Hessische Uniformen im Jahre 1776 und 1786

Zur Entwicklung der Armee von Hessen-Kassel

Die Landgrafschaft (ab 1803 Kurfürstentum) Hessen-Kassel entstand im Jahre 1567 durch eine Erbteilung der Landgrafschaft Hessen. Von den in diesem Zusammenhang vier entstandenen Territorien verblieben im Laufe der Zeit Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt übrig. Die Herrschaft Hanau (Hanau-Münzenberger Landesteil) fiel nach dem Aussterben der Grafen von Hanau an Hessen-Kassel.

Um 1580 lebten in der gesamten Landgrafschaft ca. 250 000 Menschen.

Das Militär von Hessen-Kassel hatte eine abwechslungsreiche Geschichte.

Schon um 1600 wurde mit dem Aufbau eines sogenannten „Landesausschusses“ die Grundlage für eine inländische Streitmacht geschaffen. Es handelte um eine Milizarmee. Diese umfasste zunächst vier Regimenter zu Fuß mit insgesamt etwa 4–5.000 Mann.

Im Jahre 1608 sollen in der Landgrafschaft Hessen-Kassel - ohne Berittene - 7.150 Mann und im Jahre 1620 8.500 an Landestruppen und zusätzlich 2.000 Söldner vorhanden gewesen sein.

1631 zählte die Armee 10.000 Mann Fußvolk und 2.500 Reiter.

Zum Ende des Dreißigjährigen Krieges existierten dann bereits 13.000 Mann Fußvolk in etwa 160 Kompanien und 3.000 Reitern in etwa 75 Kompanien.

Nach 1648 wurde aber das Militär stark abgebaut.

1676 wird allerdings von der Errichtung eines stehenden Regiments mit 8 Kompanien berichtet.

Um diese Zeit kamen hessische Soldaten in Ungarn und in Dänemark als Hilfstruppen zum Einsatz.

Und dies ist ein Merkmal der hessischen Militärgeschichte, denn in der Folge kämpften die Hessen immer wieder in den Kriegen anderer Potentaten, z. B. im Kampf gegen Ludwig XIV. z. B. im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-14) oder gegen die Türken in Ungarn (1717-21).

Die Vermietung der hessischen Truppen war dann regelmäßig Anlass für eine Verstärkung der Armee bzw. Neuformierung entsprechender Truppenteile.

Auch im polnischen Thronfolgkrieg (1733-38) waren hessische Truppen beteiligt, und zwar 5 Infanterie-Regimenter (No. 2, 3, 4, 7 und 9) in einer Stärke von jeweils 800 Mann.

Zwei Regimenter davon galten ursprünglich als Reichskontingent.

In den vierziger Jahren des 18. Jahrhunderts kämpften Hessen wieder an verschiedenen Fronten, z. B. an der Seite britischer Truppen bei der Niederschlagung des sogenannten Stuart-Aufstandes (Jakobitenaufstand von 1745 = „The Forty-Five“).

Hessische Truppen in der Schlacht von Minden ( 01.08.1759 ). Kleinformatiges originales Aquarell von unbekannter Hand. Wohl 1. Hälfte des 20. Jhdt.s.

Im Siebenjährigen Krieg wurden zunächst 12000 Mann (laut Mollo: 16500 Mann) und letztlich 24000 Mann (laut Mollo: 21756 Mann) gegen Subsidien gegen die Gegner Preußens und dessen Verbündeten (Großbritannien, Hannover = Kurhannover, Braunschweig-Wolfenbüttel) eingesetzt.

Nach dem Frieden von 1763 kam es zwar wieder zu einer Verminderung der Truppenstärke, allerdings wurde die verbliebene Armee reorganisiert und modernisiert.

Truppen der Landgrafschaft Hessen-Kassel im Siebenjährigen Krieg. Übersicht entnommen aus: Kriege Friedrichs des Großen, III. Anlage 5.

Ab 1776 wurde dann das Hessen-Kassel`sche Militär in Amerika eingesetzt, und zwar zunächst 12000 und schließlich 17000 (16992) Mann. Von diesen kehrten weniger als zwei Drittel in die Heimat zurück.

Grundlage hierfür waren die Bündnisverträge mit Großbritannien anlässlich des Aufstandes der amerikanischen Kolonien gegen ihr Mutterland (siehe hierzu weiter unten).

Das hessische Kontingent umfasste nach Korn 15 Infanterie-Regimenter, 4 Grenadier-Regimenter sowie das Jäger-Korps mit zuerst 2, später 6 Kompanien und das Artillerie-Korps mit 3 Kompanien. Die Einheiten hatten aber eigentlich nur Bataillonsstärke von je 4 - 5 Kompanien. Die vorgenannten-Grenadier-Regimenter wurden aus den Grenadier-Kompanien der anderen Infanterie-Regimenter gebildet.

In den beginnenden Napoleonischen Kriegen wurde die Neutralität Hessen-Kassels von Frankreich nicht respektiert. Der Kurfürst (Wilhelm I.) war dem Rheinbund nicht beigetreten. Er trat aber auch nicht einem Bündnis mit Preußen bei. Die Folge war die französische Besetzung des Kurfürstentums und die Absetzung des Kurfürsten. Hessen-Kassel wurde schließlich dem neu entstandenen Königreich Westfalen zugeschlagen (Dekret vom 18. August 1807). Die Armee war vom Kurfürsten mit 01.11.1806 beurlaubt worden.

Offizier und Grenadier aus dem I. Bataillon Garde. Vorlage: originale Zeichnung von Fritz Kredel (früher Archiv Bleckwenn/ Münster). Der Offizier trägt die üblichen Abzeichen eines Offiziers des 18. Jahrhunderts, den Ringkragen, die Schärpe, den Degen nebst Portepee (und den Stock), nur das Sponton fehlt. Dies wurde auch in Amerika nicht getragen. Dort führten die Offiziere auch bald Kurzmusketen mit Bajonett mit sich.

Zur Uniformierung der Infanterie

Die Uniformen der Infanterie folgten dem preußischen Muster.

Auch die Grenadiermützen ähnelten dem preußischen Modell. Die Mützenschilder waren ganz in Blech ausgeführt.

Das Leib-Regiment hatte letztere im Jahre 1766 bekommen und trug sie bis 1775.

John Mollo beschreibt die Mütze der hessen-kassel`schen Grenadiere wie folgt: " Grenadiermützen preußischen Stils bestanden aus einem festen Stoff, der von drei Stützen aus Walfischknochen seine Form erhielt und mit einem Kammgarnstoff überzogen war. Die Frontplatte, aus demselben Material wie Knöpfe, war 25,4 cm hoch und am Fuß 22,9 cm breit. Hinten war die Mütze im unteren Teil ebenfalls aus Metall. Das Ganze wurde von einer Kammgarnquaste in der Regimentsfarbe gekrönt. Grenadieroffiziere trugen Hüte statt der Mützen" (John Mollo/ MacGregor, Uniformen des Amerikanischen Unabhängigkeits-Krieges, 1975, S. 172).

Die Musketiere trugen den üblichen Hut und die Füsiliere entsprechende Mützen nach preußischer Art.

Grenadier vom Infanterie-Regiment Graf v. Hessenstein im Jahre 1749. Knötel, Uniformkunde, Band XVI., No. 19.

Die Grundfarbe der Uniform war blau mit verschiedenfarbigen Abzeichen.

Die blauen Röcke hatten brandenburgische Ärmelaufschläge.

Die Hosen waren blau, ab 1750 nahmen sie die Farbe des Kamisols an. Unterschiedliche Farben von Kamisol und Hosen waren z. B. in Preußen nicht üblich.

Alle Dienstgrade trugen schwarze Gamaschen.

Die Halsbinden der Offiziere waren weiß, die der Mannschaften rot.

Offiziere und Unteroffiziere hatten wildlederne Handschuhe.

Das Portepee war rot-silber-rot.

Die Unteroffiziere hatten an der Kopfbedeckung weiße Puschel (innen rot) und an der Uniform Litzenbesatz.

1784 (1786) bekamen die Grenadiere - nach britischem Vorbild - Bärenfellmützen.

Zur Ausrüstung gehörten auch Felltornister und ein Brotbeutel aus Leinen.

Uniformierung der Landgräflichen Hessen-Casselischen Truppen 1765, Entnommen aus den originalen Mitteilungen zur Geschichte der militärischen Tracht. Rathenow 1895. (Beilage zum VI. Band, S. 34 ff.).
Uniformierung der Landgräflichen Hessen-Casselischen Truppen 1765, Entnommen aus den originalen Mitteilungen zur Geschichte der militärischen Tracht. Rathenow 1895. (Beilage zum VI. Band, S. 34 ff.).
Text entnommen aus den originalen Mittheilungen zur Geschichte der militärischen Tracht. 1895 (No. 9).
Übersicht entnommen aus den originalen Mittheilungen zur Geschichte der militärischen Tracht. 1895 (No. 9).
Offizier aus dem Infanterie-Regiment v. Bose bzw. v. Trümbach und Tambour vom Infanterie-Regiment v. Knyphausen. Vorlage: originale Zeichnung von Fritz Kredel (früher Archiv Bleckwenn/ Münster). Die Tamboure hatten mit rot-weißer Litze geschmückte Röcke. Auch das Trommelbandelier war mit rot-weißer Litze eingefasst. Eigentlich trugen sie Lederschürzen (hier nicht dargestellt). Die Trommelreifen waren in den hessischen Landesfarben angestrichen und die Trommel selbst zeigte den hessischen Wappenlöwen.

Zur Entwicklung und Uniformierung der Jäger bzw. leichten Infanterie

Der Ursprung des hessischen Jäger geht nach Böhm bis auf den Dreißigjährigen Krieg zurück. Nach dem Siebenjährigen Krieg waren 4 Kompanien zu Fuß und 2 Kompanien zu Pferd vorhanden.

Dieser Bestand wurde auf bis auf einen kleinen Rest aufgelöst.

Für den Einsatz in Nordamerika wurde die Jäger aber wieder auf 6 Kompanien aufgestockt, darunter 1 Kompanie zu Pferd.

Das Jäger-Korps bewährte sich im Nordamerika im besonderen Maße und übernahm sehr schnell die amerikanische bzw. indianische Kampfweise. Die aus Jäger und Forstleuten bestehende Einheit war besonders wegen ihrer Schießfertigkeit bzw. Treffsicherheit beim Gegner befürchtet.

Zum Einsatz der hessischen Jägerwaffe im Amerika heißt es bei John Mollo: "An Stelle der Leichten Infanterie des Regiments traten die Jäger-Kompanien, manchmal auch "Chasseurs" genannt, was aber beides dasselbe bedeutet. Es waren berittene oder unberittene leichte Truppen, die sich aus Jägern, Wildhütern und Förstern rekrutierten und die mit Gewehren bewaffnet waren. Da sich herausgestellt hatte, dass sie gegen die amerikanischen Schützen besonders wirksam waren, wurde unmittelbar nach der Schlacht von Long Island eine Anforderung nach mehr Jägern nach London geschickt. In einem Sondervertrag vom Dezember 1776 erhöhte der Landgraf von Hessen-Kassel die Quote an Jägern von 260 auf 1067, vorausgesetzt jedoch, dass man genügend "erfahrene Jäger und gute Schützen" auftreiben könne" (John Mollo/ MacGregor, Uniformen des Amerikanischen Unabhängigkeits-Krieges, 1975, S. 27). Ihre Bewaffnung soll aber den amerikanischen Gewehren unterlegen gewesen sein.

Die Uniform war traditionell grün, d. h. der Rock, die Weste und die Hose hatten eine grüne Grundfarbe. Aufschläge, Rabatten und Kragen waren karmesinrot. Die Unterkleider waren ursprünglich rot, nach dem Einsatz in Amerika wurde diese Farbe wieder eingeführt.

Die schwarzen Stiefeletten wurden - nach Kannik - in Amerika durch braune Ledergamaschen getauscht. Die Jäger zu Pferd hatten Stiefel.

Im Jahre 1786 wurde erneut ein Feldjägerkorps aufgestellt, welches letztlich 4 Kompanien umfasste.

Ferner entstanden in der Folge verschiedene Truppenteile leichter Infanterie, z. B. das Leichte Infanterie-Bataillon Lenz, ein Füsilier-Bataillon und ein neu errichtetes Jäger-Bataillon mit 2 Kompanien. Letzteres ging 1798 im Feldjäger-Korps auf.

Das Leichte Infanterie-Bataillon Lenz erhielt eine am englischen Vorbild orientierte grüne Uniform mit einem schwarzen Kaskett als Kopfbedeckung. An diesem wurde eine weiße Plumage mit roter Wurzel getragen.

Mützenblech einer Grenadiermütze des I. Bataillons Garde. Vorlage: originale Zeichnung von Fritz Kredel (früher Archiv Bleckwenn/ Münster).

Depotbataillone und Land-Regimenter

In der Zeit von 1792 - 95 existierten zwei Depot-Bataillone. Diese dienten dem Personaleinsatz und Ausbildungszwecken.

Unteroffizier aus dem Land-Regiment Hanau. Zeitgenössischer kolorierter Kupferstich.

1794 (bis 1806) gab es auch in der Nachfolge der Garnisonformationen sogenannte Landregimenter.Diese sollten die Idee eines Volksaufgebotes beleben und für die Landesverteidigung aktivieren. So entstanden u. A. 27 Bataillone des Landes-Ausschusses. Um 1798 trugen die Landregimenter (nach Böhm) blaue Röcke und Aufschläge mit ponceauroten Unterkleider, ein blau-weißes Cordon, schwarze Hüte, paille Unterkleider und unterschiedliche Unterkleider (Böhme).

Mützenblech einer Grenadiermütze des Leib-Regiments. Vorlage: originale Zeichnung von Fritz Kredel (früher Archiv Bleckwenn/ Münster).
Mützenblech einer Grenadiermütze wohl aus dem Regiment von Huyen oder con Knyphausen. Vorlage: originale Zeichnung von Fritz Kredel (früher Archiv Bleckwenn/ Münster).
Patronentaschenblech aus dem Regiment v. Bose oder Erbprinz. Vorlage: originale Zeichnung von Fritz Kredel (früher Archiv Bleckwenn/ Münster).

Zur Entwicklung und Uniformierung der Kavallerie

Die Armee von Hessen-Kassel umfasste auch Kavallerie, und zwar folgende Einheiten (1765):

Garde du Corps

Regiment Gensdarmes

Erbprinzliches Kavallerie-Regiment

Wolfisches Kavallerie-Regiment

Schlotheimisches Kavallerie-Regiment

Leib-Dragoner-Regiment

Prinz Friedrich`s Dragoner-Regiment

Husaren-Korps

Die schwere Reiterei trug weiße Röcke bzw. Kollets.

Im Jahre 1765 wurden die beiden Kavallerie-Regimenter Schlotheim und Erbprinz kombiniert und zu einem Dragoner-Regiment umgeformt.

Die Uniform dieser Formation bestand - wie üblich für die Dragoner - aus hellblauen Röcken. Das vorgenannte Regiment hatte schwarze Rabatten und Ärmelaufschläge.

Im Jahre 1774 wurde aus den ehemaligen Angehörigen des Regiments Erbprinz ein Karabiniers-Corps gebildet.

Zur Uniformgeschichte der Hessen-Casselschen Dragoner. Beitrag entnommen aus: Mitteilungen zur Geschichte der militärischen Tracht. Rathenow 1897. (No. 5).
Zur Uniformgeschichte der Hessen-Casselschen Dragoner. Beitrag entnommen aus: Mitteilungen zur Geschichte der militärischen Tracht. Rathenow 1897. (No. 5).
Zur Uniformgeschichte der Hessen-Casselschen Dragoner. Beitrag entnommen aus: Mitteilungen zur Geschichte der militärischen Tracht. Rathenow 1897. (No. 5).
Dragoner aus dem Regiment des Grafen Insenburg (Nr. 6). Um 1748. Gemälde von David Morier. Bildzitat aus: A. E. Haswell Miller/ N. P. Dawnay, Military Drawings and Paintings, London 1966, Nr. 94.

Auch die Uniformierung der Kavallerie ähnelte sehr stark dem preußischen Vorbild. Allerdings machte sich durch den Einsatz in Nordamerika auch ein englischer Einfluss spürbar. So wurden die Dragoner mit englischen Dragoner-Helmen ausgestattet.

Für die Zeit von 1766 bis 1773 trug das Wolff`sche Kavallerie-Regiment Kürasse.

Das Husaren-Corps hatte 1763 hellblaue Pelze und weiße Dolmans mit goldenem Besatz erhalten.

Dragoner im Jahre 1783. Entnommen aus: Martin Lezius, Das Ehrenkleid des Soldaten, 1932, S. 226.

Zur Entwicklung der Artillerie bzw. technischen Truppen

Die hessen-kassel`sche Artillerie hatte eine sehr alte Tradition. Bereits zum Ende des 17. Jahrhunderts differenzierte man zwischen Feldartillerie und Garnison-Artillerie.

Beim Bestand an Artillerie gab es- wie bei den anderen Waffengattungen - zahlenmäßige Schwankungen. Im Jahre 1776 wurden für den Einsatz in Nordamerika zwei Kompanien geschaffen, die aber nach der Rückkehr der Truppen wieder aufgelöst wurden.

Ab 1785 wurde die Artillerie der Grafschaft Hanau integriert.

1787 wurde das Ingenieurkorps mit der Artillerie verschmolzen.

Nun war ein Regiment mit 8 Kompanien in 2 Bataillonen vorhanden, dieses wurde allerdings 1788 schon wieder umformiert.

1794 entstand eine separate schwere Brigade zu 2 Kompanien, die aber bald danach wieder aufgelöst bzw. in das Regiment Artillerie aufgenommen wurde.

Bis 1806 gab es nun ein Regiment Artillerie einschließlich einer (1796) neu geschaffenen reitenden Batterie.

In diesem Regiment dienten - auf die Kompanien verteilt - neben den Ingenieuren auch Pontonniere und Mineure.

Hans Bleckwenn urteilt über die Qualität der Truppen der Landgrafschaft Hessen-Kassel wie folgt: " Rückschauend darf man für das 18. Jahrhundert Schotten, österreichische Militärgrenzer und die Infanterie Hessen-Kassels wohl als die besten Soldaten Europas bezeichnen.. So waren die Hessen auch als Hilfs- und Soldtruppen ganz besonders gesucht und fast an jeder west- und mitteleuropäischen Verwicklung militärisch beteiligt, ohne dass deshalb Hessen-Kassel selbst immer als kriegführender Staat aufgetreten wäre. Diese Praxis funktionierte 1733/35 ebenso wie noch im Österreichischen Erbfolgekrieg 1741/48, aber nicht mehr im Siebenjährigen Kriege, der auch dem Lande selbst und seiner Bevölkerung schwerste Opfer auferlegte. Danach hatte der Landgraf die Lust zu solchen Subsidienvertägen verloren; als jedoch der Krieg in Nordamerika 1776/83 heraufzog, wandten sich die hessischen Landstände an ihn mit der Empfehlung, den von England gewünschten Soldvertrag über ein größeres Truppenkorps doch abzuschließen. Denn das arme, z. T. unwirtliche Land hatte inzwischen mangels laufender Verträge seine brotlosen Söhne ins Ausland gehen sehen - und tatsächlich kehrten sie z. B. aus den Regimentern der Niederlande sofort zurück, als Hessen-Kassel mit England Geld wieder stärkere eigene Verbände aufstellt. Weiter waren die eingehenden Gelder den Landständen sehr erwünscht, um die Schuldenlast zu erleichtern, die seit der Ausplünderung durch die Franzosen 1757/62 allzu sehr drückte. All das muss bedacht werden, um das Subsidienwesen gerade dieses Staates sachgemäß beurteilen zu können" (Hans Bleckwenn, Reiter, Husaren und Grenadiere. Die Uniformen der Kaiserlichen Armee am Rhein 1734. Dortmund 1989, S. 65).

John Mollo äußert sich zu den inneren Strukturen des hessischen Kontingents in Amerika wie folgt: "Die beiden größten Truppenkontingente, nämlich aus Hessen-Kassel und Braunschweig, waren sich, wenn schon nicht in der Qualität, so doch im äußeren Erscheinungsbild ähnlich. Die Mannschaftsdienstgrade der Hessen-Kasselschen Einheiten, die den größten Teil aller nach Amerika entsandten deutschen Truppen ausmachten, waren in der Mehrzahl aktive Soldaten, von denen viele während des Siebenjährigen Krieges gedient hatten, obschon in den letzten Kriegsjahren die Zwangsaushebung und Aushebungsmannschaften notwendig wurden. Die Offiziere waren durchweg Berufssoldaten und schon zum Teil in Kriegseinsatz gewesen. Eine ganze Anzahl von ihnen waren Angehörige des niederen Adels und scheinen eine recht gute Erziehung genossen zu haben, wenn sich auch ihre mangelhaften Englischkenntnisse in Amerika als ein Hindernis erweisen sollten.

Die Truppen aus Hessen-Kassel waren die einzigen, die als geschlossene Einheit mit eigenen Generälen eingesetzt wurden, und sie durften, gemäß den vertraglichen Abmachungen, nur im Notfall getrennt werden. Jedes Infanterie-Regiment bestand aus zwei Bataillonen, und zwar je einem Füsiliere und Musketiere (eine Unterscheidung die lediglich nominell war) sowie etwa 120 Grenadieren, verteilt auf beide Bataillone. Entsprechend der damaligen britischen Sitte wurden die Grenadiere in zwei Bataillone zusammengefasst" (John Moll/ Malcolm MacGregor, Uniformen des Amerikanischen Unabhängigskeits-Krieges, 1975, S. 27).

Abbildungen entnommen aus: Deutsche Uniformen. Album: Zeitalter Friedrichs des Großen, Dresden. (Knötel d. J.).
Abbildungen entnommen aus: Deutsche Uniformen. Album: Zeitalter Friedrichs des Großen, Dresden. (Knötel d. J.).
Abbildungen entnommen aus: Deutsche Uniformen. Album: Zeitalter Friedrichs des Großen, Dresden. (Knötel d. J.).

Handschrift 195-6 (Staatsarchiv Marburg) um 1776 (hier nicht vollständig, es fehlen Kavallerie-Einheiten)

Hessische Kavallerie-Einheiten aus einer Handschrift aus dem Jahre 1786.

Quellen

Böhm, Uwe Peter, Hessisches Militär. Die Truppen der Landgrafschaft Hessen-Kassel 1672 - 1806, Beckum 1986.

Böhm, Uwe-Peter, Ein Grenadier-Mützenschild von Hessen-Kassel aus der Zeit Landgraf Friedrich II (1760-1785), in: Zeitschrift für Heereskunde, 1986, S. 29 ff.

Böhme, H. G., Die Wehrverfassung im 18. Jahrhundert bis zum 7-jährigen Krieg, Kassel-Basel 1954.

Hildebrand, Erich, Das Regiment Erbprinz von Hessen-Cassel im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde, 1984/85, S. 183 ff.

Kannik Preben. Uniformen in Farben, Berlin 167, Nr. 82, 136 und 156.

Kapp, Friedrich, Der Soldatenhandel deutscher Fürsten nach Amerika, Berlin 1874.

Knötel, Richard, Sieg, Herbert, Handbuch der Uniformkunde. Die militärische Tracht in ihrer Entwicklung bis zur Gegenwart, Nachdruck 1971, S. S. 121 ff.

Korn, Hans-Enno, Fahnen und Standarten der Landgräflich Hessen-Kassel`schen Truppen im Amerikanischen Unabhängigskeitskrieg 1776 - 1783, Sonderdruck aus der Zeitschrift für Hessische Geschichte 1976/77.

Lowell, Edward J., Die Hessen und die andern deutschen Hilfstruppen im Kriege Gross-Britanniens gegen Amerika 1776 - 1783, Braunschweig und Leipzig 1902.

Mollo, John/ MacGregor, Malcom. Uniformen des Amerikanischen Unabhängigkeits-Krieges, 1975.

Muhsfeldt, Th. Hessen-Kassel`sche Uniformen, in: Mitteilungen zur Geschichte der militärischen Tracht, 1895 (No. 1), S. 1 ff.

Ortenburg, Georg, Das Militär der Landgrafschaft Hessen-Kassel zwischen 1783 und 1789, Potsdam 1999.

Preser, Carl, Der Soldatenhandel in Hessen, Marburg 1900.

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