Der Verlauf des Ersten Weltkrieges (1915)
Das Kriegsjahr 1915
Am 16.02.1915 gab das französische Oberkommando den Befehl, in der Champagne die Offensive zu erneuern. Erstmals bereitete stundenlanges Artilleriefeuer die Angriffe der Infanterie vor, die jedoch an der hohen Defensivkraft der deutschen Stellungen scheiterte. Die Franzosen verloren etwa 240000 Mann, die Deutschen lediglich 45000 Mann. Auch die britische Offensive bei Artois ab dem 10.03. misslang. Die Deutschen blieben im Westen defensiv und setzten hier auf den weiteren Ausbau der Stellungen. Diesen fehlte bisher die taktische Tiefe, nun entstanden eine zweite und dritte Linie. Problematisch blieb, dass man auf beiden Seiten die jeweilige Hauptkampflinie bei gegnerischen Angriffen unbedingt halten wollte. Diese starre Doktrin führte zu sinnlosen Verlusten, erst langsam begriffen die führenden Militärs, dass sowohl die klassische Form des Angriffs als auch eine zu starre Verteidigungshaltung nicht zum Erfolg bzw. zu unvertretbaren Verlusten führte.
Insbesondere die Alliierten mussten bei den Durchbruchsversuchen an der Westfront im Frühjahr und bis Sommer 1915 trotz großem Einsatz an Mensch und Material erkennen, dass die bisherigen Angriffsstrategien den Erfordernissen des modernen Stellungskrieges nicht mehr gerecht wurden. So rechtfertigten die bei der Großoffensive bei La Bassee (ab 10.03.), in der sogenannten Lorettoschlacht , bei der gleichzeitigen französisch-britischen Großoffensive in der Champagne und im Artois (ab 25.09.) erreichten geringfügigen territorialen Gewinne nicht die enormen Verluste. Am 01.11. stellten die Alliierten deshalb die Großoffensive ein. Man versuchte aber auch neue Wege zu gehen, so begannen die Briten mit dem Unterminieren feindlicher Stellungen. Ferner bewegten die schweren Niederlagen die Alliierten zur Entwicklung von Prototypen des späteren Panzers, aus Geheimhaltungsgründen Tank genannt. Es war aber ein weiter Weg, bis die Serienproduktion aufgenommen werden konnte.
Auch die Deutschen setzten ihre Hoffnungen auf eine neue Waffe: ab Oktober 1915 liefen die Vorbereitungen für den ersten Giftgasangriff der Kriegsgeschichte. Dieser wurde am 22.04.1915 von einem eigens errichteten Gasregiment (Pionier-Regiment Nr. 31) bei Ypern durchgeführt.. Bei diesem so genannten „Schwarzen Tag von Ypern“ verloren die Alliierten 15000 Mann, d. h., der Gasangriff war ein voller Erfolg. Allerdings hatte es das deutsche Oberkommando versäumt, ausreichend Reserven für einen Durchbruch bereit zu halten, man traute wohl den optimistischen Prognosen im Zusammenhang mit dem neuen Kampfmittel nicht. Auch die Wiederholung eines Gasangriffes bei Ypern am 02.05.1915 führte nicht zum Aufbrechen der gegnerischen Front. Nun stellte sich der Gegner auf die neue Waffe ein, auf beiden Seiten schaffte man zunächst rudimentäre Schutzmittel an, dabei erwies sich der überaus windabhängige Einsatz von Giftgas auch für die eigenen Truppen nicht ohne Risiko. Unabhängig hiervon gehörten nunmehr Blasangriffe und später der Beschuss durch Giftgasgranaten zum Kriegsalltag.