Napoleon in Russland

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Die Vorgeschichte

Nach Nigel Nicolson (Napoleon in Russland, Köln 1987) war der Russlandfeldzug des Jahres 1812 vermeidbar, d. h., er war von Anfang von Napoleon gewillkürt. Die warnenden Einlassungen seines Vertrauten Armand Augustin Louis (5. Marquis de) Caulaincourt (09.12.1773 in Caulaincourt im Département Aisne, † 19.02.1827 in Paris) akzeptierte Napoleon nicht, ebenso wenig die Friedensbeteuerungen des russischen Zaren Alexander I. (1777- 1825). Diese Auseinandersetzung war letztlich eine Folge der bisherigen Eroberungen des Kaisers, insbesondere des "Zweikampfs zwischen Frankreich und England" (Dmitri Mereschowskij, Napoleon. Sein Leben. Napoleon als Mensch, Berlin 1928, S. 185). Auf dem europäischen Kontinent selbst war nur noch Russland als potentieller Gegner und Rivale übrig geblieben, der ebenso wie Frankreich ein Expansionsstreben an den Tag legte und die gegen das Königreich Großbritannien gerichtete Kontinentalsperre - wenn überhaupt - nur halbherzig befolgte. Gerade dies warf Napoleon dem Zaren vor, jedoch war dieses Argument angesichts der verbliebenen französischen Handelsbeziehungen (Getreide!) zu Großbritannien wenig stichhaltig. Für Russland als Agrarland bedeuteten die eingeschränkten und erschwerten wirtschaftlichen Beziehungen zu Großbritannien einen herben Verlust, aber auch für das Inselreich, denn dieses benötigte Bauholz für die Flotte. Alexander störte sich auch an dem im Jahre 1807 gegründeten Großherzogtum Warschau und an der im Jahre 1811 erfolgten französischen Einverleibung des Großherzogtums Oldenburg.

Der Krieg war eine beschlossene Sache. Bereits am Anfang des Jahres 1811 begann Napoleon mit den vorbereitenden Rüstungen und Mitte des vorgenannten Jahres legte er den Juni des Folgejahres als den Beginn des Feldzuges gegen Russland fest.

Napoleon I. Stahlstich. Entnommen aus: Heinrich Elsner, Geschichte des Kaisers Napoleon mit vollständiger Sammlung seiner Werke für gebildete Leser", Stuttgart 1834, Bd. I., Vorsatz.
Zitiert nach: Napoleons Briefe. Ausgewählt und herausgegeben von Friedrich Schulze, Leipzig 1912, S, 283. Der im Brief erwähnte Graf Lauriston hatte Caulaincourt in Petersburg als Vertreter des französischen Kaisers abgelöst. Oberst Tschernitscheff war der Mittelsmann des russischen Zaren in Paris.
Alexander I., Kaiser von Russland. Nach einer Zeichnung von Aug. Desnoyers gestochen von Bourgeois de la Richardière. Entnommen aus: Theodor Rehtwisch, 1812. Der Untergang der großen Armee und seine Vorgeschichte, Friedenau - Berlin S. 449.

Dieser Feldzug wurde aber von Preußen und Österreich nur halbherzig unterstützt, jedoch hatte Metternich ein Bündnis und eine verhaltene Unterstützung Napoleons befürwortet. Die Fürsten des Rheinbundes hatten gar keine Wahl. So schrieb Napoleon im April des Jahres 1812 an den König von Württemberg: " ... über ihre Neigung zur gemeinsamen Abwehr auch nur den leisesten Zweifel in mir entstehen lassen, sind sie, die ich gestehe es frei verloren. Denn ich ziehe Feinde unsicheren Freunden vor" (zitiert nach Bouhler, Napoleon, München 1942, S. 210/211).

Die Formierung und Gliederung der Grande Armée

Den militärischen Erfolg sollte die Formierung einer gigantischen Streitmacht (Grande Armée) sicherstellen. "Über 700000 Mann bot Napoleon gegen Russland auf. 611000 von ihnen überschritten im Laufe des Feldzuges die Grenze. Diese Truppen waren gleichsam ein Spiegelbild des Universalreiches. Man zählte unter ihnen 300000 Franzosen, einschließlich solcher aus den annektieren Gebieten, 180000 Deutsche, darunter die 30000 Österreicher Schwarzenbergs und die 20000 Preußen Yorcks, 9000 Schweizer, 90000 Polen und Litauer, 32000 Italiener, Illyrier, Spanier und Portugiesen. Diese Kontingente waren nach Wert und Zuverlässigkeit äußerst ungleich. Niemals hatte die Große Armee eine solche Gesamtstärke erreicht, niemals aber auch war sie so bunt zusammengewürfelt und so locker verknüpft gewesen; die Franzosen des alten Frankreichs machten kaum ein Drittel darin aus" (Georges Lefebvre, Napoleon, Stuttgart 1989).

Proklamation Napoleons an die Große Armee beim Einzug in Russland. Entnommen aus: Paul Holzhausen, Die Deutschen in Russland 1812. Leben und Leiden auf der Moskauer Heerfahrt, Berlin 1912, vor S. 1.

Nach York von Wartenberg (Napoleon als Feldherr, Berlin 1901, II. Theil, S. 98 ff.) gliederte sich die Grande Armée wie folgt:

Der Kaiser

Chef des Stabes: Berthier

 

 

 

 

Garde

Alte Garde

Lefebvre

 

 

Junge Garde

Mortier

 

 

Kavallerie

Bessieres

47000 Mann

 

 

 

 

1.     Korps Davout

Division

Morand

 

 

 

Friant

 

 

 

Gudin

 

 

 

Dessaix

 

 

 

Compans

72000 Mann

 

 

 

 

2.     Korps Oudinot

Division

Legrand

 

 

 

Verdier

 

 

Schweizer

Merle

37000 Mann

 

 

 

 

3.     Korps Ney

Division

Ledru

 

 

 

Razout

 

 

Württemberger

Kronprinz v. Württemberg

39000 Mann

 

 

 

 

4.     Korps Eugen

Italiener

Lecchi

 

 

 

Delzons

 

 

 

Broussier

 

 

Italiener

Pino

45000 Mann

 

 

 

 

5.     Korps Poniatowski

Polen

Zajonczek

 

 

Polen

Dombrowski

 

 

 

Kniazewicz

36000 Mann

 

 

 

 

6.     Korps Gouvion St. Cyr

Bayern

Deroy

 

 

Bayern

Wrede

25000 Mann

 

 

 

 

7.     Korps Reynier

Sachsen

Lecoq

 

 

Sachsen

Funck

17000 Mann

 

 

 

 

8.     Korps Vandamme

Hessen

Tharreau

 

 

Westfalen

Ochs

18000 Mann

 

 

 

 

10. Korps Macdonald

Deutsche und Polen

Grandjean

 

 

Preußisches Hilfskorps

Grawert

32000 Mann

Österreichisches Hilfskorps Schwarzenberg

Division

Trautenberg

 

 

 

Bianchi

 

 

 

Siegenthal

 

 

 

Frimont

30000 Mann

Kavallerie-Reserve Murat

 

 

 

 

Kavallerie-Korps

Nansouty

12000 Mann

 

Kavallerie-Korps

Montbrun

10000 Mann

 

Kavallerie-Korps

Grouchy

10000 Mann

 

Kavallerie-Korps

Sachsen und Polen Latour-Maubourg

8000 Mann

 

 

 

442000 Mann

9.     Korps Eugen – folgt erst später nach

Division

Partouneaux

 

 

Deutsche

Daendls

 

 

Deutsche und Polen

Girard

33000 Mann

 

Übergang über den Njemen. Originaler Stahlstich, erschienen im Kunstverlag/ Carlsruhe.

Der Übergang über den Njemen

Ab dem 24.06.1812 begann der mehrtägige Übergang der Grande Armée über den Njemen. Diesen beschreibt Philippe Paul Graf von Segur in seinem Werk: Napoleon und die Große Armee in Russland (Lizenzausgabe Birksfelden-Basel o- J., S. 26 ff.) wie folgt:

„Dieses erste Kriegssignal brachte den Kaiser sehr auf, es mag nun Klugheit oder Ahnung der Grund hiervon gewesen sein. Dreihundert Schützen gingen sogleich über den Fluss, um das Brückenschlagen zu beschützen.

 Hierauf traten alle französischen Kolonnen aus den Tälern und aus dem Walde hervor und rückten unter dem Schutze einer dichten Finsternis in der größten Stille an den Fluss; man hätte sie berühren müssen, um sie zu erkennen. Es durfte kein Feuer aufgemacht, kein Funke geschlagen werden; man ruhte mit den Waffen in der Hand, wie in Gegenwart des Feindes. Der grüne Roggen, von einem starken Tau benetzt, diente den Menschen zum Lager, den Pferden zum Futter.

 Die Nacht, ihre Kühle, die den Schlaf störte, ihre Dunkelheit, welche die Stunden verlängert, die Bedürfnisse vermehrt und den Gebrauch der Augen hindert - man mag sich nun umsehen und dadurch zerstreuen oder in den Blicken anderer eine Aufmunterung suchen wollen - die Gefahren des kommenden Tages, alles vereinigte sich, diese Lage ernst und bedeutend zu machen; aber die Erwartung eines großen Tages hielt aufrecht. Napoleons Proklamation war soeben verlesen worden: man wieder­ holte sich in der Stille die merkwürdigsten Stellen, und der Genius der Eroberung entflammte unsere Einbildungskraft.

 Die russische Grenze lag vor uns. Schon drangen unsere Blicke durch die Dämmerung, um Besitz zu nehmen von dem Lande, das unserem Ruhme verheißen war. Es schien uns, als hörten wir den Freudenruf der Litauer bei der Annäherung ihrer Be­freier, als stünden sie flehend an den Ufern des Flusses, uns mit Sehnsucht erwartend. Hier fehlte uns alles, dort glaubten wir alles zu finden: die Befriedigung unserer Bedürfnisse, eine liebreiche Aufnahme, eine dankbare Behandlung. Was liegt, dachten wir, an einer schlechten Nacht, da der Tag doch bald wiederkommen muss mit seiner Hitze und allen seinen Täuschungen! Der Tag kam, zeigte uns aber nur eine dürre Sandwüste, von düsteren Waldungen begrenzt.

Kleinmütig sahen wir jetzt auf unsere Armee zurück, deren gewaltige Erscheinung unsern Stolz und unsere Hoffnung bald wieder emporhob. Dreihundert Schritte vom Fluss auf dem höchsten Punkte der Gegend, stand das Zelt des Kaisers. Alle Hügel umher, ihre Abhänge, die Täler dazwischen waren mit Menschen und Pferden bedeckt. Sobald die Sonne über allen diesen beweglichen Massen, im Spiegel ihrer blanken Rüstungen und Waffen erglänzend, aufgegangen war, erfolgte das Zeichen, und die ganze unermessliche Menge fing sogleich an, sich in drei Kolonnen gegen die drei Brücken zu ergießen. Man sah diese dem Flusse sich nahen und, zu den Brücken gelangt, sich verengen und verlängern, um darüber zu kommen und diesen fremden Boden zu erreichen, den sie bald verwüsten, aber auch bald darauf mit ihren kläglichen Trümmern bedecken sollten.

 Der Eifer war so groß, dass zwei Divisionen des Vortrabs, die sich um die Ehre stritten, zuerst über den Fluss zu gehen, auf dem Punkte waren, aneinander zu geraten; es kostete einige Mühe, sie zur Ruhe zu bringen. Napoleon beeilte sich, den Fuß auf russischen Boden zu setzen, und tat diesen ersten Schritt in sein Verderben ohne alles Straucheln. Er hielt anfangs bei der Brücke und ermutigte durch seine Blicke die Soldaten, die ihn mit ihrem gewöhnlichen Rufe begrüßten und heiterer schienen als er. Es mag ein so großes Beginnen ihm das Herz beengt oder die übermäßige Hitze seinen geschwächten Körper niedergedrückt oder der Umstand ihn verstimmt haben, dass er noch keinen Feind getroffen hatte.

Endlich ergreift ihn die Ungeduld, plötzlich sprengt er quer­ feldein in den Wald, der das Ufer begrenzt; er jagt mit verhängtem Zügel dahin und scheint in seiner Eile den Feind ganz allein erreichen zu wollen. In dieser Richtung legt er wohl mehr als eine Stunde zurück, immer in derselben Einsamkeit; kehrt dann, da er keinen Ausweg findet, wieder um und begibt sich, dem Laufe des Flusses folgend, mit seiner Garde noch Kowno. Man glaubte, das Geschütz brummen zu hören, wir horchten unterwegs genau auf, in welcher Gegend der Kampf beginne, allein mit Ausnahme von einigen Kosaken-Trupps zeigte sich an diesem Tage sowie an den folgenden der Himmel allein als unser Feind. Denn kaum war der Kaiser über den Fluss gegangen, als ein dumpfes Getöse die Luft bewegte. Bald trübte sich der Tag, der Wind erhob sich und führte uns das düstere Rollen des Donners zu. Dieser drohende Himmel, diese Erde ohne Obdach erfüllte uns mit Bangen. Einige von uns, früher voll Begeisterung, wurden ganz kleinlaut darüber und wollten eine schlimme Vorbedeutung darin sehen. Sie glaubten, dass diese feurigen Wolken sich über unseren Häuptern sammelten und sich auf dieses Land herabsenkten, um uns den Eingang dasselbe zu verwehren.

Dieses Ungewitter war in der Tat ganz im Stile der Invasion. Mehrere Stunden hindurch wurden die schweren und schwarzen Wolken immer dichter und lasteten auf der ganzen Armee. Von ihrem rechten bis zu ihrem linken Flügel in einer Strecke von fünfzig Stunden wurde diese von Blitzstrahlen gefährdet und mit Regengüssen überschüttet. Die Landstraßen und die Felder wurden unter Wasser gesetzt, und die drückende Hitze sprang plötzlich in eine empfindliche Kälte um. Zehntausend Pferde gingen auf dem Marsche und besonders in den darauffolgenden Biwaks zugrunde. Viele Wagen blieben ohne Bespannung im Sande zurück, auch viele Menschen erlagen.

Der Kaiser, der gegen die erste Wut des Sturmes Schutz in einem Kloster gefunden hatte, ging, sobald es tunlich war, nach Kowno ab, wo die größte Unordnung herrschte. Schon hörte man nicht mehr auf den Donner, das Rollen desselben über unserem Haupte ward nicht mehr beachtet, denn wenn auch ein in dieser Jahreszeit gewöhnliches Phänomen einigen von uns höchst ominös vorgekommen war, so ist doch für die Mehrzahl die Zeit der Vorbedeutungen vorüber. Die Zweifel sucht, scharfsinnig bei den einen, sorglos und plump bei den andern, irdische Leidenschaften, dringende Bedürfnisse haben die Seele des Menschen von dem Himmel abgezogen, von dem sie ausgegangen und in den sie wieder zurückkehren wird. Auch sah die Armee in diesem großen Missgeschick bloß ein zur Unzeit eingetretenes natürliches Ereignis. Weit entfernt, darin einen Wink des Himmels zu erkennnen, der einen Krieg, für den sie übrigens nicht verantwortlich war, missbilligte, zürnte sie nur dem Schicksale, das zufälligerweise eine so schreckliche Erscheinung herbeigeführt hatte.

An demselben Tage schloss sich noch ein besonderer Unglücksfall an die allgemeine Not an. Vorwärts Kowno findet Napoleon die Brücke über die Wilia von den Kosaken abgebrochen und Oudinot dadurch im Marsch aufgehalten. Unwillig darüber und in der Absicht zu zeigen, dass er keinem Hindernis weiche, befiehlt er einer Schwadron von seiner polnischen Garde, sich in die Wilia zu werfen; und diese auserlesenen Soldaten gehorchten ohne Zaudern.

 Zuerst konnten sie ganz gut fortkommen und Ordnung halten; als ihnen das Wasser höher ging, verdoppelten sie ihre Anstrengungen, und so erreichten sie schwimmend bald die Mitte des Flusses, hierauf  wurden sie von der Gewalt des Stromes ergriffen; die Pferde, dadurch scheu gemacht, kommen von der Bahn ab und treiben mit dem Strome fort, ohne zu schwimmen; ihre Reiter wehren sich um ihr Leben, so gut sie können, aber sie mühen sich vergebens ab und ergeben sich, von ihrer Kraft verlassen, in ihr Schicksal. Ihr Untergang ist unvermeidlich, aber sie haben sich ihrem Vaterlande, vor dessen Augen und für dessen Befreier, geopfert. Im Augenblick von den Wellen verschlungen zu werden, blicken sie zu Napoleon auf unter dem Ruf: Es lebe der Kaiser! Man bemerkte besonders drei, die, als sie noch den Mund über dem Wasser hatten, diesen Ruf wiederholten und gleich darauf untersanken. Die Armee war von Entsetzen und Bewunderung ergriffen.

Was Napoleon betrifft, so befahl er mit großer Lebhaftigkeit und Bestimmtheit dasjenige, was not tat, um den größten Teil zu retten, wobei er jedoch eben nicht sonderlich gerührt schien, vielleicht, weil ihm die Selbstbeherrschung zur Gewohnheit geworden war oder weil er die Rührung im Kriege für Schwäche ansah, wovon er kein Beispiel geben dürfe und die er bemeistern müsse, oder aber endlich, weil er größere Unglücksfälle voraussah, gegen die der eben erzählte in nichts verschwand.

Nachdem die Brücke über die Wilia wiederhergestellt war, konnte Marschall Oudinot mit dem zweiten Korps den Weg nach Keidani einschlagen; während dieser Zeit ging der Überrest der Armee noch über den Njemen, wozu derselbe drei volle Tage brauchte. Die italienische Armee ging erst den 29. Juni vorwärts Pilony über diesen Fluss, die Armee des Königs von Westfalen kam erst den 30. Juni nach Grodno ….“.

 Die restlichen Teile der Armee gingen unter Marschall Macdonald bei Tilsit und später unter Jerome bei Grodno über den Fluss.

Übergang über den Niémen im Juni 1812. Originaler französischer Stahlstich aus dem 19. Jahrhundert. Publiziert bei Furne/ Paris.

Erste Reaktionen der russischen Gegenseite

Auf den Einmarsch in das russische Reich reagierte Alexander mit der Entsendung des Polizeiministers Balaschow an Napoleon. Dieser sollte ein Schreiben des Zaren übergeben und die Bereitschaft zu Verhandlungen signalisieren, allerdings nur unter der Bedingung, dass sich die Franzosen hinter die Grenze zurückziehen. Über die Unterredung liegt ein Bericht von Balaschow vor (vgl. hierzu: Eugen Tarlé, 1812. Russland und das Schicksal Europas, Berlin 1951, S. 66 ff.). Die Unterhaltung verlief - wie es zu erwarten war - sehr einseitig und blieb erfolglos.

Der Vormarsch und die Ausgangsstellungen

Es folgte der Vormarsch mit endlosen Märschen über staubige und grundlose Landwege.

Das Kriegstheater spielte sich vor allem oberhalb der Prippet-Sümpfe ab. Die Hauptarmee unter Napoleon marschierte nach Wilna. Auf dem rechten Flügel orientierte sich Marschall Macdonald in Richtung Riga. Ihm gegenüber standen russische Truppen unter Wittgenstein und Tutschkow. Jenseits der Dwina stand die 1. russische Armee unter Barclay. Der linke Flügel wurde von Jerome - Bruder Napoleons und König von Westfalen - befehligt. Ihm gegenüber standen russische Truppen unter Dochturow bzw. weiter südlich die 2. russische Armee unter Bagration. Noch weiter südlich und noch diesseits der russischen Grenze befanden sich Teile der Grande Armée unter Claude-Victor Perrin (genannt) Victor (* 07.12.1764 in Lamarche; † 01. 03.1841 in Paris) und Graf Jean Louis Ebenezer Reynier (* 14.01.1771 zu Lausanne; † 27. 02.1814 in Paris) und das österreichische Kontingent unter Fürst Karl Philipp Johann Nepomuk Joseph zu Schwarzenberg (* 15.04.1771 in Wien; † 15.10.1820 in Leipzig). Ihnen gegenüber stand die 3. russische Armee unter Tomassow jenseits des Flusses Bug. Dies war die Ausgangslage.

Die Russen ziehen sich zurück

Auf die deutliche numerische französische Überlegenheit und das ungeheure Renommee des Feldherrn Napoleons antwortete die russische Gegenseite mit einer defensiven Strategie, die Russen zogen sich in die Weiten ihres Landes zurück und wichen lange einer direkten Auseinandersetzung aus. Ob diese Art der russischen Kriegsführung allerdings wirklich von Anfang an bewusst angestrebt wurde oder aber nur eine Interpretation in der Rückschau war, ist streitig. Diese Lesart sollte jedenfalls die kampflose Aufgabe von großen Teilen des russischen Reiches rechtfertigen, war aber auch unter den russischen Kommandeuren umstritten und wurde als wenig ehrenvoll angesehen.

Auf alle Fälle gelang es nicht Bagration im Süden einzukesseln, hierfür machte der Kaiser seinen Bruder Jerome verantwortlich. Barclay und Bagration vereinigten sich vor Smolensk und leisteten hier den ersten hartnäckigen Widerstand.

Von Wilna nach Witebsk

Von Wilna nach Witebsk - Text

Die Schlacht um Smolensk

Die Schlacht von Smolensk

Französische Soldaten auf dem Marsch. Originale Zeichnung von Albrecht Adam (* 16.04.1786 in Nördlingen; † 28.08.1862 in München), datiert: 1821.

Text zum nachfolgenden Bild:

"Den 17. August setzte sich mit Tagesanbruch das Kleingewehrfeuer auf der ganzen Linie wieder fort, von Zeit zu Zeit durch kleine Pausen und seltene Kanonenschüsse unterbrochen. Anhaltend und allgemein wurde es nachmittags, als der Kaiser - zur Überzeugung gekommen, dass die Russen keine Schlacht wagen, sondern nur auf die Verteidigung von Smolensk sich beschränken wollen und immer mehr Truppen in dasselbe werfen - nun den Angriff von allen Seiten auf die Stadt befahl. Auf dieses drangen rechts unter dem Donner ihrer 60 Geschütze Poniatowskys tapfere Polen in die vor ihnen liegende Vorstadt und suchten die Verbindungsbrücken der Stadt mit dem rechten Ufer zu zerstören; im Centrum bestürmten Morand und Gudin unter Davoust die zwei befestigten Vorstädte des südlichsten Teiles von Smolensk, und auf dem linken Flügel griff, sich an den Dnieper lehnend, Ney mit seinen sieggewohnten Scharen die Russen in ihrer Stellung ausserhalb der westlichen Mauer an. Alle Stellungen der Russen wurden nach hardnäckigen mörderischen Gefechten genommen und sie hinter die Wälle und Mauern zurückgeworfen. Diese aber setzten allen weiteren Vordringen ein Ziel. Vergebens rollte unausgesetzt der Donner der Kanonen von drei Armeecorps und der Garde, vom feindlichen Geschütze der Wälle, Türme und beim Kloster, nie von einem Echo wiederholt; vergebens fuhren die Zwölfpfünderbatterien der Garde und des I. Armeecorps nahe der Stadt, unbedeckt, im feindlichen Geschütz- und Kleingewehrfeuer auf, um in die dicke Umfassungsmauer, das herrliche Werk des Zaren Boris Godunow, Sturmlücken zu schießen. Alle Versuche scheiterten, und nur die späte Nacht machte einem Kampfe ein Ende, der für so grosse Opfer an Menschen keine verhältnismässigen Resultate geliefert hatte, um einem neuen Schauspiele Platz zu machen. Aus der Stadt nämlich, von welcher wir von unserem Biwak aus nichts als die Kuppeln der Kathedrale sahen, stiegen über das Plateau, das sie uns barg, wie aus einer Bergkuppe mehrere Feuersäulen empor, die sich, immer mehr und mehr vergrössernd, endlich in einer grosse Feuergarbe sammelten, welche, die Nacht taghell erleuchtend, Smolensk reizende Gefilde weithin erhellte. Es mahnte dieses Bild, beim lauen Wehen der Lüfte einer schönen Sommernacht, an des Vesuvs vulkanische Ergüsse; und gern gaben wir uns der zauberischen Täuschung hin, weder der ernsten Umstände, unter welchen wir dies alles sahen, gedenkend, noch des Brandes Urheber, und wie unheilbringend er für uns in seinen Folgen werden würde, im geringsten ahnend.".

Zitiert nach: G. De Faber du Faur, Napoleons Feldzug in Russland 1812. Mit text von Major F. von Kaussler und Einleitung von Armand Dayot, Leipzig 1897, S. 129 - 130.

Das brennende Smolensk in der Nacht am 17.08.1812 um 10 Uhr. Nach Faber du Faur. Entnommen aus: Theodor Rehtwisch, 1812. Der Untergang der großen Armee und seine Vorgeschichte, Friedenau - Berlin S. 412.

Erste Probleme mit der Versorgung auf dem Vormarsch

Von eklatanter Bedeutung waren die Verpflegungs- und sonstigen Versorgungsprobleme der Großen Armee, die schon sehr früh auftraten. Ein Augenzeuge berichtet: "Bestimmte Wege gibt es in Litauen nicht; die Landwege wurden beim Regen durch das Geschütz ganz verdorben, unfahrbar für Wagen mit gewöhnlichem Gespann. Die Pferde lebten nur von grünem Futter, vom Grase und Korn auf den Feldern, und dieses musste oft weit hergeholt werden. Die Avantgarde hatte zwar den Vorteil, zuerst zu kommen und noch manche Lebensmittel zu finden, welche der Feind und der fliehende Bauer zu verderben oder mitzunehmen versäumt hatten; aber sie musste einem zu Überfällen sehr geneigten Feinde gegenüber in geschlossenen Gliedern bleiben und, wenn vom Feinde verfolgt, liegen lassen, was sie gut hätte brauchen können. Daher fehlte es oft an allem. Dann mussten Detachements zum Fouragieren ausgeschickt werden, welche weit seitwärts vordringen mussten, wenn sie an unberührte, solchen Besuch nicht erwartende Ortschaften gelangen wollten. Diese Abteilungen waren großen Gefahren und Beschwerden ausgesetzt und kehrten oft unverrichteter Sache zurück; wenn sie Lebensmittel erbeutet hatten, fanden sie oft nicht Wagen und Pferd zu deren Transport, und kehrten, wenn ihnen auch dieses geglückt war, oft erst nach mehreren Tagen zu ihren weitermarschierenden Regimentern zurück, wo dann das Gefundene ganz oder zum Teil verzehrt oder ihnen abgenommen oder verdorben war. Diese beschwerliche und unsichere Art der Verproviantierung hatte höchst nachteilige Folgen. Viele Leute erkrankten, die Pferde wurden gedrückt und marode. Die Leute lernten ordentlich auf eigene Hand Krieg zu führen, d. h. Dörfer zu überfallen, zu plündern und sich durch allerlei Ausschweifungen für die steten Entbehrungen schadlos zu halten. Viele blieben zurück, sammelten sich in Banden, wählten ihre Führer, quartierten sich in Dörfer und Schlösser ein und stellten Vorposten aus, gegen Russen wie gegen Franzosen, welche, gleichmäßig Feinde waren. Diese, von der Art Krieg zu führen, wie es bisher geschah, unzertrennlichen Unordnungen lockerten früh die Bande der Disziplin, verminderten die Zahl der Streiter, ruinierten die Hilfsmittel des Landes, erbitterten das zur Verzweiflung gebrachte Volk und reizten es zur Gegenwehr und oft zur martervollen Ermordnung der Gefangenen. Der plündernde Soldat begnügt sich nicht mit dem, was er gebraucht: er zertrümmert, was er nicht fortbringen kann und misshandelt die Einwohner. Nicht die strengste Manneszucht konnte Disziplin und Ordnung erhalten; denn diese sind nur möglich, wenn für die notwendigen Lebensbedürfnisse des Soldaten auf ordentliche Weise, durch regelmäßige Distributionen gesorgt wird. Der hungernde und darbende Soldat gehorcht nur dem Gebote der Not und des dringenden Bedürfnisses und hört nicht mehr auf die Stimme des Führers"(zitiert nach: Theodor Rehtwisch, 1812. Der Untergang der großen Armee und seine Vorgeschichte, Friedenau - Berlin S. 322 ff.).

Karte der Heerstrasse von Wilna nach Smolensk. Entnommen aus: Mit Napoleon in Russland. Erinnerungen von Heinrich von Ross (Hrgb. von Paul Holzhausen, Stuttgart o. J. S. 21 ff.).

Der württembergische Regimentsarzt Heinrich von Roos ergänzt:

"Bis hierher gab es keine Kranken; ich hatte auch keine über dem Njemen zurückgelassen; selbst der in Rastenburg operierte Flügelmann hatte uns völlig genesen eingeholt. Da aber unser elendes Behelfen hinsichtlich der Nahrung für Menschen und Pferde seinen Anfang nahm, so hatte auch deren Gesundheitswohlstand ein Ende. Einige Zeit würde es uns indes noch wohl ergangen sein, hätten uns die Vorräte, die wir hinter dem Njemen sammelten, folgen können.

Wir verließen von da die Hauptstraße nach Wilna, marschierten rechts auf seitwärts gelegenen, oft schlechten Landwegen, sahen keinen Feind und wenige, jedoch gutgesinnte Landleute, destomehr aber schmutzige Juden.

Abends machten wir Halt, um zu füttern. Es wurden die Sicheln und Sensen zum erstenmal losgemacht, und man mähte grüne Saat und Gras. Sieben Regimenter brauchen viel, und mehr als sie brauchen viel, und mehr als sie brauchen, verderben sie. Kein Dorf war in der Nähe, wohl aber eine kleine Kirche, von der es schon damals hieß, dass in ihr ein großer Vorrat von Mehl, Kostbarkeiten usw. aufbewahrt sei; es näherte sich ihr aber keiner von uns, und es blieb bei der Sage. So wie hier, so sah ich auch in der Folge nie, dass irgend jemand von den Unsrigen eine Kirche geplündert hätte. Immer waren diese Schändlichkeiten von unsern Vorgängern oder Nachfolgern verübt worden, und ich habe mich oft überzeugt, dass die weniger beschäftigte Infanterie mehr zu solchen Handlungen bereit ist, als die Reiterei; denn letztere hat, bei der Sorge für ihre Pferde, für Sattelzeug und mehrere Waffen weniger Zeit dazu.

Indem wir täglich weiter nach Wilna vorrückten, hatten wir warme Tage. Wir behalfen uns in jeder Hinsicht schlecht; schon war das Brot selten, und Mehl, Milch, Wein und Branntwein eine große Seltenheit. Es wurden der Hitze und des schlechten Wassers wegen die Eiskeller aufgesucht und Eisstücke zu Pferde mitgenommen, bis sie, von einem zum andern wandernd, aufgesaugt und geschmolzen waren. Zu kaufen gab es nirgends etwas, denn Marketender konnten, der schnellen Märsche wegen, nicht folgen. Die Offiziere mussten sich mit dem behelfen, was ihre Bedienten oder die Soldaten stahlen und plünderten, und dazu gab es wenig Gelegenheit; daher schon in den ersten Tagen, hinter dem Njemen, dem großen Mangel die größten Unordnungen folgen mussten. Für die Pferde fand sich sehr selten Heu und Hafer, und wenn es auch der Fall war, so konnten sie letzteren nicht mit den Zähnen zermalmen, weil das frische Gras und Kornfutter diese stumpf gemacht hatte.

Eine solche Lebensweise konnte lange ohne Folgen bleiben und schon da fingen Reiter und Pferde am Durchfall zu leiden. Erstere wurden dadurch bleich, matt und mager; letztere schleppten sich nur mühsam fort und wurden ebenfalls mager ...." (zitiert nach: Mit Napoleon in Russland. Erinnerungen von Heinrich von Ross (Hrgb. von Paul Holzhausen, Stuttgart o. J. S. 21 ff.).

Überdehnte Nachschubwege, permanenter Mangel an Lebensmittel und Fourage, überlange Märsche, schlechte Quartiere, Krankheiten, Disziplinlosigkeiten führten rasch zu enormen Abgängen an Soldaten, Pferden, Schlachtvieh. Die Taktik der verbrannten Erde durch die Russen tat hierzu ein Übriges.

Auf Vorposten vor Moskau. Nach Albrecht Adam. Entnommen aus: Theodor Rehtwisch, 1812. Der Untergang der großen Armee und seine Vorgeschichte, Friedenau - Berlin S. 501.

Der weitere Vormarsch auf Moskau

Nach dem Übergang über den Dnjepr wollten die Russen endlich standhalten und die ständige Rückwärtsbewegung einstellen. Der fortlaufende Rückzug und die damit verbundene ständige Preisgabe von russischem Land hatte die "öffentliche Meinung" gegen den Oberbefehlshaber - Fürst Michael Andreas Barclay de Tolly (1761 - 1818) - aufgebracht. Sein durchaus richtiger strategischer Ansatz wurde nicht verstanden bzw. dessen Folgen nicht gebilligt. Zar Alexander I. reagierte mit dessen Absetzung und ernannte den beliebten Fürsten Michail Illarionowitsch Kutusow-Smolenski (1745 - 1813) zum neuen Oberbefehlshaber der gesamten russischen Streitkräfte. Dieser erreichte die Armee am 29.08. und setzte den Rückzug aber zunächst fort, allerdings wollte er nun die Entscheidungsschlacht vor den Toren Moskaus zu dessen Verteidigung annehmen. "Jetzt war er, obgleich erst 67 Jahre alt, ein gebrechlicher Mann, der nur mit großer Anstrengung zu Pferde stieg und sich deshalb jeder Gefahr halten musste. Aber er besaß das Vertrauen der Truppen in hohem Grade, und dieses Prestige gestattete ihm, noch weiter zurückzugehen und erst in dem zerklüfteten Terrain bei Borodino, wo die Kolotscha in die Moskwa fließt, die Schlacht zu wagen" (August Fournier, Napoleon, Leipzig 1922, Bd. III., S. 100).

Die Schlacht von Borodino

Nach Philipp Haythornwaite (Uniformen des Napoleonischen Rußlandfeldzugs, 1977, S. 13) zählte "zu diesem Zeitpunkt ... die "Grande Armée" runde 133000 Mann, hatte weniger als 30000 Pferde, und alle Verbände waren durch Krankheit und den zermürbenden Marsch nach Russland dezimiert. Kutusow hatte weniger Männer (rund 125000), aber frischere und dazu eine stärkere Artillerie (640 gegen 587 Geschütze), doch in dieser Gesamtzahl waren auch die 15000 "opolchenis", die 15000 halbausgebildeten Rekruten und 7000 in einem ordentlichen Gefecht nur bedingt brauchbaren Kosaken enthalten".

Laut Cyril Falls (Große Landschlachten, S. 128) konnte "der russische Feldherr Fürst Golenischtschew-Kutusow ... Napoleon etwas über 120000 entgegenstellen, die an patriotischer und religiöser Begeisterung dem Enthusiasmus der Franzosen für ihren Kaiser nicht nachstanden. die verbissene Tapferkeit der Russen hielt dem Ungestüm der Franzosen die Waage".

Der vorgenannte Autor schlüsselt die Stärken der beiden Armee ebendort wie folgt auf:

Waffengattung

Franzosen

Russen

 

 

 

Kavallerie

28000

17500

Kosaken

 

7000

Infanterie

86000

72000

Miliz

 

10000

Artilleristen

16000

14300

Geschütze

587

640

Gesamtstärke

130000

120000

Proklamation Napoleons vor der Schlacht von Borodino. Entnommen aus: Paul Holzhausen, Die Deutschen in Russland 1812. Leben und Leiden auf der Moskauer Heerfahrt, Berlin 1912, zwischen S. 81 und 82.

Die Russen standen auf einer Höhenlinie vor dem Fluss Kolocha, welcher weiter oben in die Moskwa mündete. Vor ihrem linken Flügel waren starke Schanzen aufgeworfen worden. Den linken Flügel befehligte Bagration (2. Armee), den rechten Flügel Barclay 1. Armee). Dass III. Korps unter Tutschkow wurde noch in der Schlacht vom rechten auf den linken Flügel verlagert. Auf dem äußersten rechten Flügel standen die Kosaken unter Platow. Das Dorf Borodino vor dem rechten Flügel war befestigt worden.

Eugen Tarlé (1812. Russland und das Schicksal Europas, Berlin 1951, S. 204/ 205) beschreibt die Zusammensetzung und die Aufstellung des russischen Heeres wie folgt:

"Das russische Heer unter Kutusows Oberbefehl setzte sich vor Borodino folgendermaßen zusammen: Auf dem rechten Flügel und im Zentrum befehligte Barclay de Tolly. Auf dem rechten Flügel stand Miloradowitsch mit seinen Truppen, die sich aus zwei Infanteriekorps - dem 2. und 4. (19800 Mann) - und zwei Kavalleriekorps - dem 1. und 2. (6000 Mann), insgesamt 25 800 Mann, zusammensetzten. Im Zentrum stand mit einem Infanteriekorps lind einem Kavalleriekorps (zusammen 13600 Mann) Dochturow. Die Reserven des rechten Flügels und des Zentrums (36 300 Mann) unterstanden der unmittelbaren Befehlsgewalt Kutusows. Insgesamt befanden sich auf dem rechten Flügel und im Zentrum 75 700 Mann. Das Ganze nannte sich 1. Armee, da ihr Kern von Barclays früherer 1. Armee gebildet wurde.

Auf dem linken Flügel befehligte Bagration. Der Kern seiner Streitkräfte bestand aus der 2. Armee, die bis zur Schlacht von Smolensk von Bagration geführt wurde. Ihr Name wurde für den gesamten linken Flügel beibehalten; Bagration wurde „zweiter Oberbefehlshaber".     

Dieser linke Flügel bestand aus zwei Infanteriekorps (22000 Mann) und einem Kavalleriekorps (3800 Mann), zusammen 25800 Mann; dazu kamen 8300 Mann Reserve. Bagration verfügte daher bei Eröffnung der Kämpfe über 34100 Mann, d. h. über zweieinhalbmal geringere Kräfte, als die 1. Armee. Zu den regulären Truppen in einer Gesamtstärke von 120800 Mann waren bei Borodino noch 7000 Kosaken µnd das 10000 Mann starke Moskauer und Smolensker Aufgebot gestoßen. Ohne Kosaken standen Kutusow also 120800 Mann mit 640 Geschützen zur Verfügung. Diese Zahl ergeben sich aus mehreren Quellen. Toll führt etwas niedrigere Zahlen an: ,,An diesem Tage stand6n 95000 Mann Linientruppen und Artillerie zur Verfügung, 7000 Kosaken, 7000 Mann des Moskauer und 3000 Mann des Smolensker Aufgebots, insgesamt 11200c Mann und 640 Geschütze."

Die Russen bereiteten sich auf ihre Weise spirituell auf die bevorstehende blutige Auseinandersetzung vor. "Bei uns wurde feierlich vor allen Regimentern die Menge gelesen; das wundertätige Muttergottesbild von Smolensk, welches man dem Feinde nicht in die Hände fallen lassen wollen, sondern aus Smolensk mitgenommen hatte, wurde in feierlicher Prozession durch alle Biwaks getragen; die Truppen und Fahnen wurden eingesegnet und mit Weihwasser besprengt, und den ganzen Tag über erschallte Musik und Gesang im ganzen Lager, bis man dem Zapfenstreich sich alles zur Ruhe begab und alle durch den Schlaf Kräfte zum morgigen Tage zu sammeln suchten "(Friedrich von Schubert, zitiert nach: Eckart Kleßmann (Hrgb.), Napoleons Russlandfeldzug in Augenzeugenberichten. Berlin - Darmstadt - Wien 1964, S. 168 ff.).

Auf französsischer Seite berichtet der seit dem Jahr 1806 in der Armee dienende Gardejäger und Sergeant Francois Bourgogne in seinen Erinnerungen über den Tag vor der Schlacht: "Am 6. wurden Vorbereitungen für die große Schlacht getroffen, welche am folgenden Tage geschlagen werden sollte: Die einen setzten ihre Waffen in Stand, andere brachten das Verbandszeug in Ordnung, manche machten ihr Testament, sorglose Gemüter aber sangen oder schliefen. Die gesamte Kaisergarde erhielt den Befehl, den Paradeanzug anzulegen" (zitiert nach: Kriegserlebnisse. Von Francois Bourgogne, Stuttgart o. J., S. 21).

Am 05.09. wurde bereits eine vorgeschobene Schanze bei Schewardino von den Franzosen erobert.

Napoleon plante eine frontale Schlacht. Der Vorschlag Marschalls Louis-Nicolas Davouts (* 10.05.1770 in Annoux, Département Yonne, Burgund; † 01. 06.1823 in Paris), den linken Flügel der russischen Stellung zu umfassen, lehnte der Kaiser ab. Von dem vorgenannten Vorschlag verblieb nur noch eine überschaubare Flankenbewegung durch das V. Korps unter dem Oberbefehl von Józef Antoni Poniatowksi (* 07.05.763 in Wien; † 19.10.1813 bei Leipzig). Die Bevorzugung eines (scheinbar einfallslosen) frontalen Angriffs auf einen Gegner in vorbereiteten und befestigten Stellungen wird zum einen "seiner schwindenden Macht" (Haythornthwaite) zugeschrieben, zum anderen war aber dieser Ansatz der Befürchtung geschuldet, dass sich die russische Armee einem Umfassungsangriff unter Umständen durch einen vorzeitigen Abmarsch entziehen könnte. Napoleon brauchte aber diese Schlacht, möglichst eine Entscheidungsschlacht.

Diese Motivation wird noch in einer Unterhaltung Napoleons im Exils auf der Insel St.. Helena mit General G. d. Gourgaud deutlich:

"Gourgaud: Hätte man nicht bei der Moskwa einen Flankenmarsch mit dem rechten Flügel machen müssen? Napoleon: Ich konnte diesen Marsch wohl machen und dadurch die Russen zwingen, ihre Stellung aufzugeben; aber ich hielt diese für schwach genug, um sie mit Gewalt nehmen zu können, und ich brauchte diese Schlacht"

(zitiert nach: Napoleons Gedanken und Erinnerungen. S. Helena 1815 - 18. Von General G. d. Gourgaud, Stuttgart 1901, S. 188).

Die Schlacht von Borodino. Originaler englischer Stahlstich (von J. B. Allen) aus dem 19. Jhdt.

Der bereits erwähnte Fournier beschreibt die Schlacht in seiner Biographie Napoleons (Bd. III., S. 102/103) wie folgt: "Frühmorgens, um 5 Uhr, fiel auf dem rechten Flügel der erste Kanonenschuss, um 6 Uhr war die Schlacht bereits im Gang: auf dem linken· Flügel, wo Eugen, gegen die Armee­ Barclays vorrückend, das Dorf Borodino eroberte, und im Zentrum, wo Davout, von Ney zur Linken und Murat zur Rechten begleitet, gegen Bagrations befestigte Mitte vorging, dessen linken Flügel Junot beschäftigte und Poniatowski mit den (stark zusammengeschmolzenen) Polen zu umfassen trachtete. Mit unendlicher Erbitterung wurde gestritten, und der Ge­schichtschreiber ist unsicher, ob er dem Angreifer oder dem Verteidiger das größere Maß von Heroismus zuerkennen soll. Jetzt erobert, waren die russischen Redouten bald wieder verloren, um dann wieder gewonnen und wieder verloren zu werden., Napoleons Fußvolk und Reiter, und die deutschen Kavallerieregimenter insbesondere, leisteten das Außerordentlichste, und so ward man schließlich - nachdem die stark exponierte und anfänglich zu wenig unterstützte Armee Bagrations fast aufgerieben, ihr Feldherr zu Tode verwundet worden war - Herr der feindlichen Stellung. Aber auch nicht mehr. Die Russen wichen allerdings daraus, doch nur, um ein paar tausend Schritte weiter zurück sich aufs Neue zu sammeln und neuen Widerstand zu leisten. Zu neuem Angriff aber waren die fürchterlich heimgesuchten Divisionen Neys und Murats nicht mehr imstande. Hier, und zwar in dem Augen­blick, da der Feind sich noch nicht wieder erholt hatte, musste eine starke Reserve eingreifen, um ihn völlig aufzureiben. Eine solche stand bereit; es waren 20.000 Mann der Garde; inständig begehrten Murat und Ney ihr Vorrücken: Napoleon versagte es. „Und wenn morgen eine zweite Schlacht statt­findet," antwortete er, ,,womit soll ich sie liefern?" Kaum dass er den Befehl gab, das zurückgegangene Zentrum des Gegners mit Kanonen zu beschießen. Man erkannte ihn nicht wieder und schob alles auf das Fieber einer Erkältung und die Schmerzen, an denen er tagsüber litt, insbesondere aber auf die abgespannten Nerven, die nach so viel aufreibender Er­regung der neuen Aufgabe nicht mehr gewachsen waren. Er hatte tatsächlich nicht auf seiner vollen Höhe gestanden und deshalb am 7. September 1812 bei Borodino nur ein Schlachtfeld, keine Schlacht gewonnen. Die Russen blieben trotz ihrer ungeheuren Verluste - 52.000 Mann an Toten und Verwundeten, während die Franzosen nur 28.000 einbüßten - die Nacht über in ihren letzten Positionen und zogen erst am nächsten Tag die Moskauer Straße weiter. Sogar dem Zaren wusste ihr Feldherr glauben zu machen, es sei keine Niederlage gewesen, was dann in Petersburg als ein Sieg der eigenen Waffen aufgefasst und dafür ausgegeben wurde".

Napoleon in Moskau

Napoleon in Moskau - Text

Der Beginn des Rückzuges

Am 19.10.1812 marschierte Napoleon - nach langem Zögern - von Moskau ab, nur eine Nachhut blieb zunächst zurück. Die Nachhut wurde von Marschall Édouard Adolphe Casimir Joseph Mortier (* 13.02.768 in Le Cateau-Cambrésis, Département Nord; † 28.07.1835 in Paris) befehligt und bestand aus der Jungen Garde. Diese zählte noch 8000 Mann, nur 400 davon sollten Wilna erreichen. Ihr Auftrag war die Wiedereroberung Moskaus zu verzögern und vor allem im Kreml möglichst umfangreiche Sprengungen vorzunehmen.

Nach Nigel Nicholson und dieser wiederum nach den Angaben von Caulaincourt bestanden die jetzt verfügbaren Truppen nur noch aus 87500 Mann Infanterie, 14750 Mann Kavallerie und 533 Geschützen. Dazu kam ein Train aus 40000 Kutschen und Wagen und zahlreiche Nichtkombattanten, also "ein langsamer und schwerfälliger Konvoi von enormer Länge ..., an Stelle einer leichten, mobilen Streitkraft, die mit der Schnelligkeit einer Kobra zuschlagen konnte, wie es Napoleon Absicht gewesen war" (Nicholson).

Auffallend war aber die immer noch gute äußere Haltung der Kaisergarde. Der Militärarzt Heinrich von Ross berichtet: "Stolz und schön, mutig und frisch aussehend, wie man nur Winterquartieren kommen kann, zogen sie in geschlossenen Kolonnen, gut gekleidet und schwer mit Mundvorräten beladen, einher. Ein jeder hatte drei bis vier weiße Brote oben auf den Tornister gepackt und an den Säbel- oder Patronentaschenriemen eine Flasche mit Branntwein hängen. Ihnen folgte aber ein Tross von Bagage, wie man solchen wohl nie, solange man Krieg führt, gesehen haben mag.

Alle Generale und höheren Offiziere hatten sich neue Wagen und die Subalternen Droschken, die alle mit kostbaren Dingen und Lebensmitteln beladen waren, angeschafft. Verheiratete Soldaten hatten Fuhrwerke jeder Art, bepackt mit allem, was früh und spät gut benutzt werden konnte, ihren Weibern anvertraut. Marketenderwagen waren angefüllt mit Wein, Branntwein, Zucker, Kaffee, Tee und allem Nötigen, um lange wirtschaften zu können; ebenso waren alle Packpferde beladen, kurz, der unübersehbare Zug führte Reichtümer aller erdenklichen Art mit sich, und das schöne Wetter ließ es zu, dieses bunte und höchst merkwürdige Schauspiel genau zu betrachten und zu bewundern" (zitiert nach: Eckart Kleßmann. Hrgb., Napoleon Russlandfeldzug in Augenzeugenberichten, Berlin - Darmstadt - Wien 1964, S. S. 250/ 251).

Philippe Paul Graf von Segur ergänzt: hierzu: "In einer drei- oder vierfachen, unabsehlichen Reihe waren Halbkutschen, Munitionskarren. Luxuswagen und Fuhrwerke aller Art bunt durcheinander gemischt. Hier sah man russsiche, türkische und persische Fahnen, und jenes Riesenkreuz des Großen Iwan als Siegeszeichen: dort russische Bauern mit langen Bärten, die unsere Beute, zu der sie selbst gehörten, führten oder trugen. Andere zogen oder schoben den Ertrag ihrer Beute sogar auf Schubkarren fort. Die Toren werden auf diese Weise nicht den ersten Tagmarsch zurücklegen; in ihrer tollen Habsucht denken sie nicht an die achthundert Stunden Weges, auf denen sie sich werden durchschlagen müssen" (Derselbe, Napoleon und die Große Armee in Rußland, Bremen S. 242).

Die Gefechte bei Winkowo und um Malojaroslawez

Die Grande Armée wählte für den Rückzug den bisherigen Anmarschweg, nun aber in Richtung Smolensk, marschierte jedoch zunächst süd-westlich in Richtung Malojaroslawez und Kaluga.

Über die weitere Entwicklung lesen wir in der "Umfassende(n) Geschichte des Kaisers Napoleon mit der vollständigen Sammlung seiner Werke für gebildete Leser" von Dr. Heinrich Elsner (Stuttgart 1834, Bd. I., S. 462 ff.) das Nachfolgende:

"Noch unglücklicher war für die Franzosen die Nothwendigkeit, ihre Rückzugslinie über Kaluga ändern und den alten Weg wieder antreten zu müssen. Hier war von dem Einmarsch her noch alles verödet: den Menschen fehlte es an Nahrungsmitteln und Obdach, den Pferden an Futter: man sollte immer fouragiren; und doch drängte der Feind auf der Ferse.

Kutusoff, der in seinem Lager bei Tarutino mit 150000 Mann ruhig stand, erhielt durch seinen Vortrab die Kunde, dass ein französisches Armeekorps nach Kaluga marschire; obschon er nicht gewiß wusste, dass der Rückzug des französischen Heers begann, das er nur für ein schwaches Detachement hielt. Er hob sein Lager alsbald auf und marschirte nach Mato-Jaroslawetz. Hier stieß er auf die französische Vorhut, die der Vicekönig befehligte. Ein hartnäckiger Kampf entspann sich und dauerte den ganzen Tag fort. Der Vicekönig hielt alle Angriffe der Russen, Angriffe, die sich unaufhörlich erneuerten und fortwährend durch frische Truppen unterstützt wurden, ruhmvoll aus. Die brennende Stadt wurde siebenmal genommen und verloren, blieb aber endlich den Franzosen, die den Tod des tapfern Generals Delzons, der an der Spitze seiner Division kämpfend fiel, zu beweinen hatten.

Gegen Abend kam die französische Hauptarmee auf dem Schlachtfelde an, Kutusoff war ein wenig zurückgewichen, hatte Stellung gefasst,. der Kaiser wollte auf seiner Bewegung nach Kaluga beharren, allein die Vorstellungen der Generale, und die Furcht, durch eine große Schlacht die bereits beträchtliche Zahl seiner Verwundeten noch zu vergrößern, bewogen ihn, statt vorwärts zu marchiren, sich rechts zu wenden, um die Straße nach Smolensk über Wiasma, der das Heer auf seinem Zuge nach Warschau gefolgt war, zu gewinnen".

Wenige Tage später erreichte man das Schlachtfeld von Borodino: "Der 28. brachte uns nach Überschreitung eines kleinen Flusses an das große Schlachtfeld zurück, auf dem vor zweiundfünfzig Tagen so erbittert gekämpft worden war. Leichname und Trümmer jeder Art erinnerten noch daran. Schädel und Totengebeine ragten aus der Erde. Fast alle gehörten Russen an, denn soweit irgend als möglich hatten wir unsere Gefallenen beerdigt. Doch da alles nur in Eile ausgeführt war, hatte der seitdem gefallene Regen viele Leichen bloßgelegt. Es lässt sich nichts Grausigeres denken, als diese verwesenden menschlichen Überreste, die uns von allen Seiten entgegenstarrten" (1812. Kriegserlebnisse. Von Francois Bourgogne. Stuttgart o. J., S. 71).

Der Winter beginnt und die immer schwierigeren Rahmenbedingungen des Rückszuges

Der russische Winter brach im Jahre 1812 relativ spät ein. Am 04.11. fiel der erste Schnee. Die Temperaturen sanken auf minus 12 Grad (09.11.), auf minus 17 Grad (12.11.) und - nach einer kurzen Periode von Tauwetter - am auf minus 26. Grad (Dezember). Neben den Kosaken und Partisanen sowie den verfolgenden regulären russischen Truppen hießen nun die neuen Gegner: Schnee, Frost und Eis.

Dmitri Mereschowskij (Napoleon. Sein Leben. Napoleon als Mensch, Berlin 1928, S. 195 ff.) beschreibt die Wirkung der Unbilden der Witterung auf den Rückzug der bereits stark dezimierten Grande Armée anschaulich wie folgt: "Am 28.Oktober trat starker Frost ein. Am 8. November wurden die Franzosen auf dem Wege nach Wjasma von einem heftigen Schneesturm überrascht, dass die Leute, die den russischen Winter nicht kannten, meinten, ihre letzte Stunde sei gekommen. Der schwarze Himmel stürzte auf die weiße herab, alles vermengte sich, wirbelte in einem weißen, rasenden Chaos dahin. Der Wind riss den Leuten den Atem vom Munde, der Schnee machte sie blind, sie erstarrten, stolperten, fielen hin, um nicht mehr aufzustehen. Der Sturm begrub sie unter Schneewehen; es entstanden kleine Hügel, die wie Grabhügel aussahen. Die ganze Rückzugsstraße der Armee war mit solchen Grabhügeln besät wie ein endloser Friedhof.

Am entsetzlichsten waren die langen Winternächte. Wenn die Leute, bei einer Kälte von zwanzig Grad, in der offenen Steppe biwakieren mussten, waren sie nicht imstande, sich vor dem schneidenden, eisigen Wind zu schützen. Zur Abendmahlzeit brieten sie sich auf glimmenden Kohlen das Fleisch von verendeten Pferden, kochten sich eine Suppe aus aufgetautem Schnee mit einer Hand voll muffigen Mehls. Dann legten sie sich an Ort und Stelle auf den bloßen Schnee zur Ruhe nieder; am Morgen aber war die Stelle des Biwaks an einem Kreis von erstarrten Leichen, an Tausenden von gefallenen Pferden kenntlich.

Und dennoch war es besser zu erfrieren, als in die Hände der Kosaken oder Bauern zu fallen; diese erschlugen ihre Gefangenen nicht sofort, sondern verhöhnten und marterten sie lange, oder sie warfen sie einfach nackt in den Schnee. Hatten sie gar zu viele Gefangene gemacht, so jagten sie sie mit Lanzen, wie Vieh, zu neuen, vielleicht noch schlimmeren Qualen.

Hunderttausend Franzosen hatten Moskau verlassen, nach drei Wochen waren es nur noch sechsunddreißigtausend, und auch diese waren nur lebende Leichen, lächerliche, furchtbare Vogelscheuchen in bunten, verlausten Lumpen - in Beamtenfräcken, Popengewändern, Weiberkleidern und Hauben. Es gab weder Untergebene noch Vorgesetzte mehr: das Elend hatte gleich gemacht. Rudel von hungrigen Hunden folgten ihnen auf den Fersen; ganze Wolken von Raben kreisten über ihnen, wie über Aas".

Angehörige der Kaisergarde auf dem Rückzug in Russland. Nach einem originalen Aquarell von Maurice Sébastien LAURENT (1887 – 1973).

Der württembergische Offizier Christoph von Yelin berichtet über den Rückzug aus eigenem Erleben:

"Da auf diesen Märschen schon die rückwärts befindlichen Bagagewagen, viele Fourgons, Pulverwagen, Kanonen etc. demoliert und auch verbrannt wurden, so gingen auch die Lebensmittel, deren man sich nur auf vierzehn Tage versehen hatte, zu Ende, es trat der größte Mangel ein, der noch fürchterlicher erschien und werden musste, da auf der schon im Hinweg verheerten Straße durchaus nichts mehr zu finden und zu hoffen war. Viele suchten sich mit wenigem Zucker durchzubringen und sparten diesen mit außerordentlichem Geiz, allein dieses Hilfsmittel hielt nicht lange an, und auch solche mussten sich endlich mit Pferdefleisch begnügen. Anfänglich schlachtete man noch die elenden, abgemergelten Tiere, das heißt, man schoss ihnen eine Kugel durch die Brust. Es gab auch noch zuweilen Salz und Gewürz, das aber auch bald aufhörte; an das Erschießen der Tiere dachte auch kein Mensch mehr, sondern man schnitt sich an den noch lebenden Tieren seinen Teil ab, die mit weit auseinanderstehenden Füßen, oft an allen Seiten blutend - zitternd und betäubt noch stehend zu sehen waren, bis sie endeten und zusammenstürzten. Die Franzosen bemächtigten sich vor allem der Zungen, und ohne dem Tier den Herzstoß zuerst zu geben, schnitten sie ihnen diese aus bei noch lebendem Leibe; es gibt gewiss nichts Abscheulicheres, wie auf diesem Rückzuge die Menschen gegen Menschen und gegen Tiere handelten….

Tausende starben schon jetzt an Entkräftung und Hunger, die Pferde nährten sich kümmerlich von Baumrinde und altem verfaultem Stroh und Holz, da alles mit Schnee bedeckt und zusammengefroren war. Man nahm der wenigen Kavallerie ihre Pferde, um nur die bis hierher geschleppte Artillerie weiterzubringen. Täglich stieg das Elend; so kamen wir am 31. Oktober nach Itorka, am 1. November 1812 nach Wjasma ….

Die langen Nächte waren fürchterlich, das grüne Holz wollte nicht brennen, und bis dieses herbeigeschafft war, konnte man es kaum aushalten, viele erfroren bei dieser Arbeit, an der die höchsten Offiziere teilnehmen mussten, denn wer beim Feuer sein wollte, musste auch dazu beigetragen haben. Oft kam es, wenn das Feuer angezündet war, dass Stärkere kamen und die ersteren davon verjagten, wobei es öfters zu Mord und Totschlag kam.

Diejenigen, welche während des Marsches zusammensanken, blieben auf der Straße liegen, die nächsten Fuhrwerke gingen über sie weg, noch ehe sie ganz tot waren, und zermalmten sie; kein Mensch nahm sich die Mühe, solche Unglückliche auf die Seite zu schaffen oder aus dem Weg• zu ziehen, man beraubte sie sogar ihrer Kleider, noch ehe sie tot waren ….

Die Straße war ganz mit Eis überzogen, und die entkräfteten Pf erde, welche für solche Fälle nicht einmal scharf beschlagen waren, konnten kaum leer weitergebracht werden, die kleinste Anhöhe war jetzt ein unübersteigliches Hindenis; Kanonen, Munitionsbagage, Marketenderwagen etc., eine Menge von Moskau mitgenommene Chaisen, Droschken etc. blieben stehen, weil man schon nicht mehr ans Verbrennen dachte, und kamen in die Hände der Russen ….

Obgleich ich bei den bewaffneten wenigen Württembergern noch immer eingeteilt, so konnten wir uns doch auch keine andern Lebensmittel verschaffen als gefallenes Pferdefleisch, da auch die Hunde, die noch hin und wieder bei der Armee gesehen wurden, meistens schon aufgezehrt waren, wie es auch den meinigen ergangen sein mag. Eines Abends streifte ich herum, um mir ebenfalls, auf welche Art es gewesen wäre, etwas zu suchen, und gewahrte einen schönen weißen Pudel; ich machte nebst einem Freund sogleich Jagd auf ihn, er kam in unsere Gewalt und hatte schnell geendet. Das Fleisch teilten wir brüderlich, dass uns auf längere Zeit gute Dienste tat; als dieses aber aufgezehrt war, kam auch das Pferdefleisch wieder an uns, was aber abscheulich war, weil man es nicht gehörig zubereiten konnte.

Die Zubereitung eines solchen Pferdebratens war ganz einfach; hatte man ein Stück von einem gefallenen Pferd, steckte man es an einen gespitzten Stecken, Degen oder Bajonett und hielt es übers Feuer, ohne Salz, Schmalz und Gewürz, woran es allen fehlte. Durch die Hitze wurde das kranke Fleisch ganz ekelhaft, es tropfte eine gelbe Brühe wie Eiter heraus, bis es nach und nach zu Kohle verbrannte, worauf man es gierig verschlang: Ekel hatte man keinen mehr, das für die Schweine bestimmte Schlechteste wäre willkommen gewesen, man war froh, nur etwas zu haben"

Zitiert nach: Eckart Kleßmann (Hrgb.), Napoleons Russlandfeldzug in Augenzeugenberichten. Berlin - Darmstadt - Wien 1964, S. 262 ff.

Französischer Husaren-Offizier auf dem Rückzug in Russland. Nach einem originalen Aquarell von Maurice Sébastien LAURENT (1887 – 1973).

Gefechte bei Wjasma und Krasnoje

Gefecht bei Wjasma - Text

Biwak bei Krasnoi. Nach Faber du Faur. Entnommen aus: Theodor Rehtwisch, 1812. Der Untergang der großen Armee und seine Vorgeschichte, Friedenau - Berlin S. 627.

Text zum vorstehenden Bild

Rückzugsszene. Nach Faber du Faur. Entnommen aus: Theodor Rehtwisch, 1812. Der Untergang der großen Armee und seine Vorgeschichte, Friedenau - Berlin S. 565.

Text zum vorstehenden Bild

Zum Verhalten Napoleons auf dem Rückzug lesen wir bei Kircheisen (Napoleon. Die Memoiren seines Lebens. Band 13, Wien - Hamburg - Zürich o. J. , S. 113 ff.): "Inmitten dieses ungeheuren Unglücks bewahrte Napoleon stoischen Gleichmut: man sah ihn beständig zu Pferde, oder wenn die Kälte zu streng wurde, zu Fuß mitten unter seinen tapferen. Er trug über seiner Uniform einen russischen Pelz, Samt mit Zobel gefüttert (es war ein Geschenk des Zaren, das Napoleon 1808 in Erfurt erhalten hatte) und mit Schnüren besetzt, und eine Mütze von demselben Pelz; wenn er zu Fuß ging, stützte er sich auf einen Birkenstock. Die Soldaten marschierten schweigend, ihre Kraft war physisch und moralisch angegriffen, sie schienen noch schrecklicheres Unheil vorauszusehen als die Leiden, die sie schon jetzt zu Boden drückten. Und doch keine Klage, keine Stimme des Aufruhrs in ihren Reihen: alle Blicke waren auf den großen Mann gerichtet und alle fühlten, dass auf ihm allein noch alle Hoffnungen beruhten (Soltyk, 330)".

Napoleons Rückzug aus Russland. Originaler englischer Stahlstich nach einer Vorlage von Raffet aus dem 19. Jahrhundert. Publiziert bei: A. Fullerton & Co./ London.

Das Erreichen der zusammen geschmolzenen Reste der Grande Armée von Smolensk

Smolensk war zwar auf dem Hinmarsch teilweise zerstört worden, hier befanden sich aber jetzt die Depots mit dem so dringend benötigten Nachschub. Bereits seit dem September 1812 versuchten die Franzosen unter dem Oberbefehl von Marschall Victor (Claude-Victor Perrin, (* 07.12.1764 in Lamarche; † 01.03.1841 in Paris) die Stadt abwehrbereit zu machen. Diese immer noch befestigte Stadt sollte einen Zufluchtsort und eine Möglichkeit der Verproviantierung und Neuformierung für die sich zurück ziehende Hauptarmee darstellen. Die Truppen unter dem vorgenannten Marschall Victor zählten nach Alan Palmer (Napoleon in Russland, Frankfurt am Main 1967, S. 218) und waren als Hauptreserve eingeplant.

Die Franzosen in Russland. Szene vom Rückzug. Originaler Stahlstich aus dem 19. Jhdt. Verlag Payne/ Leipzig und Dresden.

Das Erreichen der Beresina

Nach dem französischen Teilerfolg in einem Rückzugsgefecht bei Krasnoi (Krasnoje) begann ein Wettlauf zur Beresina, allerdings wurde mit der Nachricht vom 22.11., dass russische Truppen mit einer Stärke von 34000 Mann unter Tschitschagow zwischenzeitlich u. A. den Brückenkopf bei Borissow erobert hatten, klar, dass der Übergang über den Fluss hart erkämpft werden muss.

Marschall Ney auf dem Rückzuge. Nach einem Gemälde von Yvon. Entnommen aus: 1812. Kriegserlebnisse. Von Francois Bourgogne, Stuttgart o. J., Zwischen S. 192 und 193..

Der Übergang über die Beresina

Der Kriegsteilnehmer Philippe Paul Gaf von Ségur schildert die dramatischen Ereignisse des Überganges über die Beresina in seinem bereits im Jahre 1825 auch in Deutschland erschienenen Werk: Napoleon und die Große Armee in Russland eindrucksvoll wie folgt:

„Diesen ganzen Tag über befand sich das 9. Korps in einer wahrhaft kritischen Lage, weil ihm kein anderer Rückzugsweg blieb als die schwache, schmale Brücke, deren Zugänge noch überdies durch zahllose Wagen und Nachzügler versperrt waren. Je mehr vorne das Gefecht entbrannte, desto ärger ging es hinten bei diesen zu. Durch den ersten Lärm eines ernsthaften Gefechts, durch den Anblick der Verwundeten, durch die feindlichen Kugeln, die allmählich nach der Brücke flogen, wurden für sie ebenso viele Perioden des Schreckens und der Verwirrung herbeigeführt. 

So viele Menschen, Pferde und Wagen durch die Angst nach einem Punkte getrieben und gehetzt, sich gegenseitig treibend und hetzend, mussten, am Ufer aufgestaut, ein entsetzliches Gedränge bilden. Gegen Mittag fielen die ersten feindlichen Kugeln in diesen Wirrwarr und brachten alles in Verzweiflung. Wie in allen außerordentlichen Fällen, so zeigte sich auch hier das menschliche Herz in seiner ganzen Nacktheit. Man sah die grässlichsten Schandtaten und die schönsten, erhabensten Handlungen. Je nach ihrem Charakter öffneten sich die einen entschlossen und wütend mit dem Säbel in der Faust einen schrecklichen Pfad. Andere waren grausam genug, ihr Fuhrwerk durch das Gedränge dieser Unglücklichen zu treiben, die, zu Boden geworfen, von den Pferden zertreten, von den Rädern zerquetscht wurden; in ihrem abscheulichen Geiz trugen sie kein Bedenken, zur Rettung ihres Gepäcks ihre Unglücksgefährten hinzuopfern. Andere äußerten ihre Verzagtheit auf eine ekelhafte Weise: sie weinten, flehten und erlagen vor Angst. Man sah andere, besonders unter den Kranken und Verwundeten, auf ihr Leben verzichten, sich wegschleichen und auf den Schnee niederlassen, der bald ihr Grab werden sollte ....".

An der Beresina. Nach einem Gemälde von Raffet. Entnommen aus: Theodor Rehtwisch, 1812. Der Untergang der großen Armee und seine Vorgeschichte, Friedenau - Berlin S. 613.

Fortsetzung: "Viele von diesen Verzweifelten, die im ersten Anlauf die Brücke nicht hatten erreichen können, wollten an der Seite hinaufklettern, wurden aber größtenteils in den Fluss zurückgestoßen. 

Hier sah man mitten unter den Eisschollen Frauen, die ihre Kinder in den Armen trugen und sie, so lange sie konnten, über dem Wasser hielten; bald waren sie verschwunden.

Es war des Grässlichen noch nicht genug: die Artilleriebrücke brach und riss auseinander. Diejenigen, die schon darauf staken, konnten sich nicht retten; sie und diejenigen, die ihnen zunächst folgten, wurden durch den Stoß der stets anwogenden Menge, die nicht wusste, was vorgefallen war, und auf das Geschrei der Vorderen nicht achtete, ins Wasser geschleudert.

Alles strömte hierauf der anderen Brücke zu. Schwere Rüstwagen, Kanonen und andere Fuhrwerke, von gehetzten Pferden auf einer schiefen Fläche, in einem dichten Menschengewühle mit beschleunigter Geschwindigkeit fortgerissen, fuhren zermalmend über alles weg und erschlugen, wenn sie durch das Zusammenstoßen umgeworfen wurden, alles, was in ihrem Bereich war. Diese umgeworfenen Wagen waren sodann ein neues Hindernis und die Veranlassung, dass ganze Reihen von Flüchtlingen zu Boden fielen, von den unablässig nachstürzenden Massen ereilt und zertreten wurden.

 So drängte sich eine Welle dieser Elenden auf die andere hin. Man hörte nur das Geschrei des Schmerzes und der Wut. In diesem grässlichen Gewühl wehrten sich die Getretenen und Erstickenden unter den Füßen ihrer Gefährten, an diese mit ihren Nägeln und Zähnen sich anklammernd, aber von ihnen wie Feinde ohne Erbarmen abgestoßen.

 Unter ihnen riefen Frauen und Mütter mit herzzerreißender Stimme vergebens ihre Gatten, ihre Kinder, von denen sie ein Augenblick auf immer getrennt hatte; sie streckten die Arme nach ihnen aus, sie baten um Gotteswillen, man möge sie doch zu ihnen durchlassen; aber von der Menschenflut hin und her geschwemmt und überspült, mussten sie erliegen, ohne dass man sie auch nur bemerkt hätte.

Das Brausen eines heftigen Sturmes, der Donner des Geschützes, das Heulen des Windes, das Pfeifen der Kugeln, der Knall der berstenden Granaten, das Gewimmer, das Schelten und das greuliche Fluchen ließen diesen sinnlosen Haufen die Klagen der Opfer nicht hören, die er verschlang.

Die Glücklichsten und Kräftigsten erreichten endlich die Brücke, nachdem sie fühllos über Haufen von Verwundeten, Weibern, halbtoten Kindern gestiegen waren. Wenn sie sich nun in dem engen Defilee für gerettet hielten, sahen sie sich mit jedem Augenblick durch ein gestürztes Pferd, durch ein gebrochenes oder aus der Stelle gerücktes Brett wieder aufgehalten...."

 Fortsetzung: "Unglücklicherweise war auf dem andern Ufer, zunächst am Ausgang der Brücke, ein Sumpf, in dem viele Pferde und Wagen stecken blieben, wodurch dann das Fortkommen der über­ gehenden auch wieder verzögert wurde.

Zwischen diesen verzweifelten, auf dem einzigen Rettungsweg zusammengedrängten Menschen entbrannte sofort ein höllischer Kampf, wo die Schwächsten und Gefährlichstgestellten von den Stärksten und Rohesten über die Brücke ins Wasser geworfen wurden. Ohne sich umzusehen, von dem Trieb der Selbsterhaltung gespornt, verfolgten diese Unmenschen unaufhaltsam ihr Ziel, taub für die Ausbrüche der Wut und der Verzweiflung ihrer hingeopferten Gefährten und Vorgesetzten.

 Die Nacht von dem 28. auf den 29. November vermehrte noch alle diese Greuel. Ihre Dunkelheit schützte nicht gegen die russischen Batterien, die sich auf der mit Schnee bedeckten Fläche, durch den Lauf des Flusses, durch diese ganze schwarze Masse von Menschen, Pferden und Wagen und durch das Ge­schrei, das davon aufstieg, leicht orientieren konnten.

Es ward noch ärger gegen neun Uhr abends, wo Victor seinen Rückzug antrat, und seine Divisionen sich mitten durch diese Unglücklichen, die sie bis dahin verteidigt hatten, einen grässlichen Laufgraben öffneten. Da jedoch bei Studjanka noch ein Nachtrab stehenblieb, so weigerte sich der große Haufe, von der Kälte erstarrt, oder weil er von seinem Gepäcke nicht lassen wollte, diese letzte Nacht zum Behuf seines Übergangs zu benutzen. Vergebens ließ man Feuer an die Wagenburg legen, die Unglücklichen waren nicht fortzubringen. Erst der Tag führte sie wieder, aber zu spät, an die Brücke, die sie aufs neue berannten. Um 9½ Uhr ließ Eble diese, als er die Russen heran­nahen sah, in Brand stecken.

 Das Unglück hatte nun seine äußerste Grenze erreicht. Eine Menge Wagen, drei Kanonen und mehrere tausend Männer, Weiber und einige Kinder blieben auf dem feindlichen Ufer zurück, wo sie in Verzweiflung truppweise herumirrten. Einige versuchten hinüberzuschwimmen, andere wagten sich auf das Treibeis, andere warfen sich blindlings auf die brennende Brücke, die unter ihnen einbrach; halb verbrannt und halb erfroren, mussten sie eines zweifachen Todes sterben. Bald häuften sich die Leichname der einen wie der andern an den Brückenböcken, wohin sie mit den Eisschollen getrieben wurden. Die übriggebliebenen erwarteten die Russen. Nachdem Eble bereits eine Stunde fort war, erschien Wittgenstein auf den Höhen und sammelte die Früchte des Sieges, ohne denselben erfochten zu haben“. 

Übergang über die Beresina den 28. November 1812. Nach einem Gemälde von Faber du Faur. Entnommen aus: Theodor Rehtwisch, 1812. Der Untergang der großen Armee und seine Vorgeschichte, Friedenau - Berlin S. 613.

Ein westfälischer Offizier (Karl Christian Bouhler) ergänzt die Schilderung dieses apokalyptischen Geschehnis wie folgt: "Beim Beginn des Brückenübergangs, als die ersten Kanonenschüsse fielen und eine Masse von Menschen und Pferden tot und verwundet niederstürzte, über die hinweg der Weg der Nachdrängenden ging, hatte sich ein schrecklicher Kampf der am Boden Liegenden mit den über sie Hinweggehenden entsponnen. Mit Zähnen und verkrampften Fingern suchten sie sich zu befreien, während verwundete Pferde fürchterlich um sich schlugen und viele in ihrer Nähe verstümmelten. Es wäre ein gräßlicher Anblick gewesen, wenn das allgemeine Elend nicht alles Gefühl abgestumpft hätte und nicht jeder nur auf seine eigene Rettung bedacht gewesen wäre" (zitiert Philipp Bouhler, Napoleon. Kometenlaufbahn eines Genies, München 1942, S. 231).

Aufschlussreich ist auch der Bericht des späteren Generals Marcellin Marbot (18.08.1782 in Altillac; † 16.11. 1854 in Paris), der hier zitiert nach Kircheisen (Napoleon,. Die Memoiren seines Lebens, Band 13, Wien - Hamburg - Zürich o. J., S. 131 ff.) folgen soll:

„Am 26. November waren wir bei Tagesanbruch in Studianka, und man bemerkte, dass am gegenüberliegenden Ufer der Beresina keinerlei Verteidigungsmaßnahmen getroffen waren. Hätte der Kaiser nicht einige Tage zuvor das Brückenmaterial bei Orscha verbrennen lassen, so hätte die Armee sofort den Fluss überschreiten können. Dieser Fluss, den man sich als riesengroß vorstellt, ist in Wirklichkeit nicht breiter als die Rue Royale in Paris beim Marineministerium. Was seine Tiefe betrifft, so genügt es zu sagen, dass drei Kavallerieregimenter von der Brigade Corbineau ihn drei Tage zuvor an einer Furt passiert hatten und dies am 26. November abermals taten. Die Pferde verloren kaum den Boden und hatten nur etwa 4-6 Meter zu schwimmen. Diese Passage bot zu diesem Zeitpunkt nur ganz geringe Schwierigkeiten für die Kavallerie, die Bagage und die Artillerie. Die eine bestand darin, dass Reiter und Wagenführer bis an die Knie ins Wasser mussten, was aber schließlich zu ertragen war; unglücklicherweise war der Frost nicht stark genug, um den Fluss gefrieren zu lassen, es waren nur wenige Eisschollen vorhanden. Die zweite Schwierigkeit war schon unangenehmer, denn das gegenüberliegende Ufer war morastig wie die ganze daran anschließende Ebene, die Pferde konnten nur mit Mühe sich darauf bewegen und die Wagenräder sanken bis zur Achse ein.

Korpsgeist ist gewiss etwas sehr Lobenswertes, aber man muss ihn mäßigen, ja sogar vergessen können in schwierigen Umständen. Das konnten die Chefs der Artillerie und der Pioniere an der Beresina nicht, denn jeder von ihnen bestand darauf, selbständig allein die Brücken zu legen, so dass sie sich gegenseitig behinderten und nicht vom Fleck kamen. Der Kaiser, der am 26. gegen Mittag eintraf, beendigte die Zwistigkeiten und befahl, dass eine Brücke von der Artillerie und eine zweite von den Pionieren geschlagen werden sollte. Man holte augenblicklich Balken und Bretter aus den Dorfhäusern und die Sappeure wie die Artilleristen machten sich ans Werk. Diese braven Soldaten arbeiteten mit einer Hingabe, die nicht genug her­ vorgehoben worden ist. Man sah sie nackt in das eisige Wasser der Beresina springen und so sechs bis sieben Stunden hintereinander arbeiten, ohne dass man ihnen eine Stärkung gegeben hätte; die folgende Nacht hatten sie als Bett nur ein Schneefeld! So kamen denn auch fast alle von ihnen um, als die große Kälte eintrat.

Während man an der Aufstellung der Brücken arbeitete und mein Regiment wie alle Truppen vom 2. Korps auf dem linken Ufer den Befehl zum überschreiten abwartete, ging der Kaiser mit großen Schritten von einem Regiment zum andern, sprach mit den Mannschaften und den Offizieren. Murat begleitete ihn. Dieser tapfere Draufgänger, der so schöne Taten vollbracht hatte, als die Franzosen siegreich gen Moskau zogen, der stolze Murat war ganz geknickt, seit man diese Stadt verlassen hatte, und er nahm während des ganzen Rückzugs an keinem Gefecht mehr teil. Man sah ihn in tiefem Schweigen dem Kaiser folgen, als wüsste er nicht, was in der Armee vorging. Nichtsdestoweniger schien er angesichts der Beresina aus seiner Erstarrung zu erwachen, und die wenigen Truppen, die noch bis jetzt Ordnung gehalten hatten, bildeten in diesem Augenblick die letzte Hoffnung.

Aber nicht nur unsere Pferde kamen leicht über das Ufer weg, sondern auch die Marketender mit ihren Karren, was mich auf den Ge­danken brachte, dass es möglich sei, diese Wagen ohne Pferde an beiden Ufern aufzustellen und auf diese Weise mehrere Übergänge für die Infanterie formieren zu lassen, was bei dem Andrang der Menschenmassen, die am nächsten Tag sich über die Brücken wälzen würden, den Übergang bedeutend erleichtern müsste. Dieser Gedanke schien mir so glücklich, dass ich, obwohl durchnässt bis zum Gürtel, noch einmal die Furt durchquerte und ihn den Generalen des Kaiserlichen Generalstabs mitteilte. Mein Plan wurde für gut befunden, aber niemand wagte es, ihn dem Kaiser vorzutragen. Schließlich sagte mir sein Adjutant Lauriston: ,,Ich ermächtige Sie, diese Passage, deren Zweckmäßigkeit Sie soeben so überzeugend dar­gelegt haben, ausführen zu lassen." Auf diesen ganz unannehmbaren Vorschlag konnte ich nur entgegnen, dass ich weder Sappeure noch Infanterie, noch Werkzeuge, noch sonstige Hilfsmittel zur Ver­fügung hätte, und außerdem mein Regiment, das auf dem anderen Ufer stand und jeden Augenblick angegriffen werden konnte, nicht verlassen durfte. Ich beschränkte mich also darauf, einen Rat zu geben, der mir gut erschien, und kehrte auf meinen Posten zurück. Es war der 23.

Am 27. abends überschritt der Kaiser mit seiner Garde die Brücken und nahm in Zaniwki Quartier, von wo aus die Kavallerie Befehl erhielt, nachzurücken. Der Feind war nirgends bemerkt worden.

Man hat viel über das Unglück gesprochen, das an der Beresina eintrat, aber noch niemand hat gesagt, dass es zum großen Teil hätte vermieden werden können, wenn der Generalstab besser seine Pflicht getan hätte. Wären in der Nacht vom 27. zum 28. die von mir vorgeschlagenen Übergänge über die Bagagewagen ausgeführt worden, hätten die Tausende von Nachzüglern nicht am nächsten Tage die Brücken verstopfen können. Als ich mein Regiment im Biwak von Zaniwki gut untergebracht hatte, vermisste ich ein Packpferd, das die kleine Kriegskasse und die Wertsachen der Eskadron trug, und befürchtete schon, es könnte in der Furt irgendwie zu Schaden gekommen sein. Allerdings war eine Reitereskorte dabei und ich meinte, dass sie vielleicht abgewartet hätten, bis die er­wähnten Brücken fertig waren. Als aber Stunden vergingen, ohne dass sie kamen und ich unruhig wurde ihretwegen wie auch wegen des kostbaren Guts, das ihnen anvertraut war, beschloss ich, persönlich ihren Übergang zu beschleunigen, denn ich glaubte, die Brücken wären versperrt. Im Galopp ritt ich zurück und wer beschreibt mein Erstaunen, als ich sie völlig leer und verlassen fand, während etwa 100 Schritt davon gegen 50 000 (?) Nachzügler oder Versprengte lagerten, die man „Bratköche" nannte. Sie saßen ruhig vor riesigen Feuern und brieten Pferdefleisch (daher der Spitzname), ohne eine Ahnung davon, dass sie am Ufer des Flusses lagen, dessen Über­gang am nächsten Morgen einer großen Anzahl von ihnen das Leben kosten würde, während sie jetzt im Mondschein in wenigen Minuten ohne Schwierigkeiten das andere Ufer gewinnen und ihre Abendmahl­zeit drüben beenden konnten. Kein Offizier, kein Adjutant des Generalstabs, kein Marschall war da, um die Unglücklichen auf die jetzt freien Brücken zu verweisen. Hier sah ich zum erstenmal Truppen, die von Moskau zurückkehrten, in völliger Auflösung. Es war herzzerreißend. Alle ·Grade waren verwischt, keine Waffen, keine Spur von militärischer Haltung mehr vorhanden. Soldaten, Offiziere, selbst Generale mit Lumpen bedeckt, als Schuhe Leder­ oder Tuchfetzen, die mit Bindfaden notdürftig zusammengehalten wurden! Ein Gewühl von Tausenden von Menschen aller Nationen Europas, die lärmend in ihrer Sprache aufeinander einredeten, ohne einander zu verstehen.

Wenn man sie jedoch in das Korps Oudinot aufgenommen hätte, das sich noch in voller Ordnung befand, es wäre leicht gewesen, diese Masse über die Brücken hinwegzubringen. Da ich nach Zaniwki zurückmusste und nur ein paar Ordonnanzen bei mir hatte, so gelang es mir wenigstens, mehr durch Überredung als durch Gewalt, einige Tausend dieser Unglücklichen auf das rechte Ufer zu bringen. Aber die Pflicht rief mich zu meinem Regiment, ich musste es wieder einholen.

Vergeblich machte ich im Vorbeireiten den Generalstab des Marschalls Oudinot auf die Leere der Brücken aufmerksam und wie leicht es wäre, jetzt die unbewaffneten Mannschaften darübergehen zu lassen, da doch der Feind nichts unternahm. Man antwortete mir ausweichend, jeder wandte sich an seinen Kollegen, um auf diesen die Sache abzuschieben.

Am Morgen des unheilvollen Tages nahmen wir etwa folgende Stellung ein: Auf dem linken Ufer hatte Marschall Victor Borisow geräumt und sich mit dem 9. Korps nach Studianka begeben, indem er zugleich eine Masse Versprengter vor sich hertrieb. Der Mar­schall hatte seine Nachhut, die Infanteriedivision des Generals Partouneaux, mit dem Befehl zurückgelassen, die Stadt zwei Stun­den nach ihm zu verlassen. Kleinere Abteilungen sollten dem Korps folgen und durch eine Postenkette den Zurückbleibenden die Richtung, die das Hauptkorps eingeschlagen hatte, vermitteln. Außer­dem hätte der General einen Adjutanten nach Studianka voraus­schicken müssen, der die Wege rekognoszieren und danach vor die Division zurückkehren sollte; aber Partouneaux vernachlässigte dies alles und beschränkte sich darauf, sich zur bestimmten Stunde in Marsch zu sehen. Er geriet auf zwei Straßen, die sich kreuzten und die er beide nicht kannte. Trotzdem er wusste, dass er die Beresina zu seiner Linken hatte und deshalb auch die Straße nach links wählen musste, da Studianka am Flusslauf liegt, tat er ganz das Gegenteil, folgte einigen Voltigeuren nach rechts und marschierte so mitten hinein in das sehr zahlreiche Korps des russischen Generals Wittgenstein.

Bald von allen Seiten eingeschlossen, musste die Division Partouneaux die Waffen strecken, während ein einfacher Bataillonschef, der die Nachhut kommandierte, Verstand genug besaß, den Weg nach links zu nehmen und so bei Studianka den Marschall Victor einzuholen. Die Überraschung des Marschalls war groß, als er statt der Division Partouneaux nur dieses Bataillon ankommen sah. Das Erstaunen verwandelte sich jedoch bald in Entsetzen, als er von den Russen Wittgensteins angegriffen wurde, die er doch von Partouneaux in Schach gehalten glaubte. Victor konnte nun nicht mehr daran zweifeln, dass der General und alle seine Regimenter gefangengenommen waren.

Aber schon erwartete ihn neues Unheil. Feldmarschall Kutusow, der Partouneaux von Borisow aus mit zahlreichen Truppen gefolgt war, erfuhr die Kapitulation der Franzosen und beeilte sich nun, zu Wittgenstein zu stoßen, um mit diesem vereint Marschall Victor zu schlagen. Victor, dessen Korps auf 10 000 Mann zusammen­geschrumpft war, leistete heftigen Widerstand. Seine Truppen, unter denen sich auch deutsche befanden, schlugen sich mit wahrem Heldenmut **), was umso anerkennenswerter war, als sie von zwei Armeen auf einmal angegriffen wurden und außerdem, auf das Ufer der Beresina zurückgedrängt, durch eine große Menge Karren belästigt wurden, denen Versprengte in wilden Knäueln folgten, um das jenseitige Ufer zu gewinnen. Marschall Victor hielt indessen Kutusow und Wittgeristein den ganzen Tag im Zaum....."

"Während in Studianka Unordnung und Kampf herrschte, trachteten die Feinde danach, sich der Sptzen der Brücken zu bemächtigen und griffen auf dem rechten Ufer das Korps Oudinot an, das vor Zaniwki stand. Zu diesem Zweck rückten gegen 30 000 Russen unter Tschitschagow von Stakowo her vor, warfen sich mit lautem Geschrei auf das 2. Korps, das in seinen Reihen nur 8000 Kämpfer hatte. Da aber unsere Soldaten keinerlei Kontakt mit den aus Mos­kau zurückflutenden hatten, auch keine Idee von der unter jenen Unglücklichen herrschenden völligen Unordnung, so war der Geist des Korps Oudinot ausgezeichnet geblieben und Tschitschagow wurde kraftvoll zurück eschlagen, sogar unter den Augen des Kaisers, der in diesem Augenblick mit 3000 Mann Infanterie und 1000 Reitern von der Alten und Jungen Garde eintraf.

Die Russen erneuerten ihren Angriff und durchbrachen die pol­nischen Reihen von der Weichsellegion. Marschall Oudinot wurde schwer verletzt und Napoleon sandte Ney zu seiner Vertretung. General Condas, einer unserer tüchtigen Infanterieoffiziere, fiel, der tapfere General Legrand erhielt eine gefährliche Verwundung.

Die Aktion fand in einem großen Nadelwald statt. Die feindliche Artillerie konnte unsere Truppen nur sehr unvollständig wahr­ nehmen, sie schoss ihre Kugeln ab, ohne zu treffen, aber im Hin­ wegfliegen über uns brachen sie große Zweige ab, die im Fallen einen guten Teil unserer Mannschaften und Pferde töteten oder verwundeten. Als der Marschall Ney eine starke russische Kolonne sich nähern sah, schickte er ihnen entgegen, was von unserer Kürassierdivision noch geblieben war. Dieser Auftrag, unter den außerordentlichsten Verhältnissen gegeben, wurde in der brillantesten Weise ausgeführt, die ich je gesehen habe! Der tapfere Oberst Dubois brach an der Spitze der 7. Kürassiere die feindliche Kolonne in zwei Teile und machte 2000 Gefangene. Die Russen gerieten in Unordnung und wurden von unserer ganzen leichten Kavallerie bis nach Stakowo mit schweren Verlusten zurückgeschlagen.

In der Nacht vom 28. zum 29. taten die Kanonen der Russen ihr möglichstes, die Leiden und Schrecken der Unglücklichen, die das andere Ufer zu erreichen sich mühten, aufs höchste zu steigern. Die Verzweiflung wuchs aber ins Ungemessene, als gegen 9 Uhr abends der Marschall Victor seinen Rückzug antrat und sein geordneten Divisionen alles mit Gewalt beseitigten, was den Eingang zur Brücke versperrte . . . Werfen wir einen Schleier über diese Schreckensszenen.....

Am 29. bei Tagesanbruch wurden alle Fuhrwerke, die sich noch auf dem linken Ufer befanden, verbrannt, und als der General Eble die Russen sich nähern sah, ließ er auch die Brücke in Brand stecken. Einige Tausend der Unglücklichen, die noch bei Studianka zurückgeblieben waren, fielen in die Hände Wittgensteins. So endete die entsetzlichste Episode des russischen Feldzugs. Das Er­eignis wäre weniger schmerzlich gewesen, hätte man die Zeit, die uns die Russen bis zu ihrer Ankunft an der Beresina ließen, besser benutz. Die französische Armee verlor bei diesem Übergang 25 000 bis 30 000 Mann.

Nachdem dieses große Hindernis überwunden war, blieb die Masse der Versprengten, die dem schauerlichen Unglück entronnen, immer noch ungeheuer groß. Man ließ sie nach Zembin abführen. Der Kaiser und die Garde folgten. Dann kamen die Trümmer einiger Regimenter, schließlich das 2. Korps, und die Brigade Castex bildete die äußerste Nachhut.".

Das Erreichen von Wilna und der weitere Rückzug bis zum Übergang über den Njemen

Das Erreichen von Wilna und der weitere Rückzug bis zum Übergang über den Njemen - Text

Napoleon verlässt die Reste der Grande Armée

Napoleon verlässt die Reste der Grande Armée - Text

Karte zum Feldzug in Russland im Jahre 1812. Entnommen aus: Octave Aubry, Napoleon, Erlenbach-Zürich und Leipzig, S. 288.

Bilanz

Die Gründe des Scheiterns bzw. die Ursachen der Niederlage - Text

Quellen

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1812. Kriegserlebnisse. Von Francois Bourgogne, Stuttgart o. J.

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Cyril Falls, Große Landschlachten, 1964.

Förster Flecks Erlebnisse in Rußland 1812 - 1814. Köln o. J..

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Napoleons Gedanken und Erinnerungen. S. Helena 1815 - 18. Von General G. d. Gourgaud, Stuttgart 1901.

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Paul Holzhausen, Die Deutschen in Russland 1812. Leben und Leiden auf der Moskauer Heerfahrt, Berlin 1912.

Eckart Kleßmann (Hrgb.), Napoleons Russlandfeldzug in Augenzeugenberichten. Berlin - Darmstadt - Wien 1964.

Georges Lefebvre, Napoleon, Stuttgart 1989.

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Theodor Rehtwisch, 1812. Der Untergang der großen Armee und seine Vorgeschichte, Friedenau - Berlin.

Mit Napoleon in Russland. Erinnerungen von Heinrich von Ross (Hrgb. von Paul Holzhausen, Stuttgart o. J..

Napoleons Briefe. Ausgewählt und herausgegeben von Friedrich Schulze, Leipzig 1912.

Philippe Paul Graf von Segur, Napoleon und die Große Armee in Russland , Lizenzausgabe Birksfelden-Basel o. J..

Eugen Tarlé, 1812. Russland und das Schicksal Europas, Berlin 1951.

Jean Tulard, Napoleon oder der Mythos des Retters, Tübingen 1977.

York von Wartenberg,Napoleon als Feldherr, Berlin 1901.

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