Eine kleine Geschichte der Uniform - 1. Teil - Grundbegriffe und soziologische Hintergründe
Die Kleidung dient seit jeher nicht nur zum Schutz des Menschen, sondern auch zu dessen Schmuck. Diese beiden Motive finden vor allem in der Geschichte der Kriegstracht und der Uniform ihren sinnfälligen Ausdruck. Die Entwicklung der Volkstracht und der Kriegstracht bzw. Uniform ist ein Stück europäischer Kulturgeschichte und - auch in ihren soziologischen Bezügen - aufschlussreich und der besonderen Betrachtung wert. 1
Die Geschichte der militärischen Uniform ist jünger als die der Volkstracht bzw. Kriegstracht. Unter einer Tracht wird eine durch ökologische und soziologische weitgehend vereinheitlichte Kleidung die ihre Träger als Angehörige regionaler oder funktionaler Gruppen charakterisiert - z.B. einem gesellschaftlichen Stand oder eine Berufsgruppe - verstanden. Kriegstracht ist der Sammelbegriff für die Bekleidung des Soldaten (Krieger, Ritter, Landsknechte, Söldner usw.) vor Entstehung der stehenden Heere, also im Grunde von der Antike bis in das frühe 17. Jahrhundert. Der Begriff Uniform im Sinne einer einheitlichen Kleidung wurde allerdings schon im 14. Jahrhundert benutzt. Im 18. Jahrhundert kam der Begriff aus Frankreich nach Deutschland.
Ursprünglich wurden hierfür die Begriffe: Libereyen, Livreen oder Montierung benutzt. Im modernen Wortsinn wird unter einer Uniform (lateinisch uniformis = einförmig) eine durch Reglement oder ähnliche Bestimmungen genau festgelegte Bekleidung (in Schnitt, Stoff und Farbe) verstanden, die das Zugehörigkeitsverhältnis zu einer bestimmten Einheit oder Waffengattung.
Die Uniform ist auch einer soziologischen Deutung zugänglich. Der Mensch als Kleingruppenwesen neigt zur Uniformität, d. h. auch dem Soldatenstand ist notwendigerweise eine Tendenz zu gleicher Aufmachung eigen. Ziele sind hierbei das visuelle Abheben vom Bürger bzw. vom Zivilisten, aber auch der Wunsch nach Ansehen bzw. Geltung. Die übereinstimmende Montierung bzw. Uniformierung soll das Selbstbewusstsein und des Zusammengehörigkeitsgefühls der Träger fördern. Es geht somit auf der einen Seite um das Kennzeichnen eines bestimmten Berufsstandes bzw. einer bestimmten Waffengattung bzw. einer Einheit/ Formation, aber auch um Freude an Farben und Zierrat. Neben der sachlichen und traditionellen Begründung für bestimmte Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke, beeinflussten die Uniformierung häufig auch noch andere Motive, so bedienten hohe Grenadiermützen oder breite Schulterstücke auch das Imponiergehabe des Menschen. Sie sollten also den Träger größer und kräftiger erscheinen lassen.
Die Geschichte der Uniform ist im Übrigen im besonderen Maße von traditionellen Motiven geleitet. Dies hat zur Folge, dass bestimmte Bekleidungselemente auch dann noch in Gebrauch sind, wenn sie ihre eigentliche Funktion längst verloren haben. Ferner unterlag die militärische Bekleidung auch internationalen Einflüssen, da manche Verbände weltweit bzw. auf ein und demselben Kriegsschauplatz Truppen verschiedener - auch fremder - Heere zum Einsatz kamen. Wechselseitig wurde von den verschiedenen Truppen übernommen, was praktisch und nachahmenswert erschien. Vor allem wurde der Sieger bzw. die dominierende militärische Macht auch in Bekleidung und Ausrüstung zum Vorbild genommen, z.B. das in den Schlesischen Kriegen siegreiche altpreußische Heer oder die französische Armee in den Napoleonischen Kriegen. In Kriegszeiten wurden im Übrigen rasch unpraktische bzw. unvorteilhafte Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke abgelegt, d. h. es fand ohne Rücksicht auf die Vorgaben des Reglements eine Anpassung an die Bedingungen des Einsatzes im Felde statt. Deshalb führt die Kenntnis der einschlägigen Uniformierungsbestimmungen noch lange nicht dazu, dass man weiß, was wirklich an Montierung getragen wurde. Hierzu bedarf es ergänzend zeitgenössischer Berichte und Bildzeugnisse (z. B. Zeichnungen oder Fotografien).
Empfohlene Beiträge
Napoleonische Uniformen in originalen Aquarellen von Friedrich (Fritz) Neumann