Die Uniformen der altpreußischen Infanterie im Jahre 1729.

Vorbemerkung

Bei den Dessauer Spezifikationen von 1729 und 1737 handelt es sich es sich um fürstliche Geburtstagsgeschenke, nämlich des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau (03.07.1676 in Dessau; † 09. 04.1747 ebendort an König Friedrich Wilhelm I. (Regierungszeit: 1713-40).

Die hier gezeigten Fotos entstammen einer Schwarz-Weiß-Foto Serie von der vermutlich letzten existierenden Kopie des Originals, hergestellt von dem Kunstmaler Fresenius (1902) und zuletzt im Archiv Bleckwenn/ Münster bzw. nunmehr in der entsprechenden Stiftung des Wehrgeschichtlichen Museum/ Rastatt der Bundeswehr.

Die vorgenannte Fotoserie stammt wohl aus dem Jahre 1958 wurde dem Verfasser von Herrn Dr. Bleckwenn zur freien Verfügung überlassen.

Die Fotos wurden von dem Fotografen Gerhard Wiedemann (Berlin) gefertigt.

Die den einzelnen Abbildungen nachfolgenden erklärenden Texte stammen von Richard Knötel in seinen Mittheilungen zur Geschichte der militärischen Tracht.

Zur Uniformierung der altpreußischen Infanterie in dieser Periode wird ergänzend auf den separaten Beitrag: Die preußische Armee unter Friedrich Wilhelm I. (1713 - 40) - Kapitel 16 - Der bunte Rock (Die Infanterie) verwiesen.

Besprechung der Dessauer Spezifikation von 1729 in Bezug auf die Infanterie

Mit der Dessauer Spezifikation von 1729 (DS 29) verfügen wir über die älteste bildliche Seriendarstellung über das altpreußische Heer. Neben den stammesgeschichtlichen Texten, die Vorbild und Grundlage für alle weiteren Stammlisten der preußischen Armee im 18. u. 19. Jhdt. sein sollten, begründete die Dessauer Spezifikation von 1729 auch die Tradition der schematischen Uniformdarstellung, die im Gegensatz zur figürlichen Darstellung steht. Die DS 29 listete neben den Kürassieren und Dragonern auch 31 Regimenter zu Fuß (Infanterie) auf, die den Schwerpunkt der altpreußischen Armee darstellten.

Liste der Infanterie-Regimenter in der DS 29 und 37.

Neben den schon erwähnten stammesgeschichtlichen Texten wurde je Regiment das entsprechende Feldzeichen (Fahne bzw. Standarte) und die Montur der Gemeinen abgebildet, im Falle der Infanterie der Rock, die Weste und die Kopfbedeckung, bei den Musketier-Regimentern (No. 1 - No. 27) der Hut, bei den Füsilier-Regimentern die Füsiliermütze. Neben dem Hut bzw. der Füsiliermütze wird auch auch die entsprechende Grenadiermütze gezeigt.

Der Rock der Infanterie war von dunkelblauer Grundfarbe und war bei den meisten Regimentern mit Rabatten ausgestattet, auch Klappen genannt. No. 3, 5 und 21 hatte Röcke ohne Rabatten. Der Kragen findet sich erst bei drei Regimentern, und zwar bei No. 3, 6 (Königs-Regiment) und 30.

Der Ärmelaufschlag ist in der Hauptsache der runde, geschlossene, sogenannte preußischen Ärmelaufschlag, der in schlichter Form von der Hälfte der Regimenter getragen wird, die restlichen Regimenter haben entweder eine Ärmel­patte, welche rot vorgestoßen ist, oder verschiedenartigen und farbigen Borten- und Schleifenbesatz.

Bei den Regimentsabzeichen dominiert die Farbe "Rot". Rabatten, Ärmelaufschläge und Kragen - falls vorhanden - sind zumeist rot, nur das Regiment. No. 12 hat Rabatten und Ärmelaufschläge, die (hell)­ paille sind, während No. 1 diese in weißer Farbe führt. No. 21 hat dunkelblaue Ärmelaufschläge (keine Rabatten!) und No. 29 hat Röcke, die einen dunkelblauen Ärmelaufschlag und dunkelblaue Rabatten aufweisen.

Die Ärmelaufschläge der Röcke der Infanterie nach der DS 29. Skizze vom Verfasser.
Zum Vergleich: Die Ärmelaufschläge der Röcke der Infanterie nach der DS 37. Skizze vom Verfasser.

Die Schossumschläge sind durchgehend rot, zeigen also das (dunklere) Rot des Rockfutters. Gehalten werden sie in der Regel durch einen Tuchfleck. Einige Regimenter haben einen Tuchfleck, sondern schlicht einen Knopf. Da sich die Regimenter insofern stark ähneln, bestehen die maßgeblichen Unterschiede in der Uniformierung in einem unterschiedlichen und verschiedenfarbigen bzw. - gemusterten Schleifen- und Bortenbesatz.

Viele Regimenter haben eine ähnliche Verteilung der Schleifen, so ist folgender Besatz bei einer Anzahl von Regimentern üblich: je 2 Schleifen unter den Rabatten und je 1 Schleife in der Taille. Hinzukommen häufiger 2 Schleifen auf den Ärmelaufschlägen.

Zwei Regimenter, nämlich No. 22 und No. 29 haben eingefasste Rabatten.

Schleifen- bzw. Bortenbesatz nach der DS 29 und 37. Skizze vom Verfasser.

Neben dem Rock wird auch die Weste abgebildet, die entweder rot, ocker-paille oder weiß ist. 12 Regimenter haben rote Westen, 10 Regimenter paille Westen, während die restliche neun Regimenter weiße Westen haben. Die Zahl der Knöpfe beträgt 12 und 14, wobei die Zahl 12 dominiert. Nur das Königs-Regiment hat lediglich 6 Knöpfe auf der Weste. Interessant ist, dass ein Regiment, nämlich No. 10, eine weiß eingefasste Weste hat, die sonst rot ist. Auf der Weste befinden sich auch 12 weiße Schleifen (Litzen), was außergewöhnlich ist. Bei drei Regimentern sind die Westenärmel über den Ärmel des Rockes gestülpt (No. 21, 29 und 31).

Die Borten bzw. Schleifen sind unterschiedlich gemustert und verschiedenfarbig, doch finden wir oft weiße Borten bzw. Schleifen, oder die Farbkombination weiß und rot.

Übrigens sind die Knöpfe auf den Röcken immer gelb.

Die Unterkleider nach der DS 29 und im Jahre 1740 nach Jany, Bd. 1. No. 4 trug rote Unterkleider, die weiß eingefasst waren, und zwar von 1733 - 36. Die Füsilier-Regiment No. 28 - 32 verloren die in den letzten Jahren getragenen roten Unterkleider (Ordre vom 08.08.1735).

Der schwarze Hut ist weiß bordiert (gelb beim Königs-Regiment).

Wichtiges Regimentsabzeichen ist der Hutpuschel, der in der Regel mit dem der Grenadiermütze identisch ist. In der DS 29 sind zum Teil die Kordel und Quasten nicht ausgeführt. Ansonsten sind diese zumeist in der Farbgebung den Farben des Hutpuschels entsprechend.

Bei den Grenadiermützen ist das Schild, der Kranz, der Sack, die Borte und der Puschel. als Unterscheidungsmerkmal zu beachten. Nur das Königs-Regiment hat bereits ein Vollblechschild (ebenso einen geschlossenen Kranz).

Bei den übrigen Regimentern sind die Metalbeschläge mit Stoff unterlegt, hier dominiert wiederum die Farbe Rot (auch weiß und ocker-paille, No. 12 und 31 haben eine blaue Stoffunterlage). Die Farbe des Kranzes ist nicht immer mit der des Schildes identisch. Ebenso ist die Farbpalette des Mützensackes reicher, Neben rot, weiß und paille tauchen hier die Farben Blau bzw. Gelb auf  

Zum Puschel der Grenadiermütze siehe die Anmerkungen weiter oben.

Die DS 29 ist eine wichtige Quelle über die Uniformierung der altpreußischen Armee der Zeit von.1713 bis 1740.

Die Handschrift lässt den Wandel erkennen, den die preußische Armee seit dem Stilbruch (1718) in Form und Schnitt durchgemacht hat.

Die nachfolgende Handschrift, die Dessauer Spezifikation von 1737 (DS 37), zeigt neben der Montur des Gemeinen auch den Offizier, den Tambour und den Unteroffizier.

Da für die Zeit nach 1740 wesentlich mehr zeitgenössische Quellen als für die Zeit vor 1740 existieren, ist der Wert dieser beiden Uniformserien nicht hoch genug zu bewerten.

Bild fehlt in der Fotoserie.
Bild fehlt in der Fotoserie.

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