aus dem Füslier-Regiment von Gersdorff (Kurhessisches) Nr. 80 (Wiesbaden/ Bad Homburg vor der Höhe) im Mantel. Auf den Kragenpatten sind die 1901 (15.06.) verliehenen altpreußischen Litzen des Regiments zu sehen. Fotograf: Gebrüder Pfusch/ Wiesbaden. Fotoaufnahme 1909.

VIII. Handschuhe

Ab 1903 (11.04.) durften auch Mannschaften Fingerhandschuhe aus Manteltuch oder aus grauer Wolle tragen. Hier hat der Soldat private weiße Handschuhe. Zur Ausrüstung der Mannschaften gehörten Fausthandschuhe aus Manteltuch. Diese wurden – hier sichtbar – zusammengefügt über dem Seitengewehr getragen.

IX. Beinkleider

Schon seit 1852 wurde das Grau der Tuchhosen dunkler. Die weißen Hosen trug man seit 1860 (23.02.) nur noch zu Besichtigungen, Paraden und zum Wachtdienst

Seit 1870 (17.03.) war die Tuchhose der Mannschaften schwarz. Sie hatte seit 1871 unten eine Einrichtung zum Zusammenziehen, wenn sie in die Stiefel gesteckt werden sollte.

Die Hosen waren beim Arbeits-, gewöhnlichen Garnisons- und Felddienst immer in den Stiefeln zu tragen (A.K.O. vom 01.04.1869). Dies galt auch für Paraden zwischen dem 01.10. – 01.04)

Links: Preußischer Musketier in feldmarschmäßiger Montur in den Einigungskriegen. Die Strümpfe sind über die Hosenbeine gezogen. Rechts: verschiedene Modelle der Faschinenmesser (nach Wagner).

X. Schuhe und Stiefel

Zur Ausrüstung gehörten geschwärzte Infanteriestiefel. Die gebräuchlichen Stiefel hatten bis zu 31,5 cm hohe Schäfte. 

Preußische Infanterie. U. A. Linienadler. Tornister mit gerolltem Mantel.
Soldat aus dem 2. Unter-Elsässischen Infanterie-Regiment Nr. 137 (Hagenau im Elsass) im Feldanzug. Die Hose steckt in den Infanteriestiefeln.: K. Montag/ Bitsch. Fotoaufnahme 1914. Ausschnitt.
Angehörige des Infanterie-Regiments Hessen-Homburg Nr. 166 (Bitsch/ Truppenübungsplatz Bitsch) im Drillich u. A. beim Putzen des Schuhzeugs. Fotoaufnahme Bitsch 1913.

XI. Lederzeug

Text

XII. Der Tornister und die sonstige Ausrüstung (Brotbeutel, feldflasche, Ferngläser, Kartentasche usw.)

Im Tornister M 95 befanden sich Patronenbehälter für je 1 Paket, der Wäschebeutel (enthaltend ein Hemd, Fußlappen, Taschentuch, Sold-, Gesangbuch, Löffel, Unterhose) der Zeltzubehörbeutel, die Fettbüchse, eine Kleiderbüste, eine Fettbürste, Schuhe, eine Auftragsbürste, das Gewehrreinigungszeug, und die Feldmütze. Mantel und Zeltbahn wurden gerollt um die drei Seiten des Tornisters getragen.

Am 22.02.1889 wurden neue Mantelriemen eingeführt, die ab 1903 (11.04.) schwarz sein mussten.

Tornister.
Frühes Foto von Angehörigen der thüringischen Landwehr mit dem ab 1860 gebräuchlichen Jäger-Tschako. Diesen zierte vorn eine ovale schwarz-weiße Kokarde. Vor der Gruppe sind die Rückansichten des Tornisters M 1867 und das aufgeschnallte Kochgeschirr gut zu sehen. Fotoaufnahme ca. Mitte der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts.
Musketiere aus dem Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 (Münster) bei einem Turnfest. Atelier Westfalia/ Münster. Fotoaufnahme 1914.
Liegende Soldaten bei einer Felddienstübung. Bei den liegenden Soldaten sind die aufgeschnallten Mäntel gut erkennbar. Die Rückansicht zeigt auch den Brotbeutel. Fotoaufnahme Truppenübungsplatz Elsenborn 1910. Ausschnitt.

1887 wurde ein neuer Brotbeutel eingeführt. Er bestand jetzt aus wasserdichtem braunen Stoff.  Ab 1911 (07.04.) sollte er auch feldgrau sein.

Infanterist feldmarschmäßig. Zu sehen ist auch der umgehängte Brotbeutel. Der Soldat trägt die 1897 gestiftete Zentenarmedaille. Fotograf: Heinrich Menges/ Wiesbaden. Aufnahme um 1897.
Frühe Aufnahme eines feldmarschmäßig ausgerüsteten Infanteristen wohl noch mit einer privaten Feldflasche. Fotograf: F. Kotschanderle/ Pilsen. Fotoaufnahme um 1867.
Garde-Grenadier im Sturmanzug (hier aber ohne den gerollten über die linke Schulter zur rechten Hüfte hin getragenen Mantel). Zwischen den beiden Patronentaschen ist die an einem Strick um den Hals getragene Feldflasche zu sehen. Fotoaufnahme Berlin 1866

Seit 1867 (16.03.) gehörten Feldflaschen offiziell zur Grundausstattung des Soldaten. Sie waren aus Glas und mit schwarzem Leder überzogen. Gehalten wurden sie zunächst von einem Strick (aus Hanf), später von einem Lederriemen.

Ab 1882 (02.11.) gehörte zur Feldflasche auch ein Becher. Die Feldflasche wurde an den Brotbeutel angehängt (ab 1887). Die Feldflasche bestand ab 1893 (22.05.) aus Aluminium und steckte einer graubraunen Filzhülle. Diese hatte 4 Druckknöpfe. Die Feldflasche wurde durch einen umlaufenden schwarzen Riemen gehalten.

Der Becher aus Aluminium wurde im Brotbeutel mitgeführt.

Angehörige des Infanterie-Regiments von Wittich (3. Kurhessisches) Nr. 83 (Cassel/ Arolsen) beim Abkochen auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf. Erkennbar sind auch verschiedene Modelle an Feldflaschen. Fotograf: Max Ullrich/ Ohrdruf/ Thüringen. Fotoaufnahme 1911. Ausschnitt.
Grenadiere aus einem Garde-Grenadier-Regiment. Fotograf: Max Piepenhagen/ Berlin. Fotoaufnahme 1910.
Ausschnitt aus dem Bild darüber. Der Grenadier hält eine Feldflasche in der Hand.

Ab 1907 hatte die Feldflasche einen aufschraubbaren Deckel aus Metall mit einer Einlage aus Kork

Infanteristen in Deckung beim Kaisermanöver im Jahre 1899. Foto: F. Tellgmann/ Eschwege/ Hersfeld. Gut zu sehen ist das auf dem Tornister aufgeschnallte Kochgeschirr.

Seit 1867 (16.03.) gehörten Feldflaschen offiziell zur Grundausstattung des Soldaten. Sie waren aus Glas und mit schwarzem Leder überzogen. Gehalten wurden sie zunächst von einem Strick (aus Hanf), später von einem Lederriemen. Fotograf: F. Kotschanderle/ Pilsen. Fotoaufnahme um 1867. Zwischen den beiden Patronentaschen ist die an einem Strick um den Hals getragene Feldflasche zu sehen. Erkennbar sind auch verschiedene Modelle an Feldflaschen. Ab 1882 (02.11.) gehörte zur Feldflasche auch ein Becher. Die Feldflasche wurde an den Brotbeutel angehängt (ab 1887). Die Feldflasche bestand ab 1893 (22.05.) aus Aluminium und steckte einer graubraunen Filzhülle. Diese hatte 4 Druckknöpfe. Die Feldflasche wurde durch einen umlaufenden schwarzen Riemen gehalten. Becher aus Aluminium wurde im Brotbeutel mitgeführt. Ab 1907 hatte die Feldflasche einen aufschraubbaren Deckel aus Metall mit einer Einlage aus Kork.

XIII. Besondere Funktions-Abzeichen, z. B. für Winker, Fahnenträger, Sanitäter

Die im Gebrauch mit Winkerflaggen ausgebildeten Unteroffiziere und Mannschaften erhielten ein besonderes Abzeichen. Eine Vorschrift vom 27.01.1903 regelte dessen Aussehen. Es bestand aus zwei, auf eine kreisrunde Unterlage vom Grundtuche des Waffenrockes aufgestickten geschrägten Flaggen an zitronengelben Stangen. Die rechte Flagge war rot, die linke Flagge war weiß.

Winker aus dem 3. Posenschen Infanterie-Regiment Nr. 58 (Glogau/ Fraustadt). Fotograf: Carl Faust/ St. Avold.
Winker aus dem Infanterie-Regiment von Manstein (Schleswigsches) Nr. 84 (Schleswig/ Hadersleben). Fotograf: Carl Hüseler/ Schleswig.

Fahnen (und Standarten) haben im Militärwesen verschiedene Bedeutungen und Funktionen, sie sind Feld-, Erkennungs-, Ehren- und Hoheitszeichen. Sie durften nicht verloren gehen. Der Treueid der Soldaten erfolgte – außer bei der Artillerie – stets auf die Fahne bzw. Standarte. Der Fahne waren militärische Ehren zu erweisen, sie verkörperten zudem stets die Geschichte der jeweiligen Einheit. König Wilhelm verlieh allen neu errichteten Regimentern neue Fahnen und Standarten, diese führten in der Fahnenspitze die Buchstaben W. R. Seit dem Jahre 1807 führte jedes Kavallerie-Regiment nur noch eine Standarte. Bei der Infanterie hatte jedes Bataillon eine Fahne. Die Standarten waren kleiner als die Fahnen und beinahe quadratisch. Für die Artillerie und die Pioniere hatten die Fahnen nicht die Bedeutung, wie für andere Waffengattungen. Die Kavallerie trug unabhängig von den hier in Rede stehenden Feldzeichen Lanzenflaggen. Ferner zeigten bestimmten Standarten jeweils den Aufenthaltsort des Kaisers (und der Kaiserin) – z. B beim Manöver – an.  Die Funktion des Fahnenträgers bedeutete immer eine besondere Ehrenstellung.

Fahnenträger des III. Bataillons des Infanterie-Regiment Graf Bülow von Dennewitz (6. Westfälisches) Nr. 55 (Detmold/ Höxter/ Bielefeld. Fotograf: Beckmann/ Detmold.

Bis zum Jahre 1898 führten Fahnenträger kein besonderes Abzeichen. Am 15.06.1898 wurde ein am rechten Oberarm zu tragendes besonderes Schild aus Stoff befohlen.

Zu diesem Zeitpunkt erhielten sie auch Ringkragen.

Ab 1901 (14.03.) wurde die Fahne in einem tressenbesetzten Bandelier mit einem rotjuchtenen Schuh getragen. Zwischen dem Tressenbesatz befanden sich Tuchstreifen in der Kragenfarbe.

Fahnenträger des 2. Hannov. Infanterie-Regiment Nr. 77 (Celle) und des Braunschweigischen Infanterie-Regiments Nr. 92 (Braunschweig) mit Fahnen. Originale Fotokarte, gelaufen am 21.06.1090. Diese beiden Regimenter bildeten die 40. Infanterie-Brigade.

War die Fahne enthüllt, wurde der Wachstuchbezug en bandoulierè zur linken Hüfte getragen.

Fahnenträger aus dem Infanterie-Regiment von Winterfeldt (2. Oberschlesisches) Nr. 23 (Neisse).

Am rechten Oberarm des Waffenrockes trugen Fahnen- und Standartenträger eine Ärmelstickerei (zwei gekreuzte Fahnen mit Namenszug und Krone).

Der Ringkragen war bei jedem Dienst mit Helm (Tschako usw.) anzulegen. Der Schmuck der Ringkragen war bei Garde und Linie verschieden.

XIV. Gefreite und Einjärhig-Freiwillige

Der Gefreite, der in der militärischen Hierarchie zwischen den Gemeinen und den Unteroffizieren stand, trug auf jeder Kragenseite einen Knopf. Seit 1846 trugen diesen Knopf die Obergefreiten, nach Abschaffung dieser Charge bekamen nunmehr die Gefreiten dieses Abzeichen. Der kleine Dekorknopf des Gefreiten zeigte in der preußischen Armee den heraldischen Adler, in Bayern, Sachsen, Württemberg, Hessen und Mecklenburg-Schwerin das entsprechende Landeswappen und in Mecklenburg-Strelitz eine Krone. Am Mantel wurde der Gefreitenknopf nicht getragen.

Einjährig-Freiwilliger als Gefreiter aus dem Schleswig-Holsteinischen Infanterie-Regiment Nr. 163 (Neumünster/ Lockstedter Lager). Der Soldat trägt den typischen schwarz lackierten Lederhelm mit dem heraldischen Adler als Zierrat mit geschwärztem Kinnriemen. Gut zu sehen ist der Gefreitenknopf seitlich auf dem Kragen. Fotograf: Hans Mehlert/ Neumünster
Einjährig-Freiwillige aus dem Infanterie-Regiments Louis Ferdinand von Preußen (2. Magdeburgisches) Nr. 27 (Magdeburg) im Ordonnanzanzug. Die Soldaten tragen den typischen Helm mit geschwärztem Kinnriemen. Fotograf: Carl Köbatsch/ Halberstadt. Fotoaufnahme 1908.

XV. Besonderheiten der Unteroffiziers-Uniform

Allgemeines Abzeichen der Unteroffiziere waren goldene oder silberne Tressen am Kragen und an den Ärmelaufschlägen. Ferner kleinere Abweichungen an Säbeltroddel/ Faustriemen, Haarbüschen, Lanzenflaggen usw.  Für ältere Unteroffiziere führte man 1843 (03.10.) den Dienstgrad Sergeant (wieder) ein. Sergeanten trugen am Kragen zusätzliche Adlerknöpfe.

Einjährig-Freiwilliger als Unteroffizier im Infanterie-Regiment Landgraf Friedrich I. von Hessen-Cassel (Frankfurt a. Main) mit Schützenschnur. Fotograf: Ph. Theobald/ Frankfurt a. M. Um 1910. Der Helm hat Offiziersqualität.
Feldwebel aus dem 1. Nassauischen Infanterie-Regiment Nr. 87 (Mainz) mit Braut. Das Regiment führte das Helmband LA BELLE ALLIANCE (hier sichtbar). Fotograf: A. Brugger/ Mainz.

Unteroffiziere waren durch eine weiß-schwarz durchzogene Borte auf den Kragenpatten des Mantels als solche gekennzeichnet. 

Für Feldwebel war die Schirmmütze bereits seit 1844 etatmäßig. Ab 1873 (28.06.) durften auch alle übrigen Unteroffiziere Schirmmützen tragen. Die Schirmmütze hatte innen ein Schweißleder und war gefüttert, z. B. mit Glanzkattun (= Baumwolle mit einer scheinenden Oberfläche).

 Unteroffiziere hatten weißlederne Fingerhandschuhe, bis zum Jahre 1867 daneben auch Handschuhe aus Tuch. Ab 1903 durften Unteroffiziere statt der ledernen auch aus weißer Wolle gestrickte Fingerhandschuhe tragen. Ab 1913 (06.07.) sollten Unteroffiziere in der kalten Jahreszeit graue Handschuhe tragen.

Offiziere (auch der Reserve) eines Linien-Infanterie-Regiments im Dienstanzug. Originale Fotokarte, umseitig datiert: 18.10.10. Fotograf: Paul Kallenbach/ Hagenau i. E.

XVI. Besonderheiten der Offiziers-Uniform

Die Uniformierung der Offiziere entsprach grundsätzlich der der Mannschaften, war aber aus besserem Material gefertigt und differierte häufig hinsichtlich der Farbtöne.

Seit 1896 durfte das Dunkelblau des Waffenrockes sogar offiziell etwas heller als das des Mannschaftsrockes sein.

Die Offiziere mussten sich ihre Uniform selbst anschaffen. Der unterste Knopf der Ärmelpatten ist jeweils geöffnet. 

Der dunkelblaue Waffenrock der Offiziere hatte einen abgerundeten Kragen, ansonsten entsprachen die Abzeichenfarben denen der Mannschaften. Die Knöpfe waren gewölbt.

Subaltern-Offizier im Waffenrock mit Epauletten. Fotograf: F. Raps/ Coeln. Aufnahme rückseitig auf Sommer 1871 datiert.
Subalternoffizier im Waffenrock mit Epauletten. Fotograf: Ast & Feder/ Liegnitz. Fotoaufnahme undatiert.

Der Rückteil des Waffenrockes war stets durch eine Längsmittelnaht geteilt, bestand also nicht wie bei den Mannschaften aus einem Stück.

Offiziere (auch der Reserve) pausieren bei einer Felddienstübung auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf. Fotograf: Emil Meiers/ Ohrdruf. Fotoaufnahme Juni 1912.

Bei einzelnen Garde-Formationen und Grenadier-Regimenter wiesen die Offiziers-Uniformen Litzen oder besondere Kragenstickereien auf.

Prinz Oscar von Preußen als Offizier im 1. Garde-Regiment zu Fuß (Potsdam). Originale offizielle Fotokarte aus dem Verlag Gustav Liersch & Co. Gut zu sehen ist die silberne Doppellitze mit Kapellen am Kragen.
Hauptmann in der Uniform des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4 (Berlin) mit dem Helm der Garde-Landwehr. Auf dem Griff des Offiziersdegens ist der Gardestern aufgelegt. Fotograf: Th. Diepenbach/ Berlin.
Oberleutnant aus dem Garde-Grenadier-Regiment Nr. 5 (Spandau) im feldgrauen (!) Rock mit aufgesetzter friedensmäßiger Stickerei und vorschriftsmäßigem Helm, d. h. ohne Schuppenketten für den Feldgebrauch. Die (echt goldene) Stickerei für Offiziere der vorgenannten Einheit kostete brutto 51,-- Reichsmark. Fotograf: Richard Kasbaum/ Berlin. Fotoaufnahme
Litzen und Kragenstickereien der Offiziers-Uniform. Entnommen aus: Paul Pietsch, Die Formations- und Uniformierungs-Geschichte des preußischen Heeres 1808 - 1914, Bd. 1, Hamburg 1963, S. 37.
Litzen und Kragenstickereien der Offiziers-Uniform. Entnommen aus: Paul Pietsch, Die Formations- und Uniformierungs-Geschichte des preußischen Heeres 1808 - 1914, Bd. 1, Hamburg 1963, S. 38.
General von Eichhorn (* 13. Februar 1848 in Breslau; † 30. Juli 1918 in Kiew, später Generalfeldmarschall) in der Uniform des Grenadier-Regiments König Friedrich Wilhelm IV.- 1. Pommersches (Stettin). Offizielle originale Fotokarte.
Generaloberst v. Kluck (* 20.05.1846 in Münster; † 19.10.1934 in Berlin) ) in der Uniform des Grenadier-Regiments König Friedrich Wilhelm I. - 2. Ostpreußisches - Nr. 3 (Königsberg). Originale offizielle Fotokarte aus dem Verlag Gottheil & Sohn/ Königsberg.
Prinz August Wilhelm v. Preussen in der Uniform des Grenadier-Regiments König Friedrich Wilhelm I. - 2. Ostpreußisches - Nr. 3 (Königsberg). Originale offizielle Fotokarte aus dem Verlag Gottheil & Sohn/ Königsberg.
Prinz Adalbert v. Preussen in der Uniform des Grenadier-Regiments König Friedrich der Große - 3. Ostpreuss. - Nr. 4 (Rastenburg). Offizielle originale Fotokarte. Verlag Gustav Liersch/ Berlin.
Prinz Oskar von Preußen der Uniform des Grenadier-Regiments König Wilhelm I. - 2. Westpreuß. - Nr. 7 (Liegnitz). Offizielle originale Fotokarte. Fotograf: Selle & Kuntze/ Potsdam.

Neben der Feldbinde bzw. Schärpe und dem silbernen Portepee (an der Seitenwaffe) waren besondere Abzeichen der Offiziere die Achselstücke und die Epauletten.  Die Achselstücke auf den Schultern des Waffenrockes ersetzten die Epauletten, die nur noch zu Paraden und zum Gesellschaftsanzug getragen wurden. Die Achselstücke erlaubten die Rangzuordnung des Offiziers und bestanden aus Silbergespinst. Für Stabsoffiziere waren sie aus silberner, mit farbiger Seide durchwirkter Seide geflochten, die der Hauptleute/ Rittmeister und Subalternoffiziere  bestanden aus dicht nebeneinander liegenden mit Seide durchzogenen Plattschnüren.

Die Epaulettenfelder der Leutnants zeigten nur die Regimentsnummer bzw. den Namenszug des jeweiligen Regimentes. Bereits seit 1830 (27.02.) hatte der Premierleutnant (Oberleutnant) einen Stern, Majors und Obersten deren 2.

Die Epauletten hatten einfache metallene (silbern oder golden, je nach Knopffarbe) Halbmonde, dazu bei den Stabsoffizieren silberne Fransen und bei der Generalität lange silberne (steife) Raupen.

Die Epaulettenfelder zeigten in der Regel die Farbe der Unterlage der Achselstücke. Husarenoffiziere hatten keine Epauletten.  Im Übrigen gab es bei Achselstücken und Epauletten eine Reihe von Besonderheiten.

Atelierfoto von Offizieren des Grenadier-Regiments Prinz Carl von Preußen (2. Brandenburgisches) Nr. 12 (Frankfurt a. O. in Paradeuniform. Der Offizier ganz rechts in der ersten Reihe präsentiert einen Ehrendegen. Fotograf: P. Krabo/ Frankfurt a. O
Hochdekorierter Major aus dem 4. Oberschlesischen Infanterie-Regiment Nr. 63 (Oppeln/ Lublinitz/ Oberschlesien). Er trägt u. A. den Roten-Adler-Orden 3. Klasse. Fotograf: J. C. Schaarwächter/ Berlin. Fotoaufnahme um 1900.

Ab 1888 (12.07.) durften zum Überrock keine Epauletten mehr getragen werden. Es wurden zu diesem Kleidungsstück nunmehr nur noch die Achselstücke angelegt. Fotograf: Julius Stiffel/ Liegnitz. Fotoaufnahme vor 1880. Unten links: Leutnant der Reserve aus dem Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 (Münster) im Überrock mit Achselstücken. 1866 (07.06.) wurden die Feldachselstücke eingeführt. Sie bestanden  (für Leutnant und Hauptleute) aus Tresse,  für Stabsoffiziere aus Kantschnur. Der Schulterknopf der Offiziere zeigte nie – im Gegensatz zur Mannschaftsuniform – die Nummer der jeweiligen Kompanie.

Die Namenszüge bzw. Zahlen auf den Epauletten und den Achselstücken gab es in verschiedenen Größen, dies galt auch für die Regimentsnummern.

Zunächst sollten die Epauletten gänzlich abgeschafft werden, schließlich wurden sie zum Gala-, Parade- und Gesellschaftsanzug beibehalten (A.K.O v. 12.07.1888).

Ab 1888 entfielen auch die Passanten am Überrock.

Ursprünglich trugen die Offiziere zum kleinen und außer Dienst den Hut. Dieser wurde nach Einführung des Helmes nur noch zum Gesellschaftsanzug getragen. Ab 1848 wurde er gar nicht mehr getragen, sondern nur noch die Mütze. Die Mütze der Offiziere ähnelte dem Modell für die Mannschaften, sie war aber oft gesteift und hatte einen Schirm. Sie durfte aus Eskimo, Düffel oder Tuch sein. Bereits schon vor 1822 war die Mütze häufig blau. Fotoaufnahme um 1864. Die Schirmmütze der Offiziere der Infanterie war stets dunkelblau und hatte einen roten Besatzstreifen und einen eben solchen Vorstoß um den Deckelrand. Vorn auf dem Besatzstreifen der Schirmmütze befand sich als Nationalitätsabzeichen die jeweilige Landeskokarde (hier mit Landwehr-Kreuz).

Offiziere bei einer Landwehrübung überwiegend in der Litewka M 1895. Fotoaufnahme aus dem Jahre 1901..

1895 (15.06.) wurde die blaue Litewka eingeführt. Sie hatte einen Stehumfallkragen und wurde durch verdeckte Knöpfe aus Horn verschlossen. Die Litewka hatte keinen Besatz, jedoch auf jeder Seite und auf der linken Brust Taschen.

Ab 1903 wurden für die ganze Armee zweireihige graue Litewken aus Tuch eingeführt.

An der Litewka M 1903 trugen die Offiziere ihre aufgenähten bzw. untergeschobenen Achselklappen.

Offiziere im so genannten Turnanzug. Fotoaufnahme um 1900.

Auch die Offiziere führten einen Mantel, den so genannten Paletot. Er war zweireihig mit 6 Knöpfen auf jeder Seite. Am Paletot wurden eingenähte Achselstücke getragen. Der Mantel hatte vorne zwei schräge Taschen. Ab 1893 (16.11.) hatten Paletot und Mantel eine hellgraue Farbe. Auch am Paletot mussten jetzt die Knöpfe geradegesetzt werden. Ab 1903 (20.12.) sollten die Achselstücke auch am Paletot getragen werden  

Offizier der Reserve im Paletot mit der darüber angelegten Schärpe. Auf dem heraldischen Adler ist das Landwehrkreuz in entgegen gesetzter Farbe aufgelegt. Fotoaufnahme nach 1905.

Der Paletot reichte in der Regel bis zur halben Wade. Der neue Degen (IOG 89) wurde nicht mehr durchgesteckt.   Pelzkragen und – brustfutter waren - auch am Paletot - nur außer oder zum kleinen Dienst erlaubt (VO vom 03.03.1848).  

Atelieraufnahme von Artillerie- und Infanterie-Offizieren (der Reserve) im Paletot. Originale KAB.
Vereidigung bei einem Infanterie-Regiment. Vor der Front der Soldaten stehen die Offiziere einschließlich des Adjutanten im Paletot mit darüber angelegter Feldbinde. Undatierte originale Fotokarte vor 1914. Örtlich nicht zuzuordnen.
Offiziere aus dem 9. Rheinischen Infanterie-Regiment Nr. 160 (Bonn/ Truppenübungsplatz Friedrichsfeld) in verschiedenen Mänteln bzw. Umhängen. Fpotograf: Alexander Held/ Truppenübungsplatz Elsenborn. Aufnahme um 1915, da die Offiziere bereits das unauffälligere Feldkoppel und nicht mehr die Feldbinde tragen.

Neben dem Paletot (und der Litewka) hatten die Offiziere noch den bekannten Überrock und einen Umhang. Mantel und Umhang konnten von Offizieren (ohne Tornister) gerollt und en bandoulierè getragen werden.

Ab 1899 (15.05.) führten die Offiziere zusätzlich einen grauen – ärmellosen – Umhang. Er durfte auch über dem Paletot getragen werden. Fotograf: Oscar Tellgmann/ Eschwege. Fotoaufnahme 1908.

Der Umhang hatte einen Kragen wie der alte Mantel. Innen waren Taschen erlaubt. Am Kragen konnte eine Kapuze geknöpft werden.

Offiziere im Kaisermanöver 1908 auch mit Umhang. Fotograf: Oscar Tellgmann/ Eschwege. Fotoaufnahme 1908
Offizier im pelzgefütterten Umhang. Pelzkragen und – brustfutter waren - auch am Paletot - nur außer oder zum kleinen Dienst erlaubt (VO vom 03.03.1848).

Offiziere zu Pferd trugen nie die weißen, sondern die (dunklen) Tuchhosen.

Die Offiziere hatten auch weiße Leinenhosen. Sie glichen den Hosen der Mannschaften. Der Schnitt war stets eng, erst ab 1895/96 wurde eine losere Form gestattet bzw. vorgegeben.

Offiziere durften nur zum Turnen eine Drillichhose tragen, diese wurde dann auch angestrippt.

Offiziere im Überrock in lockerer Runde beim Umtrunk. Seit 1871 (23.11.) hatten auch die Offiziere die schwarze Hose (der Mannschaften) aus Tuch. Die Hosen werden hier über den Schuhen getragen, die Stege sind teilweise gut erkennbar. Fotograf: B. Berger/ Hannover. Fotoaufnahme nach 1896, da die Knöpfe der Überröcke schon nicht mehr schräg angebracht sind
Subaltern-Offizier aus dem III. Bataillon eines Garde-Regiments zu Fuß (oder aus dem Garde-Füsilier-Regiment) in Paradeuniform. Die Offiziere hatten auch weiße Leinenhosen- hier angestrippt. Sie glichen den Hosen der Mannschaften. Der Schnitt war stets eng, erst ab 1895/96 wurde eine losere Form gestattet bzw. vorgegeben. Undatierte Fotoaufnahme, um 1914

Offiziere hatten Handschuhe im Dienst oder außer Dienst anzuziehen, sobald die Waffe zum Anzug gehörte. Zum Paradeanzug bei Besichtigungen, zur Kirche und ähnlichen Veranlassung durften aber weiße Wollhandschuhe nicht getragen werden. Graue Handschuhe durften nur im Felde getragen werden. Zu Bällen waren Glacéhandschuhe erlaubt. Laut der Bekleidungsvorschrift vom 28.05.1896 bestanden die weißen Handschuhe aus Waschwildleder bzw. Woll- oder Baumwollstoff. Verschlossen wurden sie durch ein bis zwei Knöpfe und Knopflöcher. Unteroffiziere hatten weißlederne Fingerhandschuhe, bis zum Jahre 1867 daneben auch Handschuhe aus Tuch.

Die Schärpe war das Abzeichen der Offiziere zum Paradeanzug. Sie wurde bereits seit dem 17. Jahrhundert getragen. In der Alten Armee bestand sie aus silbernem Band, welches in den Landesfarben durchwirkt war und in zwei Quasten mit Fransen endigte.

Offizier aus dem Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 (Münster) in Paradeuniform mit umgehängtem Mantel. Die Degenscheide ist noch ungeschwärzt. Fotograf: F. Hundt Nachfahren/ Münster. Fotoaufnahme vor 1905.
Subaltern-Offizier der Reserve im Paradeanzug mit angelegter Schärpe. Fotograf: P. Bachman/ Dieuze i. L., Originale Fotokarte um 1913.

Zunächst wurden Schärpen zum Manöver nicht mehr angelegt, ab 1896 (26.10.) wurde eine neue – praktischere – Binde für den Feldgebrauch eingeführt. Diese blieb nun bis zum 1. Weltkrieg das hauptsächliche Dienstabzeichen der Offiziere. Die Feldbinde bestand aus dem vorgenannten Schärpenband und hatte ein rundes (silbernes oder goldenes) Schloss. Das Feldbindenschloss trug – je nach Kontingent – unterschiedlichen Zierrat, zumeist Namenszüge oder in Bayern die bayerische Königskrone.  Es war je nach der entsprechenden Knopffarbe silbern oder golden. Sanitätsoffiziere trugen keine Feldbinde bzw. Schärpe.

(Reserve-) Offiziere aus einem Garde-Regiment zu Fuß im Dienstanzug. Auf dem Griff des Degens ist der Gardestern zu sehen. Fotoaufnahme um 1910.
Offiziere (auch der Reserve) der Linie im Dienstanzug auf dem Truppenübungsplatz Sennelager.. Fotograf: Ernst Topp/ Sennelager bei Paderborn. Fotoaufnahme um 1910.

Getragen wird die seit 1848 (01.05.) eingeführte breitere Adjutantenschärpe. Die Schärpe der Adjutanten wurde en bandouliere zur linken Hüfte hingetragen.

Adjutant (Kurt von Spies, + 1897) aus dem Grenadier-Regiment Kronprinz (1. Ostpreußisches) Nr. 1 (Königsberg i. Ostpreußen) in Paradeuniform, noch mit geöffneten untersten Pattenknopf. Fotograf: Gottheil & Sohn/ Königsberg.

Offiziere trugen im Feldzug 1864 gern bis an die Oberschenkel reichende weiche Stiefel,. Diese wurden auch von unberittenen Offizieren getragen. Berittene Offiziere hatten ab 1888 (07.06.) Kniestiefel zu tragen. Die unberittenen Offiziere konnten sich an dem Schuhwerk der Mannschaften orientieren. Ab 1895 (26.01.) hatten Offiziere zum Dienstanzug hohe Stiefel aus weichem Leder zu tragen.

Für die unberittenen Offiziere wurden schon 1809 kleinere schwarze Ledertornister befohlen. Seit 1888 (23.08.) brauchte der Kompanieführer ihn nicht mehr tragen. Auf dem Offizierstornister wurde der Mantel bzw. Umhang nicht aufgeschnallt, später aber ebenso wie bei den Mannschaften um die 3 Seiten des Tornisters gelegt

Offiziere verschiedener Regimenter im Kaisermanöver, teilweise im Paletot oder mit Umhang. Fotograf: Oscar Telgmann/ Eschwege. Fotoaufnahme 1912.
Ausschnitt aus dem Bild darüber.

XVII. Die Uniform der Spielleute

Bei der Infanterie gab es neben den eigentlichen Militärmusikern auch Spielleute ausgestattet mit Trommeln, Pfeifen und Hörnern. Sie hatten Signale zu geben bzw. Ausbildung und Marsch durch Musik zu untermalen. Sie ergänzten sich aus dem Regiment bzw. dem Bataillon, galten nicht als Militärmusiker, wobei diese aber – z. B. bei Paraden – durchaus mit den Musikkorps zusammenwirkten.

Bataillonstambour mit den Spielleuten aus dem Infanterie-Regiment Graf Barfuß (4. Westfälisches) Nr. 17 (Mörchingen).

Jedes Regiment (bzw. selbständiges Bataillon) der Alten Armee hatte ein Musikkorps. Bei den berittenen Truppen (nicht Train) wurde es Trompeterkorps genannt. Die Musikkorps wurden von Stabshoboisten bzw. Stabstrompetern geleitet. Sie waren in der militärischen Hierachie den Feldwebeln bzw. Wachtmeistern vergleichbar. Angehörige der Musikkorps hießen Hoboisten, bei den berittenen Truppen Trompeter. Diese ergänzten sich aus Freiwilligen mit musikalischen Ambitionen, die für eine bestimmte Anzahl von Jahren in das Militär eintraten. Neben ihrem Dienst im Musikkorps wurden sie nur reduziert ausgebildet (Schießdienst, Reitdienst).

Der große Tambourstock bestand aus braunem Holz bestand und einen großen Kugelkopf und besaß eine Spitze aus Messing. Der Tambourstock war zudem mit einer gelben Quastenschnur umwickelt. Die Schnur wurde auch aus Gold oder Silber gefertigt. Schon früher hing die ursprünglich viel höhere Trommel an einem breiten Bandelier, zunächst angebunden, dann – ab 1834 – angehakt. Mit der neuen flachen Trommel wurde das hier sichtbare weißlederne Kniefell gebräuchlich, obwohl bereits schon frühe braune oder auch weiße (zur Parade) Kniefelle zum Schutz des Waffenrockes bzw. der Hose benutzt wurden. Neben dem Signalhorn führten die Hornisten noch eine Pfeife im Futteral mit sich. Die Pfeife wurde links vor dem Seitengewehr getragen. Schon 1854 (03.08.) wurde die Trommel flacher. Sie wurde nun mittels einer Schere in Adlerform am Koppel befestigt.

Die Musiker waren durch so genannte Schwalbennester gekennzeichnet. Diese wiesen 8 Längs- und 1 Querbalken aus weißer Borte auf.

Schwalbennester waren aus den wulstartigen Verstärkungen der Ärmelausschnitte des Uniformrockes im 17. Jahrhundert entstanden.

Das Grundtuch der Schwalbennester war von der Farbe des Kragens. Der Besatz war grundsätzlich weiß, die Regimenter mit gelben Litzen hatten aber gelben Bortenbesatz.

Preußischer Spielmann. Originale Bleistiftzeichnung von Otto von Faber du Faur (1828 - 1901). Er war der Sohn des württembergischen Generalmajors und Schlachtenmalers Christian Wilhelm von Faber du Faur (1780–1857) und dessen Ehefrau Magarethe, geborene von Hierlinger (1788–1846). Auch Otto von Faber du Faur war württembergischer Offizier und Maler.

Gebräuchlich waren flache Trommeln. Diese hatten einen Messingkessel mit einer Höhe von 13 cm und einen Durchmesser von 36 cm. Oben und unten waren hölzerne Trommelreifen angebracht, die innen weiß angestrichen und außen mit 25 weißen und farbigen Dreiecken (in Preußen weiß-rot) verziert waren. Um den Kessel befanden sich Spannschrauben.  Fotoaufnahme 1908. Bei den Gardeformationen hatten die Schwalbennester Fransen. Die Helmüberzüge trugen bei der Garde-Infanterie kein Abzeichen.

Bei Hoboisten bzw. Hilfsmusikern bestand der Besatz der Schwalbennester aus Unteroffiziertresse. Fotoaufnahme Cleve 1908.

Am 27.01.1902 ergingen für Gestaltung des auf türkische Vorbilder zurück gehenden Schellenbaums vereinheitlichende Vorschriften.

Atelieraufnahme eines Hoboisten mit Schellenbaum. Der Schellenbaumträger gehört zur Musikkapelle des 4. Hannoverschen Infanterie-Regiment Nr. 164 (Hameln/ Holzminden). Gut zu sehen ist das Bandelier zum Tragen des Schellenbaumes. Fotograf: W. Höfert Nachfahren/ Hannover. Fotoaufnahme um 1910.

XVIII. Garde-Infanterie-Regimenter

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Grenadier aus dem 1. Garde-Regiment zu Fuß in Paradeuniform mit umgehängtem Mantel nebst Grenadiermütze. Fotograf: Hermann/ Potsdam. Fotoaufnahme 1913.

Ab 1912 trugen auch die berittenen Offiziere besondere Mützen. Die Grenadiermütze im friderizianischen Stil war der Grenadiermütze des altpreußischen Regiments Garde (No. 15) nachempfunden. Fotograf: Richard Opitz/ Potsdam. Auffälliges äußerliches Charakteristikum des Garde-Regimentes zu Fuß – im Volksmund auch Erster Hieb oder Erstes Regiment der Christenheit genannt – waren besondere Parademützen altpreußischer Form. Das Regiment hatte 1824 Grenadier-Mützen nach russischem Vorbild erhalten. Sie hatten ein gelbes Blechschild mit Stern, Adler und Krone. Ab 1826 trugen diese auch die unberittenen Offiziere. Das (III.) Füsilier-Bataillon erhielt 1848 ähnliche Mützen.

Ab 1889 erhielten die Mützen des I. Bataillons das Semper-Talis-Band. Im Jahre 1894 wurden die neuen Grenadier-Mützen altpreußischer Art eingeführt, die alten Mützen bekam – ohne das vorgenannte Helm- bzw. Mützenband – das Kaiser-Alexander Garde-Grenadier-Regiment. Das Blechschild war nun weiß (neusilbern), der Kopfteil mit Blech umkränzt. Offiziere und Unteroffiziere mit Portepee trugen ein silbernes Nationale, Kokarden wurden an den Mützen nicht getragen, allerdings Schuppenketten (von den Pickelhauben). Die Grenadiermützen wurden zu Paraden nur unter Gewehr getragen, also nicht zum Kirchgang oder bei Meldungen.

Erinnerungsfoto von Grenadieren in Paradeuniform anlässlich der Frühjahrsparade im Jahre 1910. Die weißen Hosen wurden im Sommerhalbjahr vom 01.05. bis zum 01.10. getragen. Fotograf: Atelier Schröter. Inhaber: Willy Krüger/ Potsdam.

Die neuen Mützen hatten ein weißes Blechschild, wobei beim I. und II. Bataillon das Schildfutter und der Beutel rot und beim III. Bataillon gelb waren.  Der Kopfteil der Grenadiermütze war ebenfalls mit gepressten Blech umlegt.    Die weißen Hosen wurden im Sommerhalbjahr vom 01.05. bis zum 01.10. getragen.

Angehörige des 1. Garde-Regiments zu Fuß im Mantel mit Parademützen. Originale Fotokarte, gelaufen am 25.05.2013.

Das Frontschild der Mütze zeigte den Gardestern mit dem Stern des schwarzen Adler-Ordens und darüber eine Krone. Bei den Mützen der Offiziere waren die Krone und der Gardestern versilbert. Letzterer wies eine bunt emaillierte Mitte auf. Das Kaiser-Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 (Berlin) übernahm im Jahre 1894 die bisher vom 1. Garde-Regiment zu Fuß (Potsdam) getragenen Mützen. Diese gingen auf russische Vorbilder zurück und waren 1824 der genannten Einheit zu Paradezwecken verliehen worden. Beim I. und II. Bataillon hatten die Rosetten – wie hier - die Form einer flammenden Granate.

Auch die Offiziere des 1. Garde-Regiments zu Fuß (Potsdam) trugen - wie hier - die besonderen Parademützen. Ab 1912 trugen auch die berittenen Offiziere solche Mützen.

Das  Kaiser-Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 (Berlin) übernahm im Jahre 1894 die bisher vom 1. Garde-Regiment zu Fuß (Potsdam) getragenen Mützen. Diese gingen auf russische Vorbilder zurück und waren 1824 der genannten Einheit zu Paradezwecken verliehen worden. Beim I. und II. Bataillon hatten die Rosetten die Form einer flammenden Granate.

Offizierkorps des Kaiser-Alexander Garde-Grenadier-Regiments Nr. 1 (Berlin). Wohl älteres Foto vom originalen Foto, datiert: 23.05.1913.
Füsiliere aus dem Kaiser-Alexander Garde-Grenadier-Regiments Nr. 1 (Berlin) in Paradeuniform. Fotograf: E. Postlep/ Berlin. Originale Fotoaufnahme um 1900. Ausschnitt.
Grenadiere aus dem Kaiser-Alexander Garde-Grenadier-Regiments Nr. 1 (Berlin) mit den besonderen Parademützen. Originale Fotokarte. Fotograf: Max Piepenhagen/ Berlin.
Infanterie-Uniform (Preußen). Verschiedenes: Kragen, Ärmelaufschläge, Litzen, Schärpe.
Angehörige eines Garde-Grenadier-Regiments beim Wachdienst in Berlin. Originale Fotokarte, gelaufen am 02.04.1911.
Unteroffiziere im Mantel aus dem Garde-Grenadier-Regiment Nr. 5 im Mantel. Schon 1897 waren Litzen auf den Mantelpatten für das 5. Garde-Regiment zu Fuß und das 5. Garde-Grenadier-Regiment befohlen worden. Fotoaufnahme 1914

XIX. Das Lehr-Infanterie-Bataillon

"Dieses Bataillon, so wie die weiter unten erwähnten Lehr-Eskadron, bezwecken die größte Gleichförmigkeit, sowohl in der Kleidung wie im Exerzieren in allen einzelnen Theilen der Armee herbeizuführen. Zu dem Lehr-Bataillon werden von allen Infanterie-Regimentern Mannschaften im April eines jeden Jahres zusammengezogen. Ein Stabsoffizier, gewöhnlich vom Garde-Korps, wird dem Bataillon als Kommandeur vorgesetzt, und von demselben exerziert. Mit der beendigten Herbstübung kehren diese Kommandierten zu ihren Regimentern zurück, nur ein Stamm des Bataillons bleibt während des Winters in Potsdam zurück. Derselbe ist in den Nebengebäuden des neuen Palais, die Communs genannt, zu Potsdam einquartiert, und wird in jedem Frühjahr wieder durch neue von den Regimentern dazu auserwählten Mannschaften, zu einem Bataillon formiert. Die zum Lehr-Infanterie-Bataillon geschickten Unteroffiziere und Soldaten, müssen sich entweder zu einer längeren Dienstzeit verpflichtet haben, oder noch anderthalb Jahr dienen. Sind sie vom letzten Ersatze, so müssen sie vollständigen ausexerziert sein. Sie erhalten nach beendigtem Kommando ein Abzeichen, bestehend in einer Schnur auf den Achselstücken, von der Farbe ihres Regiments. Die Wahl der Offiziere zum Lehr-Bataillon wird als eine Auszeichnung angesehen. Dieses Bataillon besteht aus zwanzig Offizieren und 621 Unteroffizieren und Gemeinen, der Stamm ist 132 Mann stark. Vom Garde-Korps sind bei demselben zur Dienstleistung, ein Stabsoffizier als Kommandeur, ein Leutnant als Adjutant, vier Unteroffiziere und ein Spielmann als Bataillonstambour kommandiert" (Die Staatskräfte der preussischen Monarchie unter Friedrich Wilhelm III., Band 3, Freiherr von Zedlitz, Berlin 1830, Seite 56.).

Die zum Lehr-Infanterie-Bataillon abkommandierten Mannschaften trugen während der Dauer ihres Kommandos keine Haarbüsche zum Helm. Fotoaufnahme 1913.

Vorbeimarsch des Infanterie-Lehr-Bataillons vor Kaiser Wilhelm II. und dem bulgarischen Zaren in Potsdam im Jahre 1913. Originale Fotokarte.

XX. Zur Uniformierung der Linien-Grenadier-Regimenter

Am Helm der Grenadier-Regimenter wurde seit 1897 der Gardeadler ohne Stern getragen, vorher der heraldische Adler mit Brustschild und den verschlungenen Buchstaben: FWR. Einige Einheiten hatten am Helmzierrat besondere Bandeaus, z. B. Nr. 1, 4, 7 usw.

XXI. Zur Uniformierung der Linien-Musketier-/ Füsilier-Regimenter

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Reservistenbild des 7. Rheinischen Infanterie-Regiments Nr. 69 (Trier). Fotoaufnahme 1880.
Offizier aus dem Füsilier-Regiment von Gersdorff (Kurhessisches) Nr. 80 (Wiesbaden/ Bad Homburg vor der Höhe) in Paradeuniform.

XXII. Reitausrüstung

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XXII. Besonderheiten der Montierung der Radfahrer

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XXIV. Zelt- und Schanzzeug

Seit 1892 (14.02.) gab es auch eine tragbare Zeltausrüstung, die über dem Mantel geschnallt wurde. Es handelte sich um eine Zeltbahn und Pflöcke in einem Zeltzubehörbeutel. Aus dieser Zeltausrüstung konnten Schutzdächer z.B. für 2 Mann oder auch Mannschaftszelte zusammengestellt werden.

Große Rundzelte wurden bei großen Truppenübungen benutzt wurden und mit der Bagage nachgefahren.

Zeltlager der 5. Kompanie des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Kurhessisches) Nr. 80 (Wiesbaden/ Bad Homburg vor der Höhe) in Main (Kästrich).
Lagerszene auch mit Soldaten des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Kurhessisches) Nr. 80 (Wiesbaden/ Bad Homburg vor der Höhe) in Main (Kästrich). Fotograf: Julius Gross/ Mainz. Fotoaufnahme 1895.
Garde-Schützen im Biwak mit einem aus Zeltbahnen gefertigten Schutz. Fotograf: Atelier F. Jantsch/ Berlin Schöneberg. Fotoaufnahme 1908.

XXIV. Zur Bewaffnung : Handfeuerwaffen und Patronentaschen sowie Blankwaffen

Da das Zündnadelgewehr noch eine relativ geringe Schussweite aufwies und recht schwer war, wurde 1872 (22.03.) das Gewehr M 71 eingeführt. Es war von den Gebrüdern Mauser konstruiert worden.

Das Gewehr M 71/ 84 wurde als das für die Fußtruppen einheitliche Modell bestimmt. Mit dem Gewehr M 71 wurden Metallpatronen üblich. Es war 1,35 m lang und der Kaliber kleiner (11 mm).

Die Jäger bzw. Schützen und die Pioniere erhielten später die etwas kürzere Büchse M 71. Sie hatte nur einen Ring. Foto ohne Ort und Datum, um 1860.

Mit VO vom 09.11.1888 wurde das Gewehr M 88 eingeführt. Es gestattete das gleichzeitige Laden von 5 Patronen (in einem Rahmen). Hierfür war es mit einem Kasten ausgestattet.

Das Gewehr M 88 wurde durch das Modell M 98 abgelöst, welches ein wenig länger war. Die Patronen steckten nun in einem Metallstreifen. Fotoaufnahme 1908.

Seit 1896 wurde das Lederfutteral links vom Schloss der Feldbinde getragen.

Der Revolver wurde schließlich durch die Pistole 08 abgelöst. Fotoaufnahme 1911.

Seit 1850 wurden kleine Patronentaschen üblich, die vorn an weißen (wie hier) oder schwarzen Schlaufen am Gürtel links und rechts neben dem Koppelschloss getragen wurden. Sie fassten jeweils 20 Patronen. War der Tornister unbepackt, wurde zumeist nur eine Patronentasche getragen. Das Modell 1874 nahm die Patronen einzelnen in Lederhülsen und nicht mehr in Päckchen auf. Sie war nach vorn zu öffnen.

1808 behielten die Offiziere den Degen. Der Degen im altpreußischen Stil hatte eine Lederscheide mit Beschlag aus Messing. Der Bügel der Waffe war vergoldet und der Griff mit Silberdraht umsponnen. Die Klinge war sechskantig.  

Am Griff des Degens (bzw. Säbels) wurde ein silbernes mit schwarzer Seide durchwirktes Portepee an einem entsprechenden Band getragen.

Seit Anfang der 20iger Jahre waren die Quasten des Portepees geschlossen.  

Der Degen wurde seit Einführung des Waffenrockes durch einen Schlitz links im Schoss gesteckt (A.K.O. vom 04.05.1843).

Frühe Aufnahme eines Offiziers aus dem Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westf.) Nr. 13 (Münster) im Dienstanzug. Originales Foto um 1871.

Ab 1888 (22.03.) wurde für alle Offiziere der Fußtruppen ein einheitliches Degenmodell eingeführt. Es zeigte einen in den Korb eingearbeiteten Adler und auf dem Griff den verschlungenen königlichen Namenszug.  

Am 15.06.1905 wurde befohlen, dass zukünftig alle Stahlscheiden zu schwärzen bzw. dunkel zu färben sind. Seit 1910 (14.12.) fiel der untere Ring der Degenscheide fort. Der Grund hierfür war die Abschaffung des Schleppriemens.

Der IOD 89 Ausschnitte aus verschiedenen originalen Fotos).

XXVI. Maschinengewehr-Kompanien

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