Die preußische Armee unter Friedrich Wilhelm I. (1713 - 40) - 5. Kapitel - Die Kavallerie

Bestand an Kavallerie im Jahre 1713 und der Ausbau der Armee

Als Friedrich Wilhelm I. im Jahre 1713 den Thron bestieg, fand er an Reiterei 97 Kompanien (Haustruppen = Garde du Corps und Gens d`armes und 13 Regimenter, sowie 1 Freikompanie) mit 7737 Mann (= 3791 Reuter und 3946 Dragoner) vor. An Reutern waren vorhanden: Garde du Corps, Gens d`armes, Leibregiment, Kronprinz, Prinz Friedrich Wilhelm, Wartensleben, Schlippenbach, Bayreuth, du Portail, Heiden und Katte, die letzteren beiden Formationen in holländischem Sold. An Dragonern waren vorhanden: Leibregiment, Prinz Albrecht Friedrich, Ansbach, Derflinger, Pannewitz, Albe und Ciesielsky (letztere Formation nur 1 Offizier und 60 Gemeine stark). Auch die Kavallerie nahm Anteil an dem konsequenten Ausbau der Armee unter dem Soldatenkönig. Ihre Personalstärke entwickelte in diesem Zeitraum wie folgt: 8259 (1713), 9563 (1715), 11660 (1720), 15497 (1729), 16644 (1733), 17801 (1738) und 18188 (1740)1, sie war also am Ende der Regentschaft Friedrich Wilhelms I. um das 2,3fache vermehrt worden. Die Reiterei zählte nun: 12 Regimenter zu Pferde (= Kürassiere), 6 Dragoner-Regimenter und 2 Husarenkorps.

Gattungen der Kavallerie

Im 17. Jahrhundert kannte man als verschiedene Ausprägungen der Reiterei die Lanzenreiter, die Kürisser, die Arquebusiere und die Dragoner, hiervon sollten in der weiteren Entwicklung nur die Kürassiere als Nachfolger der Lanzenreiter und die Dragoner übrigbleiben. Im 18. Jahrhundert traten dann nach osteuropäischen Vorbildern noch die Husaren und die Ulanen dazu. Die eigentliche schwere Kavallerie waren die Regimenter zu Pferde2. Die Regimenter zu Pferde zählten seit dem 01.12.1718 je 5 Eskadronen, welche sich jeweils in 2 Kompanien gliederten. Diese Einteilung galt bis zum Jahre 1789, nur K 10 und ab 1798 K 13 behielten sie darüber hinaus. Die meisten Regimenter zu Pferde entstanden durch Umwandlung ehemaliger Dragoner- Regimenter, was nach der Anschauung der Zeit eine soziale Aufwertung bedeutete. Am 06.08.1715 wurde das Dragoner-Regiment v. Pannewitz zu einem Regiment zu Pferde (K 12) umgewandelt, am 11.06.1717 folgten Lottum und Markgraf Albrecht (K 7 bzw. K 11), Anfang 1718 Blanckensee (K 4). Im gleichen Jahr verteilte man die Dragoner-Regimenter Wartensleben und Heiden auf verschiedene Regimenter zu Pferde. Durch Teilung von K 1 (1725) bzw. K 6 (1727) entstanden K 2 und K 7.

Benennung der Regimenter

Die Regimenter wurden nach ihren Inhabern (= Chefs) benannt und rangierten nach deren Dienstalter, die Rangierung nach Stiftungsjahren wurde erst später anerkannt, aber bis zum Niedergang der altpreußischen Armee nicht amtlich verwendet. Einige Regimenter zu Pferde führten jedoch besondere Bezeichnungen: K 3 (1672 gegründet) = Leibkürassier-Regiment, K 10 = Gens d`armes und K 11 = Leibkarabinier-Regiment.

Formierung von K 10

Unter Friedrich Wilhelm I. galt K 10 als das vornehmste Regiment der Kavallerie, in einem Schreiben an General-Lieutenant v. Natzmer vom 30.12.1713 bezeichnete der König K 10 als das "Erste Regiment unseres Hauses"3. Bereits bei Errichtung der Eskadron Gens d`armes im Jahre 1691 wurde der Formation ein Gardestatus ugebilligt: "Diese Esquadron Gens d'armes wollen Wir als ein Corps von Unserm Kurfürstl. Hause consideriren, derselben auch alle Prärogativen und Freiheiten, gleichwie es bei dem Corps der Grands-Mousquetairs gebräuchlich, genießen lassen, wobei Wir Unserm Obersten und diese Esquadron gebührend moitiniren werden ... Von allen andern Fatiguen aber als von Particulierwachten im Lager, Arbeit und sonsten anderem Commando, welche man keiner Garde anmutet, soll diese Esquadron befreiet sein und bleiben"4.

K 10, zunächst nur 1 Eskadron stark, wurde nun zu einem eigenen Regiment ausgebaut. Am 03.04.1713 befahl Friedrich Wilhelm I. dem General-Lieutenant v. Natzmer: "Früher haben wir Euch bereits bekannt gemacht, daß wir Euch ein eigenes Regiment zu Pferd aus allergnädigstem zu Euch habenden Vertrauen destinirt. Zu solchem Regiment wollen Wir 1. die esquadron gens d'armes in 80 Mann bestehend und 2. die Freikompagnie des Obristlieutenants Ciesielski von 75 Mann stoßen lassen. Auf die übrigen aber zu diesem Regiment annoch benothigte 295 Mann, sind Wir gemeinet: vom bevorstehenden 20 Mai a 25 Thlr. pro Mann und Pferd, welche in Allem die Summe von 7375 Thlr. ausmachen, aus Unserer General-Kriegs-Casse, nebst der Verpflegung vom 1. Juni an, auf das ganze Rgmt. zahlen zu lassen, mit dem Bedinge: daß auch alsdann das Rgmt. binnen Jahr und Tag complet an Mannschaft und Pferden gestellet werde und da Wir nun die desfalls erforderliche Assignationes zu rechter Zeit ausfertigen lassen werden: so habt Ihr auch inzwischen alle nöthige Anstalt zu verfügen, daß der hierbei von Uns intentionierte Zweck dergestalt erreicht werden: so habt Ihr auch inzwischen alle nöthige Anstalt zu verfügen, daß der hierbei von Uns intentionierte Zweck dergestalt erreicht werden möge, als Unsrer deshalb zu Euch habenden allergnädigsten Considenz es gemäß ist und falls
Ihr hiebei annoch in ein und andern etwas zu erinnern hättet, wollen Wir dessen zu so viel mehrer Beförderung der Sache, gewärtigen. Friedrich Wilhelm
" (Cöln, den 3. April 1713)5.

Reiter vom preußischen Regiments Gens d´armes (Nr. 10) um 1735. Entnommen aus: Martin Lezius, Das Ehrenkleid des Soldaten S. 196.

Garnision und Ansehen von K 10

Das Regiment Gens d`armes garnisonierte in Berlin und wurde von der Bürgerschaft geschätzt: " Eine besondere Merkwürdigkeit dieses Jahres (Anmerkung: 1724) ist es, daß der Monarch eine wichtige Veränderung vornahm, und die bisher auf dem platten Lande zerstreut gelegene Reuterei zusammenzog und in die Städte verlegte. Das erstere gewann dabei nicht wenig und die letz(t)er(e)n kamen in Aufnahme, Berlin bekam das Gens d`armes - Regiment in seine Ringmauern. Dies vortrefliche Korps machte damals eine Hauptzierde des preußischen Heeres aus, und genoß auch eine Menge von Vorzüge(n) vor andern Truppen. Es bestand aus den besten und wohlhabensten Leuten, und da es einmal Bestimmung für Jedermann der die Waffen tragen konnte war, Soldat zu werden, so zog dies Regiment wegen der vielen Vortheile und der Achtung so es genoß, die Aufmerksamkeit aller bemittelten Bürger auf sich. Jeder Hausvater wandte gern was in seinen Kräften stand daran, um seinen Sohn oder seine Kinder zu demselben zu ringen. Die Gens d`armes waren Haustruppen und man fand eine Ehre darinn unter denselben zu dienen; daher konnte es ihnen nie an schönen Rekruten fehlen, auch war es nicht möglich etwas schöneres von Reuterei als sie zu sehen ... "6.

Formierung von K 3

K 3 rangierte hinter K 10, genoss aber nicht die Vorrechte der Garde. K 11 war am 11.06.1717 aus einem Dragoner-Regiment (Markgraf Albrecht) in ein Regiment zu Pferde umgewandelt worden, wobei dieser mit besonderen Verdiensten begründete Schritt als sozialer Aufstieg in der Hierachie der Armee gewertet wurde. Die entsprechende Ordre lautete: "Nachdem Seine Königl. Majestät in Pr. Dero des Prinzen Albrecht Friderichs Hoh. Regiment Dragoner aus besonderer Gnade und Distinction zum Regiment Reuther declariret, jedoch dergestalt, daß dasselbe bis zu weiterer ordre in der bisherigen Verpflegung stehen bleibet, indessen aber die Trompeters bey gedachten Regiment mit dem fordersambsten angeschaffet werden sollen"7. Am 28.04.1738 erhielt K 11 die Bezeichnung: Leibkarabinier- Regiment und als Rang den Platz gleich nach dem Leibregiment (K 3) zugewiesen: "Wir Friedrich Wilhelm König in Pr. Nachdem Wir allergnädigst resolviret, nach jüngst erfolgtem Ableben weyland Unseres Generalmajors des Grafen v. Truchses dessen bis dahin unter gehabtes Regiment zu Pferd Leib Carabiniers Regimente zu declariren. Anfänglich und forderst soll Unser Leib Carabinier Regiment den Rang gleich nach Unserem Leib Regiment zu Pferd haben; Er, Unser Obrister, der Graff v. Wartensleben aber das Kommando darüber zu führen“8. Erst mit Errichtung des Regimentes Garde du Corps (K 13) im Jahre 1740 wurde K 10 von dem ersten Platz in der Rangfolge der Kavallerie-Regimenter verdrängt9.

Etat der Regimenter zu Pferde

Der Etat eines Regiments zu Pferde betrug außer den 30 Überkompletten insgesamt 726 Personen, nämlich: 10 Rittmeister (einschließlich der Stabsoffiziere), 10 Lieutenants (darunter 3 Stabsrittmeister), 11 Kornetts (darunter 1 Adjutant), 10 Wachtmeister, 10 Quartiermacher (Fouriere), 40 Korporale, 10 Trompeter, 5 Feldschers, 10 Fahnenschmiede und 660 Gemeine (Reuter genannt). Für die Unteroffiziere, Trompeter, Gemeine und Fahnenschmiede gehörten 742 Dienstpferde zum Regiment.

Geschichte der Dragoner

Die Dragoner entstanden im 17. Jahrhundert als berittene Infanterie, man wollte damit die Feuerkraft der Infanterie mit der Beweglichkeit der Kavallerie verbinden. Die Dragoner kämpften zunächst noch zu Fuß und waren infanteristisch organisiert. Noch unter König Friedrich 1. galten sie als berittene Infanterie, waren aber ähnlich bewaffnet und gekleidet wie die Reuter. Mit der Zeit glichen sie sich jedoch in Ausrüstung und Taktik immer mehr der klassischen Reiterei an. Dieser Umwandlungsprozess zu Reutern setzte sich unter Friedrich Wilhelm 1. fort und vollendete sich unter dessen Nachfolger. Im Jahre 1715 wurden kurzfristig auch die Dragoner mit Kürassen (nur Bruststücke) ausgerüstet, ergänzend sollten sie wie die Regimenter zu Pferde Lederkollets erhalten. Damit strebte der Soldatenkönig offensichtlich die Schaffung einer Einheitskavallerie an10. Nachdem aber die meisten Dragoner-Regimenter zu Regimentern zu Pferde umgewandelt worden waren, fiel die Ausstattung mit Kürassen wieder fort11.

Infanteristische Merkmale der Dragoner und das Pferdematerial

Den Dragonern hafteten aber noch lange infanteristische Merkmale an, so trugen sie den Rock und die Weste der Infanterie, hatten Fähnrichs, die Spielleute waren Tambours und keine Trompeter und die Kompaniechefs hießen Kapitains und nicht Rittmeister.

Das Pferdematerial war insgesamt kleiner als bei den Regimentern zu Pferde.

Etat der Dragoner-Regimenter

1740 existierten 6 Dragoner-Regimenter, hiervon zählten drei Regimenter (D 1., III./lV., V.) jeweils 10 Eskadronen und waren damit doppelt so stark wie ein gewöhnliches Kavallerie-Regiment. Zu ihren Etats gehörten: 10 Kapitains, 20 Premierlieutenants, 20 Souslieutenants, 12 Fähnrichs, 10 Wachtmeister, 10 Quartiermeister, 100 Korporals, 10 Fahnenschmiede, 30 Tambours, 8 - 10 Feldschers, 1320 Gemeine und 50 Überkomplette (Dienstpferde: 1486). Die restlichen Regimenter (D II, VI., VII) mit nur 5 Eskadrons zählten: 10 Kapitains, 10 Lieutenants, 11 Fähnrichs, 10 Wachtmeister, 10 Quartiermeister, 40 Korporals, 5 Fahnenschmiede, 20 Tambours, 5 Feldschers, 660 Gemeine und 30 Überkomplette12.

Regimentsinhaber der Dragoner-Regimenter um 1740

Die 6 Regimenter führten am Ende der Regentschaft des Soldatenkönigs folgende Chefs:

D I.: Oberst Hans Friedrich v. Platen (seit dem 13.08.1725),

DII.: Oberst Frhr. v. Sonsfeld (seit dem 13.08.1725),

DIII.: Oberst Adolph Friedrich v.d. Schulenburg (seit dem 2.02.1724),

D V.: Markgraf Friedrich v. Bayreuth (seit dem 7.08.1731),

D VI.: Oberst Friedrich Christoph v. Möllendorff (seit dem 23.09.1734) und

D VII.: Oberst Christoph Friedrich v. Thümen (seit dem 23.12.1737).

Formierung von D VI

Interessant ist, dass man das Dragoner-Regiment v. Wuthenow (später v. Möllendorff, D VI) scherzweise Porzellandragoner nannte, da es im Jahre 1717 (Kapitulation vom 19.04.1717) aus 600 übernommenen sächsischen Reitern gebildet wurde. Für diese war anstatt mit Bargeld mit kostbarem Porzellan aus königlichen Schlössern bezahlt worden. Gleichzeitig erhielt Oberst Achaz v. d. Schulenburg den Befehl zur Aufstellung eines Dragoner-Regiments zu 8 Kompanien.

Die Vorschläge zur Formierung des Regimentes, die entsprechenden königlichen Anmerkungen und die Capitulations Puncte vor den Obrist. Von Schulenburg auf das von Ihm zu errichtende Regiment Drag." vom 02.04.1717 übermittelt Albedyll13. Den Grundstock für das Regiment bildeten Abgaben aller Kavallerie-Regimenter (außer K 10): "circular ordre an die Cavallerie daß sie 44 unteroffu. und 300 gemeine Reutter Drago. abgeben sollen sonder Pferde und Mundur nur ein alter Mundirungs Rock auff dem Leibe. Die Leuthe sollen den 1 Juny dem Neuen schullenburgischen Dragoner Rgmt. geliewert sein, die Leuthe sollen nit über 40 Jahr und nit unter 20 Jahr, sie müssen alle zwey Cam(pagnen) gethan haben sollen lauter Landeskinder seyn. Kein Ausländer, in specie mussen sie zwey Camp. gethan haben. Weil biß den 1 Juny noch zwey Monat hin ist sollen die Regimenter zwischen die beiden Monat sich wieder complettiren mit düchtige junge Mannschaft, der Gen. Mj. Grumbkau soll das detail wie vihl jedes Regiment livren soll"14. Die noch zum Etat fehlenden Soldaten mussten angeworben werden.

Besonderheiten von DIII

Das Dragoner-Regiment D III. führte seit dem 22.08.1714 die ehrenvolle Bezeichnung "Grenadiere zu Pferde", die entsprechende königliche Ordre lautete: " ... welchergestalt Wir zur Bezeigung Unseres an Euer bisheriges Regiment Dragouner bei der Revue gehabten allergnädigsten Wohlgefallens und zu desselben soviel mehrer Distinktion allergnädigst gut gefunden, daß besagtes Regiment von nun an nicht mehr den Namen vom Dragouner-Regiment, sondern von Grenadiers zu Pferde führen sol"15. Um diese Auszeichnung auch äußerlich zu dokumentieren, war die Formation mit besonderen Kopfbedeckungen ausgestattet. Neben den üblichen Hüten für den kleinen und mittleren Dienst trug das Regiment fortan eine Art Füsiliermütze (dargestellt in der Dessauer Spezifikation von 1729), später scheint es die von No. 6 abgelegte Garnitur von Grenadiermützen getragen zu haben (dargestellt in der Dessauer Spezifikation von 1737). Aufgrund eines bösen Versagens einer Schwadron des Regimentes am 27.02.1741 bei Baumgarten verlor es aber diese besondere Kopfbedeckung und musste sie an das Infanterie-Regiment No. 42 abgeben“16.

Darstellung der Uniformen des Dragoner-Regiments Nr. 3 (Grenadiers zu Pferde). Von Krickel. Entnommen aus der originalen Regimentsgeschichte: E. v. Hagen, Geschichte des Neumärkischen Dragoner-Regiments Nr. 3, Berlin 1885.

Entstehung der Husaren

Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass auch die Preußischen Husaren ihre Entstehung Friedrich Wilhelm I. verdanken. Ihre Errichtung fällt in das Jahr 1721. In diesem Jahre bildete General Heinrich Jordan v. Wuthenow (1657 - 1727, seit 1713 General-Major, ab 1721 Generallieutenant, ab 28.03.1717 Chef von D VI.) den Stamm dieser Truppe, der erste Kommandeur war Capitain (Rittmeister) Schmidt. Das kleine Korps (30 Mann) war D VI. unter der Bezeichnung: Preußische Husaren zugeordnet. Die Husaren haben ihren Ursprung in den ungarischen Reitern im österreichischen Heer. Von Anfang an war die national-ungarische Tracht charakteristisch für die Bekleidung der Husaren, ihre Aufgabe als leichte Reiter insbesondere Aufklärung und Sicherungsdienst. Laut Transfeldt17 erklärt sich auch vor diesem Hintergrund ihre Bezeichnung. Das Wort huszar ist demnach als  Hußar nach Deutschland gekommen und stammt von dem mittellateinischen cursarius (= Untemehmer von Streifzügen, Streifereien). Hieraus entstand das altitalienische corsare (= Räuber, Seeräuber, Korsar). Mit dieser Bedeutung ist das Wort Husar etwa seit 1600 bekannt. Die regulären Husarenverbände des 18. Jahrhunderts haben somit ihre Wurzeln in den bereits im Dreißigjährigen Krieg auftretenden kaiserlichen Husaren, sie waren neben den ebenfalls nach österreichischen Vorbild (Panduren) entstandenen Freitruppen die maßgeblichen Träger des so genannten Kleinen Krieges.

Wirkliche Bedeutung - in Preußen sogar als reguläre Schlachtenkavallerie - erhielten sie aber erst unter dem Nachfolger des Soldatenkönigs. Die erste Husareneinheit wurde 1722 auf 2 Kompanien verstärkt. 1727 wurde D VI. geteilt, die Husaren wurden nunmehr D VII. (Garnisonen: Insterburg, Ragnit, Goldapp, Stallupönen, Pittkallen) zugeordnet. Ihr Etat betrug im Jahre 1727 150 Mann, das Kommando hatte Rittmeister v. Bronikowski. 1730 waren es 300 Husaren in 3 Eskadonen. 1724 erlitt die junge Waffengattung mit der Fahnenflucht einer ganzen Kompanie unter dem Rittmeister Gabor einen herben Rückschlag, empört schreibt der König am 19.09.1724 an seinen militärischen Vertrauten, den Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau: „… volte Gott ich krigete den Ritmeister wiede(r) ich will 3000 (Thlr.) gehb(e)n wer Ihn lebendig wieder lievert ich bin so chagrin da rüber das ich nits mehr schreib(e)n kan(n),,18. Der Vorfall blieb aber nur eine (schmerzliche) Episode.

Formierung der Berlinischen und Preußischen Husaren

Im Jahre 1730 entstanden die Berlinischen Husaren. Da sie von dem Oberstlieutenant Egidius Arend v. Beneckendorff befehligt wurden, nannte man sie auch Beneckendorfsches Corps Husaren. Ihr Etat betrug zunächst 120 Mann und die Garnisonen waren: Berlin und Beelitz. In dieser Formation begann der spätere populäre Husarengeneral Hans Joachim von Zieten seine Karriere als Kavallerist. 1731 war die neue Husarenformation bereits auf 2 Kompanien mit zusammen 160 Mann angewachsen. Der Biograph Friedrich Wilhelms I., Fassmann, berichtet über die innere Struktur usw. der neu entstandenen Husarenformation: "Diese neuerrichteten zwey Compagnien Hussaren, welche seit dem auch können seyn vermehret worden, bestehen meistentheils aus Teutschen, und zwar solchen Leuten, die dem König schon unter der Infanterie gedienet; doch die behörige Länge nicht gehabt, dargegen ramassirt und untersetzt sind. Es wurde von ihnen gefordert: Gottesfürchtig und dem König treu, durchaus aber keine Spieler und Säujfer zu seyn. Der Commandant beyder
Compagnien aber ist der Obrist-Lieutenant, Herr von Beneckendorff, ein gebohrner Teutscher; ob gleich mit seinem Bart, und auch sonst, einem Ungar vollkommen gleich siehet, ja fast gebrochen teutsch redet; welches
daher kommet, weil er lange Jahre unter denen Hussaren in Kayserlichen, und nachero in Fürstlichen Oettingischen Diensten gestanden. Die Pferde, solche beyde Compagnien Hussaren beritten zu machen, liessen lhro Majestät der König aus Ungarn kommen, und es waren die meistens darunter dermassen wild, daß ihre Reuter, die in der Reuterey ohne diß'. noch ziemlich unerfahren gewesen, nicht selten abgeworffen und auf die Erde geschmissen worden, dergestalt, daß ihrer etliche die Rieben im Leibe entzwey, andere aber einen Arm oder ein Bein gebrochen ... "19.

Bis 1733 zählte sie 402 Mann in 3 Eskadronen. Die Berlinischen Husaren unterstanden (ab 1731) unter dem unmittelbaren Befehl des Königs, im Jahre 1736 wurden sie - nunmehr unter dem Kommando des Majors v. Wurmb (seit 10.01.) - zum Kgl. Leibkorps Husaren (H 2) erhoben (seit 01.06.) und in Berlin vereinigt.

Seit dem 23.12.1735 war hingegen Friedrich Heinrich Eugen Prinz von Anhalt-Dessau (Sohn des Generalfeldmarschalls, 1705 - 1781, seit 1732 Chef von D VII, später von K 6, bleibt aber Chef des Korps preuß. Husaren) Chef der Preußischen Husaren (H 1), diese umfassten 1739 720 Husaren in 6 Eskadronen. Zum Ende der Regierungszeit Friedrich Wilhelms I. zählte das Leib Corps Husaren: 21 Offiziere, 22 Unteroffiziere, 6 Trompeter, 3 Feldscher, 3 Fahnenschmiede, 402 Gemeine und 404 Pferde, das Prinz Eugenius-Husaren-Corps: 24 Offiziere, 60 Unteroffiziere, 12 Trompeter, 3 Feldscher, 720 Gemeine und 795 Pferde20.

Ergänzung der Kavallerie durch das Kantonssystem

Wie die Infanterie ergänzte sich auch die Kavallerie aus der Lieferung der Rekruten "von dem Lande, Städten und denen Kreisen" bzw. aufgrund der Werbung durch die Regimenter im In- und Ausland (VA vom 22.06.1713), später wurde dieser Ersatzmodus durch die Enrollierung von potentiellen Rekruten im näheren Umfeld der Standquartiere ergänzt. Diese durch das Militär zunächst eigenmächtig initiierte - wenig kostenintensive - Praxis
wurde durch u. A. die KO vom 0l.05.1733 als so genanntes Kantonsystem offiziell etabliert und detailliert geregelt. Den einzelnen Formationen wurden nun konkrete Wehrersatzbezirke (= Kantone) zugewiesen. Die Zahl der Feuerstellen war in den Kantonen unterschiedlich, wobei den Formationen der Kavallerie aufgrund der geringeren Etatsstärke zwangsläufig Ersatzbezirke mit weniger Feuerstellen zugeteilt wurden, und zwar21:

 

 

Regimenter zu Pferde

Dragoner-Regimenter

Brandenburg

1800

Pommern

 

1400

Ostpreußen

3800-3870

3320

 Noch zu ergänzen: Näheres zum Kantonersatz der Kavallerie.

Ergänzung der Kavallerie durch die Werbung

Daneben blieb die auswärtige Werbung bestehen, ausführlich in den Reglements aus dem Jahre 1732 geregelt"22.Die Kavallerie setzte sich folglich ebenso wie die Infanterie aus Aus- und Inländern zusammen, wobei auch hier der Körpergröße des Ersatzes eine nicht geringe Bedeutung beigemessen wurde.

Der Ab- und Zugang gestaltete sich bei der Kavallerie im besagten Zeitraum wie aus der Tabelle ersichtlich.

Remontierung

In der Zeit von 1713 - 40 wurden nach den monatlichen Generallisten 37065 Pferde an-, hingegen 29417 Pferde abgeschafft. Unter König Friedrich Wilhelm I. wurde die zentrale Beschaffung der Ersatzpferde eingeführt, vorher hatte es sich hierbei um eine Angelegenheit der einzelnen Formationen gehandelt. Im Jahre 1724 regelte der König das Ökonomiewesen der tief verschuldeten Kavallerie-Regimenter und entwickelte ein konkretes Programm für deren Entschuldung. In diesem Zusammenhang wurde auch der Modus der Remontierung novelliert. Im Jahre 1727 wurden für die Kavallerie so genannte Ökonomie-Reglements erlassen23. Demnach sollten nur solche Pferde ausrangiert werden, die nicht mehr felddienstfähig waren. Ab 1727 sollten die Regimenter zu Pferde jährlich (im August) 50 Pferde ausrangieren und ersetzen. Für den sonstigen Abgang rechnete man 20 Pferde, bei den Dragonern waren es zusammen 46 Pferde, ab 1739 erhielten sie ebenso 70 Remonten jährlich"24. Unter dem 06.11.1739 schrieb der König an Hans Jürgen Detloff v. Massow (1686- 1761): "Jedes Regiment muss künftig mit 70 Remonte Pferden jährlich auskommen. Wiedrigenfalls der Chef und Commandeur die mehreren Pferde nicht nur aus ihrem Beutel bezahlten, sondern überdem noch zur Verantwortung gezogen werden sollen25.

Finanzierung des Pferdeersatzes

Die durchschnittliche Dienstzeit eines Pferdes wurde mit 10 Jahren angenommen. Die alten Pferde wurden verkauft und der Erlös für die Remontierung verwandt. Man ging von einem durchschnittlichen Erlös von 6 Reichsthaler je Pferd aus. Die Beträge wurden der Pferdekasse zugeführt und dort für die Remontierung stehen gelassen. Der Preis für den Ersatz eines ausrangierten Pferdes der Regimenter zu Pferde betrug 75 Reichsthaler (ohne Kosten für den Transport), der für Dragoner-Pferde angesetzte Pauschalpreis war geringer, er betrug 50 Reichsthaler (ab 1738: 55 Reichsthaler). Die Ersatzpferde wurden erst für den kommenden Februar (ab 1737: Mitte November26 angeschafft, sodass auch die ersparten Kosten für die Fourage der Pferdekasse zufließen konnten. Die restlichen Kosten der Remontierung finanzierten sich aus monatlichen Abzügen von der Löhnung der Reuter/ Dragoner/ Husaren. Von der monatlichen Löhnung beim Regiment Gens d`armes in Höhe von 6 Reichsthaler brutto betrug der entsprechende Abzug 16 Groschen, die Soldaten bezahlten demnach neben ihrer Uniformierung und Ausrüstung auch ihre Pferde selbst27. Die Löhnung beim vorgenannten elitären Regiment Gens d`armes war aber höher als bei den übrigen Formationen der Kavallerie, der monatliche Abzug für die Remontierung deshalb bei diesen Regimentern geringer. Das Regiment Prinz Gustav zu Pferde erwirtschaftete z. B. im Jahre 1734 für die Remontierung insgesamt 9383 Reichsthaler, 19 Groschen, 4 Pfennig, beim Dragoner-Regiment Prinz Eugen waren es im Jahre 1733 insgesamt 3994 Reichsthaler, 20 Groschen, 10 Pfennig. Auch die Kosten die Uniformen bzw. Ausrüstung der Kavallerie- Offiziere waren exakt vorgegeben, hierbei wurde bei den Offizieren der Regimenter zu Pferde - bei einer durchschnittlichen Dienstzeit von 10 Jahren - jeweils auch ein Paradepferd mit 150 Reichthaler und 1 Nebenpferd mit 80 Reichsthaler in Ansatz gebracht. Für die Offiziere der Dragoner-Regimenter berücksichtigte man 2 Pferde für zusammen 230 Reichsthaler Die Husaren erhielten erst später Ökonomie-Reglements, ihr Pferdematerial war preiswerter, nämlich 50 Reichsthaler bei den Berlinerischen und 20 Reichsthaler und bei den Preußischen Husaren. Die Aufsicht über die Kasse von H 2 wurde am 11.01.1736 Wolf Adolf v. Pannwitz (1679-1750, ab 1739 Chef von KlO) übertragen"28.

Beschaffung der Pferde

Die Pferde wurden in der Regel im Ausland beschafft, z. B. in Hannover, Holstein und Jütland29, die Remonte der Husaren stammte aus Ungarn"30. Am 17.10.1730 zeigt sich der König Friedrich Wilhelm 1. gegenüber Johann v. Bronikowski (1690-1767, später Chef von H1) erfreut, dass er 110 Pferde aus der Türkei beschafft hatte“31. Das inländische Gestütswesen entwickelte sich erst und wurde durch den König (ab 1722) systematisch gefördert. Er gründete das Gestüt Trakehnen Ostpreußen. Für das Pferdematerial bestanden konkrete Anforderungen und der König verfolgte die Remontierung der Regimenter mit kritischem Blick. So schreibt er am 07.09.1736 an den Obristen von Geßler: "Ich habe Euer Schreiben vom 29. August erhalten und daraus ersehen, was Ihr mit dem Busemann wegen der Pferde Lieferung für ein Contract geschlossen, Ihr werdet also dafür sorgen, daß Ihr gute Pferde Kauffet und kein Kropp, denn wenn Sie hier oder zu Berlin durchkommen, werde Ich sie besehen, und wenn Ich Kropp darunter finde, ihnen die Ohren aufschlitzen lassen"32. Der König nahm auch Einfluss auf die Zusammensetzung der Remontekommandos"33. Diese waren - vor allem nach Polen oder Russland - auch in Friedenszeiten risikoreich.

Massvorgaben für Pferde

Ab dem 10.06.1735 wurde für die Pferde ein bestimmtes Maß vorgegeben, welches - ähnlich wie für die Soldaten - genau nachgehalten wurde. Der Befehl lautete: "Da Ich nöthig finde, bey denen Regimentern Cavallerie ein gewisses Maaß die Höhe der Pferde zu messen, einzuführen, dergl. eine Norme, wie hoch hinführo die Pferde bey denen Regimentern in jedem Gliede seyn sollen fest zu stellen, so schicke Ich hierbey sub A die Zeichnung von einem Pferde Maaß, nach welchem Ihr eines dergleichen machen, und die Pferde von Eurem Regiment damit, und zwar über dem Wieder Riß messen, auch eine Liste davon fertigen lassen sollet. Hiernechst erhaltet Ihr hierbey sub B eine Norme, wie hoch die Pferde bey Eurem Regiment seyn sollen, und sollen künftig keine kleineren Pferde angeschaffet, auch der Abgang nicht anders ersetzet werden, als so wie
diese Norme zeiget
"34.

Ausbildung und Taktik (wird noch ergänzt)

Taktische Änderungen, Feuergefecht-, - arten, Einsätze in der Zeit von 1713 - 1740,( z. B. im polnischen Erbfolgekrieg), Ausbildung, Reiten, Anforderungen an den Reiter, Hauptdienst zu Pferd, Hygiene, Innerer Dienst, Aufstieg der Unteroffiziere zum Offizier (Verweis auf meinen Aufsatz zum OK unter Fr. W. I.), Verhalten der Offiziere außer Dienst, Gottesdienst, Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, Wachdienst, Patrouillen, Brandschutzmaßnahmen, Gesundheitsfürsorge, Vereidigung, Desertion, Verpflegung, …

Revue des Regiment Gens d`armes (K 10) im Jahre 1730. Nach einem Kupferstich von Ch. Wolfgang. Entnommen aus: Georg Liebe, Der Soldat in der deutschen Vergangenheit, Leipzig 1899, S. 117.

Rolle der Kavallerie auch im Verhältnis zur Infanterie

Der ritterliche Reiterkrieger war mit dem Auftauchen des disziplinierten Fußvolkes in den Kriegen des 14. und 15. Jahrhunderts in den Hintergrund getreten, für lange Zeit sollten nun die massiven Gevierthaufen der Schweizer, der Landsknechte und später der Spanier das Schlachtgeschehen dominieren. Erst im Dreißigjährigen Krieg erfuhr die Reiterei eine Renaissance, die sich bereits in den Hugenottenkriegen angedeutet hatte. Ausgehend von den Schweden unter König Gustav Adolf wurden berittene Truppen wieder offensiv eingesetzt und machten dem Fußvolk als der bis dahin maßgeblichen Waffengattung erfolgreich Konkurrenz. Dennoch blieb die Kavallerie im Verhältnis zur Infanterie aus Kostengründen zahlenmäßig gering, auch suchte man im Verlauf des 17. Jahrhunderts die Entscheidung im Kampf durch ein Feuergefecht vom Pferde und nicht durch den Angriff im geschlossenen Verband mit der blanken Waffe. Deshalb war die Kavallerie jener Zeit ein schwerfälliges Instrument, eine Eigenschaft, die sie unter König Friedrich Wilhelm I. nicht verlieren sollte. Dieser baute zwar die Kavallerie aus, bevorzugte aber die Infanterie und vertraute auf deren abweisende Feuerkraft. Schon 1718 bestand die Überzeugung: "Ich defiire anjetzo der besten Kavallerie einzubrechen, wenn sie uns auf freiem Felde attaquiert, ich glaube dem Teufel in der Hellen (= Hölle) würde man mit denen geschwinden Schüssen konfus machen, geschweige denn nicht Menschen"35. Die bevorzugte Rolle der Infanterie fand auch darin seinen sinnfälligen Ausdruck, dass die Kavallerie nun in den Generallisten hinter der Infanterie rangierte. Die Reiterei war in der Epoche des Soldatenkönigs längst zur modernen Kavallerie geworden, sollte aber ihre eigentliche Blütezeit erst unter dessen Sohn erleben. Diesem war der Qualitätssprung der Kavallerie bewusst und so äußerte er sich am 21.05.1758 nicht ohne Stolz vor seinem Vorleser Henri de Catt: "Mein Vater wollte, ich sollte Soldat werden, aber er hat es sich nicht träumen lassen, daß ich es eines Tages in dem Maße sein würde wie jetzt. Wie würde er staunen, mein Lieber, wenn er mich hier in Schmirsitz inmitten einer Armee sähe, die etwas wert ist, und besonders einer Kavallerie, von der nicht die geringste Vorstellung haben konnte! Er würde seinen Augen nicht trauen!36

Fußnoten:

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