Eine kleine Geschichte der Uniform - 3. Teil - Die Ausformung der frühen Uniform im 17. Jahrhundert

Infanterie (wohl französische) auf dem Marsch. Um 1700. Nach einer originalen Radierung aus dem 18. Jahrhundert.
Würzburger Infanterist um 1683. Originale aquarellierte Zeichnung von unbekannter Hand.

Die allgemein geführte und reglementierte Uniform erlaubte auch eine ausreichende Differenzierung der einzelnen Einheiten (Regimenter bzw. Bataillone. Die (Infanterie-)Regimenter unterschieden sich nach der allgemeinen Einführung der Uniform - z. B. in Frankreich - durch verschiedenfarbige Ärmelaufschläge und Strümpfe, unterschiedliche Knopffarbe (Zinn oder Messing) und senkrechten oder waagerechten Taschenklappen mit einer verschiedenen Anzahl von Knöpfen. Die Einführung der Uniformierung erfolgte aber zunächst nur für die Mannschaften.

Offizieranwärter bzw. Fähnrich und Grenadier aus dem "Regiment des Gardes Wallones" in spanischem Dienst. Um 1740. Originales Aquarell von unbekannter Hand wohl aus der Mitte des 19. Jhdt.s.

Die Bekleidung der zumeist adligen Offiziere wurde insoweit zunächst noch nicht normiert, d.h., ihnen wurde freie Hand gelassen. Oft trugen sie Uniformen in der Farbe der Aufschläge der Mannschaftsuniformen. Beliebt waren rote Röcke (und rote Absätze am Schuhwerk). Modisch bedingt waren in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts die sehr kurzen Ärmel des Rockes mit großen Ärmelumschlägen, die die üppigen Hemdsärmel sehen ließen, dazu wurde ein spitzenbesetztes Halstuch und am Rock (und am Hut) ein Bänderbesatz getragen. Der Rock hatte eine oder zwei Knopfreihen und wurde offen getragen, damit die regelmäßig andersfarbige Weste mit dem beliebten Tressenbesatz sichtbar wurde.

Den Hut schmückten farbige Federn. Die eigentlichen Kennzeichen der Offiziere waren Ringkragen als Rest der Ritterrüstung, die Schärpe, das Portepee am Degen sowie das Esponton (= Stangenwaffe). Frankreich wurde nicht nur in ziviler, sondern auch in militärischer Hinsicht zum Modezentrum. Aus dem bäuerlichen Rundhut wurden durch Aufschlagen der beim Schießen hinderlichen Seiten der Drei- und schließlich der (hohe) Zweispitz. Dieser durchlief auch einen modischen Wandel und so ist mitunter nur mit BIick auf die Kopfbedeckung eine Datierung zeitgenössischer Bildwerke möglich. Der Hutkopf war zumeist rund oder hatte eine Stumpenform. Den Hut schmückte zumeist eine glatte Randborte (und ggf. Federn).

Die Reiterei schützte sich zusätzlich mit einem im oder auf dem Hut getragenen metallenen Kaskett.

Angehörige aus der Einheit wie vor. Grenadier und Füsilier. Um 1761. Originales Aquarell von unbekannter Hand wohl aus der Mitte des 19. Jhdt.s.

Neben dem Hut gab es noch die Lagermütze, die sich aus der bürgerlichen Zipfelmütze entwickelt hatte. Da der Hut beim Überwerfen des Gewehrs bzw. Karabiners hinderlich war, trugen Grenadiere und Dragoner (= berittene Infanterie) die Lagermütze auch im Dienst. Aus ihr entwickelte sich im Laufe der Zeit die Grenadiermütze in zwei Varianten, zum einen als Bärenfell- und zum anderen als konische Blechmütze. Merkwürdig ist, dass damals die erste Spielart insbesondere von katholischen und die zweite Spielart insbesondere von protestantischen Staaten bevorzugt wurden, so dass wie bei den Grundfarben der Uniformen auch hier ein bestimmtes Bekleidungsmuster zu beobachten ist. In England findet sich die letztere Variante mit einem kurzen Beutel und einer festerer Form schon um 1700.

Grenadier aus dem österreichischen Regiment "de Prie". 1725. Originales Aquarell von unbekannter Hand wohl aus der Mitte des 19. Jhdt.s.

Die Westen, zunächst noch aus Leder, wurden im Laufe der aus Tuch gefertigt und dienten mit ihrer Färbung (rot, gelb oder weiß) der Unterscheidung der verschiedenen Regimenter. Hosen reichten nur bis unters Knie, lange Hosen wurden erst während der Französischen Revolutionskriege üblich. Zu den Kniehosen wurden lange - über den Knien gebundene - Strümpfe und später weiße oder schwarze (seitlich geknöpfte) Gamaschen getragen. Die Schuhe entsprachen dem heutigen Halbschuh, waren geschnürt oder geschnallt, aber egal, d. h. für jeden Fuß gleich. Deshalb wurden sie im Wechsel getragen. Die Schuhspitze war abgeflacht und nicht rund. Runde „Schuhspitzen" trugen nur Schelme und Profosse (= für Bestrafung zuständige „Militärbeamte").

Grenadier aus dem Regiment "de Bruxelles" im spanischen Dienst. 1718 - 60. Originales Aquarell von unbekannter Hand wohl aus der Mitte des 19. Jhdt.s.

Die Reiterei bzw. Kavallerie trug noch lange ein kurzes Lederkoller, später einen weiten Rock. Üblich war bei den schweren Reitern auch noch der Kürass als Brust- und Rückenstück oder nur als Bruststück. Mit einer solchen schusssicheren Brustplatte war z. B. die schwedische Nationale Reiterei ausgestattet. Im Felde waren diese oft geschwärzt. Die Brustplatte wurde durch Kreuzriemen und Leibriemen gehalten. Dazu trug der Reiter enge lederne Reithosen und über die Knie reichende schwere Stiefel. Das Lederzeug insgesamt konnte naturfarben sein, war aber zumeist geweißt oder geschwärzt. Später erhielten die Reiter ein kürzeres Gewehr, den Karabiner.

Französische Reiterei im jahre 1684. Nach einer originalen Tafel aus der Uniformkunde von Richard Knötel (Band VII., Nr. 20).

Die als berittene Infanterie entstandenen Dragoner legten aus praktischen Gründen den Hut ab und trugen dafür die Zipfelmütze, die z. B. für die französischen Dragoner charakteristisch wurde. Die Musketen wurden auf dem Rücken getragen und von einem Bandelier bzw. Gewehrriemen gehalten. Die Hüte wären hierbei im Einsatz nur hinderlich gewesen. Im Übrigen trugen die französischen Dragoner rote Röcke, nur die königlichen Formationen durften die Farbe Blau als Grundfarbe zeigen. In Dänemark trugen die Dragoner rote, blaue, grüne und graue Röcke, in Spanien war die Uniform der Dragoner gelb mit roten Aufschlägen.

In England wurde bei den Dragonern die vorgenannte Zipfelmütze mit einem Pelzrand versehen und sah damit gefälliger aus. Das Schuhwerk der Dragoner war regelmäßig leichter als das der schweren Reiter, die mit steifen Stiefeln mit Schäften ausgestattet waren.

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