Vom bunten zum feldgrauen Rock

Die Uniformierung der preussischen Infanterie im Wandel. Nach einer originalen Chromolithographie aus dem 19. Jhdt.

Preußen dominierte das Reichsheer nicht nur in organisatorischen und waffentechnischen Fragen, sondern auch in der Bekleidung. Nach der Reichsgründung im Jahre 1871 und der Einverleibung bzw. des Anschlusses der nichtpreußischen militärischen Kontingente begann ein Prozess der Angleichung, der sich auch optisch - in der Uniformierung - auswirkte1.  In der Reichsverfassung von 1871 hieß es hierzu im Artikel 63: „Für die Bekleidung sind die Grundfarben und der Schnitt der Königlich Preußischen Armee maßgebend. Dem betreffenden Kontingentsherrn bleibt es überlassen, die äußeren Abzeichen (Kokarden usw.) zu bestimmen“.

Preussische Musketiere der Linie-Infanterie im Jahre 1864. Die Zeichnung zeigt die Sitte, die Hosen in die Stiefel zu stecken. Diese waren kurzschäftig. (Tafel No. 1 aus Band XII der Uniformkunde von Richard Knötel).

Näheres regelte einheitlich die Bekleidungsordnung2. Die Regimenter bzw. selbständigen Bataillone erhielten festgelegte Pauschalsummen überwiesen und beschafften hiermit die Bekleidung. Die Truppenteile waren damit für die Beschaffung und Instandhaltung selbst verantwortlich. Auf höherer Ebene waren für die Verwaltung und die Bereitstellung und Kontrolle der Mittel für die Bekleidung das Armee-Verwaltungs-Departement und die nach- geordneten Bekleidungsämter zuständig. Bei der Beschaffung der Bekleidung durch die Truppenteile ließen sich mit ökonomischem Geschick geldliche Vorteile herauswirtschaften. Mit dem Mehrwert ließen sich zusätzliche Garnituren anschaffen. Die Bekleidung wurde aber nur für die Unteroffiziere bzw. Gemeinen zentral vom jeweiligen Truppenteil angeschafft, die Offiziere, Sanitätsoffiziere, Beamte mussten sich diese selbst kaufen, ebenso die Einjährig-Freiwilligen. Zuständig für die Anschaffung der Bekleidung waren im Grunde der jeweilige Kommandeur und der entsprechende Zahlmeister, die eigentliche Leitung oblag in der Praxis regelmäßig einer so genannten Bekleidungskommission. Die Anfertigung erfolgte extern oder intern bei Regiments-Handwerksstätten. Hierbei waren vorgegebene offizielle Proben der einzelnen Kleidungs- bzw. Ausrüstungsgegenstände zu beachten. Die Aufbewahrung der Bekleidung und Ausrüstung oblag den Kammer-Unteroffizieren. Für die einzelnen Stücke waren bestimmte Tragezeiten und feste Maximalpreise vorgesehen. Auf der Kammer wurde eine bestimmte Anzahl von Garnituren für die Soldaten vorgehalten, regelmäßig 4 vollständige Monturen für jeden Unteroffizier bzw. Gemeinen. Daneben konnten durch gute Ökonomie zusätzliche Garnituren erwirtschaftet werden, die dann das optische Erscheinungsbild der Einheit verbesserten. Neben den üblichen (blauen) Monturen trugen die Soldaten zusätzlich den - unschönen - Drillichanzug bzw. die Litewka. Die Soldaten konnten sich auch freiwillig eigene Uniformen anschaffen, diese waren dann zumeist aus besserer Qualität als die Kammerstücke und wurden als Ausgehanzug benutzt. Über das äußere Erscheinungsbild der preußischen Garde(infanterie) berichtet ein britischer Augenzeuge: „… Die Männer schienen sich gehen zulassen und in ihren schmutzigbraunen Arbeitsuniformen aus Leinwand machten sie gegenüber den unseren zu Hause kein gutes Bild. Was die Grundausrüstung anbetrifft, so hatte jeder Soldat nicht weniger als fünf Waffenröcke, doch wenn seine Zeit um war, wurden sie an den nächsten Mann weitergegeben. Da kein Rauch und wenig Schmutz in der Luft über Potsdam ist, halten die dunkelblauen Waffenröcke viel länger als unsere scharlachroten in London“3.

Alarmübung preussischer Infanteristen vom 2. Oberschlesischen Infanterie-Regiment v. Winterfeldt (Nr. 23) um 1890. Aquarellierte Zeichnung von Carl Röchling. Entnommen aus: Martin Lezius, Das Ehrenkleid des Soldaten, 1936, S. 363.

Die preußische Uniformierung war in der Zeit vor 1840 russisch beeinflusst, dies galt vor allem für die Fußtruppen. Unter König Friedrich Wilhelm IV. erfolgte dann in den 40iger Jahren ein gravierender Stilbruch. 1843 löste der einreihige Waffenrock den bisherigen frackartigen Uniformrock ab, an die Stelle des für die Biedermeierzeit typischen ausladenden Tschakos trat die Pickelhaube. Zunächst war die Pickelhaube aber beinahe doppelt so hoch wie später, erst im Laufe der Zeit entwickelte sie sich zu einer ausgesprochen eleganten Kopfbedeckung. Die Pickelhaube wurde nach und nach von allen anderen deutschen Bundesstaaten übernommen und teilweise auch im Ausland getragen, z. B. in Schweden und in Russland. Von Anfang an zierte die Frontseite der Pickelhaube der Adler als Zierrat. Es gab hierbei verschiedene Varianten. Diese im dienstlichen Gebrauch schlicht als Helm bezeichnete Kopfbedeckung wurde zum klassischen Merkmal des preußischen Militärs und im Laufe der Zeit sowohl im In- als auch im Ausland zum politischen Symbol des Militarismus preußischer Prägung schlechthin4.

Preußische Infanterie, teilweise schon in feldgrau. Die feldgraue Uniform wurde aber erst 1907 offiziell eingeführt. Vorn mittig General. Daneben Adjutant mit der Adjutantenschärpe. Aus der Bilderserie: Die Königlich Preussische Armee im Jahre 1905. Nach einem Druck basierend auf einem Aquarell von Richard Knötel.

Die Pickelhaube wurde als schwarz lackierter Lederhelm mit unterschiedlichem Helmzierrat/ - beschlag von den meisten Waffengattungen/ Truppenteilen des Reichsheeres getragen. Die Kürassiere, die sächsischen schweren Reiter (Gardereiter/ Karabiniers) und die Jäger zu Pferde trugen metallene Modelle mit lang heruntergezogenen Hinterschirm. Die Artillerie hatte (außer – bis 1916 - der bayerischen) eine Kugel statt der typischen Spitze als Helmaufsatz. Daneben wurden von den Jäger-, Telegraphen-, Luftschiffer-, Flieger-Bataillonen sowie von den Maschinengewehr-Abteilungen Tschakos getragen. Die Ulanen trugen die auf polnische Vorbilder zurück gehende Tschapka und die Husaren führten seit 1850 Pelzmützen.

Uniformen des 1. Garde-Regiments zu Fuß. Zeichnung von Paul Pietsch. Originale Karte vor 1914.

Auffälliges äußerliches Charakteristikum des 1. Garde-Regiments zu Fuß und des Kaiser-Alexander Garde-Grenadier-Regiments waren besondere Parademützen altpreußischer Form. Das erstere Regiment hatte 1824 Grenadier-Mützen nach russischem Vorbild erhalten. Sie hatten ein gelbes Blechschild mit Stern, Adler und Krone. Ab 1826 trugen diese auch die unberittenen Offiziere. Das (III.) Füsilier-Bataillon erhielt 1848 ähnliche Mützen. Ab 1889 erhielten die Mützen des I. Bataillons das Semper-Talis-Band. Im Jahre 1894 wurden die neuen Grenadier-Mützen altpreußischer Art eingeführt, die alten Mützen bekam – ohne das vorgenannte Helm- bzw. Mützenband – das Kaiser-Alexander Garde-Grenadier-Regiment. Das Blechschild war nun weiß (neusilbern), der Kopfteil mit Blech umkränzt. Offiziere und Unteroffiziere mit Portepee trugen ein silbernes Nationale, Kokarden wurden an den Mützen nicht getragen, allerdings Schuppenketten (von den Pickelhauben). Ab 1912 trugen auch die berittenen Offiziere solche Mützen. 

Uniformen des Füsilier-Regiments Prinz Heinrich v. Preußen (Brandenburgisches) Nr. 35 um 1891. Offiziere (rechts) und Mannschaften (links). Nach einer Abbildung aus der entsprechenden Regimentsgeschichte.

Das dominierende Hauptbekleidungsstück des Reichsheeres war der bereits erwähnte einreihige Waffenrock, nur die Kürassiere/ Jäger zu Pferde/ sächsischen Gardereiter trugen den Koller, die Ulanen die Ulanka und die Husaren die Attila bzw. den Pelz. Der Waffenrock war bei den Infanterie-Regimentern – außer bei dem sächsischen Schützen-Regiment Nr. 108 – stets dunkelblau, nur die bayerischen Infanterie-Regimenter führten Röcke/ Tuchhosen in der traditionell hellblauen Farbe. Ab 1896 wurde der dunkelblaue Waffenrock immer heller in der Tönung. Die Linien-Infanterie-Regimenter trugen zum größten Teil Waffenröcke mit abgerundeten Kragen und brandenburgischen Ärmelaufschlägen. 

Angehörige des Infanterie-Regiments v. Goeben Nr. 28 um 1890 auf dem Schießplatz. Neben dem Tisch Offizier im Überrock. Den Schützen anleitend ein Unteroffizier. Aquarell bzw. Zeichnung von Carl Röchling. Entnommen aus: Martin Lezius, Das Ehrenkleid des Soldaten, 1936, S. 357.

Einige Regimenter hatten aber schwedische und die sächsischen Einheiten so genannte deutsche Ärmelaufschläge. Nicht nur die preußische Garde-Infanterie war durch Litzenschmuck am Waffenrock ausgezeichnet, sondern auch einige andere Regimenter hatten am Kragen und auf den Ärmelaufschlägen bzw. – patten Kapellenlitzen bzw. altpreußische Litzen ohne Spiegel. 

Feuernde (preußische) Infanterie in Deckung im Manöver. Die Infanteristen sind feldmarschmäßig bekleidet. Originale Chromolithographie. Nach einer aquarellierten Zeichnung von Carl Becker.

Nach dem staatlichen Zusammenschluss wurde nach 1871 auf der Grundlage der Bestimmungen der Norddeutschen Bundesverfassung ein einheitliches Reichsheer geschaffen, man behielt aber das System der Militärkonventionen bei. Die unterschiedliche Vorgeschichte der verschiedenen  Kontingente spiegelte sich trotz der Vorgabe der Einheitlichkeit in Ausbildung, Bewaffnung und Bekleidung  in zahlreichen uniformkundlichen Besonderheiten wieder und vor allem unter Kaiser Wilhelm II. wurde diese optische Kleinstaaterei noch zum Besten des jeweiligen Korpsgeist gefördert5.  Vor allem in dem differenten Helmzierrat manifestierten sich die unterschiedlichen historischen Traditionslinien6. So wurden verschiedene Hannoversche und Nassauische Infanterie-Regimenter durch besondere Helmbänder bzw. Ärmelbänder in Erinnerung an die militärischen Leistungen ihrer Vorläufer in den Napoleonischen Kriegen ausgezeichnet. 

Infanterist aus dem braunschweigischen Infanterie-Regiment Nr. 92 um 1871. Getragen wird der typische schwarze Polrock mit kornblumenblauen Abzeichen. Nach einer aquarellierten Zeichnung von Richard Knötel. Entnommen aus: Martin Lezius, Das Ehrenkleid des Soldaten, 1936, S. 335.

Besonders auffällig anders war die Uniformierung des Braunschweigischen Infanterie-Regiments Nr. 92 (Braunschweig) mit dem bis 1886 getragenen schwarzen Polrock mit kornblumenblauem Kragen, Achselklappen und Ärmelaufschlägen polnischer Form und (10) schwarzen Schnüren auf der Brust7. Der ab dem Jahre 1909 (01.04., offiziell am 27.01.1912 eingeführt) vom ganzen Regiment auf dem heraldischen Adler am Helm aufgelegte Totenkopf sollte an „die berühmte Schwarze Schar“ unter Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig  erinnern.

Hessische Infanterie im Gefecht. Farbige Zeichnung von Richard Knötel. Nach einer originalen Chromolithographie. Verlag Paul Kittel/ Berlin.
Württembergische Infanterie bei Champigny am 02.12.1870 im Gefecht. Nach einer originalen Chromolithographie. Druck von Otto Schäfer/ Berlin (Verlag Paul Kittel/ Berlin).

Die württembergische Infanterie trug noch 1870/71 fremdartige Käppis und als weitere Eigentümlichkeit bis 1892 einen zweireihigen Waffenrock. Hingegen war die Uniformierung der Badenser, der Kurhessen und der Mecklenburger immer schon der preußischen Uniformierung sehr ähnlich gewesen.

Infanteristen aus dem 8. Württembergischen Infanterie-Regiment Nr. 126 um 1871. Getragen wird der zweireihige Waffenrock und das Käppi nach österreichischem Vorbild. Entnommen aus: Martin Lezius, Das Ehrenkleid des Soldaten, 1936, S. 335.

Nach dem die sächsische Armee durch Konvention vom 07.02.1867 als XII. Armeekorps in äußeren Rahmen der preußischen Armee aufgenommen worden war wurde auch deren Uniformierung angepasst. Der sächsische Waffenrock hatte aber einen kürzeren Schoß als das preußische Modell und der rote Vorstoß lief hier auch unten herum. Die runden (deutschen) Ärmelaufschläge hatten je einen Knopf auf und einen über dem Aufschlag. Auch die Schulterklappen behielten eine andere Form.

Sächsische Infanterie beim Angriff (im Manöver). Vor der Front die Offiziere mit gezogenem Degen. Um 1914. Nach einem älteren Druck.

Das äußere Erscheinungsbild der bayerischen Infanterie wurde nicht nur durch die bereits erwähnte seit 1799 übliche hellblaue Uniformierung, sondern auch durch den bis 1886 getragenen Raupenhelm nachhaltig geprägt.    

Spielleute des Kgl. Bayerischen Leib-Infanterie-Regiments um 1886. Gemälde von F. v. Uhde. Entnommen aus: Martin Lezius, Das Ehrenkleid des Soldaten, 1936, S. 364.

Die Jäger hatten die für ihre Waffengattung klassische grüne Farbe, dunkelgrün beim mecklenburgischen Jäger-Bataillon Nr. 14. Die sächsischen Jäger (Bataillone Nr. 12 und 13) trugen die Uniform wie das sächsische Schützen-Regiment Nr. 108, nur mit weißen Knöpfen. Der Waffenrock (und die Mütze) waren demnach aus dunkelgrünem Tuch, Kragen, Ärmelaufschläge waren schwarz.

Jäger (auch zu Pferde) und Schützen des Reichsheeres. Aquarellierte Zeichnung von Knötel. Nach einem älteren Druck.

Ein besonderes Charakteristikum der sächsischen Schützen und Jäger war der Tschako, zu dem zu jedem Dienst ein schwarzer Busch ohne Trichter getragen wurde. Der Tschako der Offiziere war mit Seidenfilz, der der Mannschaften mit schwarzem Tuch bezogen. Als Helmwappen wurde der weiße Stern mit dem aufliegenden sächsischen Wappen und Jägerhorn getragen. Auch Offiziere trugen zum Tschako Lederriemen. Durch Streifen aus Goldstickerei am oberen Rand des Tschakos wurden die verschiedenen Offiziersränge gezeigt.   Auf dem Koppelschloss war der Namenszug des Prinzen Georg mit Krone zu finden.  Aber auch hier gab es Ausnahmen, so waren die bayerischen Jäger-Bataillone Nr. 1, 2 hellblau uniformiert.

Die Jäger (auch zu Pferde) und Schützen. Zu sehen sind auch Angehörige der Maschinengewehr-Abteilungen. Aus der Bilderserie: Die Königlich Preussische Armee im Jahre 1905. Nach einem Druck nach einem Aquarell von Richard Knötel.

Die relativ spät errichteten Maschinengewehr-Abteilungen wurde sofort in eine an modernen Erfordernissen angepasste Uniform gekleidet. Sie trugen Mütze, Waffenrock, Tuch-/Stiefel-/Reithose aus graugrünem Tuch. Kragen und Ärmelaufschläge (schwedisch) waren rot. Am Waffenrock liefen vorn herunter und an den Taschenleisten rote Vorstöße. Der Tschako hatte einen graugrünen Tuchüberzug und einen braunlackierten Deckel mit ebensolchen Schirmen und Ohrenledern. Der Kinnriemen des Tschakos bestand wie das restliche Lederzeug  (Leibriemen/ Überschnallkoppel) aus angebräunten Leder, ebenso die Kavalleriestiefel und Gamschen, zu letzteren wurden ungeschwärzte Schnürschuhe getragen. Die Garde-Maschinengewehr-Abteilungen Nr. 1 und 2 zeichneten sich durch gelbe Litzen am Kragen und auf den Ärmelaufschlägen aus, die Garde-Maschinengewehr-Abteilung Nr. 2 (Berlin) hatte aber schwarze Abzeichen und brandenburgische Ärmelaufschläge (ähnlich die das Garde-Schützen-Bataillon).

Standartenträger der Kavallerie (Kürassiere, Dragoner, Husaren und Ulanen). Aus der Bilderserie: Die Königlich Preussische Armee im Jahre 1905. Nach einem Aquarell von Richard Knötel.

Im Jahre 1842 löste bei den Kürassieren der Koller den bisherigen Frack ab. Zunächst war der Schoß noch glockenartig geschnitten. Der Koller bestand aus weißem Kirsey und hatte vorne Haken und Ösen  statt Knöpfe. Der Kragen war weiß, der Ärmelaufschlag schwedisch und im Übrigen in der Abzeichenfarbe gehalten. Am Kragen und vorn herunter lief eine Borte in der jeweiligen Abzeichenfarbe, diese befand sich auch auf den Ärmelaufschläge.  Neben dem weißen Koller (aus Kirsey) hatten die Kürassiere auch einen dunkelblauen Waffenrock mit schwedischen Ärmelaufschlägen. Am Kragen und an den Ärmelaufschlägen wurde eine Borte in der Abzeichenfarbe getragen. Am Waffenrock des Leib-Kürassier-Regimentes lief ein weißer Vorstoß um den Kragen und die Ärmelaufschläge sowie vorn herunter und an den Taschenleisten. 

Verschiedene Kavallerietypen. Aus der Serie: Die Königlich Preussische Armee im Jahre 1905. Nach einem Aquarell von Richard Knötel.

Der Kürass gab den Kürassiere nicht nur den Namen, sondern zeichnete sie auch aus Angehörigen der schweren Kavallerie aus und war ein letzter Abglanz des Rittertums. Die aus Brust- und Rückenpanzer bestehenden Kürasse der Mannschaften bestanden aus Eisen und waren mit grauer Leinwand gefüttert. Im Futter des Vorderteiles befand sich eine Tasche für die Feldmütze. Seit 1888 gehörte der Kürass nicht mehr zur Feldausrüstung, sondern wurde nur noch zu Paraden oder zu Ehrendiensten getragen. Die Offiziere trugen leichtere Modelle. 

Gardes du Corps und Kürassiere. Auch Leibgendarmerie. Aquarellierte Zeichnung von Knötel. Nach einem älteren Druck.

Die Uniformierung der bayerischen schweren Reiter ähnelte der der Dragoner. Der einreihige hellblaue Waffenrock differierte vom dem der bayerischen Infanterie nur durch die schwedischen Ärmelaufschläge. Die Schulterklappen hatten keine Abzeichen. An den langen hellblauen Hosen wurden hochrote Streifen getragen. Der Helm war das ältere Modell mit eckigem Augenschirm und großem Helmwappen. Die Schuppenketten waren gewölbt, zur Parade wurde ein weißer Haarbusch angelegt. Die beiden Regimenter unterschieden sich durch die Farbe bzw. das Material der Knöpfe, Tressen, des Helmbeschlags usw. , nämlich bei Nr. 1 weiß (silbern), bei Nr. 2 gelb (golden).

Angehörige des 1. Schweren Reiter-Regiments am Feind. Nach einer originalen Chromolithographie. Vaterländischer Verlag/ Berlin.

Zur sächsischen Kavallerie gehörten zwei schwere Regimenter, das Garde-Reiter-Regiment (gestiftet am 31.10.1680) und das Karabinier-Regiment (01.11.1849 gestiftet). Besonderes Charakteristikum der sächsischen schweren Reiter war der hellblaue Waffenrock, der dem Koller der Kürassiere glich. Der Waffenrock  hatte um den Kragen, den Ärmelaufschlägen und vorn herunter eine Borte. Abzeichenfarbe der Garde-Reiter war weiß. Abzeichenfarbe der Karabiniers war schwarz. Die sächsischen schweren Reiter trugen ein Helm aus Tombak, den das sächsische Wappen in Neusilber zierte. Zur Parade wurde ein silberner – das sächsische Wappen haltend -  aufgeschraubt.

Dragoner und Ulanen verschiedener Kontingente des Reichsheeres. Aquarellierte Zeichnung von Knötel. Nach einem älteren Druck.

Rock und Mütze der Dragoner waren hellblau (kornblumenblau), nur die hessischen Dragoner hatten als Grundfarbe dunkelgrün. Die Regimenter unterschieden sich durch verschiedene Abzeichenfarben am Kragen und an den schwedischen Ärmelaufschlägen. Auch der Besatzstreifen der Mütze (sowie der Deckelrandvorstoß) und die Schulterklappen zeigten diese Farbe, letztere trugen die Regimentsnummer oder einen Namenszug. Knöpfe und Helmbeschlag waren gelb oder weiß. Die Reit- bzw. Tuchhose war dunkelblau.

Dragoner vom 1. Dragoner-Regiment in der Vorpostenkette. Rechts: Offiziere. Nach einer originalen Chromolithographie. Verlag von Paul Kittel/ Berlin.
Hessische Dragoner. Deren Waffenrock war grün. Nach einer aquarellierten Zeichnung von Döbrich. Nach einem älteren Druck.
Patrouille des Groß. Hess. Dragoner-Regiments (Nr. 23). Farbige Zeichnung von Richard Knötel. Nach einer originalen Chromolithographie. Verlag Paul Kittel/ Berlin.
Vorposten bzw. Spitze der Avantegarde aus dem Dragoner-Regiment Königin Olga (1. Württemb.) Nr. 25. Farbige Zeichnung von Richard Knötel. Nach einer originalen Chromolithographie. Verlag Paul Kittel/ Berlin.

Die typische Kopfbedeckung der Ulanen war die Tschapka. Diese geht auf polnische Ursprünge zurück. Der Kopfteil der Tschapka bestand aus gepressten schwarzlackierten Leder, der Vorderschirm war rund. Ein Hinterschirm nicht vorhanden. Auf dem Kopfteil saß ein Aufsatz mit viereckigem Deckel. Auf dem Deckel wurden das Feldzeichen und der ca. 30 cm lange – herab hängende – Parade-Haarbusch, sowie die sogenannte Fangschnur befestigt. Die Fangschnur endigte in zwei Quasten. An dem Aufsatz befestigte man zu Paradezwecken eine Rabatte aus Stoff in der jeweiligen Abzeichenfarbe. Das Kopfteil trug vorne den Helmzierrat, der von Regiment zu Regiment und von Kontingent zu Kontingent unterschiedlich war. Die (gelben) Schuppenketten waren stets gewölbt.   

Der Mantel war aus grauem Tuch, hatte Kragenpatten von der Farbe des Epaulett-Unterfutters und Achselklappen mit der Regimentsnummer bzw. dem Namenszug (die Epauletten wurden nur am Rock getragen).

1. und 3. Garde-Ulanen. Zeichnung von Paul Pietsch. Originale Karte vor 1914.

Der Rock der Ulanen war die auf polnische Vorbilder zurückgehende  Ulanka. Diese war bei den preußischen und württembergischen Regimentern dunkelblau, bei den Bayern dunkelgrün und bei den Sachsen hellblau. Die Ulanka hatte sogenannte polnische Ärmelaufschläge in der Abzeichenfarbe, auch der Kragen und die nur zur Parade getragene Rabatte zeigte diese Farbe (ebenso der Besatzstreifen der Mütze). Statt der Schulterklappen wurden Epauletten mit Nummer oder Namenszug getragen.

Husar aus dem Leib-Garde-Husaren-Regiment um 1880. Nach einer aquarellierten Zeichnung von Carl Röchling. Entnommen aus: Martin Lezius, Das Ehrenkleid des Soldaten, 1936, S. 355.

Die Uniform der Husaren zeigte noch unter Kaiser Wilhelm II. ungarische Trachtenelemente und war im Verhältnis zu den anderen Waffengattungen bzw. Kavalleriespezies überaus bunt. Ab 1850 trugen alle Husaren-Regimenter Pelzmützen, die Garde-Husaren und Husaren-Regiment Nr. 3 waren bereits im Jahre 1843 damit ausgestattet worden. Die bisherigen Flügelmützen  wurden an die Landwehr-Kavallerie abgegeben. 1853 erfolgte dann die Einführung der Attila, einem Rock mit 5 Schnurreihen auf der Brust. Die Pelze entfielen, blieben jedoch für Leib-Garde-Husaren etatmäßig. Einige Regimenter erhielten diese aber später von ihren Inhabern zum Geschenk: Nr. 1, 2, 3, 8, 12, 13, 15, 16. Die Attila blieb bis 1914 im Grunde unverändert und war der Farbe nach Regimentern verschieden. Der abgerundete Kragen und die Ärmelaufschläge waren in der Grundfarbe der Attila gehalten. Sie wurde nicht durch Knöpfe, sondern durch Schlaufen und Knebel geschlossen.  An der Attila wurden keine Achselklappen, sondern  doppelt bzw. dreifach gelegte Plattschnüre (teilweise mit Namenszügen) getragen. Die Mützen  waren farblich nach Regimentern unterschiedlich. Pelzmützen wurden für alle Husaren-Regimenter ab 1850 üblich. Die Pelzmützen bestanden aus geschwärztem Seehundfell. Vorn wurde an der Pelzmütze das weiß- oder geldmetallene Vaterlandsbandeau getragen. Oben war das Feldzeichen und bei Paraden der Haarbusch befestigt. Ab 1903 war der Busch an der Pelzmütze nicht mehr hängend, sondern stehend. Seit 1912 waren die Offizierspelzmützen aus Opossumfell (vorher Otterfell) zu fertigen. Das Bandolier war bei den Husaren weiß, es hielt den schwarzen Kartuschkasten ohne Deckelverzierung. 

Rittmeister aus dem preussischen Zieten-Husaren Regiment Nr. 3 um 1890. Nach einer aquarellierten Zeichnung von Carl Röchling. Entnommen aus: Martin Lezius, Das Ehrenkleid des Soldaten, 1936, S. 355.

Die bayerischen Chevaulegers trugen stahlgrüne zweireihige Waffenröcke mit abgerundeten Kragen und einfachen Ärmelaufschlägen. Die Schulterklappen hatten keine Abzeichen. Zur Parade wurde ähnlich wie bei den Ulanen eine Paraderabatte aufgeknöpft. Diese zeigte wie Kragen Ärmelaufschläge, Vorstöße und Schwalbennester die Abzeichenfarbe des Regimentes. Die 7. Chevauleger hatten weiß als Abzeichenfarbe. Je zwei Regimenter teilten sich jeweils eine Abzeichenfarbe und unterschieden sich dann durch das Metall der Knöpfe usw. Die Tuchhose waren - ebenso wie die Mütze – stahlgrün und hatte Besatzstreifen in der Abzeichenfarbe. Die Reithose hatte einen ledernen Einsatz.

Zu den Anzugsarten der Kavallerie. Entnommen aus: Frhr. v. Maltzahn, Handbuch für den Einjährig-Freiwilligen sowie für den Reserve- und Landwehr-Offizier der Kavallerie, Berlin 1914, S. 78 ff.

Pioniere aus dem Pionier-Bataillon Nr. 3 mit einer provisorischen Ponton-Brücke. Um 1890. Nach einer aquarellierten Zeichnung von Carl Röchling. Entnommen aus: Martin Lezius, Das Ehrenkleid des Soldaten, 1936, S. 355.

Die Pioniere trugen als Friedensuniform den dunkelblauen Waffenrock mit schwarzen Kragen und Ärmelaufschlägen (schwedisch). Kragen und Ärmelaufschläge waren rot vorgestoßen, ebenso hatte der Waffenrock vorn herunter und an den Taschenleisten rote Vorstöße. Knöpfe und Tressen waren silbern, ebenso der Helmbeschlag.

Kanoniere am Geschütz. Die Soldaten stammen aus dem Pommerschen Feld-Artillerie-Regiment Nr. 2 um 1890. Nach einer aquarellierten Zeichnung von Carl Röchling. Entnommen aus: Martin Lezius, Das Ehrenkleid des Soldaten, 1936, S. 362.

Die Feldartillerie trug dunkelblaue Mützen und ebensolche Waffenröcke wie die Infanterie, allerdings schwarzen Besatzstreifen an der Mütze und schwarzen Kragen bzw. (schwedischen) Ärmelaufschlägen. Knöpfe waren tombaken, die Tressen golden. Die dunkelblaue Reithose hatte einen schwarzledernen Einsatz, die dunkelblaue Tuchhose einen ponceauroten seitlichen Vorstoß. Das Lederzeug war weiß, das Schuhzeug geschwärzt. Berittene trugen Kavalleriestiefel (mit Sporen), Fußmannschaften Infanteriestiefel.   Seit 1890 hatten auch die fahrenden Abteilungen der Linien-Feldartillerie schwedische Ärmelaufschläge, seit 1899 erhielten die Achselklappen der Feldartillerie die jeweilige Korpsfarbe. Das zum 10. Armeekorps gehörige Feld-Artillerie-Regiment hatte ab dann weiße Achselklappen (mit roter Granate und Regimentsnummer).  Der Mantel der Feld-Artillerie war grau mit Schulterklappen wie am Waffenrock und hatte schwarze Kragenpatten.

Fahrende Batterie der (preußischen) Feldartillerie im Manöver. Nach einer originalen Chromolithographie. Zeichnung von Carl Becker. Verlag M. Beeger/ Stuttgart.

Die Fußartillerie trug dunkelblaue Waffenröcke mit schwarzen Kragen und brandenburgischen Ärmelaufschlägen. Deren Patten waren blau. Die weißen Achselklappen zeigten die Regimentsnummer, bei dem Garde-Fußartillerie-Regiment und dem Lehr-Regiment der Fußartillerie Namenszüge. Letztere hatten auch gelblkamelgarnene Litzen mit Kapellen am Kragen und auf den Patten der Ärmelaufschläge. Der Helm der Fußartillerie unterschied sich von dem Helmtyp der Feldartillerie durch flache Schuppenketten.

Der Train trug den Waffenrock aus dunkelblauem Tuch mit hellblauen Kragen, (schwedischen) Ärmelaufschlägen und Vorstößen. Die Schulterklappen waren hellblau mit roter Bataillonsnummer. Die Bein- und Fußbekleidung entsprach der der Feldartillerie. Lederzeug war für Berittene weiß, für Fußmannschaften schwarz. Der Waffenrock der sächsischen Train-Bataillone war kornblumenblau mit schwarzen Abzeichen. Seit 1903 trug der Train auch die Pickelhaube, vorher den Tschako. Das Garde-Train-Bataillon trug als Helmwappen den gelben Garde-Adler mit weißem Stern des schwarzen Adler-Ordens, dazu gelbe, gewölbte Schuppenketten und zur Paradeuniform einen weißen Haarbusch. Die Kartusche zeigte den Gardestern aus Messing. Der bayerische Train hatte dunkelblaue Reit- und Tuchhosen (mit rotem Vorstoß). Der Helm war das Muster der schweren Reiter mit gelbem Beschlag. Der Helm hatte einen eckigen Schirm. Ansonsten entsprach die Uniform der der preußischen Train-Bataillone. Offiziere trugen Bandolier, Kartuschkasten, Säbel und Koppel wie bei der bayerischen Feldartillerie.

Ankunft von Proviant bzw. Futter im Lager. Nach einer originalen Chromolithographie. Zeichnung von Richard Knötel. Spamersche Buchdruckerei/ Leipzig. Zu sehen sind überwiegend Kürassiere verschiedener Regimenter mit einem Zahlmeister-Aspiranten (vorn rechts).

Das gemeinsame Abzeichen des deutschen Heeres war (ab dem 22.03.1897) die deutsche Kokarde, die vom Rande zur Mitte die Farbenfolge: schwarz-weiß-rot hatte. Die Reichskokarde wurde am Helm, Tschako, Tschapka usw. immer rechts bzw. an der Schirm-/ Dienstmütze oberhalb des farbigen Besatzstreifens getragen. Links an der Kopfbedeckung bzw. auf dem farbigen Besatzstreifen der Schirm-/ Dienstmütze wurde die jeweilige Landeskokarde getragen. Eine eigene Landeskokarde hatten: Anhalt, Baden, Bayern, Braunschweig, Bremen, Hamburg, Hessen, Lippe, Lübeck, Mecklenburg, Oldenburg, Preußen, Reuß, Sachsen, Sachsen-Weimar, Sächsische Herzogtümer, Schaumburg-Lippe,  Schwarzburg-Rudolfstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Waldeck und Württemberg.

Infanterie des Reichsheeres. Links vorn Fahnenträger. Ganz rechts: sächsischer Infanterist. Aquarellierte Zeichnung von Knötel. Nach einem älteren Druck.

Die Fahnenträger trugen seit 1898 einen Ringkragen mit Kette. Dieser war bei jedem Dienst mit Helm (Tschako usw.) anzulegen. Der Schmuck der Ringkragen war bei Garde und Linie verschieden. Am rechten Oberarm des Waffenrockes trugen Fahnen- und Standartenträger eine Ärmelstickerei (zwei gekreuzte Fahnen mit Namenszug und Krone). Ferner bestand die Bewaffnung aus einem  besonderen (gekürzten) Seitengewehr. Das Seitengewehr ähnelte dem Infanterie-Offiziersdegen und wurde in einer Säbeltasche an einem Überschnallkoppel aus Leder getragen. Fahnenträger waren Unteroffiziere.

Spielleute trugen als gemeinsames Kennzeichen sogenannte Schwalbennester. Neben den Schwalbennestern trugen die Spielleute usw. die üblichen Abzeichen ihres Dienstgrades. Durfte eine Formation zur Paradeuniform Haarbüsche anlegen, waren diese für die Spielleute usw. rot. Bei den Gardeformationen hatten die Schwalbennester Fransen.

Spielleute des Hessischen Infanterie-Regiments Prinz Carl Nr. 118 um 1890. Nach einer aquarellierten Zeichnung von Carl Röchling. Entnommen aus: Martin Lezius, Das Ehrenkleid des Soldaten, 1936, S. 353.

Man unterschied verschiedene Anzugsarten: bei den Offizieren Parade-, Dienst-, kleiner Dienst-, Gesellschaftsanzug und die Zusammenstellung der Uniform zu besonderen Anlässen. Bei den Unteroffizieren und den Mannschaften gab es den feldmarschmäßigen Anzug, den Parade-, Ordonnanz-, Wachtanzug und den Anzug zu besonderen Gelegenheiten. Für Offiziere und Sanitätsoffiziere (des preußischen Heeres) regelte eine Bekleidungsvorschrift (vom 28.05.1896) den Anzug in und außer Dienst sowie bei Hofe. Ferner enthielt die Bekleidungsordnung genaue Vorgaben über die allgemeine Beschaffenheit der verschiedenen Bekleidungs-, Ausrüstungs-, Reitzeug-Stücke und Waffen der Offiziere und regelte die Abzeichen (= Unterscheidungszeichen). Dort fanden sich auch die Abweichungen für die aus den außerpreußischen Bundeskontingenten gebildeten Truppenteile.

Offiziere mussten ihre Kleidung und Ausrüstung selbst anschaffen, diese hatte regelmäßig eine bessere Qualität als die üblichen Kammerstücke der Unteroffiziere und Mannschaften. Lediglich die Eigentumsstücke (der Einjährig-Freiwilligen) konnten ein entsprechendes Niveau erreichen.  Die Schirmmütze war dunkelblau mit Schirm und hatte einen roten Besatzstreifen und Vorstoß. Der dunkelblaue Waffenrock hatte einen abgerundeten Kragen, ansonsten entsprachen die Abzeichenfarben denen der Mannschaften. Knöpfe waren gewölbt. Neben dem Waffenrock führten die Offiziere auch eine Litewka, einen Überrock, einen Paletot und einen Umhang. Die lange Tuchhose war schwarz mit rotem Vorstoß. es wurden auch Stiefelhosen getragen ohne Vorstoß. Ferner gab es lange weiße Hosen (Leinen/ Segeltuchstoff) und Galahosen mit 3 cm breiten roten Streifen. Der Bekleidungsordnung von 1911 folgend bestand der Helm der Offiziere aus schwarz lackiertem Leder. Er sollte den Hinterkopf - ohne hinüber zufallen  - voll bedecken, der untere Rand hatte dabei einen Abstand von etwa 3 cm über den Ohren einzuhalten. Zierrat, Beschläge und Haarbuschtrichter waren - je nach Knopffarbe - vergoldet oder versilbert. Der Zierrat (= Helmbeschlag) lag mit seinem unteren Rand dicht über dem Augenschirm auf. Der Aufsatz (glatte Spitze, Spitzenhals mit Teller)  wurde durch 4 vergoldete Sternschrauben auf dem Helmkopf befestigt. Die Aufsatzspitze war - außer beim 1. Garde-Regiment zu Fuß – glatt. Dessen Offiziere führten die sechskantig ausgekehlte Spitze der Generale und hatten versilberte Sterne. Die Lüftungsvorrichtung in der Hinterschiene war freigestellt. Die Schuppenketten waren vergoldet, nur beim 1. Garde-Regiment zu Fuß versilbert. Die heruntergeschlagenen Schuppenketten durften nicht bis unter die Kinnbacken reichen und mussten dabei glatt am Gesicht liegen, wobei die Schnalle dabei in Höhe des linken Unterkiefers saß. Links am Helm war die betreffende Landeskokarde, rechts die deutsche Reichskokarde befestigt. Das rote Mittelfeld der letzteren musste so groß sein, dass es bei darauf liegender Schuppenkette deutlich sichtbar blieb. Der Paradebusch bestand aus weißem oder schwarzem Büffelhaar. Der Trichter war glatt, die Nadel hatte einen  verzierten Knopf.  Der Busch schnitt bei den Fußtruppen mit dem oberen Rande der Helmschirme ab. Der Vorderschirm des Helmes war grün, der Hinterschirm rot gefüttert. Das eigentliche Futter  bestand regelmäßig aus Seidenrips.  Das den Offizier vor 1914 eigentlich charakterisierende Kleidungsstück war aber der Überrock, der dem bürgerlichen Gehrock nachgebildet war8.  Obwohl bereits seit 1843 abgeschafft, bestimmte diese praktische Oberbekleidung das äußere Erscheinungsbild des Offiziers im täglichen Dienst.  

Bei der Kavallerie und der (reitenden) Feldartillerie wurden den Leutnants/ Oberleutnants Pferde überwiesen, die im Laufe der Zeit in deren Eigentum übergingen. Die Offiziere der fahrenden Batterien der Feldartillerie bekamen Dienstpferde. Die Kavallerie überwies dem Train besondere Offizierspferde. Die restlichen - rationsberechtigten - Offiziere mussten sich die Pferde selbst anschaffen, erhielten aber Pferdegelder. Höhere Offiziere mussten sich die Pferde auch selbst anschaffen, bekamen aber keine Zuschüsse. Soweit bei den Fußtruppen die Offiziere beritten waren, trugen diese hohen Stiefel, den Degen stets am Pferd. Bei der Infanterie galten in Preußen aber nur die Stabsoffiziere, Adjutanten und Hauptleute (ab 1888) als dienstlich beritten. Nur diese führten auch eine Paradeüberdecke, die übrigen benutzten eine Dienstdecke zum Unterlegen (anders z. B. bei der Infanterie in Sachsen, auch anders bei der Kavallerie). Die Paradeüberdecken zierten oft besondere Embleme, insbesondere bei den Gardeformationen. Seit 1875 gab es in der preußischen Armee ein einheitliches Reitzeug mit braunen Lederteilen für Offiziere. Abkommandierungen zum Reitunterricht bei Offiziers-Reitschulen (Hannover) waren möglich. 

Hinweis: Zur Einführung (1907) der feldgrauen Uniform und deren Entwicklung bis 1918 siehe die allgemeine Darstellung unter dem Schwerpunkt: Der Erste Weltkrieg.

Fußnoten:

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