Die preußische Armee unter Friedrich Wilhelm I. (1713 - 40) - Vorwort und Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Das Gesetz Nr. 46 im Amtsblatt des Kontrollrats in Deutschland vom 31.03.1947 bestimmte die Auflösung des Staates Preußen. Damit hatte Preußen offiziell ein Ende gefunden, umstritten ist jedoch, ob der preußische Staat sich nicht bereits im Deutschen Reich verloren hatte und deshalb das Diktat der Siegermächte nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch der politischen Kosmetik diente. Die Klärung der Frage, ob nun im Jahre 1871 oder 1947 die kurze und an Licht und Schatten reiche preußische Geschichte ihr Ende fand, ist letztlich müßig, eine historische Tatsache ist, dass Preußen heute nicht mehr existiert. Damit teilt der erst spät in die europäische Geschichte eingetretene preußische Staat das Schicksal vieler untergegangener Staatswesen, bemerkenswert ist jedoch, dass - obwohl der preußische Staat nicht mehr existiert - also der Vergangenheit angehört, er noch heute die Gemüter erregt und nach wie vor das umstrittene Objekt des Interesses ist. Die Hinwendung zu diesem Kapitel der deutschen Geschichte wurde durch die große Preußen-Ausstellung im Jahre 1981 und dem 200. Todestag Friedrich des Großen verstärkt und aktualisiert. Auch in der ehemaligen DDR wurde noch vor der Wiedervereinigung die preußische Tradition wiederentdeckt und politisch instrumentalisiert. Die Aufmerksamkeit, mit der man Preußen immer noch bedenkt, wird in vielerlei Form offenkundig. Neben der Eröffnung verschiedener - insbesonderer lokal ausgerichteter - Museen, überschwemmt unvermindert eine wahre Flut von Druckerzeugnissen zu diesem Thema den Buchmarkt. Auffällig ist hierbei, dass sowohl im zivilen als auch im militärischen Sektor stets der Vater, Friedrich Wilhelm I., im Schatten seines genialen Sohnes steht. Während die Zahl der Biographien über Friedrich den Großen beinahe unübersehbar geworden ist, fehlte es lange an einer umfassenden - wissenschaftlichen - Lebensbeschreibung Friedrich Wilhelms I. aus dem Blickwinkel neuerer Geschichtsauffassung 1).

Dabei kommt in der preußischen Geschichte gerade Friedrich Wilhelm I. nicht nur eine traditionsbildende Rolle zu, sondern er schuf die ökonomischen, administrativen, militärischen und sozialen Grundlagen des altpreußischen Militär- und Beamtenstaates und damit innenpolitisch das Fundament, welches seinem Sohn erst den risikoreichen und letztlich erfolgreichen Griff nach der reichen habsburgischen Provinz Schlesien ermöglichte. Die vorgenannte Lücke zu füllen, ist aber nicht Zweck der vorliegenden Arbeit. Diese betrachtet nur einen - allerdings bedeutsamen - Aspekt der Regierungsperiode Friedrich Wilhelms I., nämlich das Militärwesen. Die preußische Armee wurde durch den autokratischen Soldatenkönig maßgeblich geformt. Ihm kommt als Heeresbildner somit eine Schlüsselrolle zu. Das Wissen um die von diesem einseitig wirkenden Hohenzollern forcierte und auch gelungene Verankerung der Armee in der Gesellschaft und die hieraus  folgenden gesellschaftlichen Verflechtungen und wechselseitigen Rückwirkungen ist unabdingbar, will man die Kraftquellen für die dramatische Selbstbehauptung des preußischen Staates unter seinem Nachfolger zu mindestens zum Teil ergründen. Die späteren Erfolge des sinnreich konstruierten preußischen Staatswesens sind nämlich ohne die Phase der Prägung der Jahre 1713 - 1740 nicht denkbar, selbst wenn man das Feldherrntum des Roi-Connétable in Rechnung stellt.    

Fußnoten

1) siehe jetzt: Frank Göse, Friedrich Wilhelm I., Die vielen Gesichter des Soldatenkönigs, 2020.            

Inhaltsverzeichnis

1. Der preußische Staat im Jahre 1713

2. Die Reformierung und der Ausbau der Armee

 3. Die Infanterie

4. „Die Langen Kerls“ - zur Geschichte des berühmten    Garde-Regiments

5. Die Kavallerie

6. Die technischen Truppen

7. Die Garnisonsformationen, Kadetten usw.

8. Die Marine

9. Das Wehrersatzsystem - die Werbung

10. Das Wehrersatzsystem - das Kantonwesen

11.  Die Gemeinen

12.  Die Unteroffiziere

13. Die Offiziere

14. Der Unterstab und die niederen Feldbediensteten

15. Heeresökonomie, Rüstungsindustrie und Bekleidungswirtschaft

16. Der bunte Rock (Infanterie)

17. Der bunte Rock (Kavallerie)

18. Der bunte Rock (Technische und sonstige Truppen)

19. Das Militärkirchenwesen

20. Das Heeresmedizinalwesen und die Gesundheitsfürsorge

21. Das Invalidenwesen

22. Soldatenfrauen- und - kinder

23. Ausbildung und Manöver

24. Die Armee im Felde

25. Militär und Gesellschaft

26. Friedrich Wilhelm als Heeresbildner

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